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== Erste Hinweise ab dem 14. Jahrhundert ==
 
== Erste Hinweise ab dem 14. Jahrhundert ==
[[Bild:Jost amman papyrer staendebuch 1568.jpg|thumb|right| '''Jost Amman: Papyrer ("Ständebuch"), 1568''' Jost Amman 1568.]]
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[[Bild:Jost amman papyrer staendebuch 1568.jpg|mini|right| '''Jost Amman: Papyrer ("Ständebuch"), 1568''' Jost Amman 1568.]]
 
Für das Jahr [[1394]] wird im [[Wikipedia: Pfinzing-Atlas|Pfinzing-Atlas]] von 1594 die ''Papier- und Schleifmühle'' als ''Mühlenwerk in Fürth'' erwähnt.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], S. 21</ref> Sie befand sich bei der Mühle an der [[Pegnitz]], der späteren [[Wolfsgrubermühle]], und nutzte die Wasserkraft aus. Die Darstellung ist die älteste erhaltene Abbildung eines Fürther Gewerbebetriebes.
 
Für das Jahr [[1394]] wird im [[Wikipedia: Pfinzing-Atlas|Pfinzing-Atlas]] von 1594 die ''Papier- und Schleifmühle'' als ''Mühlenwerk in Fürth'' erwähnt.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], S. 21</ref> Sie befand sich bei der Mühle an der [[Pegnitz]], der späteren [[Wolfsgrubermühle]], und nutzte die Wasserkraft aus. Die Darstellung ist die älteste erhaltene Abbildung eines Fürther Gewerbebetriebes.
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== Die rasante Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert ==
 
== Die rasante Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert ==
Die Fürther Handwerker waren zunächst nicht, wie ihre Kollegen in Nürnberg, in Handwerksordnungen eingebunden, die Ausbildung, Arbeitsmethoden, Meisterstücke und Produktzahlen festlegte. Die erste in Fürth geltende Ordnung gab es [[1590]] für die Ansbacher [[Hafner]], alle anderen entstanden erst nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|30-jährigen Krieg]]. Bis ins 18. Jahrhundert waren in 16 ansbacher Ordnungen 23 Handwerke erfasst. Der Bamberger [[Dompropst]] konnte erst nach dem kaiserlichen Rezess von 1715/1717 den Handwerkern Ordnungen geben. Seine 19 Ordnungen stammen deshalb aus der Zeit von [[1718]] bis [[1793]]. Für 12 Handwerker gab es Ordnungen von beiden Herren, vom [[Bistum Bamberg|Bamberger]] und vom [[Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach|Ansbacher]]. Nürnberger Ordnungen gab es in Fürth nicht, da die Reichsstadt im 18. Jahrhundert aufgrund ihres wirtschaftlichen Niedergangs keine große Rolle mehr spielte.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=99}}</ref>
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Die Fürther Handwerker waren zunächst nicht, wie ihre Kollegen in Nürnberg, in Handwerksordnungen eingebunden, die Ausbildung, Arbeitsmethoden, Meisterstücke und Produktzahlen festlegte. Die erste in Fürth geltende Ordnung gab es [[1590]] für die Ansbacher [[Hafner]], alle anderen entstanden erst nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|30-jährigen Krieg]]. Bis ins 18. Jahrhundert waren in 16 ansbacher Ordnungen 23 Handwerke erfasst. Der Bamberger [[Dompropst]] konnte erst nach dem kaiserlichen Rezess von 1715/1717 den Handwerkern Ordnungen geben. Seine 19 Ordnungen stammen deshalb aus der Zeit von [[1718]] bis [[1793]]. Für 12 Handwerker gab es Ordnungen von beiden Herren, vom [[Bistum Bamberg|Bamberger]] und vom [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Ansbacher]]. Nürnberger Ordnungen gab es in Fürth nicht, da die Reichsstadt im 18. Jahrhundert aufgrund ihres wirtschaftlichen Niedergangs keine große Rolle mehr spielte.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=99}}</ref>
    
Mit dem Zuzug der Reformierten aus den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich im 17. Jh. war nicht nur ein liberaler Geist in Fürth eingezogen, sondern die [[Hugenotten]] hatten auch ihre Gewerbe und Handwerke mitgebracht und damit wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Region beigetragen. Bekannt ist hier zum Beispiel der [[Buchdrucker]] [[Abraham von Werth]], ganz wichtig waren aber auch die Strumpfwirker und Kleinuhrmacher, wovon wiederum andere Handwerker wie die [[Schlosser]] profitierten. Das neue Handwerk der Strumpfwirker erlebte einen regelrechten Boom, weil für die damalige Mode schöne Strümpfe ein wichtiges Accessoire waren. Die Männer trugen Kniebundhosen und brauchten deshalb fein gewirkte Strümpfe. Sie waren aus Wolle, Baumwolle oder aus Seide und wurden auf dem Strumpfwirkerstuhl gewebt, den man vorher in Franken nicht gekannt hatte.<ref>Katalog Hugenottenstadt Erlangen, S. 160 ff.</ref> Im 18. Jahrhundert leisteten die Strumpfwirker einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung Fürths.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=84-85}}</ref> In dieser Zeit führten die Hugenotten auch neue Produktionsmethoