Besiedlungsgeschichte Fürths: Unterschied zwischen den Versionen
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Fürth lag im Bereich der Markomannen. Wegen des steten Vordringes der Römer kamen sie aber bald in eine bedrängte Lage, so dass [[wikipedia:Marbod|Marbod]] sie um 8 v. Chr. in den von Gebirgen geschützten böhmischen Kessel führte. Ihre Nachfolger im fränkischen Raum wurden die Hermunduren, deren Gebiet bis an die Donau reichte und die wahrscheinlich auch die Naristen in der Oberpfalz, die Harunden in der Würzburger Gegend und einige Suebenreste umfassten. Um 200 n. Chr. löste sich der Hermundenurenbund allmählich auf und an seine Stelle traten die Alemannen, die im Jahre 261 den Limes durchbrachen und sich im heutigen Württemberg niederließen. An diese schlossen sich im Osten die Juthungen an, die vom Ende des 3. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts nachgewiesen sind. Nach dem Abzug der Alemannen-Juthungen erscheinen die Thüringer als ihre Nachfolger in Franken, die in einem mehr lockeren Zusammenhang mit den Thüringern nördlich des Mains gestanden zu haben scheinen. Ihrer Herrschaft wurde durch den Frankenkönig ''Theuderich'' ein Ende gesetzt (531 n. Chr.). Nun nahmen Franken das Land ein und brachten es unter ihre Botmäßigkeit. Doch war die Durchdringung im nördlichen Teil des Thüringer Reiches nicht sehr stark. Hier blieb die thüringische Bevölkerung einschließlich der Oberschicht unbehelligt sitzen. Im südlichen Teil dagegen, in den Maingegenden und den sich südlich anschließenden Gebieten, waren die Franken stärker vertreten. | Fürth lag im Bereich der Markomannen. Wegen des steten Vordringes der Römer kamen sie aber bald in eine bedrängte Lage, so dass [[wikipedia:Marbod|Marbod]] sie um 8 v. Chr. in den von Gebirgen geschützten böhmischen Kessel führte. Ihre Nachfolger im fränkischen Raum wurden die Hermunduren, deren Gebiet bis an die Donau reichte und die wahrscheinlich auch die Naristen in der Oberpfalz, die Harunden in der Würzburger Gegend und einige Suebenreste umfassten. Um 200 n. Chr. löste sich der Hermundenurenbund allmählich auf und an seine Stelle traten die Alemannen, die im Jahre 261 den Limes durchbrachen und sich im heutigen Württemberg niederließen. An diese schlossen sich im Osten die Juthungen an, die vom Ende des 3. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts nachgewiesen sind. Nach dem Abzug der Alemannen-Juthungen erscheinen die Thüringer als ihre Nachfolger in Franken, die in einem mehr lockeren Zusammenhang mit den Thüringern nördlich des Mains gestanden zu haben scheinen. Ihrer Herrschaft wurde durch den Frankenkönig ''Theuderich'' ein Ende gesetzt (531 n. Chr.). Nun nahmen Franken das Land ein und brachten es unter ihre Botmäßigkeit. Doch war die Durchdringung im nördlichen Teil des Thüringer Reiches nicht sehr stark. Hier blieb die thüringische Bevölkerung einschließlich der Oberschicht unbehelligt sitzen. Im südlichen Teil dagegen, in den Maingegenden und den sich südlich anschließenden Gebieten, waren die Franken stärker vertreten. | ||
== In | == In fränkischer Zeit und im hohen Mittelalter == | ||
