Änderungen

K
Textersetzung - „US Army“ durch „U.S. Army“
Zeile 22: Zeile 22:  
Als einer der wenigen Rüstungsbetriebe in Fürth (neben [[Dynamit-Nobel]] in [[Stadeln]]) gehörte die BBF zu den bevorzugten Angriffszielen, die von alliierten Flugzeugen bombardiert wurde. Insgesamt 15 Luftangriffe auf die Stadt Fürth sind zu verzeichnen. Dabei wurde das Fürther Werk an der [[Würzburger Straße]] dreimal gezielt von amerikanischen Bombern angegriffen.<ref>Winfried Roschmann - Udo Sponsel - [[Bernd Jesussek]]: ''[[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]]. Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth, 1999, S. 40</ref>
 
Als einer der wenigen Rüstungsbetriebe in Fürth (neben [[Dynamit-Nobel]] in [[Stadeln]]) gehörte die BBF zu den bevorzugten Angriffszielen, die von alliierten Flugzeugen bombardiert wurde. Insgesamt 15 Luftangriffe auf die Stadt Fürth sind zu verzeichnen. Dabei wurde das Fürther Werk an der [[Würzburger Straße]] dreimal gezielt von amerikanischen Bombern angegriffen.<ref>Winfried Roschmann - Udo Sponsel - [[Bernd Jesussek]]: ''[[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]]. Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth, 1999, S. 40</ref>
   −
Insbesondere am [[25. Februar]] [[1944]] um 12:47 Uhr heulten die Luftschutzsirenen auf der Hardhöhe auf. Was die Fürther zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass der Industrieflughafen dieses Mal Hauptziel eines Angriffes von 161 B-24-Liberator-Bombern der [[US Army| US-Streitkräfte]]<ref>Winfried Roschmann - Udo Sponsel - [[Bernd Jesussek]]: ''[[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]]. Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth, 1999, S. 39</ref> werden sollte. Bei guter Sicht kamen um 14:15 Uhr die Bomberverbände in vier Wellen aus Richtung Burgfarrnbach nach Fürth, und warfen die tödliche Fracht aus knapp 6 km Höhe über den Flugplatz ab. Es hagelte 993 Sprengbomben zu je 250 kg, fast 6.000 Splitterbomben und 1.192 Flüssigkeitsbrandbomben zu je 50 kg.<ref name="Schramm">Georg Wolfgang Schramm: Bombenhagel traf "Waggon". In: Nürnberger Nachrichten vom 25. Februar 1984</ref> Die Bilanz: Drei Hallen, das Kesselhaus und die Trafostation der Firma waren vollkommen zerstört. Montagehalle, Dreherei und Metallbau waren zu 20 Prozent, die Vormontage lediglich zu 10 Prozent beschädigt. Die Rollbahn war insbesondere im östlichen Teil von Bombenkratern übersät. Der Werkleiter und der Luftschutzleiter berichteten von einem 100-prozentigen Ausfall der Produktion, die erst nach ca. 2 bis 4 Wochen langsam wieder anlief. Weit schlimmer als der Schaden an Gebäuden und Material war der “Schaden” an Menschenleben.<ref name="Schramm"/> Der Angriff vom [[25. Februar]] [[1944]] forderte 139 Todesopfer und 122 Verletzte.<ref name="Buch-Hardhöhe">Winfried Roschmann - Udo Sponsel - [[Bernd Jesussek]]: ''[[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]]. Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth, 1999, S. 39</ref> Die hohe Zahl an Toten und Verletzten lässt sich dadurch erklären, das die Werksmitarbeiter sich in falscher Sicherheit wähnten, da die erste Alarmierung kurz vor 13 Uhr erfolgte. Nachdem aber selbst nach einer Stunde immer noch keine Bomberverbände in Fürth zu sehen waren, gingen die Menschen - trotz Warnung - wieder aus den Luftschutzkellern heraus zur Arbeit. Kurze Zeit später waren die Bomberverbände jedoch über Fürth und warfen ihre tödliche Fracht ab. Für eine Flucht in die rettenden Luftschutzkeller war es für die meisten nun zu spät.