Königstraße 139
- Gebäude
- Königstraße 139
- Straße / Hausnummer
- Königstraße 139
- Postleitzahl
- 90762
- Objekte
- Ehemaliges Wohnhaus, katholisches Pfarrhaus
- Baujahr
- 1875
- Denkmalstatus besteht
- Ja
- Akten-Nr.
- D-5-63-000-673 (1)
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
- Ehemals (abgerissen)
- Nein
- Baustil
- Neurenaissance
- Bauherr
- Ludwig Engelmann
- Architekt
- Paulus Müller, Johann Söhnlein
- Geo-Daten
- 49° 28' 23.79" N
10° 59' 35.43" E
Ehem. Wohnhaus, ab 1927 kath. Pfarrhaus, zweigeschossiger, traufseitiger Sandsteinquaderbau mit Satteldach, flachem Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, rustiziertem Erdgeschoss und Konsoltraufgesims, an südlicher Giebelseite erdgeschossiger Portal-und Terrassenvorbau mit Rundbogenportal und Gusseisensäulen, Neurenaissance mit spätklassizistischen Anklängen, von Söhnlein und Paulus Müller, 1875; reiche Ausstattung, u. a. Stuckdecken 1886, Wand- und Deckenmalerei 1909; Einfriedung, Sandsteinquadermauer, um 1875.
Geschichte des Gebäudes
Es handelt sich hier um die ehem. "Winkler’sche Villa", benannt nach dem Kommerzienrat und Spiegelfabrikanten Johann Paul Winkler (1852–1915).
Ursprünglich befand sich auf dem Grundstück ein reizvolles klassizistisches Gartenhaus (mit Blick auf das Pegnitztal), welches 1831 von Johann Heinrich Jordan nach den Entwürfen des kgl. Baubezirks-Verwesers[1] Erdinger errichtet wurde. Bauherr und Eigentümer des Gartenhauses war der Kaufmann Johann Wilhelm Seidel.
Das bestehende Gartenhaus ließ der Kaufmann Ludwig Engelmann 1875 in ein villenartiges Wohnhaus erweitern und umbauen, auch in Fortsetzung der klassizistischen Traufhausreihe an der Ostseite der Königstraße. 1886 verkaufte Engelmann die Villa an den Spiegelfabrikanten Winkler, der es im Inneren opulent neu ausstatten ließ.
1927 erwarb die katholische Kirchenverwaltung die sog. "Winkler’sche Villa", und nutzte diese fortan als Pfarrhaus für die kath. Liebfrauenkirche, das zuvor (1854–1927) in der Königstraße 113 angesiedelt war.
Nachdem das Gebäude von der Kirchenverwaltung aufgegeben wurde, stand es einige Jahre leer. Im Jahr 2014 kaufte das Juwelierhaus Kuhnle, welches auch Eigentümer des Nachbargrundstücks ist, das Gebäude. Das Gebäude wurde ab 2019 bis ca. 2022 im Außenbereich, ab Herbst 2022 bis Anfang 2025 im Innenbereich komplett saniert. Vor allem wurden die Innenräume nach Vorgaben des Denkmalschutzes wieder hergestellt und bauliche Änderungen der 1970er wieder zurückgebaut. Unter anderem wurde das Dach neu gedeckt, ein Sicherheitssystem, eine Klimaanlage und eine moderne Gastroküche wurden installiert, Böden und Decken wurden freigelegt. Eine Restauratorin war ein Jahr lang beschäftigt und verwendete dabei auch 240 Meter Schlaggold für die Auffrischung der Wandornamente.[2] Am 14. September 2025 konnte das Gebäude im Rahmen des Tags des offenen Denkmals erstmals für die Öffentlichkeit wieder besucht werden, ca. 350 Menschen folgten dieser Einladung.
