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== Lehre und Überzeugung ==
 
== Lehre und Überzeugung ==
 
[[Bild:Dr Schwammberger 1953.jpg|thumb|left|1953: Dr. Schwammberger über der Arbeit]]
 
[[Bild:Dr Schwammberger 1953.jpg|thumb|left|1953: Dr. Schwammberger über der Arbeit]]
Adolf Schwammberger erwartete vom Historiker an sich ein kritisch zurückhaltendes Urteil, gemeinverständliche Sprache und sachliche Berichterstattung. Er war der festen Überzeugung, dass der geschichtliche Stoff ''„mit wissenschaftlicher Treu und Vorsicht und in einer allgemein verständlichen Sprache dargeboten“'' werden müsse - ''„ Hier wird nicht geschwätzt, sondern mitgeteilt“''.
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Adolf Schwammberger erwartete vom Historiker an sich ein kritisch zurückhaltendes Urteil, gemeinverständliche Sprache und sachliche Berichterstattung. Er war der festen Überzeugung, dass der geschichtliche Stoff ''„mit wissenschaftlicher Treu und Vorsicht und in einer allgemein verständlichen Sprache dargeboten“'' werden müsse - ''„Hier wird nicht geschwätzt, sondern mitgeteilt“''.
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Nach seiner Überzeugung erschließt sich die Bedeutung historischer Ereignisse nicht ''„nach dem Maßstab des Aufsehens, das sie erregt haben“'', sondern ''„nach der Tiefe des Blicks, die sie unsern Augen eröffnen.“''. Daraus folgerte er, dass ein Ereignis seinen Platz in der Geschichte letztlich dadurch ausgemessen bekommt, inwiefern es ein Betrachter als von Interesse erachtet und ausarbeitet. Nicht das Ereignis eröffnet den tiefen Einblick, sondern der betrachtende Historiker ist es, der die Augen weit öffnet, um hinter ein Geschehen zu blicken.
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Nach seiner Überzeugung erschließt sich die Bedeutung historischer Ereignisse nicht ''„nach dem Maßstab des Aufsehens, das sie erregt haben“'', sondern ''„nach der Tiefe des Blicks, die sie unsern Augen eröffnen.“'' Daraus folgerte er, dass ein Ereignis seinen Platz in der Geschichte letztlich dadurch ausgemessen bekommt, inwiefern es ein Betrachter als von Interesse erachtet und ausarbeitet. Nicht das Ereignis eröffnet den tiefen Einblick, sondern der betrachtende Historiker ist es, der die Augen weit öffnet, um hinter ein Geschehen zu blicken.
    
Geschichte, so lässt Adolf Schwammberger schließen, bedeutete ihm nicht vordergründig die Möglichkeit, für die Gegenwart zu lernen, sondern die Erkenntnis um das Symbolhafte des menschlichen Handelns und des Geschehens mit dem Menschen.
 