Als die fränkischen Kriege ihre weltgeschichtliche Wirksamkeit begannen, ist auch das Gebiet um Fürth in den Bereich des staatlichen Lebens getreten. Das Gebiet der Frankenhöhe und der Keuperböden westlich der Rednitz-Pegnitz, z. B. der Stadtwald auf dem Cadolzburger Höhenrücken, wurde erst erschlossen, als das waldfreie Gelände urbar gemacht war (717 - 741). In den Ortsnamen auf -dorf und -bach spiegelt sich die älteste Periode der fränkischen Besiedlung westlich der Rednitz-Regnitz-Linie. Denn nur in diesem Bereich des heutigen Fürther Großraums kommen sie vor. In den Waldgebieten östlich der Rednitzfurche fehlen sie fast vollständig. In diesen -dorf und -bach-Orten haben wir die ältesten Dörfer, die "Urdörfer" der fränkischen Zeit. Sie reihen sich kettenförmig an den Flusstälern auf. So entstanden im Gebiet um den Stadtwald folgende Orte: | Als die fränkischen Kriege ihre weltgeschichtliche Wirksamkeit begannen, ist auch das Gebiet um Fürth in den Bereich des staatlichen Lebens getreten. Das Gebiet der Frankenhöhe und der Keuperböden westlich der Rednitz-Pegnitz, z. B. der Stadtwald auf dem Cadolzburger Höhenrücken, wurde erst erschlossen, als das waldfreie Gelände urbar gemacht war (717 - 741). In den Ortsnamen auf -dorf und -bach spiegelt sich die älteste Periode der fränkischen Besiedlung westlich der Rednitz-Regnitz-Linie. Denn nur in diesem Bereich des heutigen Fürther Großraums kommen sie vor. In den Waldgebieten östlich der Rednitzfurche fehlen sie fast vollständig. In diesen -dorf und -bach-Orten haben wir die ältesten Dörfer, die "Urdörfer" der fränkischen Zeit. Sie reihen sich kettenförmig an den Flusstälern auf. So entstanden im Gebiet um den Stadtwald folgende Orte: | ||
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* Leyh und Höfen mit dem Schellenholz | * Leyh und Höfen mit dem Schellenholz | ||
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== Fundverbleib == | == Fundverbleib == |
Aktuelle Version vom 25. Juli 2023, 12:47 Uhr
Die Besiedlungsgeschichte Fürths umfasst Zeugnisse für die frühe Ansiedlung von Menschen im Großraum Fürth von der Altsteinzeit bis ins hohe Mittelalter.[1]
Geografische Einordnung
Die vorgeschichtliche Besiedlung Frankens wird bestimmt durch die geografischen Voraussetzungen. Die waldlosen Landschaften waren seit frühester Zeit besiedelt. Dazu gehörten die Gebiete südlich des Thüringer Waldes, die Frankenalb, unter gewissen Bedingungen auch die Rednitz-Pegnitz-Furche, die Obermain-Naab-Senke und das Maintal sowie die fruchtbaren Lößböden der fränkischen Muschelkalkplatte.
Doch war die Besiedlung Frankens in den Perioden der Steinzeit noch schwach. Erst in der Bronze- und Hallstattzeit wurde die Besiedlung dichter. Auf den Uferterrassen der Rednitz-Pegnitz und ihrer Nebenflüsse zeigen sich deutliche Spuren der Besiedlung, z. B. in der Gegend von Forchheim, bei Kosbach und Seebach. Geringer werden die Funde schon wieder um Fürth-Nürnberg-Schwabach, denn die eigentlichen Mittelpunkte der Besiedlung lagen auf den befestigten Höhen, z. B. der Ehrenbürg und dem Hetzles bei Forchheim und der Houbirg bei Hersbruck sowie dem Hochplateau des Staffelberges, dem bedeutendsten vorgeschichtlichen Denkmals in Oberfranken.
Den früh besiedelten waldlosen Landschaften stehen die bewaldeten Gebiete gegenüber, die in vorgeschichtlicher Zeit kaum besiedelt waren. Zu den bewaldeten Gegenden gehörten auch Land- und Stadtkreis Fürth, wie auch das Land von Nürnberg und Umgebung. Im Raum Fürth gehörten zu den bewaldeten Gebieten zweifelsfrei das gesamte Gebiet um den Fürther Stadtwald, mit Hard, Schwand, Flößau und Schellenholz. Diese geografische Eigenschaft lässt auf eine anfangs geringe Besiedlung schließen. Etliche Landschaftsteile beherbergen dennoch reiche Grabfunde. In vor- und frühgeschichtlicher Zeit fanden sich Zeugnisse im Fürther Stadtwald, der Fürberg, im ehemaligen Hardwald, im ehemaligen Waldgebiet auf der Schwand, in Unterfarrnbach und an der Atzenhöfer Heide bei Atzenhof. Sie zeigen, dass sich hier bereits in der Altsteinzeit Menschen ansiedelten. Dazugehörige Siedlungen sind bestenfalls nur in wenigen Fragmenten vorhanden.
Früheste Besiedlungen in der Altsteinzeit
Die Zeugnisse zur frühesten Siedlungsgeschichte im Raum Fürth sowie im Fürther Land sind spärlich und aufgrund der wenigen Belege auch recht unsicher zu datieren. Der älteste Fund in der mittleren Altsteinzeit ca. 50.000 v. Chr. fand sich im Unterfarrnbacher Ortskern, also nicht weit vom damaligen Wald entfernt. Wegen der wenigen Relikte aus jener Zeit und der Bedeutung dieser Funde ist eine wissenschaftliche Abhandlung über die Fundstellen Unterfarrnbach und Atzenhof als Atzenhofer Gruppe des Spätpaläolithikums Süddeutschland in die Literatur eingegangen. Das seltenes Relikt ist ein mittelpaläolithischer Abschlag. Dieser Fund wurde Ende der 1940er Jahre von Werner Schönweiß auf einer heute längst verbauten Sandkuppe am Wegrand eines frei liegenden Bodenaufschlusses in etwa 80 cm Tiefe geborgen. Er lagerte im unberührten Sediment. Das Artefakt, es ist kein Werkzeug, sondern nur ein Abfallprodukt bei der Steingeräteherstellung der Steinzeitmenschen, weist Spuren von Kantenabnutzung aus der damaligen Zeit auf. Dieses Relikt besteht aus einem gebänderten Hornstein und ist auf allen Flächen stark speckig glänzend. Aufgrund des hohen Alters ist es patiniert. Eine erste Veröffentlichung des Objektes erfolgte bereits 1967 in den Fürther Heimatblättern. Das Fundstück gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Faustkeil- oder Blattspitzenkultur nordbayerischer Ausbildung an.
Eine stark verrollte Blattspitze von Bronnamberg nahe Zirndorf stellt schließlich den zweiten Fund im Landkreis Fürth dar, der vom gleichen Forscher entdeckt wurde. Beide Stücke sind bis jetzt die beiden ältesten Belege der Region geblieben. Aus der letzten Eiszeit sind keine menschlichen Kulturrelikte bekannt. Aber gegen Ende der Kaltzeit etwa ab 10.000 v. Chr. setzt nun, wenn auch nur vereinzelt, eine "Besiedlungswelle" ein. Es sind dies Fundgesellschaften eines sehr späten Magdalénien, einer archäologischen Kulturstufe des späten Jungpaläolithikums.
Erst im sogenannten Spätpaläolithikum, formenkundlich als Nachklang jungpaläolithischer Werkzeugformen und -typen, wird schließlich der Fürther Raum und auch ganz Nordbayern vom Menschen ständig durchwandert und bewohnt, was sich durch zahlreiche Hinterlassenschaften belegen lässt. Diese Hinweise auf Fundgesellschaften sind im freien Gelände immer Steingeräte und, wenn eine Siedlungs- oder Rastplatzstelle vorlag, auch dazugehörige Abschlag- bzw. Abfallprodukte aus gleichen Materialien. Sie stellen dann Belege dar, die alle recht deutliche Kulturmerkmale tragen.
Die Flusslandschaft der Rednitz und Regnitz bestimmt das Fürther Land und ist Hauptader und eine Nord-Süd-Straße. Denn die Flüsse waren in Urzeiten Straßen und Verbindungsadern zwischen den unterschiedlichsten Regionen. Das heißt, an den größeren Gewässern begegneten sich Menschen auf Wanderungen und aufgrund von Handelsverbindungen. Auch die Jagd nach Wild spielte sich in solchen Landschaftsteilen ab. Die kleineren Zuflüsse waren in ihren Mündungswinkeln die "Begegnungszentren", das heißt besiedelte Punkte. So findet man derartige Hinweise beispielsweise im Mündungsdreieck der Bibert, an der Mündungsterrasse der Farrnbach und an der Zenn bei Flexdorf. Ferner an kleinen Grabenmündungen bei Ronhof, Stadelhof oder Vach sowie am Landgraben am Ronwald und am Michelbach, flussabwärts der Regnitz. Besonders die Zennmündung weist hier einen vorgeschichtlichen bedeutsamen Raum aus. Im 21. Jahrhundert sind diese Spuren verwischt. Straßen, Sandgruben und letztlich der Kanal haben diese Landschaft topographisch völlig verwandelt. Aber noch bis weit in die 1950er Jahre hinein war hier für den Urgeschichtsforscher noch ein ergiebiges Betätigungsfeld vorhanden.