<ref>Fürther Nachrichten vom 25. Februar 1964</ref> Aus heutiger Sicht ist aus den Akten des britischen "Ministry of Home Security" bekannt, dass man an diesem Tag die deutschen Nachtjäger direkt in den Werkshallen und auf den Flugplätzen nachhaltig treffen wollte. Die zwar schon in die Jahre gekommene Me 110 bildete [[1944]] immer noch das Rückgrat der deutschen Luftverbände. Deshalb bombadierte man zeitgleich auch die Flugzeugwerke in Braunschweig und Gotha.<ref name="Buch-Hardhöhe"/>
+
Insbesondere am [[25. Februar]] [[1944]] um 12:47 Uhr heulten die Luftschutzsirenen auf der Hardhöhe auf. Was die Fürther zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass der Industrieflughafen dieses Mal Hauptziel eines Angriffes von 161 B-24-Liberator-Bombern der [[U.S. Army| US-Streitkräfte]]<ref>Winfried Roschmann - Udo Sponsel - [[Bernd Jesussek]]: ''[[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]]. Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth, 1999, S. 39</ref> werden sollte. Bei guter Sicht kamen um 14:15 Uhr die Bomberverbände in vier Wellen aus Richtung Burgfarrnbach nach Fürth, und warfen die tödliche Fracht aus knapp 6 km Höhe über den Flugplatz ab. Es hagelte 993 Sprengbomben zu je 250 kg, fast 6.000 Splitterbomben und 1.192 Flüssigkeitsbrandbomben zu je 50 kg.<ref name="Schramm">Georg Wolfgang Schramm: Bombenhagel traf "Waggon". In: Nürnberger Nachrichten vom 25. Februar 1984</ref> Die Bilanz: Drei Hallen, das Kesselhaus und die Trafostation der Firma waren vollkommen zerstört. Montagehalle, Dreherei und Metallbau waren zu 20 Prozent, die Vormontage lediglich zu 10 Prozent beschädigt. Die Rollbahn war insbesondere im östlichen Teil von Bombenkratern übersät. Der Werkleiter und der Luftschutzleiter berichteten von einem 100-prozentigen Ausfall der Produktion, die erst nach ca. 2 bis 4 Wochen langsam wieder anlief. Weit schlimmer als der Schaden an Gebäuden und Material war der “Schaden” an Menschenleben.<ref name="Schramm"/> Der Angriff vom [[25. Februar]] [[1944]] forderte 139 Todesopfer und 122 Verletzte.<ref name="Buch-Hardhöhe">Winfried Roschmann - Udo Sponsel - [[Bernd Jesussek]]: ''[[Die Fürther Hardhöhe (Buch)|Die Fürther Hardhöhe]]. Städtebilder Fotoarchiv & Verlag Fürth, 1999, S. 39</ref> Die hohe Zahl an Toten und Verletzten lässt sich dadurch erklären, das die Werksmitarbeiter sich in falscher Sicherheit wähnten, da die erste Alarmierung kurz vor 13 Uhr erfolgte. Nachdem aber selbst nach einer Stunde immer noch keine Bomberverbände in Fürth zu sehen waren, gingen die Menschen - trotz Warnung - wieder aus den Luftschutzkellern heraus zur Arbeit. Kurze Zeit später waren die Bomberverbände jedoch über Fürth und warfen ihre tödliche Fracht ab. Für eine Flucht in die rettenden Luftschutzkeller war es für die meisten nun zu spät.<ref>Fürther Nachrichten vom 25. Februar 1964</ref> Aus heutiger Sicht ist aus den Akten des britischen "Ministry of Home Security" bekannt, dass man an diesem Tag die deutschen Nachtjäger direkt in den Werkshallen und auf den Flugplätzen nachhaltig treffen wollte. Die zwar schon in die Jahre gekommene Me 110 bildete [[1944]] immer noch das Rückgrat der deutschen Luftverbände. Deshalb bombadierte man zeitgleich auch die Flugzeugwerke in Braunschweig und Gotha.<ref name="Buch-Hardhöhe"/>
    