Inneneinrichtung
Nach Habel stellen die noch erhaltenen Innenräume mit weitgehend originaler Möblierung (Stand 1994) ein "höchst bemerkenswertes, in dieser Geschlossenheit selten gewordenes Beispiel großbürgerlicher Wohnkultur des späten Historismus." Die Beschreibung des Innern lautet wie folgt: "Den mittleren Längsflur von der prächtigen Haustür her schließt eine reiche Neurenaissancetür mit Uhrengiebel ab. Straßenseitig im Erdgeschoß drei Repräsentationsräume, im jetzigen Amtszimmer klassizisierende Stuckedecke, einfache Vertäfelung mit Jugendstil-Schnitzdekor und Heizungsgitter, im großen Salon prächtige Vertäfelung, Gobelins imitierende Tapeten und Schnitzdecke, im Speisesaal reicher Neurokoko-Stuck an Wänden und Decke, Kamin mit Spiegel darüber, über der Tür zum Gang Halbkreissupraporte mit Relief dreier spielender Kinder. Zweiläufige Treppe mit dekorativen Eisengußstäben, am Anfänger Bronzefigur mit Lampenträgerin, Neurenaissance-Wohnungstüren mit Ätzverglasung. Im Obergeschoß Wohnräume mit Stuckdecken, im Mittelraum drei Supraporten mit weiblichen Reliefbüsten."
Private Business Club
Im Jahr 2014 kaufte der Juwelier Christoph Kuhnle das Anwesen und plante einen Umbau der denkmalgeschützten Villa. Zunächst war ein sog. "Privat Business Club" geplant, der den Mitgliedern des Clubs »eine perfekt ausgestattete Rückzugsmöglichkeit anbietet« als "Büro für konzentriertes Arbeiten, Salons für Geschäftstreffen im repräsentativen Rahmen, Kaminzimmer für entspannte Lektüre und gepflegte Gespräche, einen Saal für Veranstaltungen und Feste und eine Lounge für komfortable, kleine Pausen. Samt einem Service, der es Ihnen einfach macht, sich wohl zu fühlen."[3] Nach eigenen Angaben waren zu den bestehenden 500 m2 Nutzfläche durch einen Anbau weitere 450 m2 geplant. Hinzu kommen sollten ein Wintergarten mit großer Terrasse zum Park, eine Bar mit Weinkeller und Restaurant, eine Bankett-Etage mit Showküche und weitere Tagungs- und Meetingsräume.[3] Die Umbaumaßnahmen waren für das Jahr 2015 vorgesehen. Der Zugang zur Villa sollte ausschließlich den Club Mitgliedern vorbehalten sein. Die Pläne wurden zwischenzeitlich verworfen. Im Oktober 2024 wurde bekannt, dass das Gebäude zusammen mit dem Juweliergeschäft Kuhnle an die Aschaffenburger Vogl-Gruppe verkauft wurde, die ebenfalls im Juweliergeschäft tätig ist. Das Gebäude soll künftig als Eventlocation genutzt werden, so der neue Eigentümer gegenüber der Gold-Schmiede-Zeitung.[4] Es soll Ausstellungen geben und Sterneköche sollen für Veranstaltungen eingeladen werden. Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen und Luxus erlebbar zu machen.[5]
Literatur
- Königstraße 139. In: Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994, S. 232 ff.
Lokalberichterstattung
- Birgit Heidingsfelder: „Wir wollen Luxus erlebbar machen“. In: Fürther Nachrichten vom 24. Mai 2025 (Druckausgabe)
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Anmerkung: Verweser = Der Begriff Verweser (ahd. firwesan „jemandes Stelle vertreten“) bezeichnet einen Vertreter im weitesten Sinne, insbesondere in staatlichen Spitzenämtern. Im Schweizerischen steht ein Verweser auch für einen nicht-schulischen Lehrer, der fachübergreifend gebildet ist, sowie für den Stellvertreter eines ordentlich gewählten Pfarrers. Aus: Wikipedia, abgerufen 21. Februar 2015 | 18:16 Uhr
- ↑ Birgit Heidingsfelder: „Wir wollen Luxus erlebbar machen“. In: Fürther Nachrichten vom 24. Mai 2025
- ↑ 3,0 3,1 Homepage: Private Business Club - online
- ↑ Gold-Schmiede-Zeitung: Exklusiv - Vogl übernimmt auch Kuhnle. Online abgerufen am 25. Oktober 2024 | 17:43 Uhr - online
- ↑ Birgit Heidingsfelder: „Wir wollen Luxus erlebbar machen“. In: Fürther Nachrichten vom 24. Mai 2025
Bilder
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Blick in die Räume der Königstraße 139, Sept. 2025 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 14. September 2025