Im Hinblick auf den geschichtlichen Kern des Bereiches gehörte die Ortsflur Atzenhof zum ehemalien Unterfarrnbacher Gemeinderaum, wo sich eine auch überregional bedeutsame Fundstelle befindet, eine Station aus dem Spätpaläolithikum, d.h. eine Kultur, die als Atzenhofer Gruppe des Spätpaläolithikums Süddeutschlands in die Literatur eingegangen ist. Abermals war dies eine Entdeckung von Schönweiß. Dort, wo heute die Kanal-Trogbrücke die alte Wegbrücke über die Zenn von Atzenhof nach Flexdorf kreuzt, findet sich eine nach Westen geöffnete Sanddüne, die vor über 10.000 Jahren eine längerdauernde Siedlungsstelle des frühen nacheiszeitlichen Menschen beherbergte.
Sicher ist zur damaligen Zeit die Zenn direkt und unmittelbar an der Fundstelle vorbeigeflossen, bevor diese sich langsam aufgrund des Hochwassers und dem stärker werdenden Sog zur Mündung hin, ein neues Flussbett schuf. Sie dürfte seinerzeit in diesem Bereich wohl ebenso stark mäandrierend verlaufen sein, wie dies heute nur noch im Verlauf zur Mündung hin, östlich der Vacher Straße, ersichtlich ist. Da die Zenn im Zuge der Baumaßnahme des RMD-Kana1s im Bereich der Trogbrücke bis zur Brücke an der Vacher Straße hin bogenartig begradigt wurde, erscheint der Fund der Atzenhofer-Gruppe dadurch bildlich etwas weiter nach Süden verschoben. Bei Atzenhof fanden sich beispielsweise zahlreiche typische Steingeräte, die vornehmlich als Besatzstücke für Harpunen, Bogenpfeile und ähnlichen Waffenformen verwendet wurden. Der Fachmann bezeichnet sie als Rückenmesser, Rückenspitzen, Bogenspitzen oder Waffenbesatz an hölzernen Schäften. Daneben tritt eine andere Geräteform in den Vordergrund: Die Stichel, das sind Gravierinstrumente und Schneidewerkzeuge für die Holzschaftbearbeitung, sowie Kratzerformen zum Schneiden und Schaben, zum Polieren und Bearbeiten von Holz, Horn, Fell, Leder und anderen, weicheren Materialien. Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer Steingeräte wie verschiedenartigste Klingengeräte, Sägen, Bohrer und weitere.
Die mittlere Steinzeit - Mesolithikum
Am Übergang von der letzten Eiszeit zu unserem heutigen Klima unterscheiden wir verschiedene Kulturstufen, die, durchaus noch paläolithischen Traditionen verhaftet, sich doch durch die Art ihrer Geräte mehr oder weniger stark von diesen jungpaläolithischen Gruppen abheben. Das Steingeräteinventar stellt natürlich nur einen kleinen Bruchteil dessen dar, was die damaligen Menschen herstellten. Bekleidung, Schmuck, Werkzeuge und Waffen waren größtenteils aus organischem Material verfertigt und sind uns nur selten durch glückliche Umstände erhalten geblieben. So kennt man von Wohnplätzen unter Felsdächern mesolithische Knochenanhänger und Hirschhornharpunen. Doch auch die Steingeräte ermöglichen eine relative Chronologie der mittleren Steinzeit. So weiß man inzwischen, dass die Fundkomplexe, die noch dem Jungpaläolithikum nahestehen, sich durch eine Anzahl von Sticheln und bestimmte Kratzerformen ausweisen. Auch fand bei der Geräteherstellung noch vielfach anderes Steinmaterial, z.B. Kreidefeuerstein, Verwendung, während man sich im entwickelten Mesolithikum vielfach des bunten, knolligen Jurahornsteines bediente. In dieser Zeit nehmen die Stichel an Menge und Qualität im Fundgut ab, während die sogenannten Mikrolithen von durchweg geometrischer Form, also kleine Spitzen, Dreiecke, Segmente oder Trapeze, zusammen mit den Kerbresten, ein Abfallprodukt bei der Mikrolithenherstellung, den Hauptteil der ansprechbaren Funde bilden.