[[Datei:Flamme Aufklärung.jpg|mini|right|US-Aufklärungsbild Feb. 1945]]Der zweite Angriff erfolgte am [[10. September]] gegen 12 Uhr mit 60 B 17 "Flying Fortress" Bombern und dauerte rund 90 Minuten. Neben [[Burgfarrnbach]] (hier war Werk II das Ziel) wurde wiederum die BBF angegriffen und schwer zerstört. Weitere Angriffe auf das Werk auf der Hardhöhe erfolgten am [[26. November]] [[1944]] (gegen 24 Uhr) und der letzte Angriff folgte am [[8. April]] [[1945]].<ref>Winfried Roschmann, Persönlicher Brief vom 28. Dezember 1983, Zeitgeschichtliche Sammlung Stadtarchiv Fürth</ref> 89 "Liberator" zerstörten den Rest, der noch stehen geblieben war. Laut Zeitzeugen war das Areal danach "total zerstört". Schwer getroffen wurde auch die Siedlung im Süden der BBF, da der Angriff sehr weit im Süden lag. Es wurden 154,5 Tonnen Spreng- und 54 Tonnen Brandbomben abgeworfen. Die Reparatur der Maschinen fand zu diesem Zeitpunkt schon längst an anderen Orten statt.
 
[[Datei:Flamme Aufklärung.jpg|mini|right|US-Aufklärungsbild Feb. 1945]]Der zweite Angriff erfolgte am [[10. September]] gegen 12 Uhr mit 60 B 17 "Flying Fortress" Bombern und dauerte rund 90 Minuten. Neben [[Burgfarrnbach]] (hier war Werk II das Ziel) wurde wiederum die BBF angegriffen und schwer zerstört. Weitere Angriffe auf das Werk auf der Hardhöhe erfolgten am [[26. November]] [[1944]] (gegen 24 Uhr) und der letzte Angriff folgte am [[8. April]] [[1945]].<ref>Winfried Roschmann, Persönlicher Brief vom 28. Dezember 1983, Zeitgeschichtliche Sammlung Stadtarchiv Fürth</ref> 89 "Liberator" zerstörten den Rest, der noch stehen geblieben war. Laut Zeitzeugen war das Areal danach "total zerstört". Schwer getroffen wurde auch die Siedlung im Süden der BBF, da der Angriff sehr weit im Süden lag. Es wurden 154,5 Tonnen Spreng- und 54 Tonnen Brandbomben abgeworfen. Die Reparatur der Maschinen fand zu diesem Zeitpunkt schon längst an anderen Orten statt.
Zeile 34: Zeile 34:  
:Dienstag, den 17.4.45 - ''... Gearbeitet wird seit Tagen in keinem Werk mehr, es sind nur noch wenige Leute, die vom Volkssturm zurückgestellt sind, in den Werken erschienen. Von unseren Aussenständen vom RLM und von anderen Firmen haben wir keine Gelder mehr hereinbekommen können, nur einige Schecks von Messerschmitt und vom Luftgau, die die Banken jedoch nicht mehr annehmen... Heute Dienstag hören wir bereits den näher rückenden Kanonendonner und wir wissen, dass die Dörfer in der Umgebung bereits besetzt sind, Fürth selbst wird von Norden her beschossen. Am Vormittag erreicht uns durch ein Boten die Nachricht, dass der Pöbel bereits tüchtig dabei ist, im Werk zu plündern. ... Vor der Fabrik Burgfarrnbach steht leider ein Geschütz der SS, das zu unserer Beruhigung im Laufe des Mittags abgezogen ist. Wir hoffen also, dass die Besetzung unseres Dorfes ohne Kampfhandlung erfolgen wird. Leider sehen wir uns darin getäuscht. Zurückgehende SS lagert sich im Laufe des Nachmittags ganz in der Nähe unseres Grundstückes und der Fabrik. Es kommt zu einem Infanteriegefecht. Die SS geht zurück und die ersten amerikanischen Soldaten erscheinen in einer erheblichen Wut ... Noch immer hören wir Schiessen von der Panzersperre, wo Hitlerjungen unter Führung eines Leutnants weiter kämpfen. Wir befürchten für Burgfarrnbach das Schlimmste. Nun kommen Panzer angerollt und halten direkt vor unserem Garten. .. Auf Lastwagen werden wir nun alle verladen und nach Langenzenn ins erste Auffanglager gebracht. Es ist gegen 9 Uhr abends und fast dunkel. Auf dem Hof einer Zieglerei finden wir bereits eine grössere Anzahl Militärgefangene vor....''  
 