Geschichte, so lässt Adolf Schwammberger schließen, bedeutete ihm nicht vordergründig die Möglichkeit, für die Gegenwart zu lernen, sondern die Erkenntnis um das Symbolhafte des menschlichen Handelns und des Geschehens mit dem Menschen.
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[[Datei:Schwammberger Reden Thorn 0847.jpg|miniatur|rechts|Wochenendschulung für politische Leiter 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Reden Thorn 0847.jpg|miniatur|rechts|Wochenendschulung für politische Leiter 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Thorn Vortrag 0886.jpg|miniatur|rechts|Schriftverkehr von Dr. Schwammberger, 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Thorn Vortrag 0886.jpg|miniatur|rechts|Schriftverkehr von Dr. Schwammberger, 1942]]
Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst [[1937]] beitrat (dem NS Lehrerbund bereits 1933<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref>). Auch die Tatsachen, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]  nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Erschwerend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Vorträgen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Licht-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreussische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreussische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942. </ref>
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Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst [[1937]] beitrat (dem NS-Lehrerbund bereits 1933<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref>). Auch die Tatsache, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]  nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Erschwerend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Vorträgen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Licht-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreußische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreußische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942</ref>
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Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''"<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref>. Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - läßt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrung mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref>. Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht.  
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Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''".<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref> Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - lässt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrungen mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre.<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref> Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht.  
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Eine erste Bewertung Dr. Schwammbergers über seine Rolle während des Nationalsozialismus nahm unter anderem der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger vor<ref name="Dietzfelbinger">vgl. z.B. Eckart Dietzfelbinger in "Frankens Nazi-Bilderberg", NZ vom 02.04.08</ref>, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in [[Nürnberg]] und spezialisiert auf die Geschichte des Dritten Reichs in Franken. Dr. Dietzfelbinger stellte vor allem die Lückenhaftigkeit der NS-Aktenbestände im Fürther Stadtarchiv fest: "''Bei einer Durchsicht der NS-Aktenbestände vor Ort fällt deren extrem lückenhafter Zustand auf. Ganze Papierbündel aus den verschiedenen Beständen sind herausgeschnitten worden. Wer, wie und wann das geschah, lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Doch könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass der Leiter des Stadtarchives Fürth in der Nachkriegszeit und Gründer des Heimatvereins "[[Geschichtsverein Fürth|Alt Fürth]]", Adolf Schwammberger Mitglied der [[NSDAP]] war.''"<ref name="Dietzfelb02"/>. Unabhängig davon, ob Dr. Schwammberger persönlich an dieser Vernichtung einschlägiger Materialien und damit unwiederbringlichen Zerstörung zeitgeschichtlich bedeutender Dokumente persönlich beteiligt war, werfe seine Berufung nach Dr. Dietzfelbinger ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Zusätzlich fällt auf, dass die Personalakte "Adolf Schwammberger Band 1 & 2" im Stadtarchiv nahezu keine Korrespondenz zwischen [[1935]] und [[1945]] aufweist - mit Ausnahme der Entlastungsschreiben seiner Person während des Nationalsozialismus<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Schwammberger Band 1 & 2</ref>.
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Eine erste Bewertung Dr. Schwammbergers über seine Rolle während des Nationalsozialismus nahm unter anderem der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger vor<ref name="Dietzfelbinger">vgl. z.B. Eckart Dietzfelbinger in "Frankens Nazi-Bilderberg", NZ vom 02.04.08</ref>, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in [[Nürnberg]] und spezialisiert auf die Geschichte des Dritten Reichs in Franken. Dr. Dietzfelbinger stellte vor allem die Lückenhaftigkeit der NS-Aktenbestände im Fürther Stadtarchiv fest: "''Bei einer Durchsicht der NS-Aktenbestände vor Ort fällt deren extrem lückenhafter Zustand auf. Ganze Papierbündel aus den verschiedenen Beständen sind herausgeschnitten worden. Wer es tat, wie und wann das geschah, lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Doch könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass der Leiter des Stadtarchives Fürth in der Nachkriegszeit und Gründer des Heimatvereins "[[Geschichtsverein Fürth|Alt Fürth]]", Adolf Schwammberger Mitglied der [[NSDAP]] war.''"<ref name="Dietzfelb02"/> Unabhängig davon, ob Dr. Schwammberger an dieser Vernichtung einschlägiger Materialien und damit unwiederbringlichen Zerstörung zeitgeschichtlich bedeutender Dokumente persönlich beteiligt war, werfe seine Berufung nach Dr. Dietzfelbinger ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Zusätzlich fällt auf, dass die Personalakte "Adolf Schwammberger, Band 1 & 2" im Stadtarchiv nahezu keine Korrespondenz zwischen [[1935]] und [[1945]] aufweist - mit Ausnahme der Entlastungsschreiben seiner Person während des Nationalsozialismus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Schwammberger Band 1 & 2</ref>
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Eine Erwiderung erfolgte durch die Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth. [[Barbara Ohm]] stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref>. Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentant des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z.B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten a.D. Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z.B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne das Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war.
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Eine Erwiderung erfolgte durch die Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth. [[Barbara Ohm]] stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten.<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref> Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentant des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten a. D. Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne das Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war.
    
[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruÿ (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref>  
 
[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruÿ (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref>  
    