Der ganze Farrnbachgrund lieferte an vielen Örtlichkeiten solche Belegstücke dieses Zeitabschnittes bis weit in das Fürther Stadtgebiet hinein. Die ersten Dorfgründungen mit Ackerbau, Viehzucht und Vorratswirtschaft lösen auf den fruchtbaren Böden des westlichen Mittelfranken etwa um 5000 v. Chr. die alte Kulturform ab. Ob sich diese in den unfruchtbaren und unwegsamen Teilen des östlichen Mittelfrankens und der angrenzenden Gebiete länger erhalten hat, kann zwar vermutet werden, doch Beweise hierfür stehen beim derzeitigen Stand der Forschung noch aus.
Die Jungsteinzeit
Nach einem abermaligen Klimawechsel und dem Vordringen des Waldes in Mitteleuropa befinden wir uns ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. in der Jungsteinzeit. Es vollzog sich ein grundlegender Wandel in der Struktur und Lebensgewohnheit der Menschen. In mehreren Etappen gelangten Einflüsse kulture11er und wirtschaftlicher Art aus fernen Landen auch in unsere Räume und bestimmten von nun an neue Lebensformen. Ackerbau und Viehzucht, das Brennen von Ton und sesshaftes Siedeln sind nur wenige Beispiele dafür. Zunächst wurden noch viele Werkzeuge aus Stein gefertigt, doch sie hatten eine andere Art der Zurichtung, und es entstanden auch neue Werkzeugformen, entsprechend den Bedürfnissen. Die Hauptkultur war die Bandkeramik, die ganz Mitteleuropa umfasste. Im Fürther Raum oder überhaupt im Nürnberger Keuperbecken mit vorwiegend sandigen Böden waren die Bandkeramiker kaum als Siedler anzutreffen, denn sie bevorzugten fruchtbare oder lößhaltige Böden. Als Siedlungsräume lassen sich der Raum Neustadt/Aisch und der westliche Einzugsbereich, oder das Frankenalbgebiet anführen. Aber die Bandkeramiker durchquerten auch die Fürther Lande. Ein Zeugnis davon ist ein sogenannter Schuhleistenkeil vom Stadtwald, der ein Bearbeitungsgerät für Holz darstellen dürfte. Dieser wurde von einem Gymnasiasten gefunden und an seinen Lehrer, Studiendirektor Helmut Mahr, übergeben.
Vielerorts finden sich verschossene Pfeile, deren steinerner Besatz bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist. Überall auf freier Flur sind so Pfeilspitzenfunde möglich. Auch bei Atzenhof wurden zwei solche Spitzen entdeckt, die natürlich dort am ehesten zu entdecken sind, wo man ständig, und über längere Zeiträume hinweg die Bodenoberfläche beobachtet. Theoretisch kann man eine solche Pfeilspitze selbst im Stadtgebiet in einer Baugrube oder in einem Vorgarten auffinden, denn diese Flächen waren ja früher offenes Jagdgelände. Einzelne geschliffene Steinbeile und sehr zahlreiche Pfeilspitzenfunde sind aber bisher die einzigen Hinweise, die auf eine Anwesenheit des Menschen der Jungsteinzeit hinweisen, auch wenn dieser nicht unmittelbar im Regnitzraum seine dorfähnliche Siedlung hatte.
Weitere wichtige Neufunde sind aus der Atzenhofer Flur bei Flexdorf und wieder in Unterfarrnbach am Heuweg westlich der Bahn erfolgt. Es handelt sich um drei Sichelbesatzstücke aus Plattenhornsteinen, die alle einem späten Neolithikum zuzurechnen sind und somit die ersten Funde aus diesem Zeitraum der ganzen Fürther Region darstellen. Die Zeichnungen von Schönweiß stellen erste Abbildungen davon dar und stammen aus den Aufsammlungen und Geländeforschung von Eugen Schneider und Horst Wölflick, beide aus Fürth. Es sind Besatzstücke ehemaliger Großsicheln, die fast kleinen Sensen ähneln, welche die Schneidenteile in einer Aneinanderreihung darstellten. Die hölzernen Schäfte sind natürlich längst verrottet.
Ungefähr gegen 2.500 v. Chr. dürften die letzten steinernen Stücke als Werkzeuge im weitesten Sinne einen Kulturnachweis erbringen. Ab dieser Zeit lassen sich auch in der Nürnberg-Fürther Keuperlandschaft allmählich Spuren der Metallzeit, zunächst der Bronzezeit, feststellen. Das Fürther Stadtgebiet, aber auch Unterfarrnbach und Atzenhof als Stadtteile weisen hier Funde auf.