:Dienstag, den 17.4.45 - ''... Gearbeitet wird seit Tagen in keinem Werk mehr, es sind nur noch wenige Leute, die vom Volkssturm zurückgestellt sind, in den Werken erschienen. Von unseren Aussenständen vom RLM und von anderen Firmen haben wir keine Gelder mehr hereinbekommen können, nur einige Schecks von Messerschmitt und vom Luftgau, die die Banken jedoch nicht mehr annehmen... Heute Dienstag hören wir bereits den näher rückenden Kanonendonner und wir wissen, dass die Dörfer in der Umgebung bereits besetzt sind, Fürth selbst wird von Norden her beschossen. Am Vormittag erreicht uns durch ein Boten die Nachricht, dass der Pöbel bereits tüchtig dabei ist, im Werk zu plündern. ... Vor der Fabrik Burgfarrnbach steht leider ein Geschütz der SS, das zu unserer Beruhigung im Laufe des Mittags abgezogen ist. Wir hoffen also, dass die Besetzung unseres Dorfes ohne Kampfhandlung erfolgen wird. Leider sehen wir uns darin getäuscht. Zurückgehende SS lagert sich im Laufe des Nachmittags ganz in der Nähe unseres Grundstückes und der Fabrik. Es kommt zu einem Infanteriegefecht. Die SS geht zurück und die ersten amerikanischen Soldaten erscheinen in einer erheblichen Wut ... Noch immer hören wir Schiessen von der Panzersperre, wo Hitlerjungen unter Führung eines Leutnants weiter kämpfen. Wir befürchten für Burgfarrnbach das Schlimmste. Nun kommen Panzer angerollt und halten direkt vor unserem Garten. .. Auf Lastwagen werden wir nun alle verladen und nach Langenzenn ins erste Auffanglager gebracht. Es ist gegen 9 Uhr abends und fast dunkel. Auf dem Hof einer Zieglerei finden wir bereits eine grössere Anzahl Militärgefangene vor....''  
 
:Mittwoch, den 18.4.45 - ''Früh morgens gegen 5 Uhr erscheint eine Anzahl von Kraftfahrzeugen. Wir müssen sämtlich auf die Lastwagen.... Trotz meines Protestes werden wir mitgenommen. Die Fahrt geht weit bis nach Würzburg und dort zum Militärsammellager, das voll von deutschen Soldaten ist.... Bei der Militärregierung spreche ich mit einem amerikanischem Major, dem ich den Brief (Schreiben der amerikanischen Handelskammer) zeige und um seine Hilfe bitte. Dieser Mann ist ausserordentlich ablehnend und bestimmt, dass wir zwar frei wären, aber in Würzburg zu bleiben haben, da sich niemand 6 km von seinem Ort entfernen darf.''  
 
:Mittwoch, den 18.4.45 - ''Früh morgens gegen 5 Uhr erscheint eine Anzahl von Kraftfahrzeugen. Wir müssen sämtlich auf die Lastwagen.... Trotz meines Protestes werden wir mitgenommen. Die Fahrt geht weit bis nach Würzburg und dort zum Militärsammellager, das voll von deutschen Soldaten ist.... Bei der Militärregierung spreche ich mit einem amerikanischem Major, dem ich den Brief (Schreiben der amerikanischen Handelskammer) zeige und um seine Hilfe bitte. Dieser Mann ist ausserordentlich ablehnend und bestimmt, dass wir zwar frei wären, aber in Würzburg zu bleiben haben, da sich niemand 6 km von seinem Ort entfernen darf.''  
:Donnerstag, den 19.4.45 - ''Durch die [[US Army|Amerikaner]] zurückgebracht zu werden entfällt leider. Auch mein Versuch, mit den leeren Lastwagen, die Gefangene bringen, wieder zurückzufahren, misslingt.... Gegen mittags 2 Uhr machen wir uns (zufuss) auf den Weg.... An diesem ersten Tag kommen wir vollkommen verdreckt, verstaubt und hungrig bis in die Nähe von Kitzingen....''
+
:Donnerstag, den 19.4.45 - ''Durch die [[U.S. Army|Amerikaner]] zurückgebracht zu werden entfällt leider. Auch mein Versuch, mit den leeren Lastwagen, die Gefangene bringen, wieder zurückzufahren, misslingt.... Gegen mittags 2 Uhr machen wir uns (zufuss) auf den Weg.... An diesem ersten Tag kommen wir vollkommen verdreckt, verstaubt und hungrig bis in die Nähe von Kitzingen....''
 
:Freitag, den 20.4.45 - ''... wir schaffen auch an diesem Tag rund 30 km. Wir erreichen die Oberförsterei, idyllisch im Steigerwald gelegen....''
 
:Freitag, den 20.4.45 - ''... wir schaffen auch an diesem Tag rund 30 km. Wir erreichen die Oberförsterei, idyllisch im Steigerwald gelegen....''
 
:Sonnabend, den 21.4.45 - ''An diesem Morgen machen wir uns um 7 Uhr auf den Weg und erreichen nach einem Marsch von fast 40 km ein Dorf in der Nähe von Emskirchen.....''
 