== Standardwerk - Fürth A - Z ==
 
== Standardwerk - Fürth A - Z ==
Sein noch heute mangels aktualisiertem Ersatz beliebtes Standardwerk "[[Fürth von A bis Z]]" enthält eine sehr subjektive Stichwort-Auswahl Dr. Schwammbergers ohne Quellenangaben. Die Zeit des Nationalsozialismus findet keinerlei Erwähnung in dem Buch, und die Ermordung und Deportation der ehem. jüdischen Mitbürger wird mit lediglich zwei Sätzen abgehandelt: "''Das Reichsgesetz über die Rechtsverhältnisse der jüdischen Kultusvereinigung vom 28.3.1938 bedeutete das Ende der Synagogengemeinden. Ein entsetzliches Schicksal bereitete dem jüdischem Leben auch in Fürth ein Ende''"<ref>Dr. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Selbstverlag der Stadt Fürth 1967, S. 187</ref>.
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Sein noch heute mangels aktualisiertem Ersatz beliebtes Standardwerk "[[Fürth von A bis Z]]" enthält eine sehr subjektive Stichwort-Auswahl Dr. Schwammbergers ohne Quellenangaben. Die Zeit des Nationalsozialismus findet keinerlei Erwähnung in dem Buch, und die Ermordung und Deportation der ehem. jüdischen Mitbürger wird mit lediglich zwei Sätzen abgehandelt: "''Das Reichsgesetz über die Rechtsverhältnisse der jüdischen Kultusvereinigung vom 28.3.1938 bedeutete das Ende der Synagogengemeinden. Ein entsetzliches Schicksal bereitete dem jüdischem Leben auch in Fürth ein Ende''".<ref>Dr. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Selbstverlag der Stadt Fürth 1967, S. 187</ref>
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Über eine Vernachlässigung der jüdischer Geschichte im Allgemeinen, gewichtet er vorallem in seinem Werk das 17. Jahrhundert deutlich über, die Fürther Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts drastisch unter, was auch seine Nachfolgerin Barbara Ohm kritisch beurteilt<ref name="Fürther Geschichtsblätter04/08">Barbara Ohm in [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 4/08</ref>. Selbst der Abriss des [[Gänsberg]]s - und hier vorallem der Abriss des [[1797]] erbauten Nachfolgebaus des barocken [[Geleitshaus|Geleitshauses]], der Sitz der Verwaltung in Fürths preußischer Zeit, erschien Dr. Schwammberger nicht für erwähnenswert. Sein Argument war, dass der klassizistische Bau nicht erhaltenswert sei. <ref>Fürther Geschichtsblätter, Barbara Ohm: Ein Verein in Bewegung, 4/2008, S. 119</ref>
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Über eine Vernachlässigung der jüdischen Geschichte im Allgemeinen, gewichtet er vor allem in seinem Werk das 17. Jahrhundert deutlich über, die Fürther Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts drastisch unter, was auch seine Nachfolgerin Barbara Ohm kritisch beurteilt.<ref name="Fürther Geschichtsblätter04/08">Barbara Ohm in [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 4/08</ref> Selbst der Abriss des [[Gänsberg]]s - und hier vor allem der Abriss des [[1797]] erbauten Nachfolgebaus des barocken [[Geleitshaus|Geleitshauses]], dem Sitz der Verwaltung in Fürths preußischer Zeit - erschien Dr. Schwammberger nicht erwähnenswert. Sein Argument war, dass der klassizistische Bau nicht erhaltenswert sei.<ref>Fürther Geschichtsblätter, Barbara Ohm: Ein Verein in Bewegung, 4/2008, S. 119</ref>
    
== Tod Dr. Adolf Schwammberger ==
 
== Tod Dr. Adolf Schwammberger ==
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Nur fünf Jahre nach dem Renteneintritt verstirbt am [[15. Juli]] [[1975]] Dr. Adolf Schwammberger im Fürther [[Stadtkrankenhaus]]. Er wurde auf dem Johannisfriedhof in seiner Geburtsstadt [[Nürnberg]] beigesetzt. Die Fürther Nachrichten titelten: ''Die Stadt hat ihren Historiker verloren.'' <ref>Fürther Nachrichten, 15. Juli 1976</ref> [[Oberbürgermeister]] [[Kurt Scherzer]] sagte mal über ihn anläßlich des 40jährigen Bestehens des Vereins: Die Identifikation von Verein und Vorsitzenden wurde immer intensiver, Schwammberger war [[Alt-Fürth]]. Sein Beruf als Archivar und sein Vereinsvorsitz gingen eine Symbiose ein, ... so dass Verein und Person nicht zu trennen waren. <ref>Fürther Nachrichten, 12. Mai 1973</ref>
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Nur fünf Jahre nach dem Renteneintritt verstirbt am [[15. Juli]] [[1975]] Dr. Adolf Schwammberger im Fürther [[Stadtkrankenhaus]]. Er wurde auf dem Johannisfriedhof in seiner Geburtsstadt [[Nürnberg]] beigesetzt. Die Fürther Nachrichten titelten: ''Die Stadt hat ihren Historiker verloren.''<ref>Fürther Nachrichten, 15. Juli 1976</ref> [[Oberbürgermeister]] [[Kurt Scherzer]] sagte mal über ihn anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Vereins: Die Identifikation von Verein und Vorsitzenden wurde immer intensiver, Schwammberger war [[Alt-Fürth]]. Sein Beruf als Archivar und sein Vereinsvorsitz gingen eine Symbiose ein, ... so dass Verein und Person nicht zu trennen waren.<ref>Fürther Nachrichten, 12. Mai 1973</ref>
    
== Auszeichnungen und Ehrungen ==
 
== Auszeichnungen und Ehrungen ==
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