Gottlieb Wunschel
- Vorname
- Gottlieb
- Nachname
- Wunschel
- Geschlecht
- männlich
- Abw. Namen
- Gottlob W.
- Geburtsdatum
- 27. März 1882
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 9. September 1972
- Todesort
- Fürth
- Beruf
- Verwaltungsoberinspektor
- Religion
- evangelisch-lutherisch
Adressart | VonObjekt |
---|---|
Letzter Wohnort in Fürth | Fuggerstraße 5 |
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Babetta Keeser | Ehefrau |
Georg Wunschel | Sohn |
Paula Wunschel | Tochter |
Gottlob („Gottlieb“) Wunschel (geb. 27. März 1882 in Fürth[1]; gest. 9. September 1972 ebenda) war ein Fürther Chronist und Heimatforscher, von Beruf ein Kommunalbeamter mit letzter Amtsbezeichnung Verwaltungsoberinspektor. Wunschel wohnte ab November 1927 im Vestner Weg 76 (heute Fuggerstraße 5) in der Siedlung der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Fürth.[2] Geboren wurde er im Haus Alexanderstraße 13, in dem auch der Schriftsteller Jakob Wassermann geboren wurde.
Leben
Geboren wurde Gottlieb Wunschel in der Alexanderstraße 8 (ab 1890 mit Hs.-Nr. 13), vermutlich sogar im selben Geburtszimmer wie Jakob Wassermann. Wunschel selbst meinte immer, dass dies auf sein späteres Leben Auswirkung gehabt hätte. Seine Eltern waren aus Oberfranken zugewandert, der Vater ‘Georg’ Carl Wunschel (geb. 18. April 1857 – 10. Februar 1906) kam aus Großwendern und die Mutter Apollonia, geborene Krauss (geb. 2. Juli 1850 – 31. Oktober 1924) aus Großrehmühle bei Marktleugast. Sie hatten in Fürth am 12. September 1881 geheiratet.[3] Der Vater war Fabrikarbeiter, später Magaziner.
Wunschel war nach seiner Schulzeit anfangs ab Juli 1895 Packerlehrling bei der Fa. H. E. Arnstein, dann aber ab März 1896 Incipient (Anfänger) bei Rechtsanwalt Dr. Siegfried Frank. Mitte Februar 1898 schlug Wunschel die Beamtenlaufbahn in Fürth ein, er wurde Skribent, später Kanzleigehilfe im Stadtmagistrat Fürth. Die weiteren Stationen waren Kanzlist, ab Januar 1908 Magistrats-Assistent, ab Oktober 1909 Magistrats-Offiziant, 1912 Magistrats-Sekretär II. und 1914 I. Klasse. Zum 1. Januar 1914 erwarb er auch das Unwiderruflichkeitsrecht. Nach dem Ende des Königreichs wurde er zum 1. April 1920 städtischer Obersekretär, dann Verwaltungsinspektor und schließlich Verwaltungsoberinspektor.[2] Er war u. a. in der Registratur, im Bauamt, in der Erwerbslosenfürsorge (nach dem Ersten Weltkrieg) und von 1940 - 1946 im Stadtarchiv (in der Schwabacher Straße 51) tätig. In letzter Position konnte er seine zuvor privaten Heimatforschungen beruflich fortführen.
Er heiratete am 22. Januar 1906 Babetta („Betty“) Keeser[2] (geb. 25. August 1884 in Fürth), Tochter des Glasbelegers Andreas Keeser und seiner Ehefrau Friederike Wilhelmine, geborene Barnickel.[4] Aus dieser Ehe gingen zwei zu Fürth geborene Kinder hervor:
- ’Georg‘ Andreas Wunschel, Architekt
- Paula Wunschel (geb. 22. Februar 1917), wurde Handarbeitslehrerin[5]
Unbekannt dürfte sein, dass er ein Hörspiel, das später in ein Fürther Heimat- und Festspiel umgewandelt wurde, gedichtet hatte. Der Anlass war die 300. Wiederkehr der Schlacht an der Alten Veste. Es entstand 1931 und besteht aus einem Prolog und drei Akten. Das Fürther Tagblatt berichtete mit einem Auszug aus den Versen am 16. August 1934. Aufgeführt sollte es auf dem Festspielgelände auf der Alten Veste werden.
Vor seinem Tod arbeitete er noch an einem Werk über das Geleitswesen in Fürth (siehe dazu: Geleitsmann).
