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|Bild=Bella Rosenkranz 1940.jpg
 
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|Nachname=Rosenkranz
 
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|Abweichende Namensform=Goldberg
 
|Geburtstag=16. Oktober
 
|Geburtstag=16. Oktober
 
|Geburtsjahr=1921
 
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Rosenkranz gelang die Einreise mit dem Zug von Bentschen nach Posen bzw. Lodz, wo sich ein Onkel um sie zunächst kümmerte. Von dort auch ging es weiter zu einem Landgut an der russischen Grenze, in dem sich zionistische Gruppen auf ein künftiges Leben in Palästina vorbereiteten. Nach dem Überall auf Polen durch das deutsche Militär im September [[1939]] musste Rosenkranz erneut flüchten, eine Ausreise nach Palästina rückte in weite Ferne. Rosenkranz flieht nach Wilna und landet schließlich in der Kleinstadt Krasnaja Sloboda (im heutigen Aserbaidschan). Zunächst arbeitete sie in einem Krankenhaus ehe sie dann in ein Kinderspital in Wizebsk (Weißrussland) versetzt wird. Dort erlebt sie den Überfall Hitlers auf Russland am [[22. Juni]] [[1941]] - das sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Barbarossa Unternehmen Barbarossa]". Nach Kriegsbeginn im Juni [[1941]] war Rosenkranz als ehem. deutsche Jüdin von einer Minute zur anderen ein Feind des Russischen Reiches. "''Ganz plötzlich war ich zum Feind geworden, ... weil sie Deutsche ist in der Sowjetunion... Die Milizionäre sagten zu mir, ich solle Wäsche und einen Mantel mitnehmen. Das hätten sie gar nicht gedurft, sie taten es aber aus Mitleid. Es war Hochsommer und ich fand es absurd, Winterkleidung einzupacken. Außerdem dachte ich, dass ich spätestens abends wieder zurück sein würde''". Rosenkranz verglich die Situation ähnlich mit der gleichen Situation vor knapp drei Jahre in Fürth, bei der Deportation durch die Gestapo. Nach der erneuten Verhaftung landete sie in einem Gefangenlager: "''Ich wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt ... politischen Häftlingen geht es weit schlechter als "normalen" Verbrechern, das muss sie immer wieder erfahren in den folgenden Jahren ... Wer hier einmal eingesperrt war, hatte mit der Außenwelt keinen Kontakt mehr.''" <ref>Alexander Jungkunz: ''23 Jahre Odyssee''. In: Nürnberger Nachrichten vom 25. Oktober 2008 - [http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/23-jahre-odyssee-1.481905 online abrufbar]</ref> Von Wizebsk geht es mit dem Zug weiter nach Gorki, der Hauptstadt des Urals. Es folgt ein lagerähnliches Gefängnis, in dem sie nach drei Monaten erstmals einem Untersuchungsrichter vorgeführt wird. Der Untersuchungsrichter verkündet fünf Jahre Arbeitslager, dass Bella Rosenkranz allerdings erst knapp zwei Jahre später im Jahr [[1943]] erreicht.  
 
