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|Nachname=Kemplfer
 
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|AbweichendeNamensform=Fritz
 
|Geburtsdatum=1904/12/06
 
|Geburtsdatum=1904/12/06
 
|Geburtsort=Eggenfelden
 
|Geburtsort=Eggenfelden
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{{Funktion
 
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|Funktion=2. Bürgermeister
 
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|Funktion bis=1938
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'''Friedrich ''Fritz''  Kempfler''' (geb. [[6. Dezember]] [[1904]] in [[wikipedia:Eggenfelden|Eggenfelden]], gest. [[18. Oktober]] [[1985]] in Eggenfelden) war ein [[Jurist]] und [[Politiker]] der [[NSDAP]] und nach dem 2. Weltkrieg Mitglied der [[CSU]]. Von [[1934]] bis [[1938]] war er als [[2. Bürgermeister]] in Fürth tätig.  
 
'''Friedrich ''Fritz''  Kempfler''' (geb. [[6. Dezember]] [[1904]] in [[wikipedia:Eggenfelden|Eggenfelden]], gest. [[18. Oktober]] [[1985]] in Eggenfelden) war ein [[Jurist]] und [[Politiker]] der [[NSDAP]] und nach dem 2. Weltkrieg Mitglied der [[CSU]]. Von [[1934]] bis [[1938]] war er als [[2. Bürgermeister]] in Fürth tätig.  
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Seit dem [[1. Februar]] [[1931]] war Kempfler Mitglied der [[NSDAP]] (Mitgliedsnummer 1&nbsp;173&nbsp;432).<ref>Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, S. 335</ref> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]es erhielt Kempfler das Eiserne Kreuz II. Klasse. Er war Träger des Luftschutz-Ehrenzeichen 2. Stufe und der Deutsch-Italienischen Afrika-Medaille. Von [[1939]] bis [[1943]] leistete er Kriegsdienst in der Wehrmacht, sein letzter Dienstgrad war Oberleutnant. Nach einer schweren Erkrankung an Aktinomykose wurde Kempfler, der auch SS-Standartenführer war, als wehruntauglich ausgemustert.  
 
Seit dem [[1. Februar]] [[1931]] war Kempfler Mitglied der [[NSDAP]] (Mitgliedsnummer 1&nbsp;173&nbsp;432).<ref>Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, S. 335</ref> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]es erhielt Kempfler das Eiserne Kreuz II. Klasse. Er war Träger des Luftschutz-Ehrenzeichen 2. Stufe und der Deutsch-Italienischen Afrika-Medaille. Von [[1939]] bis [[1943]] leistete er Kriegsdienst in der Wehrmacht, sein letzter Dienstgrad war Oberleutnant. Nach einer schweren Erkrankung an Aktinomykose wurde Kempfler, der auch SS-Standartenführer war, als wehruntauglich ausgemustert.  
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[[1949]] schloss er sich der [[CSU]] an. Ab [[1955]] war er CSU-Kreisvorsitzender im Landkreis Eggenfelden.<ref>Hans Seidelstiftung, Nachlässe und Handakten. Homepage Stand 7. Dezember 2020, 11:49 Uhr [https://www.hss.de/archiv/nachlaesse/?searchQuery=Kempfler im Internet]</ref>
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[[1949]] schloss er sich der [[CSU]] an. Ab [[1955]] war er CSU-Kreisvorsitzender im Landkreis Eggenfelden.<ref>Hans Seidelstiftung, Nachlässe und Handakten. Homepage Stand 7. Dezember 2020, 11:49 Uhr [https://www.hss.de/archiv/nachlaesse/?searchQuery=Kempfler online]</ref>
    