Chronik und Hausbücher
Im Stadtarchiv Fürth ist ein achtbändiges Wunschel´sches Hausbuch von 1940 (Titel: "Alt-Fürth") als Manuskript vorhanden; es ist nie in Druck gegangen.
Diese Bände enthalten neben der Geschichte der Straßen in der Altstadt die Geschichte der einzelnen Häuser. Hier werden nach Straßennamen und Hausnummern die Baugeschichte und Nutzung der Häuser samt Quellenlage, die alten Hausnummern und die ermittelten Besitzer genannt. Mit den Chroniken der Vororte hat er begonnen und fertiggestellt wurden: Poppenreuth (1945), Unterfarrnbach (1942), Ober- und Unterfürberg (1943), Dambach (1943), Atzenhof (1943) und Ronhof-Kronach.
Vom 1. Mai 1942 bis zum 31. Dezember 1946 schrieb er die Chronik der Stadt Fürth in Buchform weiter, die Paul Rieß begonnen hatte. Die ersten Bände enthalten noch unkommentiert eingeklebte Zeitungsartikel, langsam gleicht er sich jedoch dem Stil von Rieß an; allerdings schrieb Rieß - vermutlich aufgrund seines Alters - vermehrt kritische Kommentare und Ergänzungen zu den offiziellen Zeitungsartikeln auf. Gottlieb Wunschel schließt seine Chronik mit diesen Worten:
"Damit schließt meine Tätigkeit als sogen. Fürther Chronist. Ich gab damals dem erkrankten Stadthistoriker Rieß meine persönliche Bereitwilligkeit, in seinem Sinne weiter zu wirken als bekannter und erfolgreicher Lokal-Historiker. - Man erachtete es als zweckmäßiger, die Führung der Fürther Stadtchronik nun amtlich weiter zu besorgen. - Damit wurde ich von einer privaten Zusage entbunden und meine Zeit wurde freier für das von mir ersehnte Ziel: die Chroniken der einverleibten Ortschaften im Sinne der von mir bereits fertig gestellten Straßen- und Häuser Geschichten noch zu vollenden. - Gottfried Wunschel - prudenter agis - prudenter agas"
Die Stadtchronik und Fortsetzung von Rieß durch Wunschel umfasst folgende fünf Bände:
- Das Jahr 1942 ab dem 1. Mai (494 Seiten),
- Das Jahr 1943 (364 Seiten)
- Das Jahr 1944 (242 Seiten)
- Das Jahr 1945 (381 Seiten)
- Das Jahr 1946 (308 Seiten)
Nutzung bzw. Veröffentlichung der Häuserchronik
Als die maschinenschriftlichen Manuskripte mit vielen Plänen und Zeichnungen Ende 1943 fertig waren, berichteten die Zeitungen davon. Wunschel hatte jahrzehntelang die Quellen des Stadtarchivs Nürnberg und das verstreute Schriftgut und Tausende von Akten staatlicher und städtischer Ämter und Stellen durchforscht. 80.000 Zettel bildeten die Bausteine zur Formung eines anschaulichen Bildes der alten Siedlung Fürth. Die Namen der Hausbesitzer wiederum seien für die Familienforschung äußerst wichtig, denn sie zeigen die Geschlechter- und Sippschaftsfolge auf.
