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[[Datei:Schreiben Kapitulation Häupler.jpg|mini|right|Kapitulationsschreiben vom 19. April 1945]]
 
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Mit der '''Kapitulation von Fürth''' am [[19. April]] [[1945]] endete für Fürth der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]].
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Mit der '''Kapitulation von Fürth''' am [[19. April]] [[1945]] endete für die Stadt Fürth der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]].
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== Einleitung und Überblick ==
 
== Einleitung und Überblick ==
 
Die '''Kapitulation von Fürth''' erfolgte am Donnerstag, den [[19. April]] [[1945]] gegen 11 Uhr vormittags. Lange Zeit wurde in Fürth wenig bis gar nicht darüber berichtet. Die Quellenlage schien am Anfang noch schwierig, da die städtischen Behörden viele Akten in den letzten Kriegstagen bewusst vernichtet hatten. Zusätzlich gibt es kaum eine Dokumentation der deutschen Truppen, da diese im Chaos der letzten Kriegstage nur noch vereinzelt stattfand.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 1</ref> Ein weiterer Grund des Schweigens war sicherlich auch darin begründet, dass die Täter, Parteimitglieder und Nationalsozialisten nach wie vor in Fürth lebten und wenig bis kein Interesse an einer Aufarbeitung ihrer Geschichte hatten. Während Gerhard Pfeiffer, der Direktor des Stadtarchives Nürnberg immerhin zehn Jahre nach Kriegsende bemüht war, strukturiert die Geschichte der Kapitulation Nürnbergs aufzuarbeiten, herrschte in Fürth zu diesem Thema eher Funkstille. Auch hier mag u. a. der Verdacht naheliegen, dass sein Fürther Kollege - der [[Stadtarchivar|Archivleiter]] [[Adolf Schwammberger]] - als ehemaliges [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Mitglied wenig Interesse an einer echten Aufarbeitung haben konnte. In seiner [[1967]] erschienen [[Fürth von A bis Z (Buch)|Stadt-Chronik "Fürth A - Z"]] sucht man zumindest vergeblich nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bzw. dem Nationalsozialismus. Dieser hat scheinbar laut [[Adolf Schwammberger]] entweder in Fürth nicht stattgefunden, oder war aus "seiner Sicht" kaum einer Erwähnung wert.  
 
Die '''Kapitulation von Fürth''' erfolgte am Donnerstag, den [[19. April]] [[1945]] gegen 11 Uhr vormittags. Lange Zeit wurde in Fürth wenig bis gar nicht darüber berichtet. Die Quellenlage schien am Anfang noch schwierig, da die städtischen Behörden viele Akten in den letzten Kriegstagen bewusst vernichtet hatten. Zusätzlich gibt es kaum eine Dokumentation der deutschen Truppen, da diese im Chaos der letzten Kriegstage nur noch vereinzelt stattfand.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 1</ref> Ein weiterer Grund des Schweigens war sicherlich auch darin begründet, dass die Täter, Parteimitglieder und Nationalsozialisten nach wie vor in Fürth lebten und wenig bis kein Interesse an einer Aufarbeitung ihrer Geschichte hatten. Während Gerhard Pfeiffer, der Direktor des Stadtarchives Nürnberg immerhin zehn Jahre nach Kriegsende bemüht war, strukturiert die Geschichte der Kapitulation Nürnbergs aufzuarbeiten, herrschte in Fürth zu diesem Thema eher Funkstille. Auch hier mag u. a. der Verdacht naheliegen, dass sein Fürther Kollege - der [[Stadtarchivar|Archivleiter]] [[Adolf Schwammberger]] - als ehemaliges [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Mitglied wenig Interesse an einer echten Aufarbeitung haben konnte. In seiner [[1967]] erschienen [[Fürth von A bis Z (Buch)|Stadt-Chronik "Fürth A - Z"]] sucht man zumindest vergeblich nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bzw. dem Nationalsozialismus. Dieser hat scheinbar laut [[Adolf Schwammberger]] entweder in Fürth nicht stattgefunden, oder war aus "seiner Sicht" kaum einer Erwähnung wert.  
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Erste Zeitungsberichte erschienen im April [[1955]] in den [[Fürther Nachrichten]], doch es dauerte über 20 Jahre, bis der erste Versuch einer umfangreicheren Geschichtsdarstellung über die "''Kapitulation von Fürth 1945''" erfolgte. Der Fürther Chronist [[Gottlieb Wunschel]] veröffentlichte in den [[Fürther Heimatblätter]]n [[1965]] seinen Bericht zu diesem Thema. Wunschel hatte während des 2. Weltkrieges ein Tagebuch geführt, dass er nun als Aufsatz um die Geschehnisse des [[19. April]] [[1945]] veröffentlichte. In der Folge erschienen verschiedene Artikel in den [[Fürther Nachrichten|Fürther]] und Nürnberger Nachrichten, bis Dr. [[Manfred Mümmler]] [[1995]] das [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Buch "Fürth 1933 - 1945"]] veröffentlichte, in dem die Zeit des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] und der Kriegsverlauf in Fürth erstmalig umfangreich beleuchtet wurden. Im gleichen Jahr erschien auch von der [[Fürther Geschichtswerkstatt|DGB-Geschichtswerkstatt]] Fürth im [[Städtebilder Verlag]] eine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Jahr [[1945]]. Weitere  Publikationen über das Wirken der NSDAP speziell in Fürth und über die Kriegsgeschehnisse bis zur Kapitulation am [[19. April]] [[1945]] sind bis dato, mit Ausnahme einiger Bildbände aus dem Städtebilder Verlag und Schriften in den Fürther Heimatblättern, nicht erschienen.
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Erste Zeitungsberichte erschienen im April [[1955]] in den [[Fürther Nachrichten]], doch es dauerte über 20 Jahre, bis der erste Versuch einer umfangreicheren Geschichtsdarstellung über die "''Kapitulation von Fürth 1945''" erfolgte. Der Fürther Chronist [[Gottlieb Wunschel]] veröffentlichte in den [[Fürther Heimatblätter]]n [[1965]] seinen Bericht zu diesem Thema. Wunschel hatte während des Zweiten Weltkrieges ein Tagebuch geführt, dass er nun als Aufsatz um die Geschehnisse des [[19. April]] [[1945]] veröffentlichte. In der Folge erschienen verschiedene Artikel in den [[Fürther Nachrichten|Fürther]] und Nürnberger Nachrichten, bis Dr. [[Manfred Mümmler]] [[1995]] das [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Buch "Fürth 1933 - 1945"]] veröffentlichte, in dem die Zeit des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] und der Kriegsverlauf in Fürth erstmalig umfangreich beleuchtet wurden. Im gleichen Jahr erschien auch von der [[Fürther Geschichtswerkstatt|DGB-Geschichtswerkstatt]] Fürth im [[Städtebilder Verlag]] eine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Jahr [[1945]]. Weitere  Publikationen über das Wirken der NSDAP speziell in Fürth und über die Kriegsgeschehnisse bis zur Kapitulation am [[19. April]] [[1945]] sind bis dato, mit Ausnahme einiger Bildbände aus dem Städtebilder Verlag und Schriften in den Fürther Heimatblättern, nicht erschienen.
    
== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
 
== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
[[Datei:Gustavstraße April 1945.jpg|mini|right|Vormarsch der [[US Army| US-Streitkräfte]] am 19. April 1945, hier in der Gustavstraße]]Die meiste Literatur zu den Kriegsgeschehnissen in Fürth findet man in den amerikanischen Aufzeichnungen der Kampfhandlungen um die Stadt Nürnberg. Die Eroberung Nürnbergs war aus Alliierter Sicht die "''letzte große Aufgabe''" vor Kriegsende. Die 3. US-Infanteriedivision schrieb [[1945]]: "''The Battle of Nuernberg was the Marne Division´s last great test of World War II. Still the Victory at Nuernberg ranks as one of the best in the combat history of the divison''."<ref>Minthorn: The Fall of Nuernberg, US-Marne Museum Würzburg</ref> Nürnberg war neben Berlin, München, Hamburg und Linz eine der [[wikipedia:Führerstadt|"fünf Städte des Führers"]]. Sie war ideologisch als "''Stadt der Reichsparteitage''" bekannt und bot der Wehrmacht jährlich eine dankbare Kulisse für spektakuläre Auftritte. In den amerikanischen Aufzeichnungen ist deshalb von Nürnberg häufig nur die Rede als "''principal breeding ground of Nationalsozialistenm''" oder als "''shrine of Nationalsozialistenm''".<ref>NatA Wash, Record-Group 407, 45th Inf. Division Operation Report April 1945, 16. April 1945, S. 45 f.</ref>
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[[Datei:Gustavstraße April 1945.jpg|mini|right|Vormarsch der [[U.S. Army| US-Streitkräfte]] am 19. April 1945, hier in der Gustavstraße]]
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Die meiste Literatur zu den Kriegsgeschehnissen in Fürth findet man in den amerikanischen Aufzeichnungen der Kampfhandlungen um die Stadt Nürnberg. Die Eroberung Nürnbergs war aus Alliierter Sicht die "''letzte große Aufgabe''" vor Kriegsende. Die 3. US-Infanteriedivision schrieb [[1945]]: "''The Battle of Nuernberg was the Marne Division´s last great test of World War II. Still the Victory at Nuernberg ranks as one of the best in the combat history of the divison''."<ref>Minthorn: The Fall of Nuernberg, US-Marne Museum Würzburg</ref> Nürnberg war neben Berlin, München, Hamburg und Linz eine der [[wikipedia:Führerstadt|"fünf Städte des Führers"]]. Sie war ideologisch als "''Stadt der Reichsparteitage''" bekannt und bot der Wehrmacht jährlich eine dankbare Kulisse für spektakuläre Auftritte. In den amerikanischen Aufzeichnungen ist deshalb von Nürnberg häufig nur die Rede als "''principal breeding ground of Nationalsozialistenm''" oder als "''shrine of Nationalsozialistenm''".<ref>NatA Wash, Record-Group 407, 45th Inf. Division Operation Report April 1945, 16. April 1945, S. 45 f.</ref>
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[[Datei:Holz Reichsverteidigungskommissar.jpg|mini|left|Anordnung des komm. Gauleiters Holz, vom 12. April 1945]]Eine schnelle Einnahme der Stadt Nürnberg - noch dazu an Hitlers 56. Geburtstag am [[20. April]] [[1945]] - wurde als psychologisch kriegswichtig eingestuft. Zusätzlich hatte die US-Armeeführung die Befürchtung, dass durch den Rückzug wesentlicher Teile der deutschen Truppen in den südlichen Raum Bayerns eine [[wikipedia:Alpenfestung|"Alpenfestung"]] entsteht, die ein schnelles Kriegsende zum Scheitern bringen könnte. Die Stadt Fürth als solche spielte deshalb in diesem Szenario keine gewichtige Rolle. Die 42. US-Infanteriedivision deklarierte Fürth wie folgt: "''The city of Furth, which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City.''"<ref>Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantry Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946, S. 84</ref>
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[[Datei:Holz Reichsverteidigungskommissar.jpg|mini|left|Anordnung des komm. Gauleiters Holz, vom 12. April 1945]]
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Eine schnelle Einnahme der Stadt Nürnberg - noch dazu an Hitlers 56. Geburtstag am [[20. April]] [[1945]] - wurde als psychologisch kriegswichtig eingestuft. Zusätzlich hatte die US-Armeeführung die Befürchtung, dass durch den Rückzug wesentlicher Teile der deutschen Truppen in den südlichen Raum Bayerns eine [[wikipedia:Alpenfestung|"Alpenfestung"]] entsteht, die ein schnelles Kriegsende zum Scheitern bringen könnte. Die Stadt Fürth als solche spielte deshalb in diesem Szenario keine gewichtige Rolle. Die 42. US-Infanteriedivision deklarierte Fürth wie folgt: "''The city of Furth, which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City.''"<ref>Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantry Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946, S. 84</ref>
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Auch aus der Sicht des stellv. NS-Gauleiters [[wikipedia:Karl Holz (Politiker)|Karl Holz]] spielte Fürth keine bedeutende Rolle. Vielmehr sollte Fürth lediglich als "''westliches Fort''" für die Stadt der Reichsparteitage herhalten. Die Rednitz sollte die erste starke Befestigungslinie Nürnbergs werden.<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 88 f.</ref> In einem Gespräch Mitte April wies der Gauführer auf den letzten Führerbefehl vom [[12. April]] [[1945]] hin, in dem er sagte, dass alle Städte ''Stein für Stein'' zu verteidigen seien, sozusagen in einem Zentimeterkrieg.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 33</ref> Gleichzeitig ermahnte Holz die anwesenden "hohen Herren" - gemeint war wohl der komm. [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Karl Häupler]] und seine Referenten, dass falls "''ihr Widerstandswille wankend werde, jeder Untergebene das Recht hätte diese hohen Herren zu erschießen''". Holz gab deshalb nochmal ausdrücklich den Befehl, "''dass Fürth niemals zur freien Stadt erklärt werden darf, sondern bis zum letzten Meter zu verteidigen sei''".<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 89 f.</ref>
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Auch aus der Sicht des stellv. NS-Gauleiters [[wikipedia:Karl Holz (Politiker)|Karl Holz]] spielte Fürth keine bedeutende Rolle. Vielmehr sollte Fürth lediglich als "''westliches Fort''" für die Stadt der Reichsparteitage herhalten. Die [[Rednitz]] sollte die erste starke Befestigungslinie Nürnbergs werden.<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 88 f.</ref> In einem Gespräch Mitte April wies der Gauführer auf den letzten Führerbefehl vom [[12. April]] [[1945]] hin, in dem er sagte, dass alle Städte ''Stein für Stein'' zu verteidigen seien, sozusagen in einem Zentimeterkrieg.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 33</ref> Gleichzeitig ermahnte Holz die anwesenden "hohen Herren" - gemeint war wohl der komm. [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Karl Häupler]] und seine Referenten, dass falls "''ihr Widerstandswille wankend werde, jeder Untergebene das Recht hätte diese hohen Herren zu erschießen''". Holz gab deshalb nochmal ausdrücklich den Befehl, "''dass Fürth niemals zur freien Stadt erklärt werden darf, sondern bis zum letzten Meter zu verteidigen sei''".<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 89 f.</ref>
    
== Die letzte Phase des Krieges ==
 
== Die letzte Phase des Krieges ==
[[Datei:42nd Infantry Division SSI.png|mini|right|Das Abzeichen der 42. Inf. Div. Rainbow]]Am [[7. März]] [[1945]] erreichte die [[US Army]] südlich von Bonn in [[wikipedia:Remagen|Remagen]] den Rhein und konnte die [[Wikipedia:Ludendorff-Brücke|Ludendorff-Brücke]] unzerstört einnehmen, so dass sie den Rhein überqueren konnte. Mit der [[wikipedia:Operation Plunder|"''Operation Plunder''"]] trat am [[23. März]] [[1945]] die letzte Phase des Krieges ein. Die britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen überquerten den Rhein, so dass am [[1. April]] [[1945]] der sog. [[wikipedia:Ruhrkessel|Ruhrkessel]] geschlossen werden konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Krieg im Westen militärisch gesehen für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen.<ref>Wikipedia: Zweiter Weltkrieg: Westfront 1944/45, abgerufen 21. April 2014 / 12.33 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg Wikipedia]</ref> Auch die 42. Infanteriedivision "Rainbow" vom XXI. Corps der 7. US-Armee, die später Fürth einnehmen wird, überquerte hier am [[31. März]] [[1945]] den Rhein.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 12.30 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref> In der Folge nahm die 42. Division Rainbow am [[1. April]] [[1945]] Wertheim am Main ein, dann vom 2. bis zum [[6. April]] [[1945]] Würzburg und anschließend vom 9. bis zum [[12. April]] [[1945]] Schweinfurt. Nach Fürth und [[Nürnberg]] führte der Krieg die 42. Infanteriedivision noch nach Donauwörth, Dachau, München und Salzburg.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 15.22 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref>
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[[Datei:42nd Infantry Division SSI.png|mini|right|Das Abzeichen der 42. Inf. Div. Rainbow]]Am [[7. März]] [[1945]] erreichte die [[U.S. Army]] südlich von Bonn in [[wikipedia:Remagen|Remagen]] den Rhein und konnte die [[Wikipedia:Ludendorff-Brücke|Ludendorff-Brücke]] unzerstört einnehmen, so dass sie den Rhein überqueren konnte. Mit der [[wikipedia:Operation Plunder|"''Operation Plunder''"]] trat am [[23. März]] [[1945]] die letzte Phase des Krieges ein. Die britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen überquerten den Rhein, so dass am [[1. April]] [[1945]] der sog. [[wikipedia:Ruhrkessel|Ruhrkessel]] geschlossen werden konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Krieg im Westen militärisch gesehen für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen.<ref>Wikipedia: Zweiter Weltkrieg: Westfront 1944/45, abgerufen 21. April 2014 / 12.33 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Weltkrieg Wikipedia]</ref> Auch die 42. Infanteriedivision "Rainbow" vom XXI. Corps der 7. US-Armee, die später Fürth einnehmen wird, überquerte hier am [[31. März]] [[1945]] den Rhein.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 12.30 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref> In der Folge nahm die 42. Division Rainbow am [[1. April]] [[1945]] Wertheim am Main ein, dann vom 2. bis zum [[6. April]] [[1945]] Würzburg und anschließend vom 9. bis zum [[12. April]] [[1945]] Schweinfurt. Nach Fürth und [[Nürnberg]] führte der Krieg die 42. Infanteriedivision noch nach Donauwörth, Dachau, München und Salzburg.<ref>Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 15.22 Uhr [http://en.wikipedia.org/wiki/42nd_Infantry_Division_%28United_States%29#Combat_chronicle Wikipedia]</ref>
    
== Vorbereitung auf die Kampfhandlungen ==
 
== Vorbereitung auf die Kampfhandlungen ==
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[[Datei:Kanalbrücke A0281.jpg|mini|right|Kanalbrücke nach der Sprengung im April 1945]]
 
[[Datei:Kanalbrücke A0281.jpg|mini|right|Kanalbrücke nach der Sprengung im April 1945]]
 
Zuvor wurden im November [[1944]] alle nicht mehr wehrpflichtigen Männer bis 60 Jahre zum [[wikipedia:Volkssturm|Volkssturm]] eingezogen. Diese mussten neben der Gefangenenbewachung auch Schanzarbeiten verrichten, z. B. durch Errichten von Panzersperren mittels gefällten Bäumen. Am [[15. März]] [[1945]] musste ein Großteil dieses sog. Volkssturms die Militärgefangenen in Richtung München abtransportieren, wo sie Ende April [[1945]] in Kriegsgefangenschaft gerieten.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8</ref> Die Stadtverteidigung griff nun auf die noch verbliebenen Männer und Kinder der [[wikipedia:Hitlerjugend|Hitlerjugend]] (HJ) zurück. Darüber hinaus waren noch Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen" und Teile des Luftwaffenfeldregiments 21 in Fürth zur Verteidigung der Stadt stationiert.
 