Im Hangbereich des Farrnbachtales nahe dem Heuweg wurden von 1973-1986 weitere zahlreiche Lesefunde gemacht:
- Wandscherbe mit Kannelierung, urnenfelderzeitlich
- 7 Randscherben verschiedener Gefäße, urnenfelderzeitlich
- 2 Wandscherben (Bereich Schulter ansatz) mit typischer Verzierung, mittlere Urnenfelderzeit
- mesolithischer Kern, getempert (hitzebehandelt)
- Klingenbruchstücke, vermutlich neolithisch
- Abschlag mit Hohlkerbe, vermutlich neolithisch
- 2 Klingenbruchstücke, neolithisch
- beidseitig retuschiertes Klingenbruchstück, neolithisch
- 8 Abschläge und Splitter, neolithisch
- Mittel neolithisches Beilfragment mit vermutlich leicht verjüngtem. verstumpften Nacken. Leicht patinierter Amphibolit mit Quarzeinschlüssen.
- Spätjungsteinzeitlich bis frühbronzezeitliche Pfeilspitze, 1988 von H. Wölflick im Bereich des vorgeschichtlichen Siedlungsgeländes auf der Schwand nahe dem Heuweg gefunden.
Die in der chronologischen Abfolge nun als Urnenfelderzeit bezeichnete Kultur der späten Bronzezeit hinterließ Inventare eines Brandgrabes im Stadtbereich von Fürth in der heutigen Lehmusstraße, nahe der Hardstraße 21. Zu dieser Zeit floss die Regnitz in Nord-Süd-Richtung, da sie sich im Laufe der Eiszeit, deren Dauer man auf 600.000 bis 800.000 Jahre schätzt, das heutige Bett ausgeräumt hatte. Gerölllager des Urmains auf der Höhe des Flugplatzes zwischen Unterfarrnbach und Atzenhof, aber auch vereinzelt grobe Gerölle, die man auf der Hardhöhe fand, deuten darauf hin, dass die Umkehr der Fließrichtung des Flusses am Ende der Tertiärzeit stattfand. Bodenerhebungen im Süden und Bodensenkungen im Norden des Rednitz- und Rezatgebietes zwangen den Urmain, sich den quellenaufwärts vordringenden Einzugsbereich des Rheins anzuschließen. Erst am Ende der sogenannten Rißeiszeit vertiefte sich das Flussbett nach dem Rückzug der Gletscher auf das Niveau seiner heutigen Sohle. Vor der Rißeiszeit lag das Flussbett der Rednitz in unserer Gegend 30 m höher, sie floss etwa in der Höhe der heutigen Hardhöhe.
Ein Fundstück, eine sehr schöne sogenannte Etagenurne, befindet sich in den Sammlungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg. Auch ein Bronzemesser und Reste eines bronzenen Rasiermessers stammen von dieser Fundstelle. Ein zum größten Teil bereits 1949 zerstörter Grabhügel aus der Hallstattzeit oder der frühen Kelten-Hügelgräberkultur brachte Teile eines einfachen bronzenen Armringes ans Licht, eine Glasperle und große Teile von drei Gefäßbeigaben. Alle Funde sind zu finden in der Nat. Hist. Ges. Nürnberg.[2]
Lediglich zwei Bronzearmringe mit vier bzw. fünf gegenständigen Knotengruppen stammen aus dem Bereich des Flugplatzes, der 1934 planiert und erweitert wurde. Sie sind in die Früh-Latène-Zeit zu datieren.
Altertum und germanische Zeit
Im 1. Jahrhundert v. Chr. kamen germanische Stämme von Norden in die Lande südlich des Mains.[3] Die germanischen Völker, die das fränkische Land durchzogen und vorübergehend besiedelten, nahmen ihren Ausgang zum größten Teil von den suebischen Stämmen, die im Lande der Semnonen, im Gebiet der Spree und Havel, wohnten. Von diesen Sueben, speziell den Markomannen, wurde um 100 v. Chr. die Landschaft im Süden des Mains bis zur Oberen Donau und zum Rhein hin bevölkert.
