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== Vorgeschichte ==
 
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[[Datei:Altes Spital.jpg|mini|right|Das alte Spital, ehemals Haus Panzersgarten 91, heute Pegnitzstr. 13/15]]
 
[[Datei:Altes Spital.jpg|mini|right|Das alte Spital, ehemals Haus Panzersgarten 91, heute Pegnitzstr. 13/15]]
Die erste Einrichtung für kranke Menschen in Fürth war vermutlich eine Einrichtung namens "[[Siechkobel]]", dessen erste Erwähnung im 13. Jahrhundert erfolgte.<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 250</ref>  
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Die erste Einrichtung für kranke Menschen in Fürth war vermutlich ein "[[Wikipedia:Siechenhaus|Siechkobel]]" in erste Linie für Leprakranke, dessen erste Erwähnung im 13. Jahrhundert erfolgte.<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 250</ref>  
 
Das Gebäude war im Eigentum der [[Kirche St. Michael|St. Michael]] Gemeinde, und wurde von der Gemeinde verpachtet. [[1626]] wurde das Gebäude an [[Joachim Mehrn]] für jährlich 16 Gulden mit der Auflage verpachtet, dass er sofort das Haus verlässt, "wenn gebrechliche Personen in demselben untergebracht werden müssten".<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 251</ref>  
 
Das Gebäude war im Eigentum der [[Kirche St. Michael|St. Michael]] Gemeinde, und wurde von der Gemeinde verpachtet. [[1626]] wurde das Gebäude an [[Joachim Mehrn]] für jährlich 16 Gulden mit der Auflage verpachtet, dass er sofort das Haus verlässt, "wenn gebrechliche Personen in demselben untergebracht werden müssten".<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 251</ref>  
 
Das Gebäude stand in der Nähe der heutigen [[Maxbrücke]], vermutlich am [[Wilhelmstraße|Farrnbacher Weg]], der heutigen Wilhelmstraße<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 1</ref> und wurde laut Fronmüller im Jahr [[1749]] renoviert.
 
Das Gebäude stand in der Nähe der heutigen [[Maxbrücke]], vermutlich am [[Wilhelmstraße|Farrnbacher Weg]], der heutigen Wilhelmstraße<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 1</ref> und wurde laut Fronmüller im Jahr [[1749]] renoviert.
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Mit dem Antrag legte [[Franz Joseph von Bäumen|von Bäumen]] gleichzeitig einen Bebauungsplan und ein Finanzierungskonzept für den laufenden Betrieb vor. Der [[Magistrat|Stadtmagistrat]] stimmte dem Neubau einstimmig zu, allerdings konnte man sich nicht auf den Bauplatz einigen. Von Bäumen schlug wiederholt einen Bauplatz an der damaligen Nürnberger Chaussée<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 63</ref> vor, der jedoch von seinen Stadtmagistratskollegen vehement abgelehnt wurde mit der Begründung, dass "ein Hospital an dem frequentesten Eingang in die Stadt und an der so lebhaften Hauptstraße als die von hier nach Nürnberg gehende ist, würklich nicht den angenehmsten Eindruck macht".<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 66</ref>
 
Mit dem Antrag legte [[Franz Joseph von Bäumen|von Bäumen]] gleichzeitig einen Bebauungsplan und ein Finanzierungskonzept für den laufenden Betrieb vor. Der [[Magistrat|Stadtmagistrat]] stimmte dem Neubau einstimmig zu, allerdings konnte man sich nicht auf den Bauplatz einigen. Von Bäumen schlug wiederholt einen Bauplatz an der damaligen Nürnberger Chaussée<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 63</ref> vor, der jedoch von seinen Stadtmagistratskollegen vehement abgelehnt wurde mit der Begründung, dass "ein Hospital an dem frequentesten Eingang in die Stadt und an der so lebhaften Hauptstraße als die von hier nach Nürnberg gehende ist, würklich nicht den angenehmsten Eindruck macht".<ref>Fürther Heimatblätter, Das alte Krankenhaus in Fürth, Rudolf Memmert, Jahrgang 14/1964, Nr. 4/5, S. 66</ref>
 
