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Bücher verschließt und es vorzieht, einer direkten Konfrontation

DIE GROSSE FLATTER

mit den Problemen um solche Lager aus dem Wege zu gehen. Da­ bei vergißt sie aber, daß auch diese Menschen ein Recht auf Würde und Anerkennung haben, und sie dieses, falss man es ihnen verweigert, notfalls mit Gewalt zu erhalten versuchen, was wie­

Leonie Ossowski, "Di© große Platter" Beltz Verlag, Basel

14,80 DH

derum die Vorurteile der anderen bestätigt. Dieses Buch bietet keine Lösung der aufgezählten Konflikte und Probleme, es soll lediglich zu einem Versuch anregen, zu ver­ stehen was "Mensch sein" unter derartigen Bedingungen bedeutet.

"###ich seh hinbis mein Augenlid zittert und warte vergeblich daß maii's merkt«

Zur Frage

"Wie kommen Menschen in ein solches Obdachlosenlager?"

Durch Kündigung der bis dahin relativ billigen Wohnungen wegen Abriß oder gewerblicher Nutzung. Scheidung oder Tod des Haupt­ verdieners. Ein arbeitsbedingter Umzug. Krankheit verbunden mit

Hanne F. Juritz

Arbeitslosigkeit oder eine Haftstrafe. 5oio landen wegen Miet­ schulden im Obdachlosenheim. Bei ca. 2o% macht der Hausbesitzer Eigenbedarf geltend. An die 1o ‘/c fallen der öffentlichen Planung zum Opfer. Dem Rest wird sog. Eigenverschulden durch Vorstrafen

Leonie Ossowski, 1925 in Westpolen geborene Schriftstellerin, setzt sich hier erstmals mit den Problemen Jugendlicher in ei­ nem Ghetto, auch als Asozialenlager bezeichnet, auseinander« Die

(Eiitfall des Hauptverdieners, Kündigung der Wohnung, ohne neuen Mietvertrag) oder vertragswidriger Gebrauch einer Wohnung Einge­ lastet.

Geschichte von Richy und Schocker beginnt mitten im Leben und hört ohne besonderen Schlußeffekt auf« Der Leser wird behutsam in das Leben im Lager eingeführt, er lernt den Tagesablauf von Beate Schnabel

der Sonderschule bis zur abendlichen Schlägerei und Polizeikon­ trolle kennen« Die Sehnsüchte der Menschen, von der Gesellschaft hoffend irgendwann einmal "die große Flatter" zu machen, d«h, aus dem Lager in eine geordnete Welt zu kommen und den ewigen

YAMAHA

Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Sie warten einerseits darauf, daß irgendeinmal irgendetwas passiert, haben aber keine konkrete Vorstellung davon, was ihr Leben verändern soll«So le­ ben sie weiter mit dem prügelndem Vater, der Alkoholsüchtigen Mutter und den Geschwistern, die einem so ähnlich sind, und die man trotzdem verachtet, weil die eigenen Schwächen an ihnen nur

KraftundSkheriieitauf2Rädern

zu deutlich hervortreten. Die gescheiterten Versuche vom Davon­ laufen bis zum Selbstmord über Diebstahlsdelikte bringen die

WERNER PEDACK

Einwohner des Ghettos nur noch tiefer in die Abhängigkeit der Ge­ sellschaft, die vor der Existenz solcher Lager gern die Augen

VERTRAGSHÄNDLER + SERVICE BEKLEIDUNG + ZUBEHÖR

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FÜRTH ^SCHWABACHERSTRASSE 59 SC11WABACHERSTRASSE 7 8

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