== Gute Anpassung im NS-Regime ==
 
== Gute Anpassung im NS-Regime ==
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Zur Pogromnacht selbst gibt es in den Spruchkammerakten folgenden Vermerk: ''„Der Leiter der Bayreuther Polizei, Major der Schutzpolizei Kesselring, machte gegen 22.45 Uhr dem Oberbürgermeister Dr. Kempfler telefonisch Meldung, daß auch im Gau Bayer. Ostmark schon Judenaktionen durchgeführt würden, in Bamberg die Synagoge bereits in Brand gesetzt worden sei und daß auch die Bayreuther SA und SS die Inbrandsetzung der Synagoge beabsichtigen. Er habe deshalb sofort einige Polizeibeamte und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr zur Sicherung der Synagoge dorthin beordert, was die Billigung des Oberbürgermeisters Kempflers fand. ... Weiter erfuhr der OB, daß man die Bayreuther Juden aus ihren Wohnungen holen und in das Rathaus verbringen werde. Dr. Kempfler versuchte mäßigend einzuwirken und es gelang ihm, die beabsichtigte Inbrandsetzung der Synagoge wegen der unmittelbaren Nähe des Opernhauses zu verhindern....Nachdem man die Inneneinrichtung der Synagoge, die jüdischen Geschäfte und eine Anzahl von Judenwohnungen demoliert und ca. 60 Juden festgesetzte hatte, ebbte mit fortschreitender Nacht die Aktion ab. Die Leute verliefen sich. Die Polizei sicherte die zerstörten Geschäfte und teilweise auch die demolierten, offenen Judenwohnungen. Gegen 4.00 Uhr herrschte wieder Ruhe in Bayreuth. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens versuchten SS-Angehörige, die mit Brechwerkzeugen oben auf der Synagoge standen, Quadersteine aus dem Mauerwerk auszubrechen. Sie wurden von der Polizei daran gehindert, die die Synagoge daraufhin bewachte. Nicht verhindert wurde der Abtransport der zertrümmerten Holzteile der Synagoge durch Teile der Bevölkerung. Es herrschte ein reger "Handwagenverkehr", vor allem in Richtung Mainkaserne.”'' <ref> Helmut Paulus, Die Reichskristallnacht 1938 in Bayreuth, Hrsg. Geschichtswerkstatt Bayreuth, Bumerang-Verlag, 1998, S. 48</ref>
 
