Wasserschöpfräder in Fürth
In der Region waren an den Flüssen Rednitz, Pegnitz und Regnitz viele Wasserschöpfräder über Jahrhunderte im Gebrauch, um die Wiesen auf den sandigen Böden zu bewässern. Auch auf dem Gebiet der Stadt Fürth gab es sie zahlreich.
Geschichte
Urkundlich belegt ist der Betrieb von Wasserschöpfrädern an der Regnitz, vermutlich sogar im Fürther Gebiet, erstmals für das Jahr 1413.[1] Nach Friedrich Marx aber soll das erste Schöpfrad erst kurz nach dem Ersten Markgrafenkrieg im Jahr 1463 erwähnt worden sein.[2] Andere Quellen sprechen jedoch von einer früheren Erwähnung. Hierbei soll es sich um ein Wasserrad im Rednitztal (die Flussnamen Regnitz und Rednitz sind früher nicht immer wie heute gebraucht worden) gehandelt haben, dass die "Kräusin" - eine so genannte Wiese - bewässerte, welches der Nürnberger Bürger Sebastian Futerer, wie dieser im Jahr 1460 angab, vom bereits 1421 verstorbenen Bamberger Domprobst bzw. Fürstbischof Albrecht Graf zu Wertheim als Mannlehen empfangen haben will.[3] Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Nürnberger im Jahr 1569 (siehe auch Fronmüller-Chronik zum Jahr 1571) die bambergisch-domprobsteiischen Schöpfräder zwischen Fürth und Vach zerstörten und als Grund vorgaben, diese würden den Fluss in Nürnberg aufstauen.[4] Sie wurden wohl wieder aufgebaut.
Der Pfinzing-Atlas von 1594 zeigt am rechten Ufer des Unterlaufs der Pegnitz ein dompröbstliches Wasserschöpfrad, das der Bauer Gürsing aus Fürth „im Bestandt“ (in Pacht) hatte. Auf einer Flusskarte vom Jahre 1624 sind vom Nürnberger Hallertürlein bis nach Fürth 17 Räder, „eines davon bereits in der Regnitz“ (also eindeutig Fürther Gebiet), dargestellt. Der Lehrer und Heimatforscher Konrad Kupfer sah 1924 zwischen Nürnberg und Fürth noch drei Räder, selbst 1928 drehte sich eines unterhalb der Poppenreuther Brücke (vermutlich ist die Ludwigbrücke gemeint).
An der Rednitz sind Schöpfräder bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts belegt. So nennt das Urbarbuch der Bamberger Domprobstei ein solches 1468 bei Dambach. Ein Wasserschöpfrad sah man bei Dambach am Gustav-Adolf-Keller noch lange, weitere Räder standen unterhalb der Dambacher Brücke, 1927 war noch eine Radstatt (Traggerüst des Schöpfrads) zu sehen. Es stand auch eines bei Weikershof am rechten Seitenarm der Rednitz. Es verschwand schon im 18. Jahrhundert, aber 1780 stand noch „das alte Gestell“ (Radstatt).
Die Regnitz war der Fluss mit den meisten Wasserschöpfrädern in ganz Europa.[5] Im Jahr 1805 zählte man von Fürth bis Hausen 160 Stück, 1895 waren es von Fürth bis Forchheim noch über 150, 1923 nur noch 100. Nach der Mitte des 20. Jahrhunderts war keines mehr in Betrieb, sie wurden entfernt. Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es ein neues Stadelner Wasserschöpfrad, eine Erinnerung an die alte Wiesenbewässerungskultur in unserem Raum.
