Georg Mehl
Georg Mehl (geb. 24. März 1927; gest. 13. Februar 2020) war über Jahrzehnte lang Chronist und Fotograf von unzähligen Bildern und Berichten von Mannhof, Stadeln und Vach.
Leben und Wirken
Georg Mehl wurde am 24. März 1927 als Sohn von Friedrich Mehl und Wilhelmina Philippina Mehl, geb. Loeßel, in der damaligen Sommergasse in Vach, Haus-Nr. 161, im Haus der Großeltern geboren. Die Familie baute in dieser Zeit auch ein neues Haus. Da die Familie aber 1933 nach Steinach umgezogen war, ging Georg Mehl in Großgründlach zur Schule. Da Steinach am Ludwig-Donau-Main-Kanal lag, nutzte er die Wasserstraße gerne als Badeanstalt. Im September 1935 ging es allerdings zurück in das Haus der Familie und in Stadeln zum Lehrer Frosch in die Schule. Nach der 4. Klasse sollte Mehl aufgrund guter Leistungen auf die NS-Oberschule nach Feldafing am Starnberger See geschickt werden. Allerdings wurde sein Vater bei den Prüfungen und Untersuchungen dazu wegen seines angegebenen Berufs Hilfsarbeiter diffamiert und zog seine Erlaubnis für die NS-Schule zurück. Mehl betrachtete das später als großes Glück, denn nach Forschungen starben angeblich über 90 Prozent der Schüler dieser Schule im Zweiten Weltkrieg. Er ging dann weiter in Stadeln zur Schule, für kurze Zeit noch im neu errichteten Schulhaus der Julius-Streicher-Schule. Am 2. Mai 1941 begann er eine Lehre als Mechaniker bei der damaligen Firma Georg Friedrich Hofmann in Erlangen-Bruck. Es wurden dort flaktechnische Geräte, Scheinwerfer, Horchgeräte, Kommandogeräte, große- und kleine Entfernungsmessgeräte und viele weitere optische Geräte für die Deutsche Wehrmacht hergestellt. Die Arbeitszeit betrug elf Stunden. Zu Beginn der Lehrzeit wurde er vom Jungvolk zur Flieger-HJ übernommen. Nach mehreren Segelflug-Kursen erwarb er einige Flugscheine. 1944 ist Mehl dann einige Monate zum Reichsarbeitsdienst eingezogen worden und arbeitete an verschiedenen Orten in Deutschland und Frankreich. Beim späteren Einsatz an der polnischen Grenze wurde er durch Schüsse in den Ellbogen und neben der Hüfte schwer verletzt.
Nach dem Krieg arbeitete Mehl zuerst als Schreiner, dann kurzzeitig als Schlosser bei der Fa. Schricker & Co.. Bedingt durch Rohstoffmangel musste die Firma aber viele Mitarbeiter, darunter Mehl, entlassen. Er konnte jedoch bald bei der Bundesbahn-Reparaturwerkstatt in der Austraße in Nürnberg als Schlosser beginnen, wo er fünf Jahre lang große 4-achsige D-Zug-Wagen repariert und gewartet hat. In dieser Zeit spielte er auch in einer kleinen Gruppe Musiker das Schifferklavier. Sie spielten an den Wochenenden in den Gastwirtschaften Kalb in Stadeln, Paulus in Mannhof, Egerer-Blaue Dachrinne in Vach und in der Bahnhofsgaststätte Frühwirth-Schuh in Stadeln zum Tanz. Am 7. August 1948 heiratete er in der Stadelner Notkirche Ilse Haberkamm, getraut von Pfarrer Mößler. Ab dem 13. Januar 1951 trat Mehl seine neue Arbeitsstelle bei der Dynamit AG in Stadeln an, bei der auch seine Frau arbeitete. Dort durfte er bald eine neue Zündhütchen-Deckmaschine aufbauen, da die alten Maschinen als Reparationsleistung nach Polen gegangen waren. Den parallelen Besuch der Berufsoberschule der Stadt Nürnberg ab 1955 schloss Mehl mit dem Meisterbrief, ausgestellt am 12. Juli 1957, ab. Er arbeitet bei der Pulver bis zu seinem Ruhestand ab 1988.