Zur Pogromnacht selbst gibt es in den Spruchkammerakten folgenden Vermerk: ''„Der Leiter der Bayreuther Polizei, Major der Schutzpolizei Kesselring, machte gegen 22.45 Uhr dem Oberbürgermeister Dr. Kempfler telefonisch Meldung, daß auch im Gau Bayer. Ostmark schon Judenaktionen durchgeführt würden, in Bamberg die Synagoge bereits in Brand gesetzt worden sei und daß auch die Bayreuther SA und SS die Inbrandsetzung der Synagoge beabsichtigen. Er habe deshalb sofort einige Polizeibeamte und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr zur Sicherung der Synagoge dorthin beordert, was die Billigung des Oberbürgermeisters Kempflers fand. ... Weiter erfuhr der OB, daß man die Bayreuther Juden aus ihren Wohnungen holen und in das Rathaus verbringen werde. Dr. Kempfler versuchte mäßigend einzuwirken und es gelang ihm, die beabsichtigte Inbrandsetzung der Synagoge wegen der unmittelbaren Nähe des Opernhauses zu verhindern....Nachdem man die Inneneinrichtung der Synagoge, die jüdischen Geschäfte und eine Anzahl von Judenwohnungen demoliert und ca. 60 Juden festgesetzte hatte, ebbte mit fortschreitender Nacht die Aktion ab. Die Leute verliefen sich. Die Polizei sicherte die zerstörten Geschäfte und teilweise auch die demolierten, offenen Judenwohnungen. Gegen 4.00 Uhr herrschte wieder Ruhe in Bayreuth. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens versuchten SS-Angehörige, die mit Brechwerkzeugen oben auf der Synagoge standen, Quadersteine aus dem Mauerwerk auszubrechen. Sie wurden von der Polizei daran gehindert, die die Synagoge daraufhin bewachte. Nicht verhindert wurde der Abtransport der zertrümmerten Holzteile der Synagoge durch Teile der Bevölkerung. Es herrschte ein reger "Handwagenverkehr", vor allem in Richtung Mainkaserne.”'' <ref> Helmut Paulus, Die Reichskristallnacht 1938 in Bayreuth, Hrsg. Geschichtswerkstatt Bayreuth, Bumerang-Verlag, 1998, S. 48</ref>
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Dr. Kempfler übergab am [[14. April]] [[1945]] die Stadt Bayreuth an die vorrückenden US-Streitkräfte. Bis dahin war die Stadt weitestgehend verschont geblieben, lediglich am [[14. Januar]] [[1941]] trafen ein paar Bomben die Stadt. Allerdings nahmen die US-Streitkräfte am [[5. April]], sowie am [[8. April]] und [[11. April]] [[1945]], die Stadt unter Beschuss. Insbesondere der letzte Luftangriff am [[11. April]] richtete großen Schaden in Bayreuth an. Am [[14. April]] [[1945]] rückte die 71. US-Infanteriedivision und die 11. US-Panzerdivision vor die Stadt, die zuvor schon Frankfurt/Main, Meiningen, Kulmbach und Coburg eingenommen hatten. Die US-Truppen beschrieben den Widerstand der deutschen Bevölkerung wie folgt: ''Eine schmutzige und verwirrte Wehrmacht, eine am Boden gebliebene Luftwaffe, ein alberner Volkssturm, eine fanatische Hitlerjugend und eine teuflische SS.''<ref>70 Jahre Kriegsende in Bayreuth - Eine Webreportage des Nordbay. Kuriers. Online abgerufen am 27. August 2018 | 19:28 Uhr - [https://kriegsende.nordbayerischer-kurier.de/ online abrufbar]</ref> Kurz nach Mittag trafen die US-Streitkräfte auf den Oberbürgermeister Dr. Kempfler und konfrontierten ihn mit der Aussage: "We make Bayreuth falt", sofern er nicht kapituliere. Er verwies auf die Befehlskette, an die ihm zuvor General Hagl in Bayreuth erinnerte - "Befehl ist Befehl" - sodass er die Stadt nicht übergeben durfte. Darauf folgte der Angriff eines Jagdbombers auf einzelne Stadtteile und der Eremitage, gleichzeitig rückten die US-Panzer vor. Erst als sich gegen 15 Uhr General Hagl in Gefangenschaft begab, kapitulierte auch Kempfler.<ref>70 Jahre Kriegsende in Bayreuth - Eine Webreportage des Nordbay. Kuriers. Online abgerufen am 27. August 2018 | 19:40 Uhr - [https://kriegsende.nordbayerischer-kurier.de/ online abrufbar]</ref>
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Dr. Kempfler übergab am [[14. April]] [[1945]] die Stadt Bayreuth an die vorrückenden US-Streitkräfte. Bis dahin war die Stadt weitestgehend verschont geblieben, lediglich am [[14. Januar]] [[1941]] trafen ein paar Bomben die Stadt. Allerdings nahmen die US-Streitkräfte am [[5. April]], sowie am [[8. April]] und [[11. April]] [[1945]], die Stadt unter Beschuss. Insbesondere der letzte Luftangriff am [[11. April]] richtete großen Schaden in Bayreuth an. Am [[14. April]] [[1945]] rückte die 71. US-Infanteriedivision und die 11. US-Panzerdivision vor die Stadt, die zuvor schon Frankfurt/Main, Meiningen, Kulmbach und Coburg eingenommen hatten. Die US-Truppen beschrieben den Widerstand der deutschen Bevölkerung wie folgt: ''Eine schmutzige und verwirrte Wehrmacht, eine am Boden gebliebene Luftwaffe, ein alberner Volkssturm, eine fanatische [[Hitlerjugend]] und eine teuflische SS.''<ref>70 Jahre Kriegsende in Bayreuth - Eine Webreportage des Nordbay. Kuriers. Online abgerufen am 27. August 2018 | 19:28 Uhr - [https://kriegsende.nordbayerischer-kurier.de/ online]</ref> Kurz nach Mittag trafen die US-Streitkräfte auf den Oberbürgermeister Dr. Kempfler und konfrontierten ihn mit der Aussage: "We make Bayreuth falt", sofern er nicht kapituliere. Er verwies auf die Befehlskette, an die ihm zuvor General Hagl in Bayreuth erinnerte - "Befehl ist Befehl" - sodass er die Stadt nicht übergeben durfte. Darauf folgte der Angriff eines Jagdbombers auf einzelne Stadtteile und der Eremitage, gleichzeitig rückten die US-Panzer vor. Erst als sich gegen 15 Uhr General Hagl in Gefangenschaft begab, kapitulierte auch Kempfler.<ref>70 Jahre Kriegsende in Bayreuth - Eine Webreportage des Nordbay. Kuriers. Online abgerufen am 27. August 2018 | 19:40 Uhr - [https://kriegsende.nordbayerischer-kurier.de/ online]</ref>
    
== Abgeordneter ==
 
== Abgeordneter ==
 
Im Jahr 1949 trat Kempfler in die [[CSU]] ein. Kempfler war von 1955 bis 1970 Vorsitzender der CSU des Kreisverbands Eggenfelden und ab [[1956]] Kreistagsabgeordneter im Landkreis Eggenfelden. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von [[1957]] bis [[1976]] an. Er vertrat den Wahlkreis Pfarrkirchen (211 bzw. 217) in vier Wahlperioden im Parlament.  
 