Dauerausstellung im ehemaligen Heimatmuseum
Nachdem Anfang der 1930er Jahre die letzen Wasserschöpfräder im Fürther Raum verschwunden waren, wurde ihnen im 1938 neu eröffneten Heimatmuseum ein eigener Raum gewidmet. Dort wurden „die schönsten und lehrreichsten Photographien, statistische Tabellen und Flurkarten vereinigt, welche das Rad in seiner Anlage, seiner Stellung in der Landschaft, bei seiner Tätigkeit, dann zerlegt in der Winterruhe, nach seiner Verteilung in den Flußläufen u. s. w. zeig[t]en.” Glanzstück der Ausstellung war ein großes Modell (Maßstab 1 : 4) eines „doppelten” Schöpfrades (beide Radkränze mit Kumpfe), das in sachverständiger Arbeit von Zimmermeister Herath und Oberlehrer Byschl nebst Helfern gefertigt wurde.[6]
Staustufen
Zur Lokalisierung der früheren Standorte der längst verschwundenen Wasserschöpfräder an der Regnitz kann man am Fußweg an der Regnitz entlang zwischen Friedhof Fürth bis Stadeln heute noch an der Wasseroberfläche alte Eichen? Pfahlreihen mit Resten von Brettern als Staustufen im Fluss z. B. unter der neuen Rad- und Fußgängerbrücke s. u. Bremerstaller Brücke und der Regnitztalbrücke, der Eisenbahnbrücke in Stadeln, heute noch sehen. Diese Staustufen sind ca. 45 ° quer zum Fluss angelegt worden und leiteten die Wassermassen an die Uferseite, wo das Wasserrad eingebaut war. Mit der dadurch erfolgten Strömungsverstärkung der umgeleiteten Wassermassen mittels dieser Fluss Verengung wurde eine erhöhte Drehzahl der Wasserräder erreicht. Ein Wasserrad Foto von 1935 das sich damals an Stelle fast unterhalb der neuen Fußgänger- und Fahrradbrücke befand, zeigt heute noch den Einbauort des Wasserrades als Endpunkt mit den heute noch vorhandenen Pfostenreihe im Fluss an.
Zeitzeugenbericht
Als Schulkind erinnere ich mich noch dass in den Fünziger Jahren dass an gleicher Stelle des neuen, jetzigen Stadelner Wasserrades befindliche alte Wasserrad im Einsatz war und im Sommer von den Landwirten je nach den Wasserrechten zum Bewässern ihrer Wiesen im Regnitzgrund ausgiebig genutzt wurde. Die Bewässerung der Wiesen erfolgte in der Art, dass das Wasser vom Wasserrad über die Sammelrinne sich in einen breiten Graben ergoss, von dem dann verschiedene kleinere Gräben in alle Richtungen abgeleitet wurden. Mit Brettern wurde dann das Wasser an gewissen Stellen aufgestaut und vom immer weiter volllaufenden Hauptbewässerungsgraben staute sich das Wasser dann auf, bis die angrenzenden Wiesen ca. 5-10 cm überflutet wurden. Nach einer gewissen Zeit wurden dann die Bretter entfernt und an anderer Stelle wiederholte sich der Vorgang. Die Ausdehnung der Bewässerungsfläche war abhängig, wie viele Gräben und Verzweigungen an dieses eine Wasserrad angeschlossen war. Diese Art natürliche Bewässerung wurde dann über die heute noch sichtbaren kleinen Pumpenhäuschen maschinell abgelöst, die Wasserräder überflüssig und abgebaut.
Literatur
- Konrad Kupfer: Die fränkischen Wasserschöpfräder - Ein Beitrag zur Geschichte der Technik, Wiesenkultur und Volkskunde. Verlag von Palm & Enke, Erlangen 1931
- Konrad Kupfer: Die einstigen Wasserschöpfräder bei Fürth. In: Alt Fürth. Fürther Heimatblätter, 1938/1, 2, S. 27 - 31 (Stadtbibliothek-Signatur Z 8 1937/41)
- Barbara Ohm: Durch Fürth geführt - Band 2, Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, S. 102.
Siehe auch
Weblinks
- Möhrendorfer Wasserschöpfräder (Wikipedia)
- Wasserradgemeinschaft Möhrendorf e. V. - Homepage
Einzelnachweise
- ↑ Hans Gießberger: Die Wasserräder in der Rednitz - Erlanger Heimatbuch 1921. In: A. Schwammberger, Fürth von A bis Z (Buch) - Wasserschöpfrad, Eigenverlag der Stadt Fürth 1969, S. 385
- ↑ Friedrich Marx: "Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart. Chronik der Stadt Fürth." Druck und Verlag von Franz Willmy, Fürth 1887, S. 377
- ↑ Michel Hofmann: Quellen zur älteren Fürther Sippen-, Häuser- und Wirtschaftsgeschichte. In: Alt Fürth. Fürther Heimatblätter, 1937/3, S. 32 - 34 bzw. StABA Sign.-Nr. Rep B 80 Nr. 844
- ↑ Konrad Kupfer: Die fränkischen Wasserschöpfräder. Verlag von Palm & Enke, Erlangen 1931
- ↑ Barbara Ohm: Durch Fürth geführt - Band 2, Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, S. 102.