Fürth lag im Bereich der Markomannen. Wegen des steten Vordringes der Römer kamen sie aber bald in eine bedrängte Lage, so dass Marbod sie um 8 v. Chr. in den von Gebirgen geschützten böhmischen Kessel führte. Ihre Nachfolger im fränkischen Raum wurden die Hermunduren, deren Gebiet bis an die Donau reichte und die wahrscheinlich auch die Naristen in der Oberpfalz, die Harunden in der Würzburger Gegend und einige Suebenreste umfassten. Um 200 n. Chr. löste sich der Hermundenurenbund allmählich auf und an seine Stelle traten die Alemannen, die im Jahre 261 den Limes durchbrachen und sich im heutigen Württemberg niederließen. An diese schlossen sich im Osten die Juthungen an, die vom Ende des 3. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts nachgewiesen sind. Nach dem Abzug der Alemannen-Juthungen erscheinen die Thüringer als ihre Nachfolger in Franken, die in einem mehr lockeren Zusammenhang mit den Thüringern nördlich des Mains gestanden zu haben scheinen. Ihrer Herrschaft wurde durch den Frankenkönig Theuderich ein Ende gesetzt (531 n. Chr.). Nun nahmen Franken das Land ein und brachten es unter ihre Botmäßigkeit. Doch war die Durchdringung im nördlichen Teil des Thüringer Reiches nicht sehr stark. Hier blieb die thüringische Bevölkerung einschließlich der Oberschicht unbehelligt sitzen. Im südlichen Teil dagegen, in den Maingegenden und den sich südlich anschließenden Gebieten, waren die Franken stärker vertreten.
In fränkischer Zeit und im hohen Mittelalter
Als die fränkischen Kriege ihre weltgeschichtliche Wirksamkeit begannen, ist auch das Gebiet um Fürth in den Bereich des staatlichen Lebens getreten. Das Gebiet der Frankenhöhe und der Keuperböden westlich der Rednitz-Pegnitz, z. B. der Stadtwald auf dem Cadolzburger Höhenrücken, wurde erst erschlossen, als das waldfreie Gelände urbar gemacht war (717 - 741). In den Ortsnamen auf -dorf und -bach spiegelt sich die älteste Periode der fränkischen Besiedlung westlich der Rednitz-Regnitz-Linie. Denn nur in diesem Bereich des heutigen Fürther Großraums kommen sie vor. In den Waldgebieten östlich der Rednitzfurche fehlen sie fast vollständig. In diesen -dorf und -bach-Orten haben wir die ältesten Dörfer, die "Urdörfer" der fränkischen Zeit. Sie reihen sich kettenförmig an den Flusstälern auf. So entstanden im Gebiet um den Stadtwald folgende Orte:
- An der Zenn: Heinersdorf, Laubendorf, Siegelsdorf, Kreppendorf, Flexdorf, hier u. a. am Zennholz
- An der Farrnbach: Kirchfarrnbach, Stinzendorf, Gonnersdorf, Roßendorf, Greimersdorf, Hiltmannsdorf, Burg- und Unterfarrnbach, hier u. a. am Schmalholz, Trappen und Felsenke11er
- An der Bibert und ihren Nebenflüssen: Ober- und Unterschlauersbach, Großhabersdorf, Ammerndorf, Clarsbach, Wintersdorf, Leichendorf, Zirndorf, Banderbach
- Zwischen Farrnbach und Bibert: Oberreichenbach, Egersdorf, Zautendorf, Wachendorf, Deberndorf, Rütteldorf, Ballersdorf, Vogtsreichenbach, Steinbach, Dambach, hier u. a. am Gemeindewald Dambach, am Dambacher Stadtwald und am Eschenaubuck
- Zwischen Zenn und Farrnbach: Seukendorf und Seckendorf
Da das gesamte Gebiet um den Fürther Stadtwald zu den bewaldeten Gebieten gehörte, lässt sich die Tatsache ableiten, dass selbst noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts viele weitere Bereiche um Fürth bewaldet waren und auch zusammenhingen:
- die Fürberg, heutiger Stadtwald
- die Hard, heutiger Stadtteil Hardhöhe
- die Flößau, bis zum 17. Jahrhundert ein Waldgebiet südlich von Fürth bis zur Stadtgrenze Nürnberg-Doos
- Leyh und Höfen mit dem Schellenholz
- teilweise die Schwand
Fundverbleib
Die Masse der steinzeitlichen Funde aus der Umgebung von Fürth befinden sich in der Prähistorischen Staatssammlung München. Einzelnes Fundgut der Farrnbachregion ist im Heimatmuseum Langenzenn ausgestellt. Die metallzeitlichen Funde und andere befinden sich in den Sammlungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg.
