Familie Villano kehrt nicht zurück (Film)

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Filmtitel: Familie Villano kehrt nicht zurück, 1981

Der Film Familie Villano kehrt nicht zurück entstand Anfang der 1980er Jahre und gilt als Klassiker des deutschen Dokumentarfilms. Ist war zweite Teil der Filmreihe „Europa - Ein transnationaler Traum“ (1979 - 1996) des aus Niederösterreich stammenden Regisseur Hans A. Guttner (1945 - 2025). [1]

Filmische Einordnung

Die Kinodokumentation entstand zu einem Zeitpunkt, als die Geschichte des deutschen Dokumentarfilms in eine neue Phase eintrat. Dabei betraten vor allem junge Filmemacher die Bühne mit bis dahin kaum gekannten Inhalten bzw. Themen, wie z.B. die sog. Dritte Welt, Umweltpolitik und Migration. Besonders diese Dokumentation gilt als Meilenstein für das künftige internationale Münchner Dokumentarfilmfestival, da bis dahin nur sehr wenige Dokumentarfilme es überhaupt in die Kinos schafften. Auch dieser Film schaffte es zunächst nicht in die Kinos - schon gar nicht in die Feuilletons der Tageszeitungen. Hier lancierte der Filmemacher über eine Verleihgesellschaft eine Wette - in der er wettete, dass nicht kommerzielle Dokumentarfilme aufgrund fehlenden Anzeigenvolumens von der Kritik im Unterschied zum kommerziellen Spielfilm nicht beachtet würden.[2] Die Reaktion der Zeitungen war verblüffend, denn plötzlich wurden in der Folge Dokumentarfilme ebenfalls ausführlich in den Tageszeitungen besprochen. In Bezug auf den vorliegenden Film reagierte die Presse zunächst zurückhaltend bzw. ablehnend. Die Journalisten vermissten „sprechende Köpfe“ und eine Einordnung des Gesehenen, z.B. durch Kommentare und Erläuterungen. Der Filmemacher verzichtete aber bewußt auf diese „herkömmlichen“ Elemente des Dokumentarfilms und lies stattdessen die Familie selbst zu Wort kommen. Vielmehr sollte der Film nichts erklären, die Villanos sollten nichts erklären. Der Zuschauer erlebten die Villanos nicht als Fremdkörper, so Guttner, vielmehr wurden sie im Laufe von anderthalb Stunden den Zuschauern so vertraut, dass die Zuschauer die Welt langsam mit ihren Augen zu sehen begannen.

Filmhandlung

Der Film Familie Villano kehrt nicht zurück handelt von und mit den Villanos, einer 10-köpfigen Familie, die aus dem nördlich vom Vesuv gelegenen Dorf Lausdomini bei Neapel nach Fürth gekommen sind als sog. „Gastarbeiter“. In ihrer Heimat fanden sie keine Arbeit mehr, die ihnen ein angemessenes Leben ermöglicht hätte. Die Familie wurde in Fürth Anfang der 1980er Jahre begleitet, zu Zeitpunkt als die Familie schweren Herzens den Entschluss gefasst hatte, in Deutschland zu bleiben. Der Vater, gelernter Maurer, wurde regelmäßig in den Wintermonaten von der Baustelle entlassen, die Mutter arbeitete am Fließband. Die Familie bewohnte eine kleine 3-Zimmer-Wohnung in der Alexanderstraße 10. Zu sehen sind die unterschiedlichen Arbeitsplätze und Situationen, aber auch das Familien- und Schulleben in Fürth.

Der Film beginnt mit einer langsamen Kamerafahrt durch die Innenstadt - analog einer langen subjektiven Annäherung der Familie an die Stadt Fürth und der deutschen Gesellschaft. Die Kamerafahrt fand frühmorgendlich über leere Straßen statt, von der Ludwigsbrücke über die Königstraße, Hallplatz und schließlich zur Alexanderstraße - der Eingangstür des Hauses in die Familie Villanos wohnte. Unterlegt ist diese „gespenstige Szene“ mit Radioausschnitten aus den Bundestagsreden, die die Rückkehr der Ausländer in ihre Heimat beschwören. Am Schluss wird das Lied „Torna al Sorriento“ mit dem „Wir kehren nicht zurück“ der Familie konterkariert und als Illusion bloßgestellt. Das Thema des Films war folglich der Verlust und die Notwendigkeit in Einem. Verlust der Heimat, Notwendigkeit der Migration. Dem stellte die Familie Villanos den Zusammenhalt der Familie entgegen, eine Solidarität, die als ein Gegenmodell zur modernen Gesellschaft erschien, in der die soziale Kommunikation einem egoistischen Individualismus und Sozialdarwinismus weichen musste.

Medienecho

In der Berliner Morgenpost wurde der Film als ein „stilles und beredsames Meisterwerk“ bezeichnet.[3] Die Frankfurter Rundschau empfahl ihren Lesern: „Man sehe sich diesen Film an; es lohnt sich. Kino, das bedeutet schließlich mehr als hochgespannte Träume, als falsche Fluchten, hier ist es: Auskunftsmittel, das uns der Wirklichkeit näher bringt.“[4]

Literatur

  • Protokoll zu: Familie Villano kehrt nicht zurück. In: Protokult. Die Protokolle der Duisburger Filmwoche - online

Drehorte in Fürth

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Artikel Hans A. Guttner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. epd Kirche und Film, Verleihgenossenschaft der Filmemacher (1982)
  3. Berliner Morgenpost vom 8. Januar 1983
  4. Karsten Visarius, Frankfurter Rundschau vom 10. September 1982

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