:Sonnabend, den 21.4.45 - ''An diesem Morgen machen wir uns um 7 Uhr auf den Weg und erreichen nach einem Marsch von fast 40 km ein Dorf in der Nähe von Emskirchen.....''
 
:Sonntag, den 22.4.45 - ''... Gegen Mittag erreichen wir Puschendorf, nun haben wir nur noch 9 km. Kurz vor Burgfarrnbach finden wir überall schwarze Besatzung und befürchten das Schlimmste. Gegen 2 Uhr erreichen wir Burgfarrnbach und sind glücklich, unser Haus zu sehen und finden alles so vor, wie wir es verlassen haben.....''
 
:Sonntag, den 22.4.45 - ''... Gegen Mittag erreichen wir Puschendorf, nun haben wir nur noch 9 km. Kurz vor Burgfarrnbach finden wir überall schwarze Besatzung und befürchten das Schlimmste. Gegen 2 Uhr erreichen wir Burgfarrnbach und sind glücklich, unser Haus zu sehen und finden alles so vor, wie wir es verlassen haben.....''
 
:Montag, den 23.4.45 - ''...Ich besichtige ... das Werk und stelle zunächst fest, dass der Mercedes von Dietrich gestohlen ist.... In der Fabrik selbst sieht es wüst aus. Alle Türen erbrochen, die Geräte und Werkzeuge durcheinander geworfen...''
 
:Montag, den 23.4.45 - ''...Ich besichtige ... das Werk und stelle zunächst fest, dass der Mercedes von Dietrich gestohlen ist.... In der Fabrik selbst sieht es wüst aus. Alle Türen erbrochen, die Geräte und Werkzeuge durcheinander geworfen...''
:Donnerstag, den 26.4.45 - ''Heute fahren wir zum ersten mal nach Fürth per Rad.... Auf unserem Flugplatz wird von [[US Army|Amerikaner]]n mit Schleppern intensiv gearbeitet, der Flugplatz wird vergrössert und in Takt gebracht. Das Werk dürfen wir nicht betreten. Wir stellen aber fest, dass der Pöbel alles was nicht niet- und nagelfest ist ... geplündert hat.... In den Kellern der Bergbräu, wo ich die Segenthiner Möbel und meine Privatsachen, auch den Alkohol untergebracht hatte, sind Schwarze zusammen mit ausländischen Arbeitern eingebrochen, haben alles gestohlen, was sie gebrauchen konnten und die schönen alten Möbel zum allergrössten Teil sinnlos zerschlagen.... Wir machen unseren ersten Besuch beim Stadtkommandanten, Kapitän Cofer, einem sehr entgegenkommenden Mann, der uns sofort zusagte, ein besonderes Plakat zu geben, wonach das Eintreten in unsere Betriebe für jedermann, auch für [[US Army|Amerikaner]] verboten sei... Bei der Rückfahrt treffen wir den Ing. Randel, der uns mitteilt, dass in Zirndorf, unserer elektrischen Werkstatt, 12 Mann des Sekret Service eingetroffen sein sollen, die alles untersuchen und beschlagnahmen ... Es gibt in Fürth und Burgfarrnbach weder Strom noch Gas.''  
+
:Donnerstag, den 26.4.45 - ''Heute fahren wir zum ersten mal nach Fürth per Rad.... Auf unserem Flugplatz wird von [[U.S. Army|Amerikaner]]n mit Schleppern intensiv gearbeitet, der Flugplatz wird vergrössert und in Takt gebracht. Das Werk dürfen wir nicht betreten. Wir stellen aber fest, dass der Pöbel alles was nicht niet- und nagelfest ist ... geplündert hat.... In den Kellern der Bergbräu, wo ich die Segenthiner Möbel und meine Privatsachen, auch den Alkohol untergebracht hatte, sind Schwarze zusammen mit ausländischen Arbeitern eingebrochen, haben alles gestohlen, was sie gebrauchen konnten und die schönen alten Möbel zum allergrössten Teil sinnlos zerschlagen.... Wir machen unseren ersten Besuch beim Stadtkommandanten, Kapitän Cofer, einem sehr entgegenkommenden Mann, der uns sofort zusagte, ein besonderes Plakat zu geben, wonach das Eintreten in unsere Betriebe für jedermann, auch für [[U.S. Army|Amerikaner]] verboten sei... Bei der Rückfahrt treffen wir den Ing. Randel, der uns mitteilt, dass in Zirndorf, unserer elektrischen Werkstatt, 12 Mann des Sekret Service eingetroffen sein sollen, die alles untersuchen und beschlagnahmen ... Es gibt in Fürth und Burgfarrnbach weder Strom noch Gas.''  
 
