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Ereignisse


  • Am 13. April findet im Saal des Weißengartens eine von Dr. Christian Degen als Privatperson einberufene Versammlung der Fürther Sozialdemokratie statt, auf der auch August Bebel als Privatperson als Redner auftritt, um das damalige Sozialistengesetz zu umgehen.[1] Zu diesem Treffen berichtete Bebel 1908 auf der Parteitag der SPD in Nürnberg folgendes:
Parteigenossen, wir wollen auch einige Jahre nach Nürnberg-Fürth zurückgehen. Als, wir die großen Arbeiteraufstände hier vor zwei Jahren hatten, als die Polizei in der gewalttätigsten, rücksichtslosesten Weise gegen unsere Leute vorging, was habt Ihr denn da für eine Genugtuung bekommen? (Sehr richtig!) Keine! Glaubt Ihr denn, daß dieselbe Polizei bei gleichem Anlaß nicht in ganz derselben Weise vorgehen wird? Da irrt Ihr Euch ganz gewaltig! Und wenn das als selbstverständlich erachtet werden muss, dann kann man ein solches Regierungsthun unter keinen Umständen unterstützen. Ich komme auf einen Fall. Ich war erstaunt, als im Frühjahr dieses Jahres Genosse Segitz in der Kammer an den Minister des Innern die Frage stellte, ob er dem Magistrat von Fürth nicht wieder die Rechte in bezug auf die Handhabung des Vereins- und Versammlungsrechts einräumen wolle, die jede andere Stadt in Bayern habe. Die Sache ist kurz folgende: Ich habe 1881 in Fürth eine Versammlung gehalten, also unter dem Sozialistengesetz, gegen die der Fürther Magistrat, der damals demokratisch war, nichts einzuwenden hatte. Darauf wurde dem Fürther Magistrat von der Regierung das Recht genommen, künftig in Vereins- und Versammlungssachen nach zu entscheiden, das wurde an die Kreisregierung übertragen. Es war ein Gewaltstreich, eine unerhöhrte Maßregel. Ich habe geglaubt, die Sache sei längst zu Ende. Da höre ich zu meinem größten Erstaunen aus der Anfrage von Segitz, daß nach 27 Jahren dem Magistrat von Fürth noch die Rechte vorenthalten waren. Und Segitz hat den Zustand gerechtfertigt. (Zuruf von Segitz: Heiterkeit.) Nun, Ihr habt wahrhaftig keine Ursache, darüber zu lachen! 14 Tage danach ist endlich der Erlaß aufgehoben worden, aber daß ein solcher Zustand 27 Jahre bei Euch dauern konnte, ist ein Skandal, eine Schande! (Segitz ruft: Daß er aufgehoben ist, ist ein Erfolg!) Die Sache ist also jetzt beseitigt, sie hat aber volel 27 Jahre gedauert, und daß der Skandal endlicht aufhört, nennt Ihr einen Erfolg. (Sehr gut!)[2]

Personen

Geboren 1881

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Johanna Bing13. NovemberFriedberg/Hessen
Max Ebert24. JuliFürthArchitekt
Georg Harscher1. FebruarReutlesGastwirt, Schlosser, Installateur
Hermann Herrenberger18. AprilUlm an der DonauStadtrat, Architekt, Oberstadtbaurat
Luftangriff vom 5. April 1945/Tote9. SeptemberFürthFabrikant
Albert Neubürger3. JanuarFürthJurist, Rechtsanwalt
Christian Ruck13. SeptemberNürnbergArchitekt
Georg Schwarzmann22. MaiFürthKaufmann, Turnwart
Sofie Simon7. NovemberFürth
Berthold Sturm17. AugustFürth
Eleonore VitzethumArbeiter
Hans Vogel16. FebruarOberartelshofen a. d. PegnitzPolitiker, Bildhauer, Reichstagsmitglied
Josef Zizler19. MärzZwieselArchitekt, Stadtbaurat
Friedrich Zucker30. JuniFürthHochschullehrer, Klassischer Philologe, Papyrologe

Gestorben 1881

PersonTodestagTodesortBeruf
Johann Friedrich Adelung17. AprilNürnbergArchitekt
