Ferdinand Krauß

1950 (ca) Kirchenrat Ferdinand Krauß, Ausschnitt.jpg
Kirchenrat Ferdinand Krauß ca. 1950
Person
Ferdinand Krauß
Vorname
Ferdinand
Nachname
Krauß
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
29. April 1888
Geburtsort
Beyerberg
Beruf
Stadtpfarrer, Kirchenrat
Religion
evangelisch-lutherisch
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Ferdinand Krauß (geb. 29. April 1888 in Beyerberg; gest. ) war Pfarrer an der Fürther Kirche St. Paul.[1]

Leben

Ferdinand Krauß wurde am 29. April 1888 in Beyerberg geboren. Sein Vater war Pfarrer in Elpersdorf[2] und Ferdinand besuchte die Lehranstalt in Windsbach, die seit September 1898 als kgl. Progymnasium eröffnet wurde und mit der Erziehungsanstalt Pfarrwaisenhaus eine Einheit bildete. Der Zehnjährige Ferdinand besuchte 1898 die erste Klasse[3], seine Brüder Hugo und Alfred die vierte und fünfte Klasse.

  • 1913 Eintritt in den kirchlichen Dienst der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
  • am 22. März 1914 wurde Ferdinand Krauß ordiniert.
  • 1920 bekleidete er die zweite Pfarrstelle von Cadolzburg
  • 1928 hatte er die zweite Pfarrstelle der Kirche St. Paul in Fürth inne
  • 1932 besetzte er dann die erste Pfarrstelle der Kirche St. Paul, die er bis 1957 inne hielt
  • 1957 ging Ferdinand Krauß in Ruhestand und wohnte sodann in der Schwabacher Straße 201, später Schwabacher Straße 262.

Krauß bekam den Titel „Kirchenrat“ verliehen.

Erntedankpredigt 1935

Seit Machtantritt der Nationalsozialisten war die Landeskirche dem Problem ausgesetzt, dass die Gestaltung des Erntedankfestes politisch motiviert umgestaltet werden sollte. So informierte der Landeskirchenrat die Dekanate am 27. September 1933, dass der NSDAP-Gau Mittelfranken beabsichtigte den Festgottesdienst als Feldgottesdienst abzuhalten. Im Jahr darauf wurde den Gemeinden eine Kooperation mit der Orts- und Bezirksbauernschaft empfohlen, was naturgemäß zu vereinzelten Konflikten führte.
1935 nahm Pfarrer Ferdinand Krauß die „Erntenot“ in den Blick, worunter er ein materialistisches Denken verstand, das nicht mehr Gott hinter dem Erntesegen sehe und darum unfähig zum Danken sei. Er kritisierte die Abkehr von Gott hin zu einer religiösen Überhöhung alles Deutschen.[4] Weil das „Gemeindeblatt für Fürth und Umgebung“ die Predigt abgedruckt hatte, wurde die Ausgabe aufgrund „den Wehrgedanken beeinträchtigenden Ausführungen“ beschlagnahmt.[5]
Am Samstag vor dem 1. Advent 1935 wurde der 1. Pfarrer von St. Paul von 8 Uhr bis 12 Uhr in Schutzhaft genommen, weil der Polizei der neue Monatsgruß nicht termingerecht zur Zensur vorgelegt worden war![6] Vermutlich ist diese Maßnahme im Zusammenhang mit dem Abdruck der Krauß'schen Predigt zu sehen, denn Erntedank war 1935 am 6. Oktober, der Abdruck der Predigt konnte also erst in der Novembernummer des Monatsgruß erfolgen und die Verhaftung war am Samstag, 30. November 1935.

Trauerfeier für Opfer vom Luftangriff 8./9. März 1943

Ferdinand Krauß war bei der Trauerfeier auf dem Fürther Friedhof gemeinsam mit Pfarrer Gustav Schmetzer und Franz Schwarzmann eingebunden. Am 13. März 1943 wurde vormittags eine Feier am Friedhof Fürth vor der Leichenhalle für die 40 Toten gehalten. Aus dem Gemeindegebiet von Pfarrer Krauß hatten die Bombenangriffe besonders die Karolinenstraße und die Amalienstraße 43, 45, 47 und 48, 50 sowie 52 getroffen. In einem Leserbrief von 1993 wird die damalige Beerdigungsfeier als eine Kundgebung des stellvertretenden Gauleiters Karl Holz dargestellt, in der Ferdinand Krauß danach „unprogrammgemäß“ noch eine Ansprache hielt, die von Anwesenden als Kontrast empfunden wurde. „Danach wurden die einzelnen Toten durch ihre Seelsorge-Geistlichen zu Grabe geleitet und in herkömmlicherweise beerdigt. Um ½ 5 wurde die letzte Leiche zu Grabe getragen.[7]

Adiaphora

Pfarrer Ferdinand Krauß vollzog am 8. Juni 1942 die Trauung von Gustav Schickedanz mit Grete in der Paulskirche.[8] Er war mit der Familie Schickedanz eng verbunden, da er bereits die erste Frau von Gustav 1929 beerdigt hatte. Als Krauß aus Anlass der Verbreitung eines Stalingrad-Gedichtes ins Visier der Gestapo geriet, erwirkte Gustav Schickedanz die Einstellung des Verfahrens.[9] Am 20. Oktober 1943 kam das erste und einzige Kind von Gustav und Grete Schickedanz im bombensicheren Bunker der Nürnberger Frauenklinik zur Welt. Vier Wochen nach der Geburt wurde Elisabeth Christa Madeleine Schickedanz von Pfarrer Ferdinand Krauß im Hersbrucker Haus der Familie getauft.[10]

Siehe auch

Weblinks

  • Ferdinand Krauß: Erntedankpredigt 1935. In: Karl-Heinz Fix: Zustimmung - Anpassung - Widerspruch: Quellen zur Geschichte des bayerischen Protestantismus in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, 2020, S. 1162 ff.

Einzelnachweise

  1. alle biographischen Daten nach „Personalstand der Evang.-Luth. Kirche in Bayern“ (sog. Bruderverräter), 37. Ausgabe von 1974, S. 382
  2. siehe Schülerverzeichnis in „Das allgemeine protestantische Pfarr-Waisenhaus für Bayern d.d. Rhs. in Windsbach“, 53 Heft, 1898, S. 9
  3. ebenda
  4. Karl-Heinz Fix: Zustimmung - Anpassung - Widerspruch: Quellen zur Geschichte des bayerischen Protestantismus in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, 2020, S. 131. Fix bezieht sich auf die Ausgabe 21 des Gemeindeblattes im Jahr 1935 mit der Nr. 42
  5. ebenda, Anm. 173
  6. siehe „Fürth St. Paul“ in: Dekanat Fürth in Bayern, S. 42
  7. Gustav Schmetzer: „Kriegschronik des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Fürth St. Michael vom Weltkrieg 1. September 1939 bis 1945 und der Nachkriegszeit bis 1950“, S. 6
  8. siehe Gregor Schöllgen: Gustav Schickedanz, 2020, o.S.]
  9. ebenda
  10. ebenda

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