:Freitag, den 27.4.45 - ''1. Besprechung mit unseren Abteilungsleitern in der Bäumenstrasse... Wir wollen einen Technischen Sonderdienst für Stadt und Industrie einrichten zur Wiederinbetriebnahme von Anlagen. Für uns keine Schwierigkeiten, da wir genügend Fachkräfte und auch Material besitzen. Sehr schwierig allerdings ist die Transportfrage... Ausserdem beabsichtigen wir in Burgfarrnbach die Reparatur für Landwirtschaftliche Maschinen einzurichten.''
 
:Freitag, den 27.4.45 - ''1. Besprechung mit unseren Abteilungsleitern in der Bäumenstrasse... Wir wollen einen Technischen Sonderdienst für Stadt und Industrie einrichten zur Wiederinbetriebnahme von Anlagen. Für uns keine Schwierigkeiten, da wir genügend Fachkräfte und auch Material besitzen. Sehr schwierig allerdings ist die Transportfrage... Ausserdem beabsichtigen wir in Burgfarrnbach die Reparatur für Landwirtschaftliche Maschinen einzurichten.''
 
:Sonnabend, den 28.4.45 - ''Die ersten Leute erscheinen zu Aufräumarbeiten. Ein Teil der Fabrik ist mit Einquartierungen belegt...''  
 
:Sonnabend, den 28.4.45 - ''Die ersten Leute erscheinen zu Aufräumarbeiten. Ein Teil der Fabrik ist mit Einquartierungen belegt...''  
Zeile 48: Zeile 48:  
:Dienstag, den 8.5.45 - ''Heute beginnen wieder die Arbeiten im Hauptwerk.... Die Banken haben heute aufgemacht und zahlen von Guthaben kleinere Beträge aus, sofern es sich nicht um Angehörige der SS handelt.''
 
:Dienstag, den 8.5.45 - ''Heute beginnen wieder die Arbeiten im Hauptwerk.... Die Banken haben heute aufgemacht und zahlen von Guthaben kleinere Beträge aus, sofern es sich nicht um Angehörige der SS handelt.''
 
:Mittwoch, den 9.5.45 - ''Wir legen die Kündigungen fest mit Ausnahme von 70 Angestellten, die besten und ältesten, die wir für die augenblicklichen Arbeiten und für die Erhaltung unserer Substanz brauchen. Alle anderen werden gekündigt.''
 
:Mittwoch, den 9.5.45 - ''Wir legen die Kündigungen fest mit Ausnahme von 70 Angestellten, die besten und ältesten, die wir für die augenblicklichen Arbeiten und für die Erhaltung unserer Substanz brauchen. Alle anderen werden gekündigt.''
:Montag, den 14.5.45 - ''Ich stelle fest, dass unsere Werkzeuge und Einrichtungen in den Kellern anfangen, durch die Nässe erheblich zu leiden. Wo aber hin damit. Sowohl im Hauptwerk als in Burgfarrnbach sitzen [[US Army|Amerikaner]]. Es bleibt nur die Schwabacherstrasse... Es ist endlich gelungen, das Oberfinanzpräsidium zu finden, man erinnert sich auch sehr wohl an das Versprechen, uns ein Akontozahlung auf unsere RLM-Forderung zu gewähren, aber im Augenblick ist dort gar nichts zu machen. Über die Regelung des Finanzproblems wissen die Herren nichts. Das gleiche trifft beim Arbeitsamt zu ...''
+
:Montag, den 14.5.45 - ''Ich stelle fest, dass unsere Werkzeuge und Einrichtungen in den Kellern anfangen, durch die Nässe erheblich zu leiden. Wo aber hin damit. Sowohl im Hauptwerk als in Burgfarrnbach sitzen [[U.S. Army|Amerikaner]]. Es bleibt nur die Schwabacherstrasse... Es ist endlich gelungen, das Oberfinanzpräsidium zu finden, man erinnert sich auch sehr wohl an das Versprechen, uns ein Akontozahlung auf unsere RLM-Forderung zu gewähren, aber im Augenblick ist dort gar nichts zu machen. Über die Regelung des Finanzproblems wissen die Herren nichts. Das gleiche trifft beim Arbeitsamt zu ...''
 