Aus Furcht vor den Kosten wurde das Vorhaben zunächst verschleppt, weitere jahrelange Verzögerungen brachte die Standortdiskussion.<ref name="Windsheimer">[[Geschichte der Stadt Fürth (Buch)|Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth]], S. 57 f.</ref>
 
Aus Furcht vor den Kosten wurde das Vorhaben zunächst verschleppt, weitere jahrelange Verzögerungen brachte die Standortdiskussion.<ref name="Windsheimer">[[Geschichte der Stadt Fürth (Buch)|Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth]], S. 57 f.</ref>
"Am 8. Februar 1827 entschieden sich die gemeindlichen Collegien dann für die Erbauung eines neuen Hospitales auf dem 402 Fuß langen und 200 Fuß breiten Gemeindefeldplatz neben der Lachner'schen Drahtfabrik ...".<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 210</ref>
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"Am 8. Februar 1827 entschieden sich die gemeindlichen Collegien dann für die Erbauung eines neuen Hospitales auf dem 402 Fuß langen und 200 Fuß breiten Gemeindefeldplatz neben der Lachner'schen [[Drahtfabrik]] ...".<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 210</ref>
Mit den Planungen war Kreisbaurat Keim beauftragt<ref name="Zeitzeichen">[[Zeitzeichen (Buch)|Thomas Schreiner: Zeitzeichen]]</ref>, Bauinspektor war Erdinger von Nürnberg und die Baumeister waren [[Johann Heinrich Jordan|Jordan]] und Herrlein.
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Mit den Planungen war Kreisbaurat Keim beauftragt<ref name="Zeitzeichen">[[Zeitzeichen (Buch)|Thomas Schreiner: Zeitzeichen]]</ref>, Bauinspektor war Erdinger von Nürnberg und die Baumeister waren [[Johann Heinrich Jordan|Jordan]] und [[Georg Herrlein|Herrlein]].
 
Baubeginn war endlich am 28. April [[1828]]; die Grundsteinlegung fand am [[29. Mai]] [[1828]] mit einem Gottesdienst, einem Festzug zum Bauplatz und einem festlichen Gastmahl im [[Brandenburger Hof]] statt. Auf den Tag genau 100 Jahre später wurde auch der des neuen Klinikums gelegt.
 
Baubeginn war endlich am 28. April [[1828]]; die Grundsteinlegung fand am [[29. Mai]] [[1828]] mit einem Gottesdienst, einem Festzug zum Bauplatz und einem festlichen Gastmahl im [[Brandenburger Hof]] statt. Auf den Tag genau 100 Jahre später wurde auch der des neuen Klinikums gelegt.
 
In den Grundstein legte man u. a. einen Grundriss des Hospitals, einen Stadtplan sowie verschiedene Gold- und Silbermünzen, darunter eine eigens geprägte Medaille.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 247</ref> Zusätzlich wurde eine Urkunde in den Grundstein mit eingelegt, in der es hieß; ''„Kein Unterschied der Religion scheidet die Bande der Eintracht, festgeschlungen durch der Reichsverfassung gediegene Grundlagen, und 10&nbsp;959 evangelische und 465 katholische Verehrer des Christentums wetteifern mit 2&nbsp;554 Israeliten in der Erfüllung ihrer bürgerlichen Pflichten."''
 