Wie weit der ehemals gemeindliche Fürther Hardwald an Unterfarrnbach heranreichte, zeigt letztlich der immer noch erhaltene kleine Eichenwald am Kieselbühl. Als man um 1400 die alte Handelsstrecke nach Frankfurt wegen der zahlreichen Hochwasser vom Zenngrund weiter nach Süden verlegte, verlief diese dann stets durch den Hardwald. Besagtes Wäldchen liegt nördlich vom Ort, d.h. auf der Unterfarrnbacher Seite. Dass sich schließlich die Trasse der uralten Handelsstraße in diesem Bereich dann nie mehr änderte, liegt einfach daran, dass die Furt an der Rednitz, die zu überqueren war, sich geographisch in fast gerader Richtung dorthin erstreckt und deshalb aus natürlichen Gegebenheiten gar nicht anders verlaufen konnte, sollten Umwege vermieden werden.
Literatur
- Jahrbuch für fränkische Landesforschung, hrsg. vom Institut für fränkische Landesforschung an der Universität Erlangen, Band 1-21 (1934-61)
- Karl Schmidt: Das Bild der Landschaft um Fürth In: Fürther Heimatblätter, 1937/6, Fürth
- Hanns H. Hofmann, Nürnberg, Gründung u. Vorgeschichte in JB fränk.Landesforschung Bd. 10 Nürnberg (1950)
- Friedrich Vollrath, Die Altnürnberger Landschaft in vorgeschichtlicher zeit (2/1953 u. 3/1954)
- Raschke Georg, Frühgeschichtliche Bodenurkunden im Regnitzraum. Jahrbuch f. fränk. Landesforschung 19 (1959) S. 103-134
- E. von Guttenberg, Siedlungsgeschichte in Franken als Programm, Zeitschr. f. bayer. Landeskunde 1959, 83 ff.
- L. F. Zotz, Jahrbuch 20 (1960)
- W. Schönweiß: Eine stark gerollte Blattspitze aus Mittelfranken. Bay. Vorg.B1. H. 29, 1964, 220 f.
- W. Schönweiß: Die steinzeitlichen Siedlungsstellen des Farrnbachgrundes im Landkreis Fürth/Bay. In: Fürther Heimatblätter 6/7 1965.
- H. Mül1er-Karpe, Handbuch f. Vorgeschichte, Bd. 1 (1966) - Bd. 4 (1980)
- W. Schönweiß: Die vorgeschichtlichen Funde des Fürther Stadtgebietes, In: Fürther Heimatblätter, 1/1967
- W. Torbrügge u. H. P. Uenze, Bilder der Vorgeschichte Bayerns (1968)
- Björn-Uwe Abels, Walter Sage, Christian Züchner: Oberfranken in vor- u. frühgeschichtlicher Zeit, Oberfrankenstiftung Bayreuth, 1968
- H. Hennig, Die Grab- u. Hortfunde der Urnenfelderkultur aus Ober- u. Mittelfranken. Materialk. bayer. Vorgeschichte 23 (1970)
- W. Schönweiß: Fränkisches Epipaläolithikum - Die Atzenhofer Gruppe. Bonner Hefte zur Vorgeschichte, Nr. 8, 1974, 87, Abb. 29
- W. Schönweiß, 1974 a.a.O. Außerdem: F. B. Naber: Versuch einer stratigraphischen Fixierung der Fundstelle Fürth-Atzenhof. Bonner Hefte zur Vorgeschichte, Nr. 8, 1974, 121 ff.
- Nachlass Georg Mehl, Urheber unbek., evtl. Karl Albert: Aufsatz zur Frühgeschichte im Fürther Raum, 1987
- Karl Röttel: Grenzen und Grenzsteine des Fürther Stadtwaldes, Polygon-Verlag, 2000
Einzelnachweise
- ↑ Nachlass Georg Mehl, Urheber unbek., evtl. Karl Albert: Aufsatz zur Frühgeschichte im Fürther Raum, 1987
- ↑ Nach Aufzeichnungen von W. Schönweiß 1967
- ↑ Ernst Schwarz, Germanische Stnneskunde (Heidelberg 1956) bes. S -163-182. Ferner: Ernst Schwarz, Die elbgermanische Grundlage des Ostfränkischen. Jahrbuch 15 (1955) S. 31 ff. 67; die Herkunft der Juthungen ib. 14 (1954) S. 1-8; "Schwabach" Beiträge zur (1956) S. 247-255.