Im Jahr 1949 trat Kempfler in die [[CSU]] ein. Kempfler war von 1955 bis 1970 Vorsitzender der CSU des Kreisverbands Eggenfelden und ab [[1956]] Kreistagsabgeordneter im Landkreis Eggenfelden. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von [[1957]] bis [[1976]] an. Er vertrat den Wahlkreis Pfarrkirchen (211 bzw. 217) in vier Wahlperioden im Parlament.  
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Am [[18. Juni]] [[1970]] gab Kempfler, gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Linus Memmel und dem [[SPD]]-Abgeordneten Dr. Klaus-Peter Schulz, vor der Abstimmung über die 26. Änderung des Grundgesetzes eine Erklärung ab, dass er sich der Stimme enthalten müsse. Sie unterstütze zwar die künftige Zuständigkeit des Bundes für den Hochschulbau, lehne aber die Herabsetzung des Wahlalters von 21 auf 18 Jahre ab. Zusätzlich kritisierte in der Erklärung die aus seiner Sicht unsinnige Verquickung zweier Gegenstände, die seiner Meinung nach keinen unmittelbaren Bezug zueinander hätten. Vielmehr ''bezweifelte er die geistige Reife der Jugendlichen und befürchtete schädliche Folgen für die Gemeinschaft. Die Herabsetzung des Wahlalters privilegiere die Unreife und sei kein Zugewinn für die demokratische Ordnung'', so seine Argumente. 441 Abgeordnete stimmten der Grundgesetzänderung zu, so dass die Änderung des Grundgesetzes am [[31. Juli]] [[1970]] in Kraft trat.<ref>Deutscher Bundestag - [http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2012/39287766_kw23_kalender_wahlalter/index.jsp Internet] </ref>
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Am [[18. Juni]] [[1970]] gab Kempfler, gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Linus Memmel und dem [[SPD]]-Abgeordneten Dr. Klaus-Peter Schulz, vor der Abstimmung über die 26. Änderung des Grundgesetzes eine Erklärung ab, dass er sich der Stimme enthalten müsse. Sie unterstütze zwar die künftige Zuständigkeit des Bundes für den Hochschulbau, lehnen aber die Herabsetzung des Wahlalters von 21 auf 18 Jahre ab. Zusätzlich kritisierten sie in der Erklärung die aus ihrer Sicht unsinnige Verquickung zweier Gegenstände, die ihrer Meinung nach keinen unmittelbaren Bezug zueinander hätten. Vielmehr ''bezweifelte er die geistige Reife der Jugendlichen und befürchtete schädliche Folgen für die Gemeinschaft. Die Herabsetzung des Wahlalters privilegiere die Unreife und sei kein Zugewinn für die demokratische Ordnung'', so seine Argumente. 441 Abgeordnete stimmten der Grundgesetzänderung zu, sodass die Änderung des Grundgesetzes am [[31. Juli]] [[1970]] in Kraft trat.<ref>Deutscher Bundestag - [http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2012/39287766_kw23_kalender_wahlalter/index.jsp Internet] </ref>
    
[[Datei:Kempfler Grabinschrift.jpg|mini|right|Grabinschrift]]Zwei Jahre später, am [[9. Juni]] [[1972]], stimmte er ebenfalls gegen die Änderung des Wahlrechts (entgegen der Mehrheit der CDU/CSU-Fraktion) gemeinsam mit Memmel - und dem zwischenzeitlich zur Unionsfraktion übergetretenen Schulz -, die eine Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auf 18 Jahre vorsah.
 
[[Datei:Kempfler Grabinschrift.jpg|mini|right|Grabinschrift]]Zwei Jahre später, am [[9. Juni]] [[1972]], stimmte er ebenfalls gegen die Änderung des Wahlrechts (entgegen der Mehrheit der CDU/CSU-Fraktion) gemeinsam mit Memmel - und dem zwischenzeitlich zur Unionsfraktion übergetretenen Schulz -, die eine Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auf 18 Jahre vorsah.
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