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Obwohl Justus v. Liebig bereits 1835 entdeckt hatte, dass man mittels chemischer Reduktion von Silberionen durch Aldehyde einen Silberspiegel erzeugen kann und [[1854]] auf die technische Umsetzung das Patent erhielt, hat sich bis in die Achtzehnhundertsechziger Jahre an den elenden Bedingungen in der Spiegelherstellung nichts Nennenswertes verbessert.
 
Obwohl Justus v. Liebig bereits 1835 entdeckt hatte, dass man mittels chemischer Reduktion von Silberionen durch Aldehyde einen Silberspiegel erzeugen kann und [[1854]] auf die technische Umsetzung das Patent erhielt, hat sich bis in die Achtzehnhundertsechziger Jahre an den elenden Bedingungen in der Spiegelherstellung nichts Nennenswertes verbessert.
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[[1857]] schreibt Dr. [[Beeg]]: "Bekanntlich ist das beständige Umgehen mit Quecksilber der Gesundheit gefährlich und kann sogar den Tod bringen. Bei dem Belegen bildet sich durch das Mischen [...] ein schwarzer Staub, feinst vertheiltes Quecksilber, das in dieser Form am meisten zur Verdünstung geeignet ist. Die Arbeiter nennen diesen Staub auch "Gift". [...]. Die Quecksilberdämpfe dringen eben so sehr durch die Respirationsorgane, als durch die Poren der Haut in den Körper [...]."<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufactur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
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Angespornt durch das Wissen über die schrecklichen Gesundheitsfolgen von Quecksilber und die Entdeckung von Liebig über die Silberspiegelherstellung stellte Dr. Beeg eigene Untersuchungen an, "in der Hoffnung, ein Verfahren ausfindig zu machen, welches fabrikmäßig angewendet werden und die gefährliche Quecksilberbelegung beseitigen könnte."<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufactur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
    
Im Jahre [[1862]] stellte als erster der Fürther Spiegelfabrikant [[Christian Winkler]] seine Spiegelbelegung von Quecksilber auf Silberbelegung um. Aber noch [[1883]] wendeten erst ein Sechstel der Spiegelbetriebe in Fürth das neue Silberbelegungsverfahren an. Auch die Arbeiter selbst unternahmen nichts dagegen, weil es ihnen eine besseres Einkommen sicherte. Das neue Silberbelegungsverfahren setzte sich trotzdem mit der Zeit dann durch. [[1886]] wurde schließlich das Quecksilber-Verfahren verboten.
 
Im Jahre [[1862]] stellte als erster der Fürther Spiegelfabrikant [[Christian Winkler]] seine Spiegelbelegung von Quecksilber auf Silberbelegung um. Aber noch [[1883]] wendeten erst ein Sechstel der Spiegelbetriebe in Fürth das neue Silberbelegungsverfahren an. Auch die Arbeiter selbst unternahmen nichts dagegen, weil es ihnen eine besseres Einkommen sicherte. Das neue Silberbelegungsverfahren setzte sich trotzdem mit der Zeit dann durch. [[1886]] wurde schließlich das Quecksilber-Verfahren verboten.
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Seitdem ist das Silberbelegungsverfahren das einzige Verfahren in der Spiegelbelegung.
 
Seitdem ist das Silberbelegungsverfahren das einzige Verfahren in der Spiegelbelegung.
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Doch bis in unserer Zeit müssen diese Altlasten sehr kostspielig saniert werden.
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Doch bis in unsere Zeit müssen die Altlasten der Quecksilberspiegelherstellung sehr kostspielig saniert werden. Auch diese Problematik war durchaus früh absehbar: Dr. Beeg, 1857: "Während des Belegens verläuft sich bei aller Sorgfalt viel Quecksilber und dringt sogar durch die Fußböden."<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufactur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 zum online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
    
So z.B. das Amtshaus am [[Kohlenmarkt]] – heute [[Technisches Rathaus|Technische Rathaus]], das vormals das Wohnhaus und die Fabrik der Spiegelfabrikantenfamilie [[Bendit]] war, musste Ende des 20. Jahrhundert mit hohen technischen und zeitlichen Aufwand kostspielig saniert werden.  
 
So z.B. das Amtshaus am [[Kohlenmarkt]] – heute [[Technisches Rathaus|Technische Rathaus]], das vormals das Wohnhaus und die Fabrik der Spiegelfabrikantenfamilie [[Bendit]] war, musste Ende des 20. Jahrhundert mit hohen technischen und zeitlichen Aufwand kostspielig saniert werden.  
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Aber alle Gebäude die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Spiegelfabriken waren mussten und müssen, aufgrund der Quecksilberverseuchung, saniert werden.
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Aber alle Gebäude, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Spiegelfabriken waren, mussten und müssen, aufgrund der Quecksilberverseuchung, saniert werden.
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==Einzelnachweise==
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==Literatur==
 
==Literatur==