Zuvor wurden im November [[1944]] alle nicht mehr wehrpflichtigen Männer bis 60 Jahre zum [[wikipedia:Volkssturm|Volkssturm]] eingezogen. Diese mussten neben der Gefangenenbewachung auch Schanzarbeiten verrichten, z. B. durch Errichten von Panzersperren mittels gefällten Bäumen. Am [[15. März]] [[1945]] musste ein Großteil dieses sog. Volkssturms die Militärgefangenen in Richtung München abtransportieren, wo sie Ende April [[1945]] in Kriegsgefangenschaft gerieten.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8</ref> Die Stadtverteidigung griff nun auf die noch verbliebenen Männer und Kinder der [[wikipedia:Hitlerjugend|Hitlerjugend]] (HJ) zurück. Darüber hinaus waren noch Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen" und Teile des Luftwaffenfeldregiments 21 in Fürth zur Verteidigung der Stadt stationiert.
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Ebenfalls zu den Verteidigungsvorbereitungen zählte es, die bestehenden [[:Kategorie:Brücken|Brücken]] in Fürth zu sprengen, um den [[US Army|US-Streitkräften]] ein schnelles Vordringen zu erschweren. Hierzu wurden u. a. folgende Brücken gesprengt:<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8 f.</ref>
      
==Erste Station der amerikanischen Besetzung: Das Klinikum auf der Schwand.==
 
==Erste Station der amerikanischen Besetzung: Das Klinikum auf der Schwand.==
Dem Wunschel-Chronikband 1945 im Archiv ist zum 19.4.1945 zu entnehmen: „Seit dem heutigen Tag ist Fürth durch amerikanische Truppen besetzt. Um 8 Uhr überkletterten die ersten amerikanischen Soldaten innerhalb des eigentlichen Weichbildes der Stadt die Mauer vom neuen Krankenhaus auf der Schwand und schlossen sodann die Eingangstore ab, um das „Spital“, wie sich die Amerikaner auf Deutsch ausdrückten, sicher zu stellen. Die dort untergebrachten verwundeten deutschen Soldaten wurden als amerikanische Gefangene erklärt.
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Dem Wunschel-Chronikband 1945 im Archiv ist zum 19.4.1945 zu entnehmen:  
Um ½ 9 Uhr waren die Amerikaner bereits bis in die untere Königstraße vorgedrungen. Trotz der zerstörten Maxbrücke kamen sie schnell über die Rednitz. Schon um 9 Uhr standen sie in Linie Königsplatz – Gustavstraße vor dem Rathaus und postierten sich davor. Im Haus Kürzdörfer, Gustavstraße 9, und Ulmer, Gustavstraße 8, wurde zu gleicher Zeit je ein amerikanisches Maschinengewehr in Stellung gebracht, weil die Amerikaner vom rechten Pegnitzufer aus beschossen wurden. Dazu bot die gegen das Pegnitztal hin offene, d.h. unbebaute Baldstraße, Gelegenheit. Die gleiche Chance haben natürlich auch die Amerikaner benützt und mit Maschinengewehrsalven durch die Baldstraße das Pegnitztal bestrichen.
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:''Seit dem heutigen Tag ist Fürth durch amerikanische Truppen besetzt. Um 8 Uhr überkletterten die ersten amerikanischen Soldaten innerhalb des eigentlichen Weichbildes der Stadt die Mauer vom neuen Krankenhaus auf der Schwand und schlossen sodann die Eingangstore ab, um das „Spital“, wie sich die Amerikaner auf Deutsch ausdrückten, sicher zu stellen. Die dort untergebrachten verwundeten deutschen Soldaten wurden als amerikanische Gefangene erklärt. Um ½ 9 Uhr waren die Amerikaner bereits bis in die untere Königstraße vorgedrungen. Trotz der zerstörten Maxbrücke kamen sie schnell über die Rednitz. Schon um 9 Uhr standen sie in Linie Königsplatz – Gustavstraße vor dem Rathaus und postierten sich davor. Im Haus Kürzdörfer, Gustavstraße 9, und Ulmer, Gustavstraße 8, wurde zu gleicher Zeit je ein amerikanisches Maschinengewehr in Stellung gebracht, weil die Amerikaner vom rechten Pegnitzufer aus beschossen wurden. Dazu bot die gegen das Pegnitztal hin offene, d.h. unbebaute Baldstraße, Gelegenheit. Die gleiche Chance haben natürlich auch die Amerikaner benützt und mit Maschinengewehrsalven durch die Baldstraße das Pegnitztal bestrichen.''
 
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==Brückensprengungen==
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Ebenfalls zu den Verteidigungsvorbereitungen zählte es, die bestehenden [[:Kategorie:Brücken|Brücken]] in Fürth zu sprengen, um den [[U.S. Army|US-Streitkräften]] ein schnelles Vordringen zu erschweren. Hierzu wurden u. a. folgende Brücken gesprengt:<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8 f.</ref>
 
* Alter [[Fronmüllersteg]] - Sprengung am [[12. April]] [[1945]] gegen 15 Uhr
 
* Alter [[Fronmüllersteg]] - Sprengung am [[12. April]] [[1945]] gegen 15 Uhr
 
* Alte [[Dambacher Brücke]] - Sprengung am [[12. April]] [[1945]] gegen 16 Uhr
 
* Alte [[Dambacher Brücke]] - Sprengung am [[12. April]] [[1945]] gegen 16 Uhr
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== Die letzten Kriegstage in Fürth ==
 
== Die letzten Kriegstage in Fürth ==
[[Datei:Siebenbogenbrücke A0268.jpg|mini|left|Siebenbogenbrücke mit Flakturm, ca. 1944/45]][[Datei:Kriegsverlauf Fürth Einnahme 1945.jpg|mini|right|Der Einmarsch der [[US Army| US-Streitkräfte]] in Fürth im April 1945]]Am [[13. April]] [[1945]] wurde der gesamte Bahnverkehr eingestellt und das noch vorhandene "rollende Material" weggeschafft. Das Ernährungsamt ließ am Samstag, dem [[14. April]] [[1945]] noch Gefrierfleisch und Butter verteilen. Die Organisation lief allerdings so chaotisch, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit der Ware bedacht werden konnte. Nachdem am [[16. April]] [[1945]] Erlangen kapituliert hatte,<ref>Anmerkung: Der komm. Oberbürgermeister Dr. Herbert Ohly und der Kampfkommandant Oberstleutnant Werner Lorleberg übergaben an der Spardorfer Straße den näherrückenden Streitkräften die Stadt gegen Mittag.</ref> machten sich zunehmend mehr Gerüchte breit, dass Fürth nicht verteidigt würde - trotz anderslautender Propaganda. Genährt wurde dieses Gerücht als am Mittwoch, den [[18. April]] [[1945]] um 1 Uhr früh die Kommandobefehlsstelle in der [[Sahlmannvilla]] und der [[Reichsbahnbunker]] Ecke [[Bahnhofplatz]] und [[Gebhardtstraße]] von den Führungsstäben geräumt wurden. Zuvor war der Feind schon an den Stadtgrenzen gesehen worden, und am [[17. April]] [[1945]] gegen Mittag war Panzeralarm ertönt. Der [[Fürther Anzeiger]] als Sprachorgan der NSDAP konnte diesen Gerüchten nichts mehr entgegenstellen - er erschien am [[16. April]] [[1945]] letztmalig vor Kriegsende.
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[[Datei:Siebenbogenbrücke A0268.jpg|mini|left|Siebenbogenbrücke mit Flakturm, ca. 1944/45]][[Datei:Kriegsverlauf Fürth Einnahme 1945.jpg|mini|right|Der Einmarsch der [[U.S. Army| US-Streitkräfte]] in Fürth im April 1945]]Am [[13. April]] [[1945]] wurde der gesamte Bahnverkehr eingestellt und das noch vorhandene "rollende Material" weggeschafft. Das Ernährungsamt ließ am Samstag, dem [[14. April]] [[1945]] noch Gefrierfleisch und Butter verteilen. Die Organisation lief allerdings so chaotisch, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit der Ware bedacht werden konnte. Nachdem am [[16. April]] [[1945]] Erlangen kapituliert hatte,<ref>Anmerkung: Der komm. Oberbürgermeister Dr. Herbert Ohly und der Kampfkommandant Oberstleutnant Werner Lorleberg übergaben an der Spardorfer Straße den näherrückenden Streitkräften die Stadt gegen Mittag.</ref> machten sich zunehmend mehr Gerüchte breit, dass Fürth nicht verteidigt würde - trotz anderslautender Propaganda. Genährt wurde dieses Gerücht als am Mittwoch, den [[18. April]] [[1945]] um 1 Uhr früh die Kommandobefehlsstelle in der [[Sahlmannvilla]] und der [[Reichsbahnbunker]] Ecke [[Bahnhofplatz]] und [[Gebhardtstraße]] von den Führungsstäben geräumt wurden. Zuvor war der Feind schon an den Stadtgrenzen gesehen worden, und am [[17. April]] [[1945]] gegen Mittag war Panzeralarm ertönt. Der [[Fürther Anzeiger]] als Sprachorgan der NSDAP konnte diesen Gerüchten nichts mehr entgegenstellen - er erschien am [[16. April]] [[1945]] letztmalig vor Kriegsende.
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Aus den alliierten Flugzeugen wurden Flugblätter abgeworfen mit dem Inhalt [Kurzfassung]:
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"Es liegt an Dir! Nicht mehr kämpfen: Schwenke dieses Flugblatt oder sonst etwas Weisses und rufe: I Ssörrender". Das bedeutet: "Ich ergebe mich."
    