- ↑ Konrad Kupfer: Die einstigen Wasserschöpfräder bei Fürth. In: Alt Fürth. Fürther Heimatblätter, 1938/1, 2
Bilder
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Restauration des Wasserschöpfrades in der Regnitz bei Stadeln Urheber: Web Trefoil
Erstellungsdatum: 10. Mai 2023
Lizenz: cc-by-sa-3.0Restauration des Wasserschöpfrades in der Regnitz bei Stadeln Urheber: Web Trefoil
Erstellungsdatum: 10. Mai 2023
Lizenz: cc-by-sa-3.0Restauration des Wasserschöpfrades in der Regnitz bei Stadeln Urheber: Web Trefoil
Erstellungsdatum: 9. Mai 2023
Lizenz: cc-by-sa-3.0Reste einer alten Stauanlage für ein Wasserschöpfrad an der Bremenstaller Brücke, Dezember 2020 Urheber: Norbert Pietsch
Erstellungsdatum: 30. Dezember 2020
Lizenz: cc-by-sa-3.0Das Stadelner Wasserrad von der Regnitz aus gesehen - mit der Ortsgruppe der NaturFreunde ... Das Stadelner Wasserrad von der Regnitz aus gesehen - mit der Ortsgruppe der NaturFreunde Nürnberg-Mitte, Juli 2020
Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 22. Juli 2020
Lizenz: cc-by-sa-3.0Das Stadelner Wasserrad von der Regnitz aus gesehen - mit der Ortsgruppe der NaturFreunde ... Das Stadelner Wasserrad von der Regnitz aus gesehen - mit der Ortsgruppe der NaturFreunde Nürnberg-Mitte, Juli 2020
Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 22. Juli 2020
Lizenz: cc-by-sa-3.0Das Stadelner Wasserschöpfrad, Juli 2020 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 22. Juli 2020
Lizenz: cc-by-sa-3.0Steinerne Weiche der früheren Wasserrinne beim Wasserschöpfrad in der Regnitz bei Stadeln Urheber: Web Trefoil
Erstellungsdatum: 11. Mai 2019
Lizenz: cc-by-sa-3.0Steinerne Weiche der früheren Wasserrinne beim Wasserschöpfrad in der Regnitz bei Stadeln Urheber: Web Trefoil
Erstellungsdatum: 11. Mai 2019
Lizenz: cc-by-sa-3.0Wasserschöpfrad in der Regnitz bei Stadeln Urheber: Gießmadla
Erstellungsdatum: August 2017
Lizenz: cc-by-sa-3.0Beschreibung für das Stadelner Wasserrad, August 1999 Urheber: Klaus-Peter Schaack
Erstellungsdatum: 12. August 1999
Lizenz: cc-by-sa-3.0Stadelner Wasserrad im Juli 1999 Urheber: Klaus-Peter Schaack
Erstellungsdatum: 9. Juli 1999
Lizenz: cc-by-sa-3.0Das Stadelner Wasserrad, Juni 1994 Urheber: Klaus-Peter Schaack
Erstellungsdatum: 26. Juni 1994
Lizenz: cc-by-sa-3.0Das neu aufgebaute Stadelner Wasserrad 1994 Urheber: Georg Mehl
Erstellungsdatum: 1994
Lizenz: cc-by-sa-3.0Das neu aufgebaute Stadelner Wasserrad, 1991 Urheber: W. Kuch
Erstellungsdatum: 1991
Lizenz: cc-by-sa-3.0Detail des neu aufgebauten Stadelner Wasserrads, 1991 Urheber: W. Kuch
Erstellungsdatum: 1991
Lizenz: cc-by-sa-3.0Blick von der ehem. Gemeinschaftsschule Stadeln über den Wiesengrund auf Vach. In der Regnitz ... Blick von der ehem. Gemeinschaftsschule Stadeln über den Wiesengrund auf Vach. In der Regnitz Strömung ist noch die schräge Balkenreihe zu sehen, die früher auf ein Wasserrad zulief, jetzt ein Pumpenhäuschen, Aufnahme von 1960
Urheber: Georg Mehl
Erstellungsdatum: 1960
Lizenz: cc-by-sa-3.0Aufbau Wasserschöpfrad Stadeln mit Zimmermeister Gößelein und Landwirt Hans Büchel, Aufnahme von ... Aufbau Wasserschöpfrad Stadeln mit Zimmermeister Gößelein und Landwirt Hans Büchel, Aufnahme von 1947 – im Hintergrund Bremenstall, links der Damm des Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg und der Schornstein der ehem. Firma Mattecka
