1819

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  • 5. April: Der Magistrat beschließt, ein neues Hospital zu bauen und das alte zu verkaufen. Da jedoch die Gemeindebevollmächtigten in der Sitzung vom 14. April die Erbauung auf dem gemeindlichen Platze neben dem neuen Kirchhofe nicht genehmigen, so unterbleibt das ganze nach dem Ratsbeschluss vom 15. April.[1]
  • In Folge der Missernte von 1816 und der dadurch bedingten Preissteigerung und Hungersnot gerät die Stadt in eine Schuldenlast von 54.091 fl., zu deren Deckung ein Getreideaufschlag eingeführt wird.[2]
  • Das Jahr ist aber sehr fruchtbar. Trotzdem herrscht hier Elend, da der größte Teil der Handwerker nichts zu tun hat und alle Bestellungen auf ihre Fabrikate ausbleiben.[3]
  • Ab diesem Jahr bis 1835 existieren dahier nur mehr drei Apotheken, die Barthel'sche, Mayer'sche und die des Fleischauer.[4]
  • 18. Oktober: Zur Feier des Tages werden 160 Arme "in dem Saale des Gasthofs zum Kronprinzen von Preussen festlich bewirthet."[5]
  • 8. November: Dr. Petz erhält eine Belobung wegen der Errichtung eines Schwefeldampfbades.[6]
  • Zu Ende dieses Jahres verursachen die Hochwasser großen Schaden, namentlich am Schieß- und Bleichanger.[7]

Personen

Geboren 1819

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Kaspar Friedrich Baumhemmer25. SeptemberBurgfarrnbachMaurermeister, Maurer
Johann Georg Höchstetter8. MärzWinterhausenLehrer, Stadtschulrat
Johann Bonaventura Landgraf19. JanuarFürthZinngießer, Gürtler
Johann Georg NeidhardtBrauereibesitzer
Wilhelm SternAschaffenburgFabrikant, Kaufmann, Händler
Daniel WaldmannDrechslermeister
Johann Georg Ludwig Weithaas27. JanuarFürthArchitekt, Zimmermeister, Bautechniker

Gestorben 1819

PersonTodestagTodesortBeruf
Gabriel Hirsch Benda27. FebruarFürthSpiegelglasfabrikant, Glashändler
Seligman Bendit11. NovemberFürthSpiegelfabrikant
Michael Gutmann23. SeptemberNürnbergBildhauer
Karl Ludwig Kaltdorf11. FebruarFürthArzt
Meschullam Salman Kohn17. DezemberFürthRabbiner
Johann Schmidt, geb. 178424. AprilFürthMaurermeister

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Zeitgenössische Ortsbeschreibungen

JACOBI:

Das Stadtgericht Fürth
Das Stadtgericht Fürth umfaßt in seinem Gerichtssprengel blos die Stadt Fürth und deren nächste Umgebungen, welche ½ Quadratmeile Flächenraum und darauf 14 ooo Seelen Einwohner zählen. Zur Stadtpfarre Fürth sind zwar die Dörfer Bremenstall, Dambach, Gebersdorf, Groß- und Kleinreuth, Kronach, Stadeln, Höfen, Leih und 8 Höfe eingepfarrt, sie gehören aber fast alle unter das Landgericht Nürnberg, und drei unter das Landgericht Erlang. Pfarrbefohlne und Einwohner zählt Fürth sonach 11,140 Seelen evangelischer Confession; 365 Seelen kathol. Confession, die nach Nürnberg gepfarret sind; und 25oo Seelen Juden, welche in eine bedeutende Synagoge und eine eigene hohe Schule, Buchdruckerei und wissenschäftliche Einrichtungen haben. Näher zu beschreiben folgt nun: Fürth, eine große, offene Stadt, an dem Zusammenflusse der Pegniz mit der Redniz, auf einer zwar sandigen, aber durch Kultur fruchtbar gemachten Ebene, sehr angenehm in der Nähe von Nürnberg, Erlang und Schwabach gelegen. Sie zählt 86o Haupt- und Nebenhäuser und 13ooo Seelen Einwohner. Durch neue Anlagen auf der Südostseite ist diese Stadt in neuern Zeiten ungemein verschönert worden und wird es an der schönen Strasse nach Nürnberg zu, noch immer. Man findet ansehnliche Gebäude, z B die Mauthalle, die Post, mehrere Häuser der Kaufleute in den neuen Anlagen, dann in der neuen und der Nürnberger Strasse, die beiden Gasthöfe zum Brandenburgschen Hause und Prinzen von Preussen, das Geleitshaus und a. m. Die im J. 155o gebaute, geräumige Michaeliskirche und nahe daran stehende Kapelle, ist auch noch, so wie das Armen- Schul- und Waisenhaus zu bemerken. Die meisten Einwohner Fürths bestehen aus Künstlern, mancherlei Fabriks- und Manufakturarbeitern und gewerbtreibenden Professionen. In Allem werden über 1ooo Meister gezählt, die in Innungen stehen, es sind aber noch viele Arbeiter, welche zu keiner Innung gehören. Zur ersten Klasse, und zwar von denen, welche blos Manufakturarbeiten liefern, gehören 2o Beutler und Riemer; 13o Drechsler, welche vielerlei Gegenstände aus Metall, Horn, Elfenbein, Knochen und Holz verfertigen; 2oo Gold- und Silberarbeiter und Uhrgehäusemacher; 4o Groß- und Kleinuhrmacher; 5o Gürtler, welche Metallnägeln, Knöpfe, Beschläge von mancherlei Art, Uhrschlüsseln und Ketten ect. Verfertigen; 8 Nagelschmiede, die verzinnte und andere Nägel anfertigen; 4o Bley- und Rothstiftmacher; 15o Tischler, Schreiner und Ebenisten, welche nicht allein mehr als 150 Arten eingelegter und glatter Kunsttischlerarbeiten aller Gattungen und Gegenstände, sondern auch Spiegelrahmen, Futterale, Kisten u. dgl. mehr in Menge anfertigen; 12o Schumacher; 8o Strumpf- und Mützenwirker; und 5o Webermeister. Ausser diesen zünftigen Meistern giebt es aber noch eine Menge Bildhauer, Goldschläger, Vergolder, Spiegelschleifer und Ausfertiger, Schnallenmacher, Plättleinschläger, Dosenmacher, Siegellackmacher, Papierfärber, Maler und Presser u.a.m. Es sind auch bedeutende Spiegelmanufakturen, Schleif- und Polirwerker, Laboratorien chemischer Präparate, Brantweinbrennereien und Rosolis-Fabriken dahier in lebhaftem Umtriebe. Alle diese genannten, von den angeregten Künstlern und Meistern verfertigten vielerlei Waaren und Gegenstände, werden theils durch die Manufakturisten, Fabrikanten, Kaufleute und Juden ect. in Fürth selbst, mehr aber noch durch die Nürnberger Kaufleute abgesetzt und nach allen Gegenden versandt. Es erwächst hieraus ein lebhafter Handel, den übrigens die hiesigen jüdischen Handelshäuser durch Wechselgeschäfte, Handel mit mehrerlei Staatspapieren und einem nicht unansehnlichen Juwelenhandel noch vermehren und erhöhen. Ein bedeutender und von Benachbarten häufig besuchter Jahrmarkt, wird alle Jahre, Ende des Septembers, dahier an der Kirchweihe mehrere Tage lang abgehalten. Des Tabaksbaus und dessen Handel und Ver arbeitung muß auch noch gedacht werden.
Fürth war ehemals als Flecken oder Hofmark bekannt und ein Eigenthum der Domprobstei zu Bamberg, die dahier einen Beamten hatte; Brandenburg besaß jedoch das Geleitsrecht, und machte daher die Landeshoheit über Fürth ansprüchig. Es entstunden daraus langwierige Prozesse und Streitigkeiten, die jedoch endlich im J. 18o3 durch einen Vergleich völlig beigelegt wurden, in welchem Baiern, unter mehreren Aemtern und Ortschaften, auch Fürth , das es mittelst des Hochstifts Bamberg erhalten hatte, an den König von Preussen abtrat und vertauschte. Im J. 1806 gedieh Fürth mit dem Fürstenthum Ansbach abermalen an Baiern. Nürnberg hatte dahier mehrere Unterthanen und den Kirchensatz, welche mit gedachter Stadt ebenfalls an Baiern kamen. - Ein Stadtgericht und Polizeykommissariat, ein Rentamt für Fürth und das Landgericht Nürnberg, ein Maut-Halloberamt, und eine Postverwaltung, haben dahier ihre Sitze. Neuerlich ist auch ein Schauspielhaus erbauet worden.[8]

Auszüge aus dem Handbuch der neuesten Erdbeschreibung:

[...] Die besten Thermo- und Barometer werden zu Hanover und Fürth verfertigt. [...]. Merkwürdig und von größerm Umfange ist [...] die Taschenuhrenfabrikation zu Fürth, Augsburg, Friedberg usw. [...]. Schöne Gold-, Silber-, marmorirte und gefärbte Papiere, so wie Spielkarten, liefern Nürnberg, Fürth, Schwabach, Augsburg u.s.w. [...]. Eisenfabrikate, auch Gewehre, besonders aber Nadeln und kurze Waaren werden in Menge gemacht: besonders in Nürnberg, Fürth und Schwabach. [...]. Gold- und Silberdraht, so wie Treffen, liefern Augsburg, Schwabach, Nürnberg und Fürth, Blattgold Fürth mit 48, Augsburg mit 7 Meistern. [...]. Instrumente, sowohl chirurgische als mathematische, verfertigen am schönsten München und Augsburg, dann Nürnberg und Fürth; musikalische Instrumente eben diese Städte [...]. Für Drechsler und Gürtlerwaaren aller Art sind Fürth und Nürnberg Hauptorte: hier werden die bekannten Nürnberger Spielwaaren gemacht, die in ferne Erdtheile gehen. [...]
F ü r t h, offene Stadt, Sitz eines Polizeikommissariats und Stadtgerichts, am Zusammenflusse der Rednitz und Pegnitz; gut gebautet, mit 2 Kirchen, 4 Synagogen, 1 Waisenhause, 1 Armenhause, 57o Vorder- und 609 Hinterhäus. und 12,705 Einw., worunter 2,673 Juden, die hier ihr eignes und weltliches Gericht, 1 jüdische Universität mit 2oo Studenten, 2 jüdische Buchdruckereien, 3 Judenschulen und 1 Judenhospital unterhalten. Eine der gewerbsamsten Städte des Königreichs, die zwar wenige großen Fabrikanstalten, aber eine Menge einzelner Werkstätte und Stühle unterhält; so hat die Baumwollenweberei 59 Meister und 241 Stühle, die Strumpf- und Mützenwirkerei 64 Meister, die Leinweberei 35 Meister u.s.w. Die Hauptfabrik bleibt die Spiegelabrik, die 1 Glaspolirwerk und 23 Spiegelmacher beschäftigt, und die sogenannten Nürnbergerspiegel von 1 bis 10 Zoll Höhe liefert; dann folgen die Drechsler, die sich in mehreren Klassen theilen und 81 Meister stark sind, 2o Uhrmacher, die 3,120 Stück jährlich liefern, 12 Dosenmacher, 3o Gold- und Metallschläger, 2 Folienmacher, 73 Tischler, 43 Gürtler und Zinngießer, 22 Schlosser, die Kaffeemühlen u.s.w. verfertigen, 4 Siegellackfabriken, 4 Papiertapetenmanufakturen, 9 Brillenmacher, die gute Brillen liefern, 1 Tabacksfabrik, 7 Nudelnfabriken; man macht vorzügliche Sattler- und Riemerwaaren, Rechenpfennige, jährlich 19,000 Buch Goldpapier, und treibt einen wichtigen Handel, meistens unter Nürnberger Firma, auch Juweelen- und Wechselhandel. Die große 14 Tage dauernde Kirchweih oder Messe um Michael.[9]

Veröffentlichungen

Das zweite Fürther Adressbuch erscheint unter dem Titel: Johann Gottfried Eger: "Taschen- und Adress-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern", Nürnberg, Riegel und Wießner, 1819

 UntertitelAutorGenreVerlagAusfuehrungISBNnr
Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)Johann Gottfried EgerAdressbuch
Chronik
Stadtgeschichte
Riegel und WießnerSoftcover

Einzelnachweise

  1. Magistratsakten in Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 15.
  2. Georg Wüstendörfer: Wanderungen durch Fürth, 1898, S.160
  3. Zusätze zu Albig in Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 28.
  4. Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 28.
  5. Schwäbischer Merkur, 26.10.1819 - online-Digitalisat
  6. Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 28.
  7. Fronmüllerchronik, 1887, S. 234
  8. Georg Friedrich Jacobi: Neue systematische und allgemeine Erdbeschreibung des Bayern'schen Königsstaats, 5. Band, Augsburg 1819, S. 239 ff - online-Digitalisat
  9. Ad. Chr. Gaspari, G. Hassel und J. G. Fr. Cannabich: Vollständiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung. Erster Abtheilung, vierter Band. Weimar 1819, S. 57, S. 121 f und S. 243 - online-Digitalisat

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