Salomon Moses Berolzheimer19. AprilFürthHändler
Karl Blessmann2. FebruarFürthIngenieur, Architekt
Seligmann Dinkelspühler16. JuliFürthKaufmann, Metallwarenhändler
Lorenz Kraußold22. OktoberBayreuthStadtpfarrer
Benno Mayer17. JuniMünchenPrivatier
Carolina Stengel6. JanuarFürth
Menki Zimmer23. MärzFürthManufakturwarenhändler

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

Ein im Birnbaum'schen Hause (mittlere Königsstr. Nr. 137) am 2. Jan. Nachts ausgebrochener Brand wurde durch die Feuerwehr bald gedämpft. [...]. Für die Fortsetzung der Vorarbeiten bezüglich der Wasserversorgung der Stadt wurden vom Magistrate 5000 M. genehmigt, für Anschaffung einer Pariser Straßenkehrmaschine 700 Mark. [...]. Das für die Begründung eines israelitischen Friedhofs in Aussicht gestellte Areal im Ronhöfer Walde wurde zu diesem Behufe von der israelit. Kultusgemeinde käuflich erworben. [...]. Mit dem 1. Febr. wurde das in allen Theilen vollendete Schlachthaus den Betriebe übergeben [...]. Die feierliche Eröffnung des festlich geschmückten Hauses fand Vormittags im Beisein der Mitglieder der Gemeindekollegien statt. [...]. Fräulein Sophie Böhner, ein Fürther Stadtkind, trat das erste Mal in hiesiger Stadt am 3. Febr. als Gast in der Rolle des Aennchen im „Freischütz“ [...] mit großem Beifall auf. Die junge Künstlerin hatte bereits auf der Münchner Hofbühne sich schöner Erfolge erfreut. [...]. Wegen der Auflagerung der Kalkrudimente und Verderbniß des Pegnitzwassers sind wieder ernste Differenzen mit der Sodafabrik entstanden, sodaß der Magistrat am 10. Febr. sich zu folgenden Beschlüssen veranlaßt sah: die Sodafabrik sei aufzufordern, den Kanal zur Pegnitz binnen 14 Tagen zu beseitigen, ferner sei das Kgl. Bezirksamt Nürnberg zu ersuchen, wegen Auflagerung der Kalkrückstände Strafeinschreitung zu veranlassen unter Androhung der Konzessionsentziehung, endlich sei magistratischerseits Strafanzeige zu erstatten wegen Errichtung des Klärbassins ohne gewerbspolizeiliche Genehmigung. [...]. Am 14. Februar starb im erst vollendeten 40. Lebensalter der Restaurateur Johann Kölsch. - Vom Magistrate wurde am 17. Febr. dem Veteranenvereine die Herstellung des Kriegerdenkmals auf dem Hallplatze nach dem Modelle Hirt's in München unter der Bedingung genehmigt, daß die Figur nicht aus Zinkguß, sondern aus Erz und der Sockel aus Granit hergestellt werden und unter der Voraussetzung, daß die Ausführung nicht früher in Angriff genommen werde, als bis die Mittel vollständig gesichert sind. In der vorbezeichneten Ausführung würden sich die Kosten auf 8-9000 M. belaufen. - Am 23. Febr. starb in München Michael Scheidig in 81. Lebensalter, von hier gebürtig, welcher viele Jahre als Wundarzt fungirt und in geselligen Kreisen sich viele Freunde erworben hatte. - Der Bierbrauereibesitzer Georg Grüner, wegen seines Biedersinns und seiner Herzensgüte allgemein beliebt, starb nach langem Leiden am 28. Febr. [...]. Am 6. März trat Ludwig Bernay als Gast in dem Schauspiele „Gräfin Lea“ von Paul Lindau hier auf [...]. Johann Rupprecht, Maschinist in der Buntpapierfabrik von Wilhelm Stern & Comp., der daselbst seine 25jährige Dienstzeit mit seltener Pflichttreue zurückgelegt hat, feierte am 11. März sein Dienstjubliäum [...]