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NFSZ 5/1

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Meditationen eines Sextaners

1Neue Schulordnungverbietet Klassenarreste | Das Bayerische Kultusministerium widerrät schulfremde Arbeit von längerer Dauer 1 Die [versäumte Unterrichtszeit mufj jetjt in den Ferien nachgeholt werden | | | | | | | | |

(NFSZ) — Die neue bayerische SchulOrdnung für die Höheren Schulen, die am 1. Juni 1957 in Kraft getreten ist, bringt einige wichtige Ergänzungen und Neuerungen zur bisher geltenden Schülersatzung. Um unsere Leser m it dem „Codex scholae“ bekannt zu machen, zitieren w ir hier auszugsweise die wichtigsten neuen Bestimmungen.

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E in leiten d ste llt die S chulordnung A rtik el 131 d e r V erfassung des L andes B ayern vor. H ier w ird u n te r an d eren L eitsätzen f ü r die E rziehung d er J u gend verlan g t, daß die M ädchen in der Säuglingspflege, K in d ererzieh u n g und H au sw irtsc h aft zu u n te rw e isen sind — eine F ord eru n g , die sich freilich an den höheren Schulen n u r schw er v e rw irk liehen lassen d ü rfte. E in w e ite re r P a ra g ra p h , d er n u r schw er m it den derzeitigen schulischen G egebenheiten in E in k lan g zu b rin g en ist, bestim m t, daß die Z ah l d e r Schüler in d er e rste n m it d ritte n K lasse nicht ü b e r 40, in d er v ie rte n u n d fü n ften K lasse nicht ü b e r 35, in d e r sechsten u nd sieb ten K lasse nicht ü b e r 30, in d er achten u n d n eu n ten K lasse nicht ü b e r 25 b etra g en soll. Schüler, die von d e r T eilnahm e am U n terrich t in einzelnen F ächern oder von einzelnen S ch u lv eran staltu n g en befre it sind, k ö n n en je tz t verpflichtet w erden, am U n terrich t a n d e re r K lassen teilzunehm en. A uch Schulen, die w äh ren d des Ja h re s fü r in sg esam t m ehr als sieben T age au ß erp lan m äß ig den U n terrich t aussetzen m üssen, haben k ü n ftig die v ersä u m te U n terrich tszeit w äh ren d d e r F erien nachzuholen. Sond erferie n w egen ein er G rippeepidem ie oder w egen H itze sind so fü r die Schülersch aft ein D anaergeschenk gew orden, Die schon seit ein ig er Z eit geltende Bestim m ung, daß das W ochenende, die F eiertage, die F erien, sow ie die Spielnachm ittag e von H au sau fg ab en freizu h a lte n sind, w u rd e je tz t ebenfalls in die S chulordnung aufgenom m en. O b sich deshalb alle L e h rk rä fte w irklich zur E in h altu n g d ieser B estim m ung v erpflichtet fühlen, ist eine an d e re Frage. D ie A u sw irk u n g en von S chüler-N ebenbeschäftigungen, die in den letzten Ja h re n v o r allem in d en F erien so sp ru n g h a ft zugenom m en haben, bleiben nicht unberücksichtigt. Es w ird je tz t den S chülern je d e schulfrem de A rb e it von lä n g e re r D au er au ß e rh alb d e r F erien drin g en d w id errate n . F e rie n a rb e it gegen E n tg elt soll au f Jugen d lich e ü b e r 16 J a h re u n d einen Teil d e r F erien besc h rän k t bleiben. In P a ra g ra p h 33 ü b e r die S chülerm itv erw altu n g w ird die V eran tw o rtu n g des Schülers fü r eine g u te Schul- und K lassengem einschaft hervorgehoben.