Die 42. Infanteriedivision Rainbow rückte vom Stadtwesten heran. Zuvor hatte sie zum Teil erbitterte Kämpfe hinter sich bei Neuhof a. d. Zenn<ref>Theodor Georg Richter: ''Neuhof an der Zenn im April 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1967/5, S. 141 ff</ref> und in Cadolzburg. Am [[17. April]] [[1945]] gelang es der Division, bis an den nordwestlichen Stadtrand Fürths heranzurücken und [[Burgfarrnbach]], [[Stadeln]], [[Ronhof]] und [[Poppenreuth]] einzunehmen. Eine Gegenwehr war kaum noch möglich, da als Artillerie nur noch eine Flugabwehrkanone (Flak) sowie eine Panzerabwehrkanone (Pak) an der [[Ludwigsbrücke]] zur Verfügung standen.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 255</ref> Noch am gleichen Tag setzte der Beschuss der amerikanischen Artillerie ein und endete erst am [[18. April]] [[1945]]. Es entstanden zahlreiche Zerstörungen und Brände im gesamten Stadtgebiet, die allerdings im Vergleich zu den letzten Luftangriffen eher gering ausfielen.  
 
Die 42. Infanteriedivision Rainbow rückte vom Stadtwesten heran. Zuvor hatte sie zum Teil erbitterte Kämpfe hinter sich bei Neuhof a. d. Zenn<ref>Theodor Georg Richter: ''Neuhof an der Zenn im April 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1967/5, S. 141 ff</ref> und in Cadolzburg. Am [[17. April]] [[1945]] gelang es der Division, bis an den nordwestlichen Stadtrand Fürths heranzurücken und [[Burgfarrnbach]], [[Stadeln]], [[Ronhof]] und [[Poppenreuth]] einzunehmen. Eine Gegenwehr war kaum noch möglich, da als Artillerie nur noch eine Flugabwehrkanone (Flak) sowie eine Panzerabwehrkanone (Pak) an der [[Ludwigsbrücke]] zur Verfügung standen.<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 255</ref> Noch am gleichen Tag setzte der Beschuss der amerikanischen Artillerie ein und endete erst am [[18. April]] [[1945]]. Es entstanden zahlreiche Zerstörungen und Brände im gesamten Stadtgebiet, die allerdings im Vergleich zu den letzten Luftangriffen eher gering ausfielen.  
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[[Datei:Lageplan 200445 fw.jpg|mini|right|Verlauf der Kampflinie vom 17. bis 20. April 1945]]
 
[[Datei:Lageplan 200445 fw.jpg|mini|right|Verlauf der Kampflinie vom 17. bis 20. April 1945]]
Ganz so kampflos, wie Flierl es später darstellen wollte, hat er scheinbar Fürth doch nicht aufgegeben. Am [[18. April]] [[1945]] gegen 16 Uhr ordnete er noch einen letzten Gegenangriff an, bei dem sein Oberleutnant Jakobs verwundet wurde. Es gab auf beiden Seiten Verwundete und Tote unter den Truppen, aber auch in der Zivilbevölkerung. Der letzte Gegenstoß von Kampfkommandant Flierl war militärisch gesehen sinnlos und hatte für Fürth lediglich zur Folge, dass ein verstärkter Beschuss der Stadt durch die [[US Army|US-Streitkräfte]] folgte und die kommenden Übergabeverhandlungen am nächsten Vormittag (19. April 1945) außerordentlich erschwert wurden.<ref>Schreiben Dr. Gastreich an das 8-Uhr-Blatt vom 20. Februar 1950 wegen mehrfach falscher Darstellung der letzten Kriegstage in Fürth in der Presse. In: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, von dem Stadthistoriker Peter Frank, Skript vom 4. November 2008</ref>
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Ganz so kampflos, wie Flierl es später darstellen wollte, hat er scheinbar Fürth doch nicht aufgegeben. Am [[18. April]] [[1945]] gegen 16 Uhr ordnete er noch einen letzten Gegenangriff an, bei dem sein Oberleutnant Jakobs verwundet wurde. Es gab auf beiden Seiten Verwundete und Tote unter den Truppen, aber auch in der Zivilbevölkerung. Der letzte Gegenstoß von Kampfkommandant Flierl war militärisch gesehen sinnlos und hatte für Fürth lediglich zur Folge, dass ein verstärkter Beschuss der Stadt durch die [[U.S. Army|US-Streitkräfte]] folgte und die kommenden Übergabeverhandlungen am nächsten Vormittag (19. April 1945) außerordentlich erschwert wurden.<ref>Schreiben Dr. Gastreich an das 8-Uhr-Blatt vom 20. Februar 1950 wegen mehrfach falscher Darstellung der letzten Kriegstage in Fürth in der Presse. In: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, von dem Stadthistoriker Peter Frank, Skript vom 4. November 2008</ref>
    
== Kapitulation am 19. April 1945 ==
 
== Kapitulation am 19. April 1945 ==
 
[[Datei:Bekanntmachung Kapitulation 1945.jpg|mini|left|Bekanntmachung der Kapitulationsbedingungen]]Noch am Morgen des [[19. April]] [[1945]] wurde die Stadt beschossen. Eilig wurde ein US-Gefechtsstand in der [[Rednitzstraße]] 4, neben den Resten der gesprengten [[Maxbrücke]], eingerichtet.<ref>Anmerkung: Das Gebäude fiel der Sanierung des Gänsbergviertels zum Opfer. Es befand sich auf der Höhe des ehem. Gasthofes Zum goldenen Hirsch, Königstraße 5</ref> Der amerikanische Major vom 3. Bataillon des 222. Infanterie-Regiments forderte die Stadt Fürth förmlich zur bedingungslosen Kapitulation auf.  
 
[[Datei:Bekanntmachung Kapitulation 1945.jpg|mini|left|Bekanntmachung der Kapitulationsbedingungen]]Noch am Morgen des [[19. April]] [[1945]] wurde die Stadt beschossen. Eilig wurde ein US-Gefechtsstand in der [[Rednitzstraße]] 4, neben den Resten der gesprengten [[Maxbrücke]], eingerichtet.<ref>Anmerkung: Das Gebäude fiel der Sanierung des Gänsbergviertels zum Opfer. Es befand sich auf der Höhe des ehem. Gasthofes Zum goldenen Hirsch, Königstraße 5</ref> Der amerikanische Major vom 3. Bataillon des 222. Infanterie-Regiments forderte die Stadt Fürth förmlich zur bedingungslosen Kapitulation auf.  
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Tags zuvor gab es bereits erste Gespräche mit einigen Fürthern, unter anderem mit dem früheren [[SPD|Sozialdemokraten]] [[Hans Teichmann]] in seiner Wohnung in der [[Cadolzburger Straße]]. In der Aussprache mit dem amerikanischem Major bekam Teichmann die Anweisung, alle Bewohner südlich der [[Würzburger Straße]], rund 2500 Männer, Frauen und Kinder auf Umwegen zur Fabrik [[Bachmann, von Blumenthal & Co.|Bachmann, von Blumenthal & Co. KG]] an der [[Würzburger Straße]] zu bringen. Wieso die Wahl auf ihn fiel, lässt sich vermutlich aus heutiger Sicht nicht mehr beantworten, ebensowenig der Umstand, dass die US-Alliierten ihm am [[19. April]] [[1945]] den Bürgermeisterposten der Stadt Fürth anboten.<ref>Anmerkung: Die [[US Army|US-Streitkräfte]] benötigten häufig Zivilpersonen vor Ort zum Aufbau einer neuen Verwaltung und Übergangsregierung. Hierzu wurden in der Anfangszeit häufig "unbelastete" Zivilisten ausgewählt, die z. B. nicht im Verdacht standen mit dem NS-Regime sympathisiert zu haben. Deshalb wurden häufig Sozialdemokraten oder Kommunisten als erste angesprochen, da man sich deren Loyalität sicher sein konnte.</ref> Teichmann jedenfalls - soviel ist überliefert - lehnte dankend ab.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 11</ref>
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Tags zuvor gab es bereits erste Gespräche mit einigen Fürthern, unter anderem mit dem früheren [[SPD|Sozialdemokraten]] [[Hans Teichmann]] in seiner Wohnung in der [[Cadolzburger Straße]]. In der Aussprache mit dem amerikanischem Major bekam Teichmann die Anweisung, alle Bewohner südlich der [[Würzburger Straße]], rund 2500 Männer, Frauen und Kinder auf Umwegen zur Fabrik [[Bachmann, von Blumenthal & Co.|Bachmann, von Blumenthal & Co. KG]] an der [[Würzburger Straße]] zu bringen. Wieso die Wahl auf ihn fiel, lässt sich vermutlich aus heutiger Sicht nicht mehr beantworten, ebensowenig der Umstand, dass die US-Alliierten ihm am [[19. April]] [[1945]] den Bürgermeisterposten der Stadt Fürth anboten.<ref>Anmerkung: Die [[U.S. Army|US-Streitkräfte]] benötigten häufig Zivilpersonen vor Ort zum Aufbau einer neuen Verwaltung und Übergangsregierung. Hierzu wurden in der Anfangszeit häufig "unbelastete" Zivilisten ausgewählt, die z. B. nicht im Verdacht standen mit dem NS-Regime sympathisiert zu haben. Deshalb wurden häufig Sozialdemokraten oder Kommunisten als erste angesprochen, da man sich deren Loyalität sicher sein konnte.</ref> Teichmann jedenfalls - soviel ist überliefert - lehnte dankend ab.<ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 11</ref>
    
