Pinkas zur Gegendarstellung antisemitischer Zeitungsberichte 1756

Wichtige Entscheidungen des Gemeindevorstandes wurden schriftlich in Form eines Protokolls[1] in Büchern festgehalten. Darin befinden sich neben Regeln, Erlassen und Statuten auch Anweisungen, die das Alltagsleben organisieren sollten.
Bereits 1756 sahen sich die Fürther Juden mit antijüdischen Zeitungsberichten konfrontiert. Zur Abwehr der Diffamierungen griffen die Gemeindevorsteher hier auf eben dieses Massenmedium zurück, indem sie den Drucker zur Publikation einer Gegendarstellung zu bewegen versuchten.[2]
Nach Erscheinen eines verleumderischen Zeitungsartikels sollte vom Drucker ein Widerruf verlangt werden. Deswegen wurde Jakob Falkenauer beauftragt mit dem Erlanger Drucker Kraus zu verhandeln.

Eintrag vom 14. September 1756[3]

In der Amtszeit des Monatsvorstehers Herrn Eisak Pessels. Dienstag, den 19. Elul 516 nach der kleinen Zeitrechnung.[4]
Die vornehmen Vorsteher und Führer versammelten sich unter Hinzuziehung der Steuererheber. Dabei wurde vorgebracht, dass in Breit[5] eine Zeitung gedruckt wurde, [in der Dinge stehen,] die für unser Volk nicht gut sind und eine grobe Lüge darstellen. Der Vorstand, Gott schütze und erhalte ihn, befand es für gut, in der oben genannten [Angelegenheit] mit dem Zeitungsdrucker zu reden, damit er einen Widerruf [in der Zeitung] abdruckt.
Es ist ebenfalls nötig, mit dem Zeitungsdrucker Kraus in Erlangen zu reden, wozu der Vorsteher und Steuererheber Herr Jakob Falkenau[er] deputiert wurde. Er soll morgen nach Erlangen fahren. Er hat die Erlaubnis, einen jährlichen Betrag von maximal vier Gulden auszugeben.[6]

der geringe Eisak Pessels
der geringe Zachari[as] Klev

Einzelnachweise

  1. Pinkas = פנקס, pl. Pinkasim = פנקסים)
  2. In Fürth selbst scheint jedoch zu dieser Zeit noch keine Zeitung existiert zu haben.
  3. Zitiert nach: Stefan Litt (Hg.): „Jüdische Fürsprache - Quellen aus Gemeindeprotokollbüchern (pinkasim) des aschkenasischen Kulturraums 1586-1808“ in: „Archiv Jüdischer Geschichte und Kultur“, Band 5, 2021, S. 292 f
  4. entspricht: 14. September 1756
  5. „Breit“ könnte auf eine regionale Aussprache von Bayreuth zurückgehen, wo seit 1736 die Bayreuther Zeitung erschien. In Bayreuth wurde seit Mitte des 18. Jahrhunderts zudem die „Erlangische gelehrte Anmerkungen und Nachrichten“ verlegt, auch sie kommt daher als Publikationsort für den verleumderischen Artikel in Betracht. In Fürth selbst scheint es zu dieser Zeit noch keine Zeitung gegeben zu haben.
  6. Offensichtlich handelt es sich um regelmäßige Zahlungen, mit denen sich die jüdische Gemeinde Schutz vor Falschmeldungen und Verleumdungen erkaufte.

Siehe auch

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