Grete-Schickedanz-Heim

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Schickedanz Altenheim.jpg
Grete-Schickedanz-Heim, Eingang zur Würzburger Straße, 2016

Das BRK Grete-Schickedanz-Heim ist das 1986[1] eröffnete Altenheim des BRK-Kreisverband Fürth in der Friedrich-Ebert-Straße 4/Ecke Würzburger Straße. Benannt wurde es nach der Unternehmerin und Stifterin Grete Schickedanz.

Die alte Pfründ

Abriss der alten Pfründ, dahinter Grete-Schickedanz-Heim, 1987

An der Stelle des heutigen BRK-Pflegeheims war 1892 mit der (alten) Pfründ das erste städtische Altenheim entstanden. Der Begriff "Pfründ" kommt von Pfründe (von mittellateinisch praebenda für „Unterhalt“ abgeleitet) und bezeichnet, dass diese Einrichtung eine Stiftung zum Unterhalt von Alten und Gebrechlichen war: ein Altenheim. - Auch heute sagen daher viele Fürther noch (fälschlich) "Pfründ" zum Grete-Schickedanz-Heim.

Am 30. August 1892 wurde das Pfründnerhaus an der Würzburger Straße 108 errichtet, das die offizielle Bezeichnung „Versorgungshaus der Stadt Fürth“ erhielt und seiner Bestimmung übergeben wurde. Es wurden zunächst 60 Personen - 26 Männer und 34 Frauen - aufgenommen. Ab September 1910 wurde das Gebäude außerdem als Städtisches Siechhaus oder Siechenhaus für Cholerafälle genutzt. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs diente es dann als Vereinslazarett II des Roten Kreuzes.

Abriss und Neubau

Anders als das BRK noch Anfang der 1980er Jahre bei Beginn der Neubauplanungen zum Grete-Schickedanz-Altersheim beteuert hatte, wurde das Gebäude in Sichtziegelbauweise 1987 gegen den Widerstand des Landesamtes für Denkmalpflege und des Stadtbaurats Wolfgang Schneider abgerissen, und damit zu einer Zeit, als in Fürth noch immer eine vermeintlich große Ignoranz gegenüber dem baulichen Erbe der vorigen Jahrhundertwende vorherrschte. Oberbürgermeister Uwe Lichtenberg ließ sich so zu dem Ausspruch hinreißen: "Dieses Haus muß weg; es ist ohnehin eines der häßlichsten in ganz Fürth und hat auch ein negatives Image."[2] Lichtenbergs Doppelrolle in diesem Vorgang als BRK-Vorsitzender und Oberbürgermeister sorgte für Diskussionen, die Weisung des Direktoriums an das Bauordnungsamt den Abbruch zu genehmigen erging deshalb vorsichtshalber im Urlaub des Oberbürgermeisters.[3] Zuvor hatte der Vorstand des BRK-Kreisverbandes bereits den Abriss beschlossen. Nach Angaben des BRK-Geschäftsführers Ernst Raml sei der Abriss alternativlos gewesen, da ein Gutachten ergeben hätte, dass das Gebäude technisch wie wirtschaftlich verbraucht sei. Selbst der Dachstuhl sei verkohlt, da er nach einem Brand vor Jahrzehnten nicht saniert wurde.[4]

Der Sandstein-Türsturz der Pfründ mit dem Fürther Kleeblatt und dem Erbauungsjahr befindet sich nun im Eingangstor der neuen Mauer, die das Altersheim zur Würzburger Straße begrenzt. Weiterhin soll die Uhr aus dem Giebel erhalten geblieben sein, für die sich bei dem Abriss laut der örtliche Presse ein "Liebhaber" gefunden haben soll.

2024 wurde eine Sanierung begonnen. Zuerst betraf dies den Ostflügel des Heimes. Das Dach wurde gedämmt, eine PV-Anlage auf dem Dach installiert. Die Lüftungsanlage erhielt eine Energierückgewinnung, die Fenster eine Dreifachverglasung. Dafür mussten aus dem Ostflügel etwa 60 Bewohner ausziehen, so dass die Kapazität der Einrichtung während der Bauphase von 154 auf 90 sank. Im Sommer 2025 soll ein zweiter Bauabschnitt beginnen.[5]

Sonstiges

Die Verwendung kleiner Elemente der historischen Substanz des Vorgängerbaus als Spolie entsprach dem Fürther Zeitgeist der 1980er Jahre. So wurde am Neubau der Dresdner Bank ein historischer Balkon der Sahlmannvilla integriert, am City-Center mehrere Fensterportale der Brauerei Geismann. Der Fürther Journalist Bernd Noack geißelte diese Scheinheiligkeit 1987 in den Fürther Nachrichten als vorgegaukelte Liebe zum Denkmalschutz und zur Historie, es handle sich um den Ausdruck eines zwiespältigen Verhältnisses zum Denkmalschutz, das Bemühen, die Einfallslosigkeit in der modernen Architektur mit "fremden Federn" zu schmücken, vielleicht gar um den Ausdruck eines schlechten Gewissens.[6]

Kontakt

Grete-Schickedanz-Heim
Friedrich-Ebert-Straße 4
90766 Fürth
Tel.: 0911 / 75 99 76-11
Fax: 0911 / 75 99 76-99

Lokalberichterstattung

  • Susanne Theml: Die Pfründ soll einer Parkanlage weichen. In: Fürther Nachrichten vom 27. Februar 1986
  • Susanne Theml: Wenig schmeichelhafte Worte für Stadt und BRK. In: Fürther Nachrichten vom 30. August 1986
  • Bernd Noack: Steinerne Relikte dekorieren Einfallslosigkeit. In: Fürther Nachrichten vom 22. Juli 1987
  • Kerstin Freiberger: Altenheim-Besuche: Tests bleiben weiterhin kostenlos. In: nordbayern.de vom 12. Oktober 2021 - online
  • Gwendolyn Kuhn: Schickedanz-Heim wird kernsaniert. In: Fürther Nachrichten vom 31. Oktober 2024 (Druckausgabe)
  • Gwendolyn Kuhn: Umzug im Heim – eine Herausforderung. In: Fürther Nachrichten vom 9. August 2025 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • BRK Grete-Schickedanz-Heim (BRK-Kreisverband Fürth) - Website

Einzelnachweise

  1. https://www.wohnen-im-alter.de/einrichtung/pflegeheim/fuerth/brk-grete-schickedanz-heim-2356
  2. Susanne Theml: "Die Pfründ soll einer Parkanlage weichen", Fürther Nachrichten vom 27. Februar 1986
  3. Susanne Theml: "Wenig schmeichelhafte Worte für Stadt und BRK", Fürther Nachrichten vom 30. August 1986
  4. th: Pfründ schlägt im Januar letzte Stunde. In: Fürther Nachrichten Dez 1988
  5. Gwendolyn Kuhn: Schickedanz-Heim wird kernsaniert. In: Fürther Nachrichten vom 31. Oktober 2024
  6. Bernd Noack: "Steinerne Relikte dekorieren Einfallslosigkeit", Fürther Nachrichten vom 22. Juli 1987

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