Seite:Fronmüller Chronik.pdf/224

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


210

Neunte Periode (1806).

in der Regel zum Nachtheil der letzteren ausgingen. Jagd und Fischfang wurden auf mehrere Jahre ruinirt. Im Hause des Stadt­ pfarrers Fronmüller war die Feldpost untergebracht. Marschall Bernadotte, später König von Schweden, mußte, während er hier Heerschau hielt, auf Kosten der Stadt zweimal bewirthet werden. Das Geburtsfest Napoleons im August wurde von den Truppen feierlich begangen. Sie mußten an diesem Tage besonders gut bewirthet werden. Jeder Mann, vom Feldwebel abwärts, erhielt eine halbe Maß Wein; die Austheilung fand im Brandenburger Hause statt. Um diese Zeit ließ sich ein französischer Soldat Auflehnung gegen seine Vorgesetzten zu Schulden kommen. Er wurde nach Nürnberg abgeführt und bald darauf bei der sogenannten Vogelstange vor der Stadt erschossen. — Am 25. Febr. war dahier Dr. L. Chr. Fried. Zehler, prakt. Arzt in Nürnberg, Ritter des griechischen Er­ löserordens, geboren. (Er feierte Heuer (1886) seinen 80. Ge­ burtstag). — Im Juni wurde von den sämmtlichen hiesigen Beamten dem Könige Maximilian von Bayern der Eid der Treue geleistet. Die drückende Einquartierung hielt aber noch immer an und zog sich noch bis zum 29. September hinaus, an welchem Tage der Abmarsch der unbequemen Gäste nach Forchheim erfolgte. Uebrigens fanden noch starke Durchmärsche und Einquartierungen im Monat Oktober statt. ^°) — Am 26. August ist der Buchhändler Phil. Palm aus Nürnberg in Brau­ nau wegen angeblicher Verbreitung einer Flugschrift: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" auf unmittelbaren Befehl des Kaisers Napoleon erschossen worden. Verfasser war der Sage nach Adam Rümmelein, Kandidat der Theologie aus Erlangen, der da­ mals in Fürth als Hofmeister bei der Familie Reißig lebte. Gedruckt wurde diese Schrift in der hiesigen Volkhart'schen Buchdruckerei (damals in der Markgrafengasse Nr. 86). Napoleon wollte den

Besitzer derselben, Lebrecht Christof Volkhart, der als Drucker der Schrift durch einen Verlagsbuchhändler der französischen Polizei bezeichnet worden war, verhaften lassen. Schon hatten sich zu diesem Behufe französische Chasseure in der Markgrafengasse eingefunden, als er, von Nachbarn gewarnt, durch ein noch heute an dem betreffenden Hause Nr. 33 alte Nummer befindliches Thürchen entwischte, durch die untere Königsstraße glücklich ins Freie entkam und sich dann nach Schweden zu Verwandten flüch-