:Dienstag, den 15.5.45 - ''An allen Aufträgen zur Regulierung der Gas- und Elektrizitätsleitungen arbeiten jetzt ca. 80 Mann. Die Lohnzahlung für dieses Leute wird allmählich unangenehm, da wir immer noch nicht wissen, wie wir die Leute bezahlen sollen ...''
 
:Dienstag, den 15.5.45 - ''An allen Aufträgen zur Regulierung der Gas- und Elektrizitätsleitungen arbeiten jetzt ca. 80 Mann. Die Lohnzahlung für dieses Leute wird allmählich unangenehm, da wir immer noch nicht wissen, wie wir die Leute bezahlen sollen ...''
 
:Donnerstag, den 17.5.45 - ''Auf der Commerzbank haben wir noch ein Guthaben von 17.000,-- RM, das wir nun abheben können zu dringenden Lohnzahlungen.''
 
:Donnerstag, den 17.5.45 - ''Auf der Commerzbank haben wir noch ein Guthaben von 17.000,-- RM, das wir nun abheben können zu dringenden Lohnzahlungen.''
 
:Freitag, den 18.5.45 - ''Ich verhandle über diese und jene Frage mit der Militärregierung und stelle ihnen den unhaltbaren Zustand vor, dass von ihnen eine Menge Befehle erlassen worden sind um uns zu schützen ... aber alle solchen Befehle sind vollkommen nutzlos, wenn von vorneherein sich kein Offizier und Truppenteil überhaupt nicht darum kümmert....Die Militärregierung muss nun selbst zugeben, dass sie machtlos ist. Den einzigen Rat den die Herren mir gegeben haben, ich müsse abwarten, bis die Truppen endgültig abgezogen seien und die Zivilregierung komme.''  
 
:Freitag, den 18.5.45 - ''Ich verhandle über diese und jene Frage mit der Militärregierung und stelle ihnen den unhaltbaren Zustand vor, dass von ihnen eine Menge Befehle erlassen worden sind um uns zu schützen ... aber alle solchen Befehle sind vollkommen nutzlos, wenn von vorneherein sich kein Offizier und Truppenteil überhaupt nicht darum kümmert....Die Militärregierung muss nun selbst zugeben, dass sie machtlos ist. Den einzigen Rat den die Herren mir gegeben haben, ich müsse abwarten, bis die Truppen endgültig abgezogen seien und die Zivilregierung komme.''  
 
:Dienstag, den 22.5.45 - ''Sicher tut die Militärregierung von sich aus alles was nur möglich ist ... aber es zeigt sich leider nur immer wieder, dass ihre Macht nur eine sehr geringe ist. Jeder amerikanische Soldat tut was er will....''
 
:Dienstag, den 22.5.45 - ''Sicher tut die Militärregierung von sich aus alles was nur möglich ist ... aber es zeigt sich leider nur immer wieder, dass ihre Macht nur eine sehr geringe ist. Jeder amerikanische Soldat tut was er will....''
:Mittwoch, den 23.5.45 - ''... In der Kongresshalle haben wir ein sehr wertvolles Lager von Material und Werkzeugen. Der Eintritt ist uns immer noch verwehrt. Seit 4 Wochen machen die [[US Army|Amerikaner]] dort Inventur, die längst beendet sein sollte. Heute wurde uns gesagt, es könnte noch gut 8 Wochen dauern ... vorher darf niemand hinein.''
+
:Mittwoch, den 23.5.45 - ''... In der Kongresshalle haben wir ein sehr wertvolles Lager von Material und Werkzeugen. Der Eintritt ist uns immer noch verwehrt. Seit 4 Wochen machen die [[U.S. Army|Amerikaner]] dort Inventur, die längst beendet sein sollte. Heute wurde uns gesagt, es könnte noch gut 8 Wochen dauern ... vorher darf niemand hinein.''
 
:Donnerstag, den 24.5.45 - ''Wir werden jetzt Büros und das gesamte Material, sofern wir seiner habhaft werden können, zur Schwabacherstrasse bringen, damit wir die Miete der anderen Räume sparen ...''  
 
:Donnerstag, den 24.5.45 - ''Wir werden jetzt Büros und das gesamte Material, sofern wir seiner habhaft werden können, zur Schwabacherstrasse bringen, damit wir die Miete der anderen Räume sparen ...''  
 
