Schulhof 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gebäude '''Schulhof 2''', die sogenannte ''Kaalschul'' oder ''Neuschul'' befand sich im [[Gänsberg]]viertel. Das Gebäude bestand aus einem Quadersockel, über dem sich ein zweigeschossiger Fachwerkbau erhob.<ref>"Mehr als Steine" - Synagogen-Gedenkband Bayern, Band II, Seite 275</ref> In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Fachwerkbau verschiefert.<ref>Die Verschieferung des Fachwerks folgte in Fürth einer allgemeinen Mode. Siehe auch: Baraba Ohm: "[[Durch Fürth geführt (Buch)|Durch Fürth geführt]]", Band I.; Seite 31. Auf dem Stich von  
Das Gebäude '''Schulhof 2''', die sogenannte ''Kaalschul'' oder ''Neuschul'' befand sich im [[Gänsberg]]viertel. Das Gebäude bestand aus einem Quadersockel, über dem sich ein zweigeschossiger Fachwerkbau erhob.<ref>"Mehr als Steine" - Synagogen-Gedenkband Bayern, Band II, Seite 275</ref> In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Fachwerkbau verschiefert.<ref>Die Verschieferung des Fachwerks folgte in Fürth einer allgemeinen Mode. Siehe auch: Barbara Ohm: "[[Durch Fürth geführt (Buch)|Durch Fürth geführt]]", Band I.; Seite 31. Auf dem Stich von  
[https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503851_00394/pct:7.12347,16.99588,87.10991,22.6749/full/0/default.jpg G. Löwensohn] aus dem Jahr 1839 ist noch das Fachwerk zu sehen.</ref>
[https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503851_00394/pct:7.12347,16.99588,87.10991,22.6749/full/0/default.jpg G. Löwensohn] aus dem Jahr 1839 ist noch das Fachwerk zu sehen.</ref>
Der Bau beinhaltete im 1. Stock eine Synagoge und im Erdgeschoss ursprünglich die [[wikipedia:Schächten|im Volksmund ''Scharre'']], später den Abgang zur [[Mikwe|Frauen-Mikwe]] und eine Wohnung. Im Zuge der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] wurde das Gebäude am 10. November [[1938]] niedergebrannt und [[1939]] die Ruine abgerissen. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ungefähre ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt.
Der Bau beinhaltete im 1. Stock eine Synagoge und im Erdgeschoss ursprünglich die [[wikipedia:Schächten|im Volksmund ''Scharre'']], später den Abgang zur [[Mikwe|Frauen-Mikwe]] und eine Wohnung. Im Zuge der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] wurde das Gebäude am 10. November [[1938]] niedergebrannt und [[1939]] die Ruine abgerissen. Im Kartenausschnitt in der Faktenbox auf der rechten Seite wird der ungefähre ehemalige Standort des Gebäudes im aktuellen Stadtplan angezeigt.
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* 1829: Arbeiten an der Mikwe, wie die Erweiterung der Entlüftungsrohre, die Vergrößerung des Umkleidezimmers, sowie die Holzvertäfelung aller Wände und Stufen.<ref>G. N. Blume beruft sich auf: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, D/Fu1-1203</ref>
* 1829: Arbeiten an der Mikwe, wie die Erweiterung der Entlüftungsrohre, die Vergrößerung des Umkleidezimmers, sowie die Holzvertäfelung aller Wände und Stufen.<ref>G. N. Blume beruft sich auf: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, D/Fu1-1203</ref>
* 1831: Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] beschrieb die Räume der Kaals-Mikwe: "''ein Gemach des Grauens und Entsetzens"'' und ließ sie aus gesundheitsgefährdenden Gründen schließen. "''Eine breite Treppe von 14 Stufen führt zu einem kellerähnlichen Gemach mit zwei Lichtöffnungen, in dem ein kupferner Kessel eingemauert ist, der 14 Bütten Grundwasser erwärmen soll.''"<ref>G.N. Blume zitiert aus: Stadtarchiv Fürth (StAFü) Fach 27/18 "Die zweckmäßige Einrichtung der Keller-Quellbäder für die Israelitinnen dahier im Jahre 1829".</ref> 24 Stufen tiefer befand sich der Umkleideraum, der 1824 zur Verbesserung der „Frauentuck“ durch Maurermeister [[Johann Heinrich Jordan]] in den Felsen gehauen wurde. Jordan erhielt für die Herstellung der Lichtschächte, des Kamins und des neuen Zimmers 198 fl. ohne Berechnung der Türen und Schlösser.<ref>G. N. Blume beruft sich auf Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, D/Fu1-574</ref> Eine Beschwerde wurde abgelehnt, am 21. November 1831 übergab der Gemeindevorstand dem Stadtmagistrat die Mikwenschlüssel.<ref>siehe Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen" 2.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter 3/11, S. 68</ref>