In den Grundstein legte man u. a. einen Grundriss des Hospitals, einen Stadtplan sowie verschiedene Gold- und Silbermünzen, darunter eine eigens geprägte Medaille.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 247</ref> Zusätzlich wurde eine Urkunde in den Grundstein mit eingelegt, in der es hieß; ''„Kein Unterschied der Religion scheidet die Bande der Eintracht, festgeschlungen durch der Reichsverfassung gediegene Grundlagen, und 10&nbsp;959 evangelische und 465 katholische Verehrer des Christentums wetteifern mit 2&nbsp;554 Israeliten in der Erfüllung ihrer bürgerlichen Pflichten."''
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Ab [[1911]] übernahm Sanitätsrat [[Jakob Frank|Dr. Frank]] die Führung des Krankenhauses, gleichzeitig stellte man einen dritten Assistenzarzt ein. Durch die zunehmenden Errungenschaften der Hygiene und Medizin (insbesondere durch die ersten Narkosemöglichkeiten bzw. örtlichen Betäubungen) sank die Angst vor Operationen deutlich – und stieg somit die Bereitschaft, sich einer Behandlung freiwillig zu unterziehen.
 
Ab [[1911]] übernahm Sanitätsrat [[Jakob Frank|Dr. Frank]] die Führung des Krankenhauses, gleichzeitig stellte man einen dritten Assistenzarzt ein. Durch die zunehmenden Errungenschaften der Hygiene und Medizin (insbesondere durch die ersten Narkosemöglichkeiten bzw. örtlichen Betäubungen) sank die Angst vor Operationen deutlich – und stieg somit die Bereitschaft, sich einer Behandlung freiwillig zu unterziehen.
Das Krankenhaus besaß schon vor dem Ersten Weltkrieg ein Röntgengerät, das kriegsbedingt mit 100 Röntgenaufnahmen und 800 Durchleuchtungen von September bis Dezember 1914 so stark ausgelastet war, dass im Jahre 1915 ein zweites für 2400 Mark angeschafft und eine Röntgenassistentin eingestellt wurde.<ref>Rieß-Chronik 1915, S. 120</ref> Anhand der Statistik (s. u.) kann man gut sehen, wie im Laufe der Zeit die Kapazitäten des Krankenhauses zunehmend knapper wurden.  
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Das Krankenhaus besaß schon vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ein Röntgengerät, das kriegsbedingt mit 100 Röntgenaufnahmen und 800 Durchleuchtungen von September bis Dezember 1914 so stark ausgelastet war, dass im Jahre 1915 ein zweites für 2400 Mark angeschafft und eine Röntgenassistentin eingestellt wurde.<ref>Rieß-Chronik 1915, S. 120</ref> Anhand der Statistik (s. u.) kann man gut sehen, wie im Laufe der Zeit die Kapazitäten des Krankenhauses zunehmend knapper wurden.  
 
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Als der Bauhof 1982 umzog und der alte Standort aufgegeben wurde, wurde dabei im März 1982 auch der Turm des ehem. Krankenhauses entsorgt. Ein Transport zur weiteren Lagerung in das neue Bauhofsgelände "verbot sich" wegen der zu hohen Kosten.<ref>Fürther Nachrichten vom 11. März 1982, S. 33: ''Uhrenturm schlug letzte Stunde''.</ref> Als die [[Fürther Nachrichten]] am [[30. August]] [[2003]] in einem Bericht „Zeitreise ins Fürth vor 25 Jahren" darüber (mit Bild) berichteten und zu Hinweisen aufriefen, wo der alte Dachfried geblieben sei, meldete sich u. a. der Zeitzeuge [[Horst Freitag]]. Freitag gab an, da keiner so recht wusste, was man damit anfangen sollte, sei er zu Brennholz zerlegt worden. Ein „rabiater Fahrer" habe das Werk ausgeführt. Der Zeitzeuge Freitag gab der Zeitung gegenüber an, dass der Vorgang ihn im Rückblick noch immer quäle, weil ein ausgeklügeltes Werk von ganz besonderer Güte kaputtgegangen sei. Die Mitarbeiter des Bauhofes hatten sich noch gewundert, warum der Turm erst sehr aufwendig und kostenintensiv im Bauhof eingelagert wurde, um dann sechs Monate später doch noch zerstört zu werden (nach anderen Angaben: drei Jahre später). Offen bleibt indes noch, ob bei der "Kleinholzaktion" auch Glocke und Uhrwerk zerstört wurden oder ob diese Objekte doch noch zu einem "Sammler" gefunden haben.<ref>Recherche Peter Frank (Fürth), September 2016</ref>
 