. Großhändler Sigfried Ullmann wurde von den Kreisstiftungsräthen zum Landesstiftungsrath der Wittelsbacher Stiftung gewählt. - Am 18. März hielt Karl Scholl einen Vortrag über „Die Entstehung des Menschengeschlechts“ und zwar zunächst über den Streit der Naturforscher, ob wunderbare Schöpfung oder natürliche Entwicklung. [...]. Am 2. April trat Fritz Krastl vom Kgl. Hofburgtheater in Wien hier als Gast im „Sohn der Wildniß“ auf [...]. Vom Magistrate wurde am 7. April die Anschaffung von 12. Oefen Nr. 28 mit Ventilationsschiebern, sogenannte Pfälzer Mantelöfen, um den Preis von 194 M. per Stück aus der Fabrik des Architekten Paul in Nürnberg für das neue Schulhaus auf dem Helmplatze beschlossen. [...]. Das Kriegerdenkmalkomité, bestehend aus M. Krauß, G. Schachtel, P. Engelhardt und J. Schildknecht, machte am 8. April bekannt, daß die Revision der Sammellisten 2351 M. für das Denkmal nachwies, sodaß sich der Fonds auf circa 5000 M. erhöhte, und forderte zu weiteren Beiträgen auf. [...]. Durchschnittlich wurden in der Volksküche 274 Portionen per Tag verabreicht. Sonntags war der Besuch bedeutend niedriger. [...]. Das Gesammtvermögen der Suppenanstalt beträgt 7022 M. Dem Komité wurde der gebührende Dank ertheilt, dasselbe wiedergewählt und als sechstes Komitémitglied Privatier Behringer neugewählt. - Von Interesse dürfte noch die Mittheilung sein, daß die Suppenanstalt auch einen sich gut anlassenden Versuch mit einem Centner Erbswurst machte. Die Suppe davon war sehr nahrhaft und verhältnißmäßig billig. [...]. Am 13. April hielt in einer starkbesuchten vom Magistrate gestatteten Volksversammlung im Weißengartensaale der Reichstagsabgeordnete Bebel unter großem Beifall seiner Gesinnungsgenossen einen Vortrag über die politischen Zustände Deutschlands, angeblich ohne das Maß der erlaubten Kritik zu überschreiten. [...]. Medizinalrath Dr. Fronmüller, der am 27. April sein 50jähriges Doktorjubiläum feierte, wurde von der medizinischen Fakultät in Würzburg mit einem Ehrendiplome in prachtvoller Ausstattung ausgezeichnet. - Dem J. W. Cramer Sohn, Inhaber einer Gold- und Silberschlägerei dahier, wurde für seine auf der australischen Weltausstellung in Melbourne ausgestellten Fabrikate von der internationalen Jury der erste Preis zuerkannt. - Im Stadttheater wurde am 30. April als letzte Vorstellung in der Saison die Oper „Fidelio“ gegeben. [...]. Am 3. Mai wurde der demokratische Verein „Bürgerbund“ auf Grund des bayer. Vereinsgesetzes durch das Kgl. Bezirksamt aufgelöst. - Gegen den vom Magistrate gefaßten Beschluß, daß der Sodafabrik wegen Nichteinhaltung der Concessionsbedingungen aufgegeben wird, die Röhrenleitung aus dem gemeindlichen Boden zu entfernen, war Seitens der Fabrikdirektion Beschwerde erhoben worden. In Verbescheidung derselben spricht die Kgl. Regierung aus, daß sie nicht in der Lage sei, den angefochtenen Beschluß abzuändern oder aufzuheben, da der Magistrat als der gesetzlich bestellte Vertreter der Gemeinde, nicht aber in seiner Eigenschaft als Polizeibehörde Beschluß gefaßt habe. Von diesem Bescheide sei der Sodafabrik Kenntniß zu geben, mit dem Beifügen, daß die Beseitigung der Röhrenleitung binnen Monatsfrist zu bewerkstelligen sei. - Die hiesigen Kunstgärtner Bücking, Georgi und Weber veranstalteten eine Blumenausstellung im Popp'schen Glassalon, welche am 15. Mai eröffnet wurde. Kunstgärtner P. Herch hatte seine permanente Blumenausstellung in seinem Garten am 1. Mai eröffnet. Der löbliche Wetteifer unter den konkurrirenden Producenten trägt wesentlich zur Hebung und Veredelung der in früheren Zeiten in hiesiger Stadt ziemlich vernachlässigt gewesenen Blumengärtnerei bei. [...]