Rosenkranz gelang die Einreise mit dem Zug von Bentschen nach Posen bzw. Lodz, wo sich ein Onkel um sie zunächst kümmerte. Von dort auch ging es weiter zu einem Landgut an der russischen Grenze, in dem sich zionistische Gruppen auf ein künftiges Leben in Palästina vorbereiteten. Nach dem Überall auf Polen durch das deutsche Militär im September [[1939]] musste Rosenkranz erneut flüchten, eine Ausreise nach Palästina rückte in weite Ferne. Rosenkranz flieht nach Wilna und landet schließlich in der Kleinstadt Krasnaja Sloboda (im heutigen Aserbaidschan). Zunächst arbeitete sie in einem Krankenhaus ehe sie dann in ein Kinderspital in Wizebsk (Weißrussland) versetzt wird. Dort erlebt sie den Überfall Hitlers auf Russland am [[22. Juni]] [[1941]] - das sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Barbarossa Unternehmen Barbarossa]". Nach Kriegsbeginn im Juni [[1941]] war Rosenkranz als ehem. deutsche Jüdin von einer Minute zur anderen ein Feind des Russischen Reiches. "''Ganz plötzlich war ich zum Feind geworden, ... weil sie Deutsche ist in der Sowjetunion... Die Milizionäre sagten zu mir, ich solle Wäsche und einen Mantel mitnehmen. Das hätten sie gar nicht gedurft, sie taten es aber aus Mitleid. Es war Hochsommer und ich fand es absurd, Winterkleidung einzupacken. Außerdem dachte ich, dass ich spätestens abends wieder zurück sein würde''". Rosenkranz verglich die Situation ähnlich mit der gleichen Situation vor knapp drei Jahre in Fürth, bei der Deportation durch die Gestapo. Nach der erneuten Verhaftung landete sie in einem Gefangenlager: "''Ich wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt ... politischen Häftlingen geht es weit schlechter als "normalen" Verbrechern, das muss sie immer wieder erfahren in den folgenden Jahren ... Wer hier einmal eingesperrt war, hatte mit der Außenwelt keinen Kontakt mehr.''" <ref>Alexander Jungkunz: ''23 Jahre Odyssee''. In: Nürnberger Nachrichten vom 25. Oktober 2008 - [http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/23-jahre-odyssee-1.481905 online abrufbar]</ref> Von Wizebsk geht es mit dem Zug weiter nach Gorki, der Hauptstadt des Urals. Es folgt ein lagerähnliches Gefängnis, in dem sie nach drei Monaten erstmals einem Untersuchungsrichter vorgeführt wird. Der Untersuchungsrichter verkündet fünf Jahre Arbeitslager, dass Bella Rosenkranz allerdings erst knapp zwei Jahre später im Jahr [[1943]] erreicht.  
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Nach dem abarbeiten ihrer fünf Jahre Arbeitslager hofft Rosenkranz vergeblich auf die Freilassung aus dem Lager. Jedoch legt eine neue Verordnung Stalins fest, "''dass sich bei allen deutschen politischen Gefangenen die Entlassungsfrist auf unbestimmte Zeit verlängere''." Es folgt die Verbannung nach Sibirern, bei der ihr unterwegs die Flucht gelingt. Unter falschen Namen gelingt es Bella Rosenkranz - inzwischen unter dem falschen Namen Bella Goldberg - sich russische Papiere als Staatsbürgerin zu besorgen und eine kleine Existenz aufzubauen. In den Städten Nachodka und Wladiwostok in Sibirien heuert sie von 1953 bis 1961 auf diversen Schiffen an. Die Fracht- und Fischerei-Boote fahren überwiegend im Pazifik, während Bella Rosenkranz als "übel schikanierte Putzhilfe" zunächst auf den Booten arbeitet, ehe ihr der Aufstieg als Buchhälterin gelingt.
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Nach dem abarbeiten ihrer fünf Jahre Arbeitslager hofft Rosenkranz vergeblich auf die Freilassung aus dem Lager. Jedoch legt eine neue Verordnung Stalins fest, "''dass sich bei allen deutschen politischen Gefangenen die Entlassungsfrist auf unbestimmte Zeit verlängere''." Es folgt die Verbannung nach Sibirern, bei der ihr unterwegs die Flucht gelingt. Unter falschen Namen gelingt es Bella Rosenkranz - inzwischen unter dem falschen Namen ''Bella Goldberg'' - sich russische Papiere als Staatsbürgerin zu besorgen und eine kleine Existenz aufzubauen. In den Städten Nachodka und Wladiwostok in Sibirien heuert sie von [[1953]] bis [[1961]] auf diversen Schiffen an. Die Fracht- und Fischerei-Boote fahren überwiegend im Pazifik, während Bella Rosenkranz als "übel schikanierte Putzhilfe" zunächst auf den Booten arbeitet, ehe ihr der Aufstieg als Buchhälterin gelingt.
    
[[1961]] bekommt Rosenkranz vom Suchdienst des Roten Kreuzes Post. Das Rote Kreuz forderte die sowjetische Regierung auf, Rosenkranz aus dem Land ausreisen zu lassen. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, da sie inzwischen ja unter falschen Namen mit gefälschten Papieren in Russland lebte. Die Ausreise gelang mit etlichen Zwischenstationen noch im gleichen Jahr, so dass schließlich wieder nach Fürth zurück kam, und dort als Buchhalterin eine Anstellung fand. Sie stellt fest, dass von ihren früheren Bekannten kaum noch jemand am Leben war - nach eigenem Bekunden erfuhr Sie erst jetzt vom Holocaust und deren Ausmaß.  
 
[[1961]] bekommt Rosenkranz vom Suchdienst des Roten Kreuzes Post. Das Rote Kreuz forderte die sowjetische Regierung auf, Rosenkranz aus dem Land ausreisen zu lassen. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, da sie inzwischen ja unter falschen Namen mit gefälschten Papieren in Russland lebte. Die Ausreise gelang mit etlichen Zwischenstationen noch im gleichen Jahr, so dass schließlich wieder nach Fürth zurück kam, und dort als Buchhalterin eine Anstellung fand. Sie stellt fest, dass von ihren früheren Bekannten kaum noch jemand am Leben war - nach eigenem Bekunden erfuhr Sie erst jetzt vom Holocaust und deren Ausmaß.  
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