Heimatforschung
Angeregt durch die Anfrage seiner Frau, ob er denn nicht zu einem Vorfahren Nachforschungen anstellen könne, entdeckte er die Liebe zur Ahnen- und später zur Heimatforschung. So nach und nach besuchte er die Kirchengemeinden Veitsbronn, Markt Erlbach, Trautskirchen, Flachslanden, Erlangen, Erlangen-Bruck, Fürth, Neustadt a. d. Aisch, Baiersdorf, Puschendorf, Frauenaurach, Kalchreuth, Altdorf, Schillingsfürst, St.Leonhard, Zirndorf, Roßtal, Cadolzburg, Burgfarrnbach, Veitsbronn, Obermichelbach und viele mehr und nahm die jeweiligen Kirchenbücher in Augenschein. Insgesamt 73 Pfarrämter, das evangelische und das katholische Archiv in Regensburg, das Staatsarchiv Nürnberg und die Außenstelle in Lichtenau bei Ansbach wurden aufgesucht. Da viele der Archivalien in lateinischer Sprache geschrieben waren, half der Schwiegersohn Reinhold beim Übersetzen. Die Interpretation der alten Schriften, fast alle in der Deutschen Sütterlinschrift, übernahm er selbst. Die Schicksale hunderter Familien aus der Zeit von 1550 bis in die Neuzeit, Kriege, Entbehrung, Seuchen und andere Krankheiten, gute und schlechte Zeiten, Vertreibung bei Exulanten und Emigranten, Streit und wieder Eintracht, alles konnte er aus den Aufzeichnungen herauslesen. Drei große Ausstellungen im Gemeindesaal der Christuskirche Stadeln zum Thema 700 Jahre Stadeln 1996 sowie 700 Jahre Mannhof 2003 und 950 Jahre St. Matthäus 2009, jeweils in der Kantorei der St. Matthäus Kirche Vach, wurden von ihm initiiert und gestaltet.
700-Jahrfeier Stadeln 1996
Im Jahr 1995 hatte sich ein Festausschuss für die Jubiläumsfeierlichkeiten zusammengefunden. Er bestand aus Personen sämtlicher Ortsvereine. Mehl wurde für die heimatkundliche Ausstellung vorgesehen. Dafür fertigte er selbst die Stellwände und Vitrinen an. Er besuchte viele alte Stadelner und sammelte alte Bilder, Einrichtungen, Kuriositäten und Schriftstücke von Stadeln und dem Ortsteil Mannhof. Diese Exponate wurden dann kopiert, fotografiert, zu Gruppen zusammengestellt und auf die Stellwände aufgebracht, sowie die Vitrinen damit bestückt. Bei markanten Gebäuden wurde alt und neu gegenübergestellt. Urkunden, Gemeindewappen und die Bürgermeisterkette wurden ihm aus dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Eine Stadelner Ortsverfassung aus dem Jahr 1738 durfte er im Archiv abfotografieren und übersetzen. Im Germanischen Nationalmuseum konnte er aus dem Löffelholz-Akt die Fischereirechte eines Stadelner Bürgers abschreiben und fotografieren. Die eigentliche Kopie der Urkunde vom 26. November des Jahres 1296, aus der die erste Erwähnung Stadelns hervorgeht, wurde vom Bamberger Dom-Archiv bereitgestellt. Die Ausstellung selbst fand am 30. Oktober 1996 im Gemeindesaal der Christuskirche statt.
700 Jahre Mannhof
Die Ausstellung, die zu dem Jubiläumstag geplant war, organisierte Georg Mehl zusammen mit Babette Reißner. Sie fand aber, nach Differenzen mit der katholischen Kirche, am 12. bis 19. Juli 2003 nicht in Mannhof, sondern im Kantorat von St. Matthäus in Vach statt. Zur Eröffnung der Ausstellung durch Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung war das Kantorat sehr gut besucht.