* 1831: Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] beschrieb die Räume der Kaals-Mikwe: "''ein Gemach des Grauens und Entsetzens"'' und ließ sie aus gesundheitsgefährdenden Gründen schließen. "''Eine breite Treppe von 14 Stufen führt zu einem kellerähnlichen Gemach mit zwei Lichtöffnungen, in dem ein kupferner Kessel eingemauert ist, der 14 Bütten Grundwasser erwärmen soll.''"<ref>G.N. Blume zitiert aus: Stadtarchiv Fürth (StAFü) Fach 27/18 "Die zweckmäßige Einrichtung der Keller-Quellbäder für die Israelitinnen dahier im Jahre 1829".</ref> 24 Stufen tiefer befand sich der Umkleideraum, der 1824 zur Verbesserung der „Frauentuck“ durch Maurermeister [[Johann Heinrich Jordan]] in den Felsen gehauen wurde. Jordan erhielt für die Herstellung der Lichtschächte, des Kamins und des neuen Zimmers 198 fl. ohne Berechnung der Türen und Schlösser.<ref>G. N. Blume beruft sich auf Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, D/Fu1-574</ref> Eine Beschwerde wurde abgelehnt, am 21. November 1831 übergab der Gemeindevorstand dem Stadtmagistrat die Mikwenschlüssel.<ref>siehe Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen" 2.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter 3/11, S. 68</ref>
* 1834: Offensichtlich Auftrag einer neuen Mikwe in [[Schulhof 1]]<ref>die Planung scheint zwar ursprünglich hier anzusetzen, ist aber durch die Eingaben von Weithaas nicht ganz eindeutig. Einwände kamen an dieser Stelle neben dem Schultor Mohenstraße sofort, da die Stelle zu frequentiert sei und die Frauen damit nicht unbeobachtet, zudem der zur Verfügung stehende Raum zu klein.</ref>, aber weitere Benutzung in Schulhof 2, bis zu einem Unglücksfall mit drei ohnmächtigen Frauen.<ref>Ursächlich war wohl "''Kohlendampf''", aufgrund defekter Heizung oder eines geplatzten Rohres. Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen" 2.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter 3/11, S. 68.</ref> Am [[15. Mai]] [[1834]] ließ Bäumen die Mikwe sofort schließen und die Tür versiegeln. Die bereits erwähnte Planung durch Zimmermeister [[Johann Weithaas]]<ref>vgl. dazu die entsprechenden Planzeichnungen bei [[Schulhof 4]]</ref> kamen aufgrund einer Gegeneingabe von etlichen Gemeindegliedern nicht zur Ausführung. Diese stellten die hohen Kosten in Rechnung und hatten Bedenken, dass eine Regenwassermikwe bei anhaltender Trockenheit nicht ihren Dienst erfüllen würde.<ref>siehe [https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fwww.gda.bayern.de%2Fmets%2F9834fafc-a37f-4990-8ea8-38b23a8a5090&tx_dlf%5Bpage%5D=18&cHash=25a1229ba89fe8e27e16453d3b381be6 Schreiben] vom [[18. Juni]] [[1834]]</ref> Der Plan wurde daraufhin nicht umgesetzt und eine neue Mikwe entstand später [[Wilhelm-Löhe-Straße 9]].<ref>Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen" 2.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter 3/11, S. 71.</ref>   
* 1834: Offensichtlich Auftrag einer neuen Mikwe in [[Schulhof 1]]<ref>die Planung scheint zwar ursprünglich hier anzusetzen, ist aber durch die Eingaben von Weithaas nicht ganz eindeutig. Einwände kamen an dieser Stelle neben dem Schultor [[Mohrenstraße]] sofort, da die Stelle zu frequentiert sei und die Frauen damit nicht unbeobachtet, zudem der zur Verfügung stehende Raum zu klein.</ref>, aber weitere Benutzung in Schulhof 2, bis zu einem Unglücksfall mit drei ohnmächtigen Frauen.<ref>Ursächlich war wohl "''Kohlendampf''", aufgrund defekter Heizung oder eines geplatzten Rohres. Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen" 2.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter 3/11, S. 68.</ref> Am [[15. Mai]] [[1834]] ließ Bäumen die Mikwe sofort schließen und die Tür versiegeln. Die bereits erwähnte Planung durch Zimmermeister [[Johann Weithaas]]<ref>vgl. dazu die entsprechenden Planzeichnungen bei [[Schulhof 4]]</ref> kamen aufgrund einer Gegeneingabe von etlichen Gemeindegliedern nicht zur Ausführung. Diese stellten die hohen Kosten in Rechnung und hatten Bedenken, dass eine Regenwassermikwe bei anhaltender Trockenheit nicht ihren Dienst erfüllen würde.<ref>siehe [https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fwww.gda.bayern.de%2Fmets%2F9834fafc-a37f-4990-8ea8-38b23a8a5090&tx_dlf%5Bpage%5D=18&cHash=25a1229ba89fe8e27e16453d3b381be6 Schreiben] vom [[18. Juni]] [[1834]]</ref> Der Plan wurde daraufhin nicht umgesetzt und eine neue Mikwe entstand später [[Wilhelm-Löhe-Straße 9]].<ref>Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen" 2.Teil, in: Fürther Geschichtsblätter 3/11, S. 71.</ref>   


[[Datei:J.P. Haas Querschnitt mit Almemor und Ha-Kodesch 1853 .jpg|mini|right|Querschnittszeichnung von [[Johann Paul Haas|J.P. Haas]] für die Neuschul mit [[wikipedia:Almemor|Almemor]] und [[wikipedia:Aron Ha-Kodesch|Aron Ha-Kodesch]], 1853]]
[[Datei:J.P. Haas Querschnitt mit Almemor und Ha-Kodesch 1853 .jpg|mini|right|Querschnittszeichnung von [[Johann Paul Haas|J.P. Haas]] für die Neuschul mit [[wikipedia:Almemor|Almemor]] und [[wikipedia:Aron Ha-Kodesch|Aron Ha-Kodesch]], 1853]]
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