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NFSZ 5/1

Feuilleton

Eine Prise Theaterluft

Seite 5

(V ierle Fortsetzung)

cOm H eidytum

des Uta^enßiCdueY&

Eine Theate raportage von H elm ut Hartlieb

F ü n f Stockw erke liegen u n te r m ir, halb beziehen w ir es w ied er aus dem u n d ich gehe ein w enig verschnaufend A usland, m anchm al auch aus S üd­ deutschland von b esonderen F irm en. Es auf und ab. H ier heroben liegt das g ibt da g lattes u n d g ek räu seltes H aar Z im m er des 1. K apellm eisters d e r Oper, in verschiedenen F arb sch attieru n g en u n d geht m an um die Ecke, stößt m an und verschiedenen P reislagen. G raues geradew egs au f den E ingang zu r P ro b e ­ u nd w eißes H aa r ist logischerw eise das bühne. H eute ste h t „C arm en“ auf dem teu erste. Sie glauben nicht, w as so eine S pielplan u nd es h a t noch eine S tu n d e einzige P erücke G eld verschlingt. H er­ Z eit bis V orstellungsbeginn. A uf der re n - und D am enperücken sind infolge P robebühne ü b t d er Chor einige S tel­ der H aarlän g e im P reis unterschiedlich. len, um sp ä ter eingesungen nach unten W ir sind froh, w en n in einem Stück zu kom m en. die H erre n d er Schöpfung in d er Ü b er­ D as H eiligtum des M askenm achers zahl sind, da fü r sie der H aarau fsatz liegt auf einem k leinen Seitengang. Es „ n u r“, ich betone „n u r“ 80 bis 100 M ark ist ein schm aler Raum , in dem ein kostet, w äh ren d bei den w eiblichen la n g er Tisch den m eisten P latz belegt. W esen so ein Ding 200 bis 400 M ark S chränke, W aschanlage u nd ein S chreib­ schluckt! Je tz t stellen Sie sich vor, wie tisch v ervollständigen die E inrichtung. viele Solisten bei einem Stück zu v e r­ M ehr ist h ie r auch g a r nicht nötig. Zwei arzten sind, und daß fü r ein und d enju nge D am en arb e ite n an dem Tisch, A u f d a s m a k e - u p k a n n s e lb s t d e r b e s te auf dem in lan g er R eihe eine an seh n ­ S c h a u s p ie le r im T h e a t e r n ic h t v e r z ic h te n . A u f liche M enge von H olzköpfen steht. Die u n s e r e m B ild s c h m in k t g e r a d e C h e f m a s k e n ­ b i l d n e r C a rl K r a f t f a c h g e r e c h t d a s G e s ic h t eine zieht gerade H aa re in eine P erücke d e s O p e r e t t e n t e n o r s A lf r e d H a n u s f ü r e in e ein, die and ere b em ü h t sich redlich, m it T h e a te ra u ffü h ru n g . K am m un d Lockenschere in einen B ild : D e i n d ö r f e r schw arzen H aarschopf G lanz u nd W el­ die kom ische O per „Des K aisers neue len zu zaubern. D er C hefm askenbild­ K leid er“ sind v o r allem ca. 20 Solisten, n er, d er an seinem Schreibtisch eben d an n Chor, E x trach o r u n d S tatiste rie noch ü b er etw as nachgedacht hat, e r­ m it M asken zu b eliefern ; das sind in s­ zä h lt m ir aus seiner A rbeit: gesam t u n g efäh r 180 M ann. Sie m achen „Tja, Sie m üssen w issen, ich könnte sich keine V orstellung, w as fü r U n ­ volle 3 Tage lang red en u nd w ä re noch sum m en ein einziges Stück allein an nicht fertig! Es w ird w ohl das B este M asken fo rd e rt.“ sein, ich gebe einen k u rzen Ü berblick ü b e r das W ichtigste d er M asken­ D er C hefm askenbildner h a t die A u f­ m acherei. gabe ein Stück p rem ieren reif zu m a­ W o h lg e o r d n e t n a c h H a a r l ä n g e n , F a r b s c h a t ­ Die H olzköpfe da auf dem Tisch sind t i e r u n g e n u n d F r i s u r e n h ä n g e n d ie P e r ü c k e n chen. Nach d er P re m ie re ü b ern eh m en a n d e r W a n d a u f g e r e i h t . S ie s in d d a s w ic h ­ nicht irgendw elche beliebige w ie v ie l­ ' seine A ssistenten die A rbeiten. In d er t i g s t e U te n s il d e s S c h a u s p ie le r s z u r G e s ta l­ leicht in den A uslagen d e r F ris ie r­ t u n g s e i n e r G e s ic h ts m a s k e . W e rk statt des M askenbildners sind al­ B ild : D e in d ö r f e r salons. Je d e r S chauspieler h a t sozu­ lein 15 L eute beschäftigt. K om m t ein sagen seinen H olzkopf h ie r stehen.“ neues Stück, so e rh ä lt e r einen Z ettel, selben Spieler, w ie z. B. im „Galileo E r lacht u nd schnippt m it den F in ­ au f dem eine P erso n en au fstellu n g m it G alilei“ d rei verschiedene M asken nötig gern. einigen typischen E igenschaften v e r­ sind. E inm al ist er 40 Ja h re , d an n 60 „Von m ir ste h t k ein er da, ich h a b ’ un d schließlich 80 J a h re alt. D a sind zeichnet ist. M eistens k e n n t er ja den also keinen Holzkopf. Die Schädel sind Stoff, und w enn nicht, m uß e r das ab er d an n nicht n u r Perücken, sondern n u m e riert und h aben genau dieselben T extbuch genau durchlesen, um sich auch B ärte, A ugenbrauen, W im pern M aße w ie die d er b etre ffe n d en Schau­ F o rtsetzu n g S eite 10 u nd m anchm al auch O hren nötig. F ü r spieler. Das ist notw endig, w ir kö n n ten sonst näm lich keine hu n d ertp ro zen tig passenden P erück en fertigen. G ipsab­ drücke sind n atü rlich auch möglich, ab er sehr kostspielig. S ingt ein G ast, so b rin g t er seine Sachen m it, oder kom m t rechtzeitig genug, d am it w ir noch die M aße nehm en können. D er P erückenboden b esteh t m eistens aus Die größte Spezial-Sprachschule in Nürnberg N ylon un d Seide. In diese U nterlage Vierteljährlich neue © Anfänger-Zirkel w erden d an n die H aa re eingezogen, eine A rbeit, die viel Ü bung e rfo rd e rt • Engl. Stenographie Tages- und Abendlehrgänge u n d auch sehr langw ierig ist. W ir v e r­ mit Prüfung und international w enden h ie r vornehm lich N atu rh a ar, • Tonband-Dolmetscher anerkanntem Zeugnis für eine M angelw are, die selbstverständlich • Auslands-Korrespondenten seh r te u e r ist. A ußerdem k an n m an Eintritt in Fortgeschrittenen-Zirkel jederzeit. das P erü ck e n h aa r noch aus Seide, N y­ Bayreuther Strafe 6a - Anmeldung sofort erbeten - Ruf 51867 lon, K ork, P fe rd e h a a r und m anch an d e­ ren S toffen gew innen. Angeschlossen der international verbreiteten Die grö ß te S chw ierigkeit b esteht darin, das N a tu rh a a r zu bekom m en. In D eutschland geht unglücklicherw eise zu r Zeit d er B ubikopf um u nd m an k rieg t absolut kein langes H aar. D es­

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