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Lizenz: cc-by-sa-4.0Königstraße 139: Südliche Giebelseite mit geschlossener Veranda, Sept. 2025 Urheber: Kamran Salimi
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Lizenz: cc-by-sa-4.0Königstraße 139: Südlicher Giebel, Sept. 2025 Urheber: Kamran Salimi
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Lizenz: cc-by-sa-4.0Straßenansicht des Gebäudes Königstraße 139, Sept. 2025 Urheber: Kamran Salimi
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Lizenz: cc-by-sa-4.0Blick in die Räume der Königstraße 139, Sept. 2025 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 14. September 2025
Lizenz: cc-by-sa-4.0Seitenansicht des 1875 erbauten Hauses; 1886 vom Spiegelfabrikanten Johann Paul Winkler erworben, ... Seitenansicht des 1875 erbauten Hauses; 1886 vom Spiegelfabrikanten Johann Paul Winkler erworben, Okt. 2021
Urheber: Norbert Kern
Erstellungsdatum: 15. Oktober 2021
Lizenz: cc-by-sa-3.0Königstraße 139, 2018 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 5. August 2018
Lizenz: cc-by-sa-3.0Königstraße 135, 137, 137a, 139 (von links nach rechts), 2018 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 5. August 2018
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die Gebäude Königstraße 139 und 141 mit dem Juwelier Kuhnle, Jan. 2020 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 7. Januar 2018
Lizenz: cc-by-sa-3.0Blick in den Pegnitzgrund bzw. auf die Rückseite der Königstraße bis zur Wolfsgrubermühle, gel. 1941 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1941
Lizenz: cc-by-sa-3.0Blick in die Königstraße von der Kirche Zur unseren lieben Frau während der Kirchweih, 1936 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1936
Lizenz: cc-by-sa-3.0Gruß von der Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte mit Blick in die Nürnberger Straße, um ... Gruß von der Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte mit Blick in die Nürnberger Straße, um 1910
Erstellungsdatum: 1910
Lizenz: cc-by-sa-3.0Blick in den Pegnitzgrund bzw. auf die Rückseite der Königstraße bis zur Wolfsgrubermühle - Collage ... Blick in den Pegnitzgrund bzw. auf die Rückseite der Königstraße bis zur Wolfsgrubermühle - Collage aus Fotografie und Zeichnung, gel. 1910
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1910
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die Pegnitz noch im alten Flussbett, darüber die Winkler’sche Villa bzw. das ehem. Pfarrhaus - ... Die Pegnitz noch im alten Flussbett, darüber die Winkler’sche Villa bzw. das ehem. Pfarrhaus - Königstraße 139, gel. 1909
Urheber: B. Lehrburger
Erstellungsdatum: 1909
Lizenz: cc-by-sa-3.0Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte, noch mit Straßenbahnführung durch König- und ... Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte, noch mit Straßenbahnführung durch König- und Bahnhofstraße, links steht heute das Hotel NH Fürth Nürnberg
Urheber: Georg Krehn
Erstellungsdatum: 1900
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die Winkler’sche Villa, ehem. Pfarrhaus um 1900 Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1900
Lizenz: Bildlizenz-StadtarchivDie Pegnitz noch im alten Flussbett, darüber die Winkler’sche Villa bzw. das ehem. Pfarrhaus - ... Die Pegnitz noch im alten Flussbett, darüber die Winkler’sche Villa bzw. das ehem. Pfarrhaus - Königstraße 139 - im Hintergrund die Kirche „Zu Unserer Lieben Frau“, gel. 1901
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1898
Über Datum: 20. Mai 1901
Lizenz: cc-by-sa-3.0Alte Ansichtskarte mit Blick auf das Gebäude Königstraße 139 vom Wiesengrund aus - im Vordergrund ... Alte Ansichtskarte mit Blick auf das Gebäude Königstraße 139 vom Wiesengrund aus - im Vordergrund die Pegnitz im alten Flussbett, gel. 1898
Erstellungsdatum: 1898
Lizenz: cc-by-sa-3.0Wohnhaus des Kommerzienrats Paul Winkler, Königstr. 139, Aufnahme um 1907 Urheber: L. Kriegbaum, Nürnberg
Über Datum: 1907
Lizenz: cc-by-sa-3.0