So beabsichtigte Wunschel nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Druck der Häuser- und Straßenbücher Fürths. Der Archivrat Dr. Fridolin Solleder vom Staatsarchiv Nürnberg schrieb hierzu eine geschichtliche Einführung, allerdings kam es auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zum Druck. Zuvor hatte Wunschel bereits 1941 der Stadt Fürth die Ergebnisse seiner 10-jährigen Forschungen über „Alt –Fürth“ in acht Bänden und ca. 3.000 Seiten zu überlassen, allerdings stieß er dabei vermutlich auf taube Ohren. Zunächst wurde die Stellungnahme von Professor Dr. E. Freiherr von Guttenberg von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen zu dem Werk eingeholt. Dieser teilte der Stadt am 5. April 1941 mit: Da er das archivalische und sonstige Quellenmaterial nicht kenne, um zu erkennen, ob Wunschel dieses vollständig und richtig ausgeschöpft habe, könne er kein Urteil über den wissenschaftlichen Wert abgeben. Es liege aber eine beachtliche Leistung bei den Hausgeschichten mit den Besitzerlisten vor. Ob er die rechtsgeschichtlich recht verwickelte Geschichte der Stadt bewältigen konnte, wisse er nicht. Für die Ortsgeschichte um 1007 müsste das reiche Material in Bamberg und Nürnberg ausgewertet werden.[6]
In Anmerkungen zum Gutachten des Staatsarchivdirektors Dr. Solleder vom 2. Oktober 1941, der für eine Drucklegung des Werkes über die Straßen- und Häusergeschichte Fürths plädierte und dem Verfasser attestierte, er habe ein halbes Menschenalter lang seine Freizeit mit der Tatkraft eines echten Forschers geopfert, äußerte sich ein nicht genannter Kommentator in den Akten des Stadtarchives. Vermutlich war es Dr. Häußler als Archivar der Stadt nach Weggang von Dr. Schwammberger. Der unbekannte Kommentator stehe genauso wie Dr. Schwammberger auf dem Stadtpunkt, dass eine Drucklegung nicht vordringlich sei. Die Hausbesitzer werden ein geringes Interesse an der Arbeit haben, so dass sie für eine subskribtionsweise Abnahme nicht zu gewinnen sein werden. Weiter glaube er, dass Wunschel nicht die nötige Vorbildung habe, um historische Quellen völlig ausschöpfen zu können. Er kann weder Latein noch eine neuere Sprache. Auch eine Überholung in stilistischer Beziehung wurde lt. Schreiben des Bürgermeisters Dr. Häupler vom 6. November 1941 für nötig gehalten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bot die Stadt Fürth im Januar 1951 Wunschel für sein Material für ca. 2.000 DM zu erwerben.[7] Als Ankauf von Archivgut wurden alle Manuskripte als Ergebnis seiner 30-jährigen Forschungen im März 1951 übernommen, nachdem ein Vertrag am 12. März 1951 abgeschlossen wurde.
Erst 2009 hat sich Lothar Berthold des maschinenschriftlichen Häuserbuches angenommen und im Computersatz erfasst. Die Stadt hat seine Arbeit dabei finanziell unterstützt. Neben den digitalisierten Plänen nahm Berthold auch Fotos von Häusern und Straßenzüge, Stiche und Zeichnungen auf. So stellte er auch sämtliche Zeichnungen von Dennemarck über alte Fürther Höfe und Häuser ein. Das Sammelwerk steht seit dieser Zeit in vier Ordnern dem Stadtarchiv Fürth zur Verfügung. Es kann im Lesesaal des Stadtarchives im Schloss Burgfarrnbach eingesehen werden.
Dorfbücher über die nach Fürth eingemeindeten Orte
Über die eingemeindeten Ortschaften verfasste Wunschel sieben Bände, so genannte Dorfbücher. Er begann:
- 1942 Unterfarrnbach einschließlich Bremenstall und Stadelhof (81 Seiten)
- 1943 Atzenhof (110 Seiten)
- 1943 Dambach (129 Seiten mit Plänen und Fotos)
- 1943 Ober- und Unterfürberg (47 Seiten mit Anhang über die einzelnen Höfe)
- 1945 Poppenreuth Einst und Jetzt (145 Seiten)
- 1946 über Ronhof und Kronach (118 Seiten).
Abhandlung über das Kriegsende 1945
Über die Besetzung Fürths durch die US-Amerikaner am 18. April 1945 und die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945 verfasste Wunschel 1951 eine 22-seitige Abhandlung. Sie ist sowohl in der Stadtbibliothek Fürth eingestellt, als auch 1965 in den Fürther Heimatblättern des Geschichtsvereins veröffentlicht.
Werke
Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die von "Gottlieb Wunschel" erstellt wurden.
- Gustav Adolf und Wallenstein, ein "Fürther Heimat- und Festspiel". Als Kopie in der Biografischen Sammlung.
- Gottlieb Wunschel: Zehn Jahre Geschichte der Spielvereinigung Fürth e. V. 1903-1913. Mit Nachtrag. Fürth: Spielvereinigung Fürth e. V., 1914
- Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945, in: Fürther Heimatblätter, NF 15.1965, S. 7
Literatur
- Wunschel, Gottlieb, in: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 400
- Biographische Sammlung des Stadtarchivs Fürth, Stichwort "Gottlieb Wunschel"
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1881–1883, S. 195
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Familienbogen Wunschel, Gottlob; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
- ↑ Kirchenbücher St. Michael, Trauungen 1881–1888, S. 4
- ↑ Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1883–1885, S. 286
- ↑ Adressbuch von 1951
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Wunschel-Chronik, Schriftverkehr mit Dr. Solleder, 1941
- ↑ Beschluss im Ältestenausschuss vom 8. Januar 1951