. In das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten trat für Rechtsanwalt Kronacher Joh. Hering ein. [...]. Die Renten der Stiftung, welche der Ehrenbürger der Stadt Dr. Wilhelm Königswarter zu Ehren seiner Mutter, der Bankiersfrau Elisabethe Königswarter, einer geborenen Freiin vom Lämel 1856 hier errichtet hat, wurde den 2. Juni am 67. Jahrestage dieser vortrefflichen Frau zum 25. Male vertheilt. Dr. Königswarter schenkte der Stiftung, die er mit 2000 fl. begründet hatte, deren Stock aber in den 25 Jahren durch wiederholte Zuwendungen seinerseits auf 7319 M. 56 Pfg. angewachsen war, weitere 300 M. [...]. Von der französischen Regierung ist zum Schutze der Gesundheit der Kinder ein unbedingtes Verbot des Verkaufs von mit giftigen Stoffen bemalten Kinderspielwaaren erlassen worden. [...]. Am 16. Mai kam in der Magistratssitzung der Antrag der Gesundheitskommission in einem gründlichen Promemoria, den Neubau eines Hospitals betreffend, zur Verhandlung, wobei das dringende Bedürfnis entweder einer Verbringung der Pfründneranstalt in einen Neubau oder eines wirklichen Neubaues anerkannt wurde. Beschlossen wurden Kommissionserhebungen. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte am 28. Juni einstimmig den Beschluss des Magistrates, 8000 M. zum Behufe der Herstellung und Bewirthschaftung eines Thiem'schen Versuchsbrunnens, ebenso 8343 M. zur Erbauung einer Krankenbaracke im Hospitalhofe zu bestimmen. - Der Senat der K. Regierung von Mittelfranken zur Bescheidung von Verwaltungsrechtssachen hat den Beschluß des K. Bezirksamts Fürth in Sachen des Fürther Bürgerbundes, Auflösung desselben betreffend, außer Wirksamkeit gestzt. [...]. Der verheirathete Schuhmacher M. Grabmeister ertrank am 18. Juli bei dem Baden am Zusammenfluß der Pegnitz und Rednitz. - Am 19. Juli wurde der schon länger beabsichtigte Ankauf des Weißengartens (des schönen Wirthschaftsgartens gegenüber vom Stadttheater, in welchem sich auch das Timansky'sche Sommertheater befand) Seitens der Stadt verwirklicht und vom K. Notar Wolff die Kaufsurkunde aufgenommen. Der Quadratfuß soll 2 M. 50 Pf., der Erlös für den ganzen Garten 47,050 M. betragen haben. Der Platz wurde zum Bau eines Schulhauses verwendet. [...]. Der Blitz schlug in das Anwesen des Kuttlers Bayerlein in der Rednitzstraße ein, ohne jedoch zu zünden. [...]. Am 21. Juli wurden für den Wahlkreis Fürth, Erlangen, Hersbruck und Lauf als Abgeordnete für den Landtag gewählt: Rechtsanwalt Gunzenhäuser in Fürth [...]. Durch Entschließung des K. Staatsministeriums d. I. wurde dem Magistrate die erbetene Ermächtigung zur Ertheilung der provisorischen Erlaubniß zum Baue einer Straßenbahn unter den gleichen Bedingungen wie dem Magistrat Nürnberg genehmigt. - Sonntag den 22. August Nachmittag 1 1/2 Uhr entlud sich über unsere Stadt und Umgegend ein schweres Gewitter unter strömendem Regen und unter einem fünf Minuten anhaltenden Hagel von Eisstücken, wovon viele 2 Loth und darüber wogen. [...]. Der Schaden, welchen dieses Unwetter an Bäumen und Feldfrüchten anrichtete, war ein enormer, ungerechnet die Beschädigungen, welche Bedachungen und Fenster erlitten. [...]