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1947
Lizenz: cc-by-sa-3.0Ein Wasserschöpfrad gegenüber der Sandwöhr in Stadeln, Aufnahme von 1937 – im Hintergrund das ... Ein Wasserschöpfrad gegenüber der Sandwöhr in Stadeln, Aufnahme von 1937 – im Hintergrund das Fischerhaus Fischerberg 22 und der mächtige Bauernhof Fischerberg 10
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1937
Lizenz: cc-by-sa-3.0Aufbau eines Wasserschöpfrades in Vach mit Zimmermeister Wilhelm Böhm aus Vach (einer der Helfer ist ... Aufbau eines Wasserschöpfrades in Vach mit Zimmermeister Wilhelm Böhm aus Vach (einer der Helfer ist Michael Roth, später Firma Schweizer & Roth, aus Stadeln), Aufnahme von 1936
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1936
Lizenz: cc-by-sa-3.0Ein Wasserschöpfrad nördlich der Stadelner Brücke, Aufnahme von 1936 – im Hintergrund die ehem. ... Ein Wasserschöpfrad nördlich der Stadelner Brücke, Aufnahme von 1936 – im Hintergrund die ehem. Panzerstraße und die Gebäude an der Romminggasse
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1936
Lizenz: cc-by-sa-3.0Ein Wasserschöpfrad gegenüber der Sandflösse in Stadeln, Aufnahme von 1936 – im Hintergrund links ... Ein Wasserschöpfrad gegenüber der Sandflösse in Stadeln, Aufnahme von 1936 – im Hintergrund links Bauernhof Fischerberg 10, Bildmitte das Fischerhaus Fischerberg 22 und rechts die Gebäude an der unteren Romminggasse
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1936
Lizenz: cc-by-sa-3.0Zwei Wasserschöpfräder im Wiesengrund am Herzogenpoint in Stadeln, 1935 Erstellungsdatum: 1936
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die Regnitztalbrücke im Wiesengrund im Jahre 1935 mit Wasserschöpfrad Erstellungsdatum: 1935
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivWasserschöpfräder in der Regnitz bei Stadeln im Jahre 1934 Urheber: Ferdinand Vitzethum
Erstellungsdatum: 1934
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivWasserschöpfräder in der Regnitz bei Stadeln im Jahre 1934 Urheber: Ferdinand Vitzethum
Erstellungsdatum: 1934
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivWasserschöpfrad in der Rednitz bei Dambach, ca. 1925 Urheber: W. Hammerbacher
Erstellungsdatum: 1925
Lizenz: cc-by-sa-3.0Blick vom Abhang an der Erlanger Straße über den Wiesengrund zur Fürther Altstadt - im Hintergrund ... Blick vom Abhang an der Erlanger Straße über den Wiesengrund zur Fürther Altstadt - im Hintergrund die Kirche St. Michael und das Fürther Rathaus, datiert 1908
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1908
Lizenz: cc-by-sa-3.0Fürth von der Mittagsseite aus gesehen, 1865 Erstellungsdatum: 1865
Lizenz: cc-by-sa-3.0Wasserschöpfrad am rechten Ufer der Rednitz kurz unterhalb der Dambacher Brücke (undatiert),
im ... Wasserschöpfrad am rechten Ufer der Rednitz kurz unterhalb der Dambacher Brücke (undatiert),
im Hintergrund Häuser an der Neumann- und Flößaustr., Foto: Heinrich Lotter
Urheber: Johann Georg Heinrich Lotter
Lizenz: copyrightWasserschöpfrad an Regnitz oder Rednitz (undatiert); Foto: Heinrich Lotter Urheber: Johann Georg Heinrich Lotter
Lizenz: copyrightWasserrad an der alten Heubrücke bei Stadeln, 1930; Gemälde von Rudolf Hofmann Urheber: Rudolf Hofmann
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