Am [[19. April]] [[1945]] trafen sich gegen 7 Uhr morgens der kommisarische [[Oberbürgermeister]] [[Karl Häupler|Dr. Häupler]] mit seinen noch verbliebenen Referenten im [[Rathaus]] zur Lagebesprechung. Die Alliierten Streitkräfte waren inzwischen schon bis zum [[Obstmarkt]] vorgedrungen. Dort standen auch inzwischen mehrere Hundert Fürther und beobachteten scheinbar den Ausgang der Situation. Unter den Neugierigen war auch ein 70-jähriger Rentner namens [[Friedrich Froschauer]], der nach dem Krieg in der [[Hardstraße]] 12/I wohnte. Froschauer schilderte das Gesehene wie folgt:
 
Am [[19. April]] [[1945]] trafen sich gegen 7 Uhr morgens der kommisarische [[Oberbürgermeister]] [[Karl Häupler|Dr. Häupler]] mit seinen noch verbliebenen Referenten im [[Rathaus]] zur Lagebesprechung. Die Alliierten Streitkräfte waren inzwischen schon bis zum [[Obstmarkt]] vorgedrungen. Dort standen auch inzwischen mehrere Hundert Fürther und beobachteten scheinbar den Ausgang der Situation. Unter den Neugierigen war auch ein 70-jähriger Rentner namens [[Friedrich Froschauer]], der nach dem Krieg in der [[Hardstraße]] 12/I wohnte. Froschauer schilderte das Gesehene wie folgt:
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: "... Nach Eintritt in das Zimmer stellte sich Dr. Häupler als Oberbürgermeister der Stadt Fürth vor, worauf man ihm einen Stuhl anbot, den Dr. Häupler dankend ablehnte. Der amerikanische Kommandant eröffnete dann die Aussprache, die englisch erfolgte, welche der mitanwesende Dolmetscher übersetzte. Der amerikanische Kommandant verlangte die bedingungslose Übergabe der Stadt. Hierauf gab Oberbürgermeister Dr. Häupler dem Sinne nach folgende Erklärung ab: Meine Herren! Ich stehe hier als deutscher Mann und als Oberbürgermeister. Sie wissen, was mir bevorsteht, wenn ich den Befehl zur Hissung der [[wikipedia:Parlamentärflagge|weißen Fahne]] gebe. Was aus mir und meiner Familie wird, brauche ich nicht weiter zu sagen, nachdem ich nichtwaffentragender SS-Mann bin. Daraufhin klopfte ihm der amerikanische Kommandant auf die Schulter und sagte, sie stehen unter amerikanischem Schutz. Nun zog der Kommandant seine Uhr und sagte: Jetzt ist es 10 Uhr 20 Minuten. In einer Stunde erwarte ich eine bestimmte Antwort. Lautet diese ablehnend, werde ich die Beschießung von Fürth befehlen und außerdem noch Flieger anfordern, die schon nachmittags eintreffen und dann Fürth dem Erdboden gleich machen werden. Darauf befiel Dr. Häupler ein kleiner Schwächeanfall, der aber bald wieder vorüber war. Dr. Häupler bat dann um Schonung der Stadt und seiner Bevölkerung...Hierauf verließen Dr. Häupler, ich und der Obmann für die Fürther Militärlazarette <ref>Anmerkung: Es handelte sich hierbei um Dr. [[Fritz Gastreich]], der inzwischen dazu gekommen war und eine zentrale Rolle bei der Kapitulation von Fürth im Verborgenen gespielt hatte</ref> den Verhandlungsraum und begaben uns zurück zum Rathaus... Im Rathaus angekommen unterrichtete Dr. Häupler seine auf ihn wartenden Referenten von der Übergabe der Stadt und veranlaßte sie, die inzwischen vorgefahrenen amerikanischen Autos zu besteigen und die Bevölkerung von der erfolgten Übergabe zu verständigen. Innerhalb einer halben Stunde war der Auftrag ausgeführt." <ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 15 f.</ref>  
 
: "... Nach Eintritt in das Zimmer stellte sich Dr. Häupler als Oberbürgermeister der Stadt Fürth vor, worauf man ihm einen Stuhl anbot, den Dr. Häupler dankend ablehnte. Der amerikanische Kommandant eröffnete dann die Aussprache, die englisch erfolgte, welche der mitanwesende Dolmetscher übersetzte. Der amerikanische Kommandant verlangte die bedingungslose Übergabe der Stadt. Hierauf gab Oberbürgermeister Dr. Häupler dem Sinne nach folgende Erklärung ab: Meine Herren! Ich stehe hier als deutscher Mann und als Oberbürgermeister. Sie wissen, was mir bevorsteht, wenn ich den Befehl zur Hissung der [[wikipedia:Parlamentärflagge|weißen Fahne]] gebe. Was aus mir und meiner Familie wird, brauche ich nicht weiter zu sagen, nachdem ich nichtwaffentragender SS-Mann bin. Daraufhin klopfte ihm der amerikanische Kommandant auf die Schulter und sagte, sie stehen unter amerikanischem Schutz. Nun zog der Kommandant seine Uhr und sagte: Jetzt ist es 10 Uhr 20 Minuten. In einer Stunde erwarte ich eine bestimmte Antwort. Lautet diese ablehnend, werde ich die Beschießung von Fürth befehlen und außerdem noch Flieger anfordern, die schon nachmittags eintreffen und dann Fürth dem Erdboden gleich machen werden. Darauf befiel Dr. Häupler ein kleiner Schwächeanfall, der aber bald wieder vorüber war. Dr. Häupler bat dann um Schonung der Stadt und seiner Bevölkerung...Hierauf verließen Dr. Häupler, ich und der Obmann für die Fürther Militärlazarette <ref>Anmerkung: Es handelte sich hierbei um Dr. [[Fritz Gastreich]], der inzwischen dazu gekommen war und eine zentrale Rolle bei der Kapitulation von Fürth im Verborgenen gespielt hatte</ref> den Verhandlungsraum und begaben uns zurück zum Rathaus... Im Rathaus angekommen unterrichtete Dr. Häupler seine auf ihn wartenden Referenten von der Übergabe der Stadt und veranlaßte sie, die inzwischen vorgefahrenen amerikanischen Autos zu besteigen und die Bevölkerung von der erfolgten Übergabe zu verständigen. Innerhalb einer halben Stunde war der Auftrag ausgeführt." <ref>Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 15 f.</ref>  
 
[[Datei:Waffenabgabe Rathaus 1945.jpg|mini|right|Waffenabgabe vor dem Rathaus]]
 
[[Datei:Waffenabgabe Rathaus 1945.jpg|mini|right|Waffenabgabe vor dem Rathaus]]
[[Bild:Kriegsende Info 160545.jpg|mini|right|1. Mitteilungsblatt der [[US Army|US-Streitkräfte]] in Fürth am 16.5.45]]
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[[Bild:Kriegsende Info 160545.jpg|mini|right|1. Mitteilungsblatt der [[U.S. Army|US-Streitkräfte]] in Fürth am 16.5.45]]
 
Abweichend von den beiden Aussagen, die sich in der Wunschel-Chronik wiederfinden, gibt es noch einen weiteren Augenzeugenbericht, der die Geschehnisse in einem etwas anderen Licht darstellt. Gemeint war der Obmann der Fürther Militärlazarette: Dr. [[Fritz Gastreich]]. Er schilderte die Dinge in einem Schreiben vom [[20. Februar]] [[1952]] an den Chefredakteur des 8-Uhr-Blattes<ref>Anmerkung: Das 8-Uhr-Blatt brachte eine Reihe von Augenzeugenberichten zu den letzten Kriegstagen in Fürth und Nürnberg. Das 8-Uhr-Blatt war die spätere Abendzeitung Nürnberg, die 2012 eingestellt wurde.</ref> Dr. Wilsmann wie folgt, wobei Dr. Gastreich bemüht war, seinen Namen stets aus dem Geschehen herauszuhalten:  
 
Abweichend von den beiden Aussagen, die sich in der Wunschel-Chronik wiederfinden, gibt es noch einen weiteren Augenzeugenbericht, der die Geschehnisse in einem etwas anderen Licht darstellt. Gemeint war der Obmann der Fürther Militärlazarette: Dr. [[Fritz Gastreich]]. Er schilderte die Dinge in einem Schreiben vom [[20. Februar]] [[1952]] an den Chefredakteur des 8-Uhr-Blattes<ref>Anmerkung: Das 8-Uhr-Blatt brachte eine Reihe von Augenzeugenberichten zu den letzten Kriegstagen in Fürth und Nürnberg. Das 8-Uhr-Blatt war die spätere Abendzeitung Nürnberg, die 2012 eingestellt wurde.</ref> Dr. Wilsmann wie folgt, wobei Dr. Gastreich bemüht war, seinen Namen stets aus dem Geschehen herauszuhalten:  
 
: "Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der [[Weiherstraße]] statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" (so beschreibt er sich). Dr. Häupler war auf Veranlassung des Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des Amerikaners. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte.<ref>Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS-Regimes für seinen Verrat durch die Kapitulation.</ref> Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter [[Josef Gleixner]] bereits mit der Fahne für das Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen."<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3</ref>
 