. In der Magistratssitzung vom 8. September wurde bezüglich des künftigen Pferdebahnbetriebes beschlossen, daß während der Kirchweih nur bis zur Bierhalle in der Weinstraße gefahren werden darf. Auch wurde die Durchführung der Hirschengasse in die Theresienstraße, sowie die Kanalisirung der letzteren beschlossen. Die ortspolizeilichen Vorschriften über den Betrieb der Straßenbahn wurden veröffentlicht. [...]. Sonnabend den 24. September fand die erste Probefahrt auf der bis auf eine kurze Strecke innerhalb der Stadt fertiggestellten Pferdebahn statt. Um 1 1/4 Uhr trafen die vier ersten Wagen ein; der erste wurde von Alfes selbst, der zweite von Ingenieur Roth gelenkt. Eine kolossale Menschenmenge hatte die Wagen schon stundenlang erwartet und begleitete dieselben bis zum Rathhause. Um 4 Uhr erfolgte die Rückfahrt. [...]. Am 25. Sept. wurde die Route Plerrer-Fürth der Pferdebahn dem allgemeinen Verkehr übergeben. Unter Zuströmen des Publikums war die Frequenz eine sehr bedeutende. - Am 28. September hielt Hofrath Friedr. von Bodenstedt aus Wiesbaden, der gefeierte Dichter und Schriftsteller, im kaufmännischen Verein einen Vortrag [...]. Die beiden Gemeindekollegien wählten am 1. Nov. zum zweiten Deputirten für den Landrath in Mittelfranken den Vorstand der Gemeindebevollmächtigten Dr. Landmann mit 42 und als Ersatzmann den Brauereibesitzer Joh. Humbser mit 26 Stimmen (14 Stimmen fielen auf Baumeister Evora, 1 auf Fabrikant Hesse). - 2. Nov. Die hiesige Loge „Zur Wahrheit und Freundschaft“ feierte ein seltenes Jubiläum, die Ehrung ihres Mitgliedes Privatier Pfau von hier, der der Loge seit 50 Jahren angehört. Vom Magistrate wurde am 3. Nov. beschlossen, zum Zwecke des Betriebes des Versuchsbrunnens für die Wasserleitung, von der Firma Robey & Komp. eine Centrifugalpumpe Nr. 7 nebst Lokomotive um den Preis von 45 M. per Tag und Nacht und 60 Pfg. per Stunde für den Maschinenführer zu miethen und eine hiebei nothwendige Bauhütte um den Preis von 818 M. 37 Pfg. zu errichten, sowie die erforderliche 600 Ctr. Steinkohle vom Gaswerk entnehmen zu lassen. Ferner wurde das Projekt des Baubureaus zur Erbauung eines Schulhauses auf dem erworbenen Weißengarten-Areal in seinen Hauptzügen unter dem Vorbehalt später nothwendig werdender Ergänzungen genehmigt und sollen die Kosten der Grunderwerbung und des Baues, im Betrage von circa 170,000 M. auf die Getreide- und Mehlaufschlagskasse übernommen werden. Das Gebäude soll 18 Lehrzimmer enthalten, dreistöckig aufgeführt und so placirt werden, daß auf dem Areal noch ein Thurnsaal erbaut werden kann, der ebenfalls Raum für vier weitere Lehrzimmer bieten würde. - Der verdienstvolle Oberlehrer Jagemann ist am 5. Nov., seit einigen Wochen erkrankt, im Alter von 45 Jahren plötzlich gestorben. [...]. Dem Gesuche des Unternehmers Alfes um Erlaubniß zur Betriebseröffnung der Pferdebahn bis zum Obstmarkt wurde von der Kgl. Regierung Genehmigung ertheilt. In Folge des Ablaufs der Wahlperiode 1872/81 traten aus dem Kollegium: Adolf Prager, Kaufmann; Philipp Deinlein, Feingoldschlägermeister; Paul Müller, Maurermeister; Andreas Stein, Bäckermeister; Georg Konrad Finster, Schreinermeister; Johann Otto, Privatier; Lippmann Hausmann, Spiegelglasfabrikant; Friedr. August Zick, Drechserlmeister; Georg Lägel, Spiegelfabrikant; Dr. Degen, prakt. Arzt; Jakob Böschel, Kaufmann; Friedrich Asyl Kaufmann. [...]