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! | | | | K l e i n e r M a n n m i t g r o ß e n S o rg e n . | B ild : M e id e l | Z u d um m ! K napp ein M onat a u f der | Penne, u nd schon holt m ich der Pedell | zu m D irektor. Das erstem al! Ist doch I | ein m ulm iges G efühl, dem C hef des | H auses vo n A ngesicht zu A ngesicht | g egenüberzutreten. W arum hat er m ich | w ohl ko m m en lassen, der „R ex“? V er­ | brochen habe ich eigentlich nichts. H m , | naja, höchstens der B ollen in der le tz­ | | te n M a th em a tik-E xtem p o . O der ist es I vielleicht w e g en m eines H interm anns? | Ich habe ih m eine geklebt, w eil er m ir | P apierkügelchen w ä h ren d der B iologie­ | stu n d e ins G enick geschnalzt hatte. G e­ | | rech tigkeit m u ß schließlich sein. A ber I hier ist ja alles so m erkw ürdig. Die f L eh rer m u ß m a n m it P rofessor an- | reden u nd O hrfeigen krieg’ ich auch | im m er. N icht vo n den Professoren, son­ | dern von den O berprim anern. Die h a ­ § | ben sich näm lich neben unserem K la s­ | sen zim m er eingenistet. W ehe, w e n n | m a n m al einen vo n denen versehentlich | a n rum pelt! A uch die L eh rer sind | m anchm al schlim m . G estern m u ß te ich | dreißigm al den S a tz abschreiben: Ich | | d a rf w ährend des U nterrichts nicht | schw ätzen. N u r w e il ich m ein e m N e­ | b en m ann die D eklination vo n „m ensa“ | eingesagt habe. H aarstäubende'Zustände | sin d das. D as sagt auch m e in Vater. | | W egen m ein e r schlechten N oten. „Du | b estehst die P robezeit nicht“. W är ja | noch schöner. A ber, w as ste h ’ ich da | a u f dem Gang herum . R in in die Bude! I | W ird schon schief gehen!

B edenklich erscheint, daß dem D irek to r das R echt ein g eräu m t w ird, aus ge­ w ichtigen G rü n d en einen S chüler als K lassen sp rech er abzu leh n en o d er ab zu ­ setzen. W ir fragen, w as sind „gew ichtige G rü n d e ?“ A us d e r B estim m ung geht allerd in g s nicht h erv o r, ob dieses A b ­ setzungsrecht auch au f den S chulspre­ cher o der seinen S te llv e rtre te r ausge­ d eh n t w erd en kann. A rreste k ö nnen je tz t von den L eh ­ re rn n u r noch fü r Schüler d er u n te re n sechs K lassen v e rh ä n g t w erden, nicht m eh r w ie b ish e r auch bis z u r siebten K lasse. E rfreu lich ist, daß endlich die V erhängung von S ch u lstrafen ü b er ganze K lassen in F o rm sogen. K lassen ­ a rre ste nicht m e h r e rla u b t ist. D ie V erfasser d e r Schulordnung sind zu d ieser A uffassung zu beglückw ün­ schen!

Richtlinien für Berlin-Fahrten Kultusministerium fördert Klassenreisen (NFSZ) — Das Bayerische Staatsm ini­ sterium für Unterricht und Kultus hat jetzt genaue Richtlinien für Fahrten von Schulklassen nach Berlin ausge­ arbeitet. Demnach fördert das M iniste­ rium derartige Fahrten nur, wenn sich die Jugendlichen, die m indestens 16 Jahre alt sein müssen, in Berlin länger als vier Tage aufhalten und sich eingehend m it den Fragen der Teilung Deutschlands und der besonderen S tel­ lung Berlins beschäftigt haben. Für die Dauer des Aufenthaltes in Berlin muß ein Programm vorbereitet sein, das das Verständnis für diese Fragen verm it­ teln kann. W ie w ir b ere its frü h e r berichteten, w erd en Schulklassen, die nach B erlin reisen, bis zu zw ei D ritte l d e r R eiseu n d A u fen th altsk o sten ersetzt. D er B und z a h lt allerd in g s ein D ritte l d e r G esam tkosten n u r, w en n die G em einde — also die S ta d t N ü rn b erg oder F ü rth — ebenfalls ein D ritte l zuschießt. K lassen, die ih re n nächsten W an d ertag zu ein er F a h r t zum S tu d iu m d e r k u ltu re lle n u n d politischen V erh ältn isse u n se re r eh e­ m aligen — und hoffentlich auch w ied er zu k ü n ftig en — R eich sh au p tstad t b e­ n u tzen w ollen, m üssen einen Zuschuß aus B u n d esm itteln beim B ayerischen K u ltu sm in isteriu m b ean trag en . Im v erg an g en en J a h r w eilten 142 w est­ deutsche S chulklassen m it 4469 Schü­ le rn zu einem S tu d ie n au fen th a lt in B erlin.