: "Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der [[Weiherstraße]] statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" (so beschreibt er sich). Dr. Häupler war auf Veranlassung des Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des Amerikaners. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte.<ref>Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS-Regimes für seinen Verrat durch die Kapitulation.</ref> Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter [[Josef Gleixner]] bereits mit der Fahne für das Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen."<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3</ref>
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Nach den bekannten Aufzeichnungen im [[Stadtarchiv]] scheint es sich um die Örtlichkeit der [[Rednitzstraße 12]] im Hinterhaus Parterre zu handeln, hier die Wohnung der Familie Eder. Dort führte der amerikanische Major das Gespräch mit Dr. [[Fritz Gastreich]], nachdem er dorthin geführt wurde. Dr. Gastreich erklärte dort die Bereitschaft der Stadt sich zu ergeben und zum Zeichen dafür weiße Fahnen auszuhängen. Für das Rathaus war diese schon vorbereitet worden durch die Schwiegertochter von Gleixner. Dr. Gastreich erklärte sich dort bereit, zusammen mit weiteren Rathaus-Referenten die Fürther aufzufordern, in Ruhe sich zu ergeben ohne Gewalt. Dazu fuhr auch er von der Innenstadt aus bis zur Stadtgrenze (angeblich vorne auf einem Panzer sitzend).<ref>Recherche Peter Frank, Fürth</ref><br>
 
Nach den bekannten Aufzeichnungen im [[Stadtarchiv]] scheint es sich um die Örtlichkeit der [[Rednitzstraße 12]] im Hinterhaus Parterre zu handeln, hier die Wohnung der Familie Eder. Dort führte der amerikanische Major das Gespräch mit Dr. [[Fritz Gastreich]], nachdem er dorthin geführt wurde. Dr. Gastreich erklärte dort die Bereitschaft der Stadt sich zu ergeben und zum Zeichen dafür weiße Fahnen auszuhängen. Für das Rathaus war diese schon vorbereitet worden durch die Schwiegertochter von Gleixner. Dr. Gastreich erklärte sich dort bereit, zusammen mit weiteren Rathaus-Referenten die Fürther aufzufordern, in Ruhe sich zu ergeben ohne Gewalt. Dazu fuhr auch er von der Innenstadt aus bis zur Stadtgrenze (angeblich vorne auf einem Panzer sitzend).<ref>Recherche Peter Frank, Fürth</ref><br>
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Im Anschluss übergab Dr. [[Fritz Gastreich|Gastreich]] den [[US Army|US-Streitkräften]] eine Liste der Fürther Nationalsozialisten, darunter auch die strammen Parteisoldaten der NSDAP, [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und Link, die Dr. [[Karl Häupler|Häupler]] noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des [[19. April]] [[1945]] erneut als [[Stadtrat|Stadträte]] in die Übergangsregierung eingesetzt hatte.<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4</ref> Damit hatte sich Häupler aus Sicht der [[US Army|US-Streitkräfte]] endgültig diskreditiert. Es folgte u. a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters. Dr. Karl Häupler kam in Haft und verstarb am [[21. Juni]] [[1945]] an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit einem Schlafmittel namens [[wikipedia:Barbital|''Veronal'']], das zur damaligen Zeit gerne als Suizidmittel verwendet wurde, das Leben zu nehmen. Für kurze Zeit wurde der Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]] komm. Oberbürgermeister, der jedoch aufgrund seiner NS-Vergangenheit im August [[1945]] wieder abgesetzt wurde.  
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Im Anschluss übergab Dr. [[Fritz Gastreich|Gastreich]] den [[U.S. Army|US-Streitkräften]] eine Liste der Fürther Nationalsozialisten, darunter auch die strammen Parteisoldaten der NSDAP, [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und Link, die Dr. [[Karl Häupler|Häupler]] noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des [[19. April]] [[1945]] erneut als [[Stadtrat|Stadträte]] in die Übergangsregierung eingesetzt hatte.<ref>Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4</ref> Damit hatte sich Häupler aus Sicht der [[U.S. Army|US-Streitkräfte]] endgültig diskreditiert. Es folgte u. a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters. Dr. Karl Häupler kam in Haft und verstarb am [[21. Juni]] [[1945]] an einer Lungenentzündung. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit einem Schlafmittel namens [[wikipedia:Barbital|''Veronal'']], das zur damaligen Zeit gerne als Suizidmittel verwendet wurde, das Leben zu nehmen. Für kurze Zeit wurde der Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]] komm. Oberbürgermeister, der jedoch aufgrund seiner NS-Vergangenheit im August [[1945]] wieder abgesetzt wurde.  
    
Am Donnerstag Nachmittag wehten in den Straßen Fürths überall weiße Fahnen. Auch auf dem Rathausturm war eine riesige weiße Fahne zu sehen, die die [[Widerstandsgruppen Obst/Doktor]] bereits im Vorfeld angefertigt hatten. Der Nürnberger Flaksender kommentierte die Kapitulation Fürths wie folgt: "''Fürth hat schmachvoll kapituliert. Nürnberg hält sich. Es wird von Erlangen und [[wikipedia:Erlenstegen|Erlenstegen]] angegriffen. Die Schmach der Stadt Fürth wird für alle Zeiten in die Geschichte eingehen.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref>
 
Am Donnerstag Nachmittag wehten in den Straßen Fürths überall weiße Fahnen. Auch auf dem Rathausturm war eine riesige weiße Fahne zu sehen, die die [[Widerstandsgruppen Obst/Doktor]] bereits im Vorfeld angefertigt hatten. Der Nürnberger Flaksender kommentierte die Kapitulation Fürths wie folgt: "''Fürth hat schmachvoll kapituliert. Nürnberg hält sich. Es wird von Erlangen und [[wikipedia:Erlenstegen|Erlenstegen]] angegriffen. Die Schmach der Stadt Fürth wird für alle Zeiten in die Geschichte eingehen.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref>
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Doch in der [[Artilleriekaserne|Kaserne]] an der äußeren [[Schwabacher Straße]] war noch deutsches Militär mit dem Kommandanten Hauptmann Peterson. Er war verantwortlich für die dortige Panzerausrüstungs- und Ausbildungsabteilung. Gegenüber Captain DeReus bot er die Kapitulation an. Zu Verhandlungen kam es dann im Beisein von Regimentskommandeur Colonel Caum. Er kam vom Gefechtsstand an der [[Dambacher Brücke]] – wo es den deutschen Widerstand gab – hinzu.  
 
Doch in der [[Artilleriekaserne|Kaserne]] an der äußeren [[Schwabacher Straße]] war noch deutsches Militär mit dem Kommandanten Hauptmann Peterson. Er war verantwortlich für die dortige Panzerausrüstungs- und Ausbildungsabteilung. Gegenüber Captain DeReus bot er die Kapitulation an. Zu Verhandlungen kam es dann im Beisein von Regimentskommandeur Colonel Caum. Er kam vom Gefechtsstand an der [[Dambacher Brücke]] – wo es den deutschen Widerstand gab – hinzu.  
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So gab es eine formelle Kapitulation mit militärischem Zeremoniell. Die Wehrmachtsangehörigen mussten aus den Kasernen zu einem Sammelplatz, einem Feld beim heutigen Stübleacker. Die Amerikaner rückten in die Kasernen ein. Etwa 1.500 deutsche Soldaten hatten sich ergeben. Bis 13 Uhr am [[19. April]] [[1945]] war dann Fürth als Ganzes in amerikanischer Hand. Also auch im Süden durch das besonnene Vorrücken der US-Bataillone 1/242 und 3/242 der 42. US-Infanteriedivision „Rainbow“. Technisch perfekt ausgerüstet, waren auch Flüsse für sie kein Hindernis; da setzten sie Engineers für eine mobile Brücke ein.<ref>Mahr, Helmut: Die Besetzung des Landkreises und der Stadt Fürth durch die US-Army im April 1945. In: Fürther Heimatblätter 1998, S. 1-70</ref>
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So gab es eine formelle Kapitulation mit militärischem Zeremoniell. Die Wehrmachtsangehörigen mussten aus den Kasernen zu einem Sammelplatz, einem Feld beim heutigen Stübleacker. Die Amerikaner rückten in die Kasernen ein. Etwa 1.500 deutsche Soldaten hatten sich ergeben. Bis 13 Uhr am [[19. April]] [[1945]] war dann Fürth als Ganzes in amerikanischer Hand. Also auch im Süden durch das besonnene Vorrücken der US-Bataillone 1/242 und 3/242 der 42. US-Infanteriedivision „Rainbow“. Technisch perfekt ausgerüstet, waren auch Flüsse für sie kein Hindernis; da setzten sie Engineers für eine mobile Brücke ein.<ref>Mahr, Helmut: Die Besetzung des Landkreises und der Stadt Fürth durch die U.S. Army im April 1945. In: Fürther Heimatblätter 1998, S. 1-70</ref>
    