950 Jahre St. Matthäus
Auch zur Feier des 950. Geburtstages der Kirche St. Matthäus in Vach gestaltete Georg Mehl in Zusammenarbeit unter anderen mit Freiherr von Haller, Schlossherr von Großgründlach, einem Historiker, und Pfarrer Eberhard Kraus wieder eine Ausstellung. Vom 28. Juni bis 12. Juli 2009 konnten sie wieder Urkunden, zum Beispiel die erste Erwähnung der Kirche, ortstypische Einträge und Illustrationen im Kantorat zeigen. Es wurden dabei nur Dokumente, alte Stiche und Aufzeichnungen der Vacher Kirchen- und Ortsgeschichte ausgestellt. Darunter befanden sich Fotos der Vacher Kirchenkleinodien, etliche alte Postkarten, die Vacher Chronik, Aufzeichnungen aus dem Dreißigjährigen Krieg sowie die ersten Einträge der Geburts-, Heirats- und Sterbebücher. Von besonderer Bedeutung waren auch die Abendmahlsgeräte, die die Exulantenfamilie Storch von Claus, die nach der Vertreibung aus ihrer Heimat Oberösterreich in Vach ansässig wurde, der Kirche geschenkt hatte.
Wirken
Georg Mehl war Mitglied in einigen Vereinen wie der Freiwilligen Feuerwehr Mannhof, dem Gesangverein Stadeln, wo er 2006 auch für 60-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet wurde, oder im Kirchenverein der Kirche St. Matthäus in Vach. Die Ergebnisse aus den Forschungen in den Städtearchiven Fürth und Nürnberg, im Domarchiv Bamberg, in den Kirchenarchiven von St. Matthäus Vach und der Christuskirche Stadeln und in vielen anderen Quellen hat er akribisch dokumentiert und so die Ereignisse aus dem Mittelalter und aus späteren Jahrhunderten für die drei Gemeinden im Fürther Norden erhalten. Auch hat er viele Zeitungsausschnitte der Fürther und Nürnberger Nachrichten mit interessanten Themen aus dem Stadtgebiet in seinen sorgsam geführten Fotoalben abgelegt. Er hat darin tausende von Fotos hinterlassen, die unter dem Nachlasskürzel NL-FW 09 in FürthWiki hinterlegt werden konnten.
Siehe auch
Bilder
Plakat zur Ausstellung "950 Jahre Kirche St. Matthäus" in Vach am 19. Juli 2009 gestaltet von Georg Mehl
die Jubilare für 60 Jahre Mitgliedschaft der früheren Vorstände Georg Mehl (links) und Oskar Schiek (rechts) vom Gesangverein Stadeln 2006.
Einsatz Liste der FFW Vach und ab 1899 der FFW Mannhof von 1886 - 1998. Aufgestellt von Georg Mehl zur Ausstellung 700 Jahre Mannhof im Juli 2003
Titelblatt zur 700 Jahre Mannhof Ausstellung 12.-19. Juli 2003 in der Kirche St. Matthäus, geplant und ausgeführt von Babette Reißner und Georg Mehl
Brandversicherungs Büchlein für das Gemeindehirtenhaus Gebäudewert 150 Gulden der Gemeinde Mannhof vom Jahr 1810 mit Erklärung von Georg Mehl
Zeichnung von Vach - von Mannhof aus - 18. Jahrhundert mit Zollstation Brückenstraße 24 mit handschriftlichen Ergänzungen von Georg Mehl
Titelseiten der ältesten Kirchenbücher (Taufbuch 1533-1608 / Hochzeitsbuch von 1533-1608 / Totenbuch von 1589-1606) der Kirche St. Matthäus Vach und Eintrag der ersten Todesfälle 1589 und spätere Eintragungen