Poppenreuth

Aus FürthWiki

Poppenreuth.JPG
Poppenreuth um 1708, Postkarte, Boenerstich, Sammlung Vidicon
Stadtteil
Poppenreuth
Eingemeindung
1. Januar 1900
Ehemals
Nein
Postleitzahl
90765
Stadtbezirk
Stadtbezirk Nord-Ost
Statistische Bezirke
14, 15
Statistische Distrikte
140, 141, 151, 152
Fläche*)
ca. 2,4 km2
Bevölkerung*)
ca. 5200
Haushalte*)
ca. 2700
*)
Stand 2021. Quelle: Stadt Nürnberg - Amt für Stadtforschung und Statistik: Statistisches Jahrbuch 2022
Geo-Daten
49° 28' 53.20" N
11° 0' 43.66" E
,
GeoJson-Karte
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Poppenreuth ist ein fränkisches Dorf im Osten der Stadt Fürth am Rand des Knoblauchslandes. Es ist eine Gründung vom Königshof Fürth ausgehend. Am 1. Januar 1900 wurde Poppenreuth ein Stadtteil von Fürth.


Geschichte

Außenansicht St. Peter und Paul in Poppenreuth.
  • Der Ortsname "Poppenreuth" beutet "Rodung des Poppo". Im 9. Jh. begann, vom Königshof ausgehend, die Rodung des Waldgebietes östlich der Pegnitz und der Regnitz. Poppenreuth war der Ausgangspunkt, von dem aus gerodet wurde.[1]
  • In Poppenreuth lebte um das Jahr 1000 der fromme Einsiedler Sebald.
  • Erste urkundliche Erwähnung fand der Ort 1303.
  • Poppenreuth wurde im Hussitenkrieg von 1430, im ersten Markgrafenkrieg von 1449 und im zweiten Markgrafenkrieg von 1552 jeweils schwer verwüstet und niedergebrannt.
  • Das gleiche Schicksal erlitt der Ort im Dreißigjährigen Krieg, besonders in den Jahren 1632 bis 1634. Lediglich die Kirche als einziger Steinbau reicht deswegen in die Epochen zuvor, wurde in diesen Jahren jedoch schwer geplündert.
  • 1732 wuchs der Ort, denn es kamen die ersten Salzburger Religionsflüchtlinge nach Poppenreuth. Noch 1787 war Poppenreuth ein Nürnberger Pfarrdorf, gehörte aber zum Gericht Cadolzburg.
  • Am 3. Juli 1796 kam Poppenreuth zum Königreich Preußen und wurde Ansbach unterstellt. Die folgenden Befreiungskriege gegen das französische Kaiserreich kosteten die Gemeinde Poppenreuth 100.000 Gulden.
  • 1839 zählte Poppenreuth 325 Einwohner. Am 20. Mai 1843 landete das erste Schiff im neuen Hafen am Ludwigskanal und ab dem 1. Oktober wurde der Ort Bahnstation der Ludwig-Süd-Nord-Bahn mit der Linie Nürnberg-Bamberg. Somit war Poppenreuth gut an die überregionalen Verkehrswege angebunden. Der Kanalhafen lag an der Stelle des heutigen Frankenschnellwegs und früher als Fürth hatte der Ort einen Fernbahnhof.[2]
  • Am 1. Oktober 1898 fand eine Gemeindeversammlung statt, da die Stadt Fürth um eine Stellungnahme zum Problem der Eingemeindung gebeten hat. Der von der Stadt Fürth in Auftrag gegebene Bericht vom 4. November sprach sich dann eindeutig für die Eingemeindung nach Fürth aus, da zu befürchten sei, dass sonst Nürnberg zum Zuge kommt. Am 28. November wurde die Eingemeindung nach Fürth beschlossen.
  • 31. Dezember 1899: Vormittags fand im Rathaussaal anlässlich der Einverleibung von Poppenreuth eine Feierstunde statt mit Ansprache von Bürgermeister v. Langhans, des k. Bezirksamtmannes und des bisherigen Bürgermeister Pfann von Poppenreuth.[3]
  • Der Ort Poppenreuth ist seit dem 1. Januar 1900 ein Stadtteil von Fürth. Die eingemeindete Gemeindefläche betrug 345 Hektar, insgesamt 104 Anwesen und 950 Einwohner.[4]
  • Mit einem symbolischen Spatenstich wurde am 21. August 2024 mit dem Ausbau der Glasfaserinfrastruktur für schnelleres Internet durch das Telekommunikationsunternehmen Plusnet in Poppenreuth rund um die Hans-Vogel-Straße begonnen.[5][6]
  • Poppenreuth ist über die Anschlussstelle Fürth-Poppenreuth (AS 37) an den Frankenschnellweg (A 73) sowie mit der Buslinie 175 der infra fürth an den Stadtverkehr angeschlossen.
  • Am 16. Januar 2025 fand eine feierliche Stunde in der Pfarrscheune statt, anlässlich des 125jährigen Anschlusses Poppenreuths zu Fürth. Barbara Ohm schilderte in einem kurzen Fachvortrag, wie es zur Eingemeindung kam, während Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung die Grußrede hielt.