. Der Rechenschaftsbericht der Krankenwartstation hat ergeben, daß die Zahl der von den Diakonissen gepflegten Kranken 178 betrug, worunter sich 128 ganz Arme und Unbemittelte befanden; [...]. [...]. Die Anstalt hat Alles gethan für die Armen und Kranken der Stadt, allein die Mittel derselben reichen nicht aus, dem herrschenden Jammer und Elend erfolgreich abzuhelfen. - Die durch Kirchenrath Lehmus gegründete Kinderbewahranstalt, welche am 14. Aug. dieses Jahres das 44. Jahr ihres Bestehens zurückgelegt hat, nahm 224 Kinder theils aus dem Vorjahre mit herüber, theils wurden dieselben neu aufgenommen, eine Zahl, welche die aller bisherigen Jahrgänge übersteigt. [...]. Nach dem Jahresberichte des Fürther Kunstvereins sind im verflossenen Gesellschaftsjahre 476 Oelgemälde im Werthe von 158,585 M. ausgestellt worden. [...]. Vom Magistrate wurde am 8. Dez. dem Theaterdirektor Timansky mehrmals die Benutzung des Sommertheaters auf dem bisherigen Platze gegen eine Vergütung von 200 M. gestattet. [...]. Laut Ministerialentschließung wurde das zum israelit. Friedhofe bestimmte Areal dem Stadtbezirke Fürth einverleibt. - Einem Berichte des unter der Leitung des Kirchrathes Lehmus stehenden Konsortiums für die Heizbarmachung der beiden protestantischen Kirchen dahier ist zu entnehmen, daß die durch den Fabrikanten Johannes Haag in Augsburg hergestellte Heißwasser-Heizeinrichtung 11,800 M. kostete [...]. Am 29. Dez. Vormittags 10 Uhr fand die Einweihung des neuen städtischen Friedhofes statt. [...]. Von den Gemeindekollegien seien 142,000 M. bewilligt, aber nicht vollständig verbraucht worden [...]. [...]. - An Stelle der viel zu klein gewordenen, dunkeln alten Sakristei der Michaelskirche wurde aus Stiftungsmitteln eine neue geräumige Sakristei in gothischem Stil gebaut, welche als Tauf- und Trauungskapelle benutzt wird. [...]. In diesem Jahre wurde von Kaufmann Bernhard Ochs eine Leimfabrik (Scherbsgraben 10) in Gemeinschaft mit seinem Bruder Friedrich erbaut; ihre Fabrikate wurden prämiirt von der bayer. Landesindustrieausstellung in Nürnberg. [...]. Die Hospitalkommission wurde gebildet aus Bürgermeister Langhans, Rechtsrath Beeg, Dr. Degen, prakt. Arzt, Bölian, Privatier; D. Herlacher, Gürtlermeister, H. Linz, Privatier, Gg. Meerwald, Privatier, St. Rausch, Drechslermeister, J. M. Scharff, Privatier, Friedr. Schmidt, Großpfragner, M. Spanner, Schreinermeister. - Am gleichen Tage wurden zu Vorständen der israelit. Kultusgemeinde gewählt: Bernhard Ullmann, Kaufmann, und Heinrich Berolzheimer, Kaufmann, als Ersatzleute: Moritz Feistmann, und Max Fleischmann, Kaufmann. Detailstatistik. Geboren wurden 1239 Kinder [...]. An Stiftungen ist angefallen die Gabriel und Getta Heilbronner'sche Familienstiftung mit 3400 M[...].[4]

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts. Gabriel Löwenstein. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 1/2019, S. 24
  2. Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - abgehalten zu Nürnberg vom 13. bis 19. September 1908 sowie Bericht über die 5. Frauenkonferenz, Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1908, S. 294 ff.
  3. Stadtmuseum Fürth
  4. Fronmüllerchronik, 1887, S. 536 - 555

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