Als der Bauhof 1982 umzog und der alte Standort aufgegeben wurde, wurde dabei im März 1982 auch der Turm des ehem. Krankenhauses entsorgt. Ein Transport zur weiteren Lagerung in das neue Bauhofsgelände "verbot sich" wegen der zu hohen Kosten.<ref>Fürther Nachrichten vom 11. März 1982, S. 33: ''Uhrenturm schlug letzte Stunde''.</ref> Als die [[Fürther Nachrichten]] am [[30. August]] [[2003]] in einem Bericht „Zeitreise ins Fürth vor 25 Jahren" darüber (mit Bild) berichteten und zu Hinweisen aufriefen, wo der alte Dachfried geblieben sei, meldete sich u. a. der Zeitzeuge [[Horst Freitag]]. Freitag gab an, da keiner so recht wusste, was man damit anfangen sollte, sei er zu Brennholz zerlegt worden. Ein „rabiater Fahrer" habe das Werk ausgeführt. Der Zeitzeuge Freitag gab der Zeitung gegenüber an, dass der Vorgang ihn im Rückblick noch immer quäle, weil ein ausgeklügeltes Werk von ganz besonderer Güte kaputtgegangen sei. Die Mitarbeiter des Bauhofes hatten sich noch gewundert, warum der Turm erst sehr aufwendig und kostenintensiv im Bauhof eingelagert wurde, um dann sechs Monate später doch noch zerstört zu werden (nach anderen Angaben: drei Jahre später). Offen bleibt indes noch, ob bei der "Kleinholzaktion" auch Glocke und Uhrwerk zerstört wurden oder ob diese Objekte doch noch zu einem "Sammler" gefunden haben.<ref>Recherche Peter Frank (Fürth), September 2016</ref>
In einem Bericht über die Städtische Kunstsammlung und deren "katastrophaler Lagerung" im Schloss Burgfarrnbach (FN vom 18.11.2022, S. 27) wird erwähnt, dass dort in einem ehemaligen Pferdestall [der Pücklerschen Familie] sich die Turmspitze des alten Krankenhauses befindet. Also ist zumindest ein Teil des historischen Bauwerks doch erhalten geblieben.
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In einem Bericht der [[Fürther Nachrichten]] über die Städtische Kunstsammlung und deren "katastrophaler Lagerung" im [[Schloss Burgfarrnbach]] wurde erwähnt, dass dort in einem ehemaligen Pferdestall [der Pücklerschen Familie] sich die Turmspitze des alten Krankenhauses befinden soll.<ref>Matthias Boll: „Eine Katastrophe“. In: Fürther Nachrichten vom 18. November 2022, S. 27 (Druckausgabe)</ref> Aktuell ist dies jedoch nicht belegt.
    
==Patientenzahlen==
 
==Patientenzahlen==
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==Literatur==
 
==Literatur==
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* G. T. C. Fronmüller: ''Das christliche Krankenhaus zu Fürth im J. 1853-54''. In: Deutsche Klinik. Zeitung für Beobachtungen aus deutschen Kliniken und Krankenhäusern vom 6. Juni 1855, S. 8 f. - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10367113_00015_u001/8?cq=Fürth online-Digitalisat]
 
* Rudolf Memmert: ''Das Alte Krankenhaus in Fürth''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1964/4-5, S. 61 - 78
 
* Rudolf Memmert: ''Das Alte Krankenhaus in Fürth''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1964/4-5, S. 61 - 78
 
* ''Krankenhaus''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 228 - 229
 
* ''Krankenhaus''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 228 - 229