== Widerstandsgruppen Obst/Doktor ==
 
== Widerstandsgruppen Obst/Doktor ==
Die ''Widerstandsgruppen Obst/Doktor'' werden immer in der Literatur benannt, ohne jedoch die genauen Protagonisten und deren Wirken zu schildern. Der Name [[Fritz Gastreich|Dr. Fritz Gastreich]] fiel in dem Zusammenhang häufiger, auch wenn Dr. Gastreich stets bemüht war, seinen Namen aus der Berichterstattung herauszuhalten. Einen tieferen Einblick in das Wirken der Gruppen und deren Verdienste für die Stadt Fürth gelang erst durch [[Heimatforscher]] und Vorstandsmitglied des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins Fürth]], Peter Frank, im Jahr [[2008]]. In einer ausführlichen Abhandlung über den "''Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth''" beschrieb Frank erstmalig ausführlich die Beteiligten der Widerstandsgruppen und deren Aktivitäten zur Kapitulation der Stadt Fürth während des Zweiten Weltkrieges. So hat Frank inzwischen nachweisen können, dass Dr. [[Fritz Gastreich]] mit seinen Mitstreitern bereits im Mai [[1944]] erste Verhandlungen mit der Stadtspitze führte, um Fürth zur "''freien Stadt''" zu erklären, z. B. durch die Ausweisung Fürths als Lazarettstadt. Das Gelingen dieser Maßnahme hätte zur Folge gehabt, dass die Stadt von Kampfhandlungen weitestgehend verschont geblieben wäre, z. B. auch vor Luftangriffen der alliierten Bomberverbände. Auch wenn dies bis zuletzt nicht gelang, so hatte Dr. Gastreich mit seinen Mitstreitern in den entscheidenden Apriltagen [[1945]] eine wesentliche Rolle zur (fast) kampflosen Übergabe der Stadt an die US Army gespielt.
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Die ''Widerstandsgruppen Obst/Doktor'' werden immer in der Literatur benannt, ohne jedoch die genauen Protagonisten und deren Wirken zu schildern. Der Name [[Fritz Gastreich|Dr. Fritz Gastreich]] fiel in dem Zusammenhang häufiger, auch wenn Dr. Gastreich stets bemüht war, seinen Namen aus der Berichterstattung herauszuhalten. Einen tieferen Einblick in das Wirken der Gruppen und deren Verdienste für die Stadt Fürth gelang erst durch [[Heimatforscher]] und Vorstandsmitglied des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins Fürth]], Peter Frank, im Jahr [[2008]]. In einer ausführlichen Abhandlung über den "''Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth''" beschrieb Frank erstmalig ausführlich die Beteiligten der Widerstandsgruppen und deren Aktivitäten zur Kapitulation der Stadt Fürth während des Zweiten Weltkrieges. So hat Frank inzwischen nachweisen können, dass Dr. [[Fritz Gastreich]] mit seinen Mitstreitern bereits im Mai [[1944]] erste Verhandlungen mit der Stadtspitze führte, um Fürth zur "''freien Stadt''" zu erklären, z. B. durch die Ausweisung Fürths als Lazarettstadt. Das Gelingen dieser Maßnahme hätte zur Folge gehabt, dass die Stadt von Kampfhandlungen weitestgehend verschont geblieben wäre, z. B. auch vor Luftangriffen der alliierten Bomberverbände. Auch wenn dies bis zuletzt nicht gelang, so hatte Dr. Gastreich mit seinen Mitstreitern in den entscheidenden Apriltagen [[1945]] eine wesentliche Rolle zur (fast) kampflosen Übergabe der Stadt an die U.S. Army gespielt.
    
==Zeitzeugenberichte==
 
==Zeitzeugenberichte==
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Lore Heidner zum Kriegsende in Fürth:
 
Lore Heidner zum Kriegsende in Fürth:
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''Wir haben damals in der [[Cadolzburger Straße 24]] gewohnt, am 18. April hieß es die [[US Army|Amerikaner]] kommen, wir sollen uns alle im Keller verstecken, was wir dann auch gemacht haben. Keiner wusste was passieren wird, die Deutschen haben vom [[Canu-Klub]] an der [[Rednitz]] aus noch Widerstand geleistet. Ich war mit meiner Mutter im Keller, mein Vater war nicht da, der war damals bei der [[Dynamit-Nobel|Dynamit]] angestellt und die hatten ihre Produktion teilweise ausgelagert. Irgendwann polterte es gegen die Tür und es wurde auf Englisch gerufen „Get Out“, „Get Out“, also sind wir mit erhobenen Händen rausgegangen. Draußen standen US-Soldaten mit Gewehren die alle Leute aus der [[Cadolzburger Straße|Cadolzburger-]], [[Hardstraße|Hard-]], [[Gutenbergstraße]] und der ganzen Ecke zusammengetrieben haben. Ein etwas älteres Mädchen aus dem Nachbarhaus rief den Soldaten mehrfach zu „dann erschießt mich doch“, meine Mutter hat die dann gepackt und gesagt „sei doch ruhig du dumme Kuh“. Wir wurden dann die [[Würzburger Straße]] raufgetrieben bis zu dem [[Zwangsarbeiterlager Würzburger Straße|Zwangsarbeiterlager]] auf der [[Hardhöhe]]. Dort mussten wir ausharren und man hat uns gesagt wenn bis zum nächsten Tag um 11 Uhr nicht die weiße Fahne am [[Rathaus]]turm wehen würde, werden wir erschossen. Wir haben also die Nacht in den Baracken verbracht, den Rathausturm konnte man damals vom Lager aus noch sehen, es war ja auf der Hard noch nichts bebaut. Also haben wir am nächsten Morgen auf den Turm gestarrt und gestarrt bis endlich eine weiße Fahne zu sehen war. Plötzlich wurden die Tore geöffnet und wir durften einfach so gehen. Als wir heimkamen waren die Fensterscheiben vom Wohnzimmer zertrümmert und an der Wohnzimmerwand waren lauter Einschusslöcher. Die [[US Army|Amerikaner]] haben dann am selben Tag noch Mannschaftszelte an der Cadolzburger Straße aufgebaut, da wo heute das [[Cadolzburger Straße 1; Cadolzburger Straße 3|Hochhaus]] steht.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '19'</ref>
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''Wir haben damals in der [[Cadolzburger Straße 24]] gewohnt, am 18. April hieß es die [[U.S. Army|Amerikaner]] kommen, wir sollen uns alle im Keller verstecken, was wir dann auch gemacht haben. Keiner wusste was passieren wird, die Deutschen haben vom [[Canu-Klub]] an der [[Rednitz]] aus noch Widerstand geleistet. Ich war mit meiner Mutter im Keller, mein Vater war nicht da, der war damals bei der [[Dynamit-Nobel|Dynamit]] angestellt und die hatten ihre Produktion teilweise ausgelagert. Irgendwann polterte es gegen die Tür und es wurde auf Englisch gerufen „Get Out“, „Get Out“, also sind wir mit erhobenen Händen rausgegangen. Draußen standen US-Soldaten mit Gewehren die alle Leute aus der [[Cadolzburger Straße|Cadolzburger-]], [[Hardstraße|Hard-]], [[Gutenbergstraße]] und der ganzen Ecke zusammengetrieben haben. Ein etwas älteres Mädchen aus dem Nachbarhaus rief den Soldaten mehrfach zu „dann erschießt mich doch“, meine Mutter hat die dann gepackt und gesagt „sei doch ruhig du dumme Kuh“. Wir wurden dann die [[Würzburger Straße]] raufgetrieben bis zu dem [[Zwangsarbeiterlager Würzburger Straße|Zwangsarbeiterlager]] auf der [[Hardhöhe]]. Dort mussten wir ausharren und man hat uns gesagt wenn bis zum nächsten Tag um 11 Uhr nicht die weiße Fahne am [[Rathaus]]turm wehen würde, werden wir erschossen. Wir haben also die Nacht in den Baracken verbracht, den Rathausturm konnte man damals vom Lager aus noch sehen, es war ja auf der Hard noch nichts bebaut. Also haben wir am nächsten Morgen auf den Turm gestarrt und gestarrt bis endlich eine weiße Fahne zu sehen war. Plötzlich wurden die Tore geöffnet und wir durften einfach so gehen. Als wir heimkamen waren die Fensterscheiben vom Wohnzimmer zertrümmert und an der Wohnzimmerwand waren lauter Einschusslöcher. Die [[U.S. Army|Amerikaner]] haben dann am selben Tag noch Mannschaftszelte an der Cadolzburger Straße aufgebaut, da wo heute das [[Cadolzburger Straße 1; Cadolzburger Straße 3|Hochhaus]] steht.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '19'</ref>
 
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Willi Adelhardt zum Kriegsende in Fürth:
 