:Dienstag, den 29.5.45 - ''Die amerikanische Armee beabsichtigt, unser Hauptwerk bis zu 70 % wieder zu erstellen.... Aufgebaut und vollkommen instandgesetzt werden sollen: Halle I, GfL-Gebäude, Halle III und einige kleine Nebenräume... Der Auftraggeber ist die amerikanische Armee direkt... Ganz zweifelsfrei ist geklärt, dass das Werk samt sämtlichen Inhalt von der amerikanischen Luftwaffe beschlagnahmt ist und wir auch keinerlei Maschinen und Material mehr herausnehmen dürfen.''<ref>Wolf-Werner von Blumenthal, Tagebuchauszug von 17. April 1945 bis 29. Mai 1945</ref>  
 
:Dienstag, den 29.5.45 - ''Die amerikanische Armee beabsichtigt, unser Hauptwerk bis zu 70 % wieder zu erstellen.... Aufgebaut und vollkommen instandgesetzt werden sollen: Halle I, GfL-Gebäude, Halle III und einige kleine Nebenräume... Der Auftraggeber ist die amerikanische Armee direkt... Ganz zweifelsfrei ist geklärt, dass das Werk samt sämtlichen Inhalt von der amerikanischen Luftwaffe beschlagnahmt ist und wir auch keinerlei Maschinen und Material mehr herausnehmen dürfen.''<ref>Wolf-Werner von Blumenthal, Tagebuchauszug von 17. April 1945 bis 29. Mai 1945</ref>  
Zeile 65: Zeile 65:  
[[Bild:Flamme 2007.jpg|mini|right|Möbelhaus Flamme von Westen im Jahr 2007]]
 
[[Bild:Flamme 2007.jpg|mini|right|Möbelhaus Flamme von Westen im Jahr 2007]]
   −
Nach der Einnahme Fürths durch amerikanische Truppen nutzte zunächst die US Airforce das Fluggelände. Es gibt Filmaufnahmen, die startende amerikanische Jagdflugzeuge auf der Startbahn der BBF zeigen. Gleich nach der Einnahme Fürths durch die US Army sollen von hier aus Angriffe auf [[Nürnberg]] und vor allem nach Süddeutschland geflogen worden sein. Auch Zeitzeugen berichten von amerikanischen Flugzeugen mit "''unter den Tragflächen hängenden Bomben''".  
+
Nach der Einnahme Fürths durch amerikanische Truppen nutzte zunächst die US Airforce das Fluggelände. Es gibt Filmaufnahmen, die startende amerikanische Jagdflugzeuge auf der Startbahn der BBF zeigen. Gleich nach der Einnahme Fürths durch die U.S. Army sollen von hier aus Angriffe auf [[Nürnberg]] und vor allem nach Süddeutschland geflogen worden sein. Auch Zeitzeugen berichten von amerikanischen Flugzeugen mit "''unter den Tragflächen hängenden Bomben''".  
    
Im Jahr [[1949]] erfolgte schließlich die Schaffung einer provisorischen Flugplatz-Verwaltung mit deutschem Personal, die den Betrieb am “[[Industrieflughafen Fürth|Industrieflughafen Nürnberg-Fürth]]” im Folgejahr aufnahm. Der Flughafen diente in den kommenden fünf Jahren als Provisorium und leistete wichtige Dienste, besonders für den Warenverkehr. Die Landebahn wurde mittels Stahlplatten verstärkt und verlängert, um auch für die schwerer werdenden Flugzeuge auszureichen. Der internationale Flugbetrieb endete am [[6. April]] [[1955]], als der neue Flughafen “Nürnberg-Kraftshof” seinen Betrieb aufnahm – dem heute noch bekannten Flughafen im Nürnberger Knoblauchsland. Damit endete schließlich auch das Kapitel des Luftverkehrs in Fürth.  
 
Im Jahr [[1949]] erfolgte schließlich die Schaffung einer provisorischen Flugplatz-Verwaltung mit deutschem Personal, die den Betrieb am “[[Industrieflughafen Fürth|Industrieflughafen Nürnberg-Fürth]]” im Folgejahr aufnahm. Der Flughafen diente in den kommenden fünf Jahren als Provisorium und leistete wichtige Dienste, besonders für den Warenverkehr. Die Landebahn wurde mittels Stahlplatten verstärkt und verlängert, um auch für die schwerer werdenden Flugzeuge auszureichen. Der internationale Flugbetrieb endete am [[6. April]] [[1955]], als der neue Flughafen “Nürnberg-Kraftshof” seinen Betrieb aufnahm – dem heute noch bekannten Flughafen im Nürnberger Knoblauchsland. Damit endete schließlich auch das Kapitel des Luftverkehrs in Fürth.  
117.536

Bearbeitungen