Auch innerhalb der Stadt Fürth ist Poppenreuth ein eigenständiger Ort geblieben und hat viel von seinem Charakter als Knoblauchsland-Dorf erhalten. Seine lange, etwa 1000-jährige Geschichte hat diese Eigenart geprägt. Poppenreuth firmiert daher unter der Überschrift „Dorf in der Stadt“.

Anekdote zur Eingemeindung

Poppenreuth war zum Ende des 19. Jahrhunderts prosperiert. Es gab eine eigene Verwaltung, eine Schule war frisch gebaut worden, die Feuerwehr hatte sich eben eine nagelneue „Feuerlöschmaschine“ besorgt. Doch die Anschaffungen, unter anderem auch ein Leichen- und ein Gemeindehaus, brachten Poppenreuth an seine finanziellen Grenzen. Man brauchte Hilfe und erhoffte sie sich von der Eingemeindung in die Stadt. Diese hatte ihrerseits starkes Interesse am Fürther Hafen, der ja am Ludwigskanal lag, und bot den Kauf des Stücks Land mit dem Hafen an. Die Poppenreuther witterten ihre Chance: Für das Gebiet forderte man eine Riesensumme, die in keinem Verhältnis zu seiner Größe lag, und bot gleichzeitig die kostenlose Eingemeindung an. Der Rechtsrat der Stadt errechnete hohe Kosten für die Stadt, denn Schule und Verwaltung müsste man übernehmen, manche Zölle würden wegfallen. Auf der anderen Seite hatte man in der Stadt Raumbedarf für die wachsende Industrie und sah in Poppenreuth dafür den Platz. Schließlich entschied man sich für die Eingemeindung.[7]

Ehemalige Gaststätten

In Poppenreuth gab es nach 1945 noch sechs Gaststätten:

Als letzte verbliebene Gaststätte wurde die »Ringbahn« 2021 geschlossen und 2022 abgebrochen.

Vereine

Besonderheiten

Denkmalschutz

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Katja Hartosch: Großer Frühjahrsputz in Poppenreuth - Arbeitskreis Dorfgestaltung rief erneut zur Flursäuberungsaktion . In: Fürther Nachrichten vom 29. März 2010 - online
  • Sabine Rempe: Als Poppo den Wald fällen ließ. In: Onlineportal nordbayern.de, Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. KG, vom 29. November 2011, aufgerufen am 25. August 2024 - online
  • Glasfaserausbau startet in Poppenreuth“, Fürther Nachrichten vom 27. August 2024
  • Johann Roch: Als die Poppenreuther Fürth erpressten. In: Fürther Nachrichten vom 18. Januar 2025 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Arbeitskreis Dorfgestaltung Poppenreuth e. V. - online
  • Poppenreuth (Fürth) - Wikipedia
  • Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Peter und Paul - online
  • Liste der Baudenkmäler in Fürth - Ensemble Poppenreuth - Wikipedia
  • Liste der Baudenkmäler in Fürth - Poppenreuth - Wikipedia
  • Ansicht von Poppenreuth im Jahre 1760 in: "Prospecte aller Nürnbergischen Stædtlein, Markt-Flecken, und Pfarr-Dörffern Nürnberg, 1760", S. 177 - Online-Digitalisat
  • Paul Ewald: "Geschichte der Pfarrei Poppenreuth von den ältesten Zeiten bis jetzt", Nürnberg, 1831 online
  • Fotos und Informationen zum Ensemble "Steinkreuz und Ruhstein" hier, hier und hier

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt - Band 2, Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, S. 7.
  2. Hans Moreth, U. a.: Der Fürther Nordosten, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Nordöstlichen Vorstandsvereins Fürth e. V.. Lothar Berthold, 1990, S. 23.
  3. Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 73
  4. Hans Moreth, U. a.: Der Fürther Nordosten, Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Nordöstlichen Vorstandsvereins Fürth e. V.. Lothar Berthold, 1990, S. 24.
  5. Fokus Fürth: Spatenstich in Poppenreuth für Glasfaserausbau. Franken Fernsehen, TVF Fernsehen in Franken Programm GmbH, Nürnberg, vom 22. August 2024, aufgerufen am 25. August 2024 - online
  6. Wirtschaft. Glasfaserausbau schreitet weiter voran. Stadt Fürth, Bürgermeister- und Presseamt, vom 21. August 2024, aufgerufen am 25. August 2024 - online
  7. Vortrag Barbara Ohm zum 125-jährigen Jubiläum der Eingemeindung - in: Johann Roch: Als die Poppenreuther Fürth erpressten. In: Fürther Nachrichten vom 18. Januar 2025

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