Willi Adelhardt zum Kriegsende in Fürth:
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''Als die [[US Army|Amerikaner]] bis zur Gackelei (Wohnsiedlung im Westen – Cadolzburger Straße, Gutenbergstraße, Hardstraße / Untere Hard) vorrückten, ging ihnen Dr. Wunder, der seine Praxis in der Cadolzburger Straße/Ecke Hardstraße hatte, zusammen mit seiner Tochter, die in den USA studiert hatte, mit einer weißen Fahne entgegen. Er war zuvor im Bunker in der Wolfsschlucht (Wilhelmstraße), wo viele der Hausbewohner der unteren Hard bzw. Billinganlage sich aufhielten. Er übergab den westlichen Stadtteil an die US-Armee.''
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''Als die [[U.S. Army|Amerikaner]] bis zur Gackelei (Wohnsiedlung im Westen – Cadolzburger Straße, Gutenbergstraße, Hardstraße / Untere Hard) vorrückten, ging ihnen Dr. Wunder, der seine Praxis in der Cadolzburger Straße/Ecke Hardstraße hatte, zusammen mit seiner Tochter, die in den USA studiert hatte, mit einer weißen Fahne entgegen. Er war zuvor im Bunker in der Wolfsschlucht (Wilhelmstraße), wo viele der Hausbewohner der unteren Hard bzw. Billinganlage sich aufhielten. Er übergab den westlichen Stadtteil an die US-Armee.''
''Die [[US Army|Amerikaner]] kamen von der Rückseite der Häuser an die Cadolzburger Straße. Als ein Soldat vor die Haustüre trat, wurde er von der Kugel eines Scharfschützen jenseits der Rednitz (Ufer/Weiherstraße oben in einem Haus) tödlich getroffen. Die Hausbewohner wurden zuerst verdächtigt, dass sie die Täter waren, bis den [[US Army|Amerikaner]]n klargemacht wurde, dass nicht sie die Täter waren. Die Leiche wurde in den Hof von Cadolzburger Straße 26 gebracht. Von den Wohnungen aus schossen die [[US Army|Amerikaner]] zurück. Ein in Stellung gebrachter Panzer schoss dann hinüber und zerstörte das Haus an der Uferstraße. Ein paar Tausend Menschen, die sich im Bunker Wolfsschlucht aufhielten, wurden herausgeholt und die Würzburger Straße hinauf geleitet und dann über die Unterfarrnbacher Straße bis zur Vacher Straße unterhalb des Atzenhofer Flugplatzes getrieben. Dort wurden sie stundenlang festgehalten, bis sich Fürth ergeben hatte. Danach konnten sie über die Vacher Straße wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '21'</ref>
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''Die [[U.S. Army|Amerikaner]] kamen von der Rückseite der Häuser an die Cadolzburger Straße. Als ein Soldat vor die Haustüre trat, wurde er von der Kugel eines Scharfschützen jenseits der Rednitz (Ufer/Weiherstraße oben in einem Haus) tödlich getroffen. Die Hausbewohner wurden zuerst verdächtigt, dass sie die Täter waren, bis den [[U.S. Army|Amerikaner]]n klargemacht wurde, dass nicht sie die Täter waren. Die Leiche wurde in den Hof von Cadolzburger Straße 26 gebracht. Von den Wohnungen aus schossen die [[U.S. Army|Amerikaner]] zurück. Ein in Stellung gebrachter Panzer schoss dann hinüber und zerstörte das Haus an der Uferstraße. Ein paar Tausend Menschen, die sich im Bunker Wolfsschlucht aufhielten, wurden herausgeholt und die Würzburger Straße hinauf geleitet und dann über die Unterfarrnbacher Straße bis zur Vacher Straße unterhalb des Atzenhofer Flugplatzes getrieben. Dort wurden sie stundenlang festgehalten, bis sich Fürth ergeben hatte. Danach konnten sie über die Vacher Straße wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki:Über FürthWiki#Archiv FürthWiki|Archiv FürthWiki]], Aktennr. '21'</ref>
    
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* [[Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Fürth - persönliche Aufzeichnungen von Frieder Schildknecht]]
 
* [[Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Fürth - persönliche Aufzeichnungen von Frieder Schildknecht]]
 
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In der Nacht vom 17. auf den 18. April 1945
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Im Bunker der Mailänder-Brauerei an der Wilhelmstraße verbrachten viele Bewohner der Umgebung die Nacht. Der praktische Arzt Dr. Wunder hatte die Aufsicht übernommen und er hatte viel zu tun, um Schlaganfälle, Ohnmachtsfälle und sonstige Erkrankungen zu behandeln. Als er sich gegen 7 Uhr früh in seine Wohnung begeben wollte (Ecke Cadolzburger/Hardstraße), kam ihm ein Melder nach und verständigte ihn vom Eintreffen amerikanischer Soldaten bei der Martersäule und dem Krankenhaus. Und er wurde von dem Wunsch der Bevölkerung informiert, er möge sich zu dem befehlenden amerikanischen Offizier begeben und um Erleichterungen für die Bevölkerung bitten. Ganz allein begab sich hierauf Dr. Wunder zu dem amerikanischen Offizier. Er verneinte die Frage, ob sich deutsche Soldaten in der Nähe befinden. Dann wurde der Bunker durchsucht. Deutsche Soldaten wurden nicht festgestellt. Daraufhin wurde das weitere dortige Verbleiben der Leute genehmigt. Amerikanische Soldaten rückten dann bis zur Billinganlage vor. Plötzlich erhielten sie Geschützfeuer aus Richtung des israelischen Friedhofs. Einige Salven der zwei amerikanischen Panzer brachen dieses Feuer. [...]<ref>Gottlieb Wunschel: "Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945" in Fürther Heimatblätter des Vereins für Heimatforschung, Nr. 1/1965, S. 7-16</ref>
    
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''Langsam kehrt nun wieder Ordnung ein. Deutsche Sicherheitspolizei mit weißen Armbinden sind da. Man fühlt sich wieder unter einem gewissen Schutz. Und so überkommt einem immer mehr das Gefühl einer großen Erleichterung. Wie ein böser Traum liegen die letzten Jahre hinter einem! Mit welchem Gefühl wir die unseligen Sandsäcke aus der Wohnung trugen, die Wasserbehälter lehrten und dann all die vielen Dinge aus dem Keller holten, die dort schon lange unbenutzt lagen, das kann man gar nicht sagen. Aber noch fühlen wir uns nicht ganz sicher in unserer Wohnung. Die Besatzung wird groß sein. In Nürnberg ist wenig Platz für Unterkunft, da ja fast die ganze Stadt ein Trümmerhaufen ist.
 
''Langsam kehrt nun wieder Ordnung ein. Deutsche Sicherheitspolizei mit weißen Armbinden sind da. Man fühlt sich wieder unter einem gewissen Schutz. Und so überkommt einem immer mehr das Gefühl einer großen Erleichterung. Wie ein böser Traum liegen die letzten Jahre hinter einem! Mit welchem Gefühl wir die unseligen Sandsäcke aus der Wohnung trugen, die Wasserbehälter lehrten und dann all die vielen Dinge aus dem Keller holten, die dort schon lange unbenutzt lagen, das kann man gar nicht sagen. Aber noch fühlen wir uns nicht ganz sicher in unserer Wohnung. Die Besatzung wird groß sein. In Nürnberg ist wenig Platz für Unterkunft, da ja fast die ganze Stadt ein Trümmerhaufen ist.
 
(…) Am 9. Mai. Es sind nun heute drei Wochen, dass Fürth übergeben wurde. Vorgestern hat die ganze Wehrmacht kapituliert."''  
 
(…) Am 9. Mai. Es sind nun heute drei Wochen, dass Fürth übergeben wurde. Vorgestern hat die ganze Wehrmacht kapituliert."''  
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* Dr. Manfred Mümmler: [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Fürth. 1933 - 1945]]. Verlag Maria Mümmler, Emskirchen, 1995  
 
* Dr. Manfred Mümmler: [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Fürth. 1933 - 1945]]. Verlag Maria Mümmler, Emskirchen, 1995  
 
* [[Barbara Ohm|Barbara Ohm]]: ''Fürth im Jahr 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1995/2, S. 29 - 63
 
* [[Barbara Ohm|Barbara Ohm]]: ''Fürth im Jahr 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1995/2, S. 29 - 63
* [[Helmut Mahr]]: ''Die Besetzung des Landkreises und der Stadt Fürth durch die US-Army im April 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1998/1,2, S. 1 - 70
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* [[Helmut Mahr]]: ''Die Besetzung des Landkreises und der Stadt Fürth durch die U.S. Army im April 1945''. In: Fürther Heimatblätter, 1998/1,2, S. 1 - 70
 
* Hrsg. Fürther Geschichtswerkstatt Fürth: Fürth 1933 - 1939 in Fotoreportagen. Städtebilder Verlag Fürth, 2000
 
* Hrsg. Fürther Geschichtswerkstatt Fürth: Fürth 1933 - 1939 in Fotoreportagen. Städtebilder Verlag Fürth, 2000
 
* Hrsg. Fürther Geschichtswerkstatt Fürth: [[Fürth 1939-1945 (Buch)|Kriegsjahre in Fürth 1939-1945]]. Städtebilder Verlag Fürth, 2002
 
* Hrsg. Fürther Geschichtswerkstatt Fürth: [[Fürth 1939-1945 (Buch)|Kriegsjahre in Fürth 1939-1945]]. Städtebilder Verlag Fürth, 2002
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== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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* [[Die Amerikaner in Fürth]]
 
* [[Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Fürth - persönliche Aufzeichnungen von Frieder Schildknecht]]
 
* [[Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Fürth - persönliche Aufzeichnungen von Frieder Schildknecht]]
 
* [[Fritz Gastreich|Dr. Fritz Gastreich]]
 
* [[Fritz Gastreich|Dr. Fritz Gastreich]]
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==Lokalberichterstattung==
 
==Lokalberichterstattung==
* Claudia Ziob:  ''Kriegsende in Fürth: Weiße Windeln im Fenster''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. April 2015 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/kriegsende-in-furth-weisse-windeln-im-fenster-1.4326621 online abrufbar]
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* Claudia Ziob:  ''Kriegsende in Fürth: Weiße Windeln im Fenster''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. April 2015 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/kriegsende-in-furth-weisse-windeln-im-fenster-1.4326621 online]
* Johannes Alles: ''Weiße Fahnen auf dem Rathausturm.'' In: Fürther Nachrichten vom 18. April 2020, S. 31 (Druckausgabe) bzw. ''Kriegsende in Fürth: Weiße Fahnen auf dem Rathausturm''. In: nordbayern.de vom 19. April 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10035798 online abrufbar]
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* Johannes Alles: ''Weiße Fahnen auf dem Rathausturm.'' In: Fürther Nachrichten vom 18. April 2020, S. 31 (Druckausgabe) bzw. ''Kriegsende in Fürth: Weiße Fahnen auf dem Rathausturm''. In: nordbayern.de vom 19. April 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10035798 online]
 
* di: ''Das große Aufräumen. Detaillierte Schilderungen des Kriegsendes im Fürther Raum.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 25. Mai 1998, S. 36 (Druckausgabe)
 
* di: ''Das große Aufräumen. Detaillierte Schilderungen des Kriegsendes im Fürther Raum.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 25. Mai 1998, S. 36 (Druckausgabe)
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[[Kategorie:Kriege und Katastrophen]]
 
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[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]]
 
[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]]
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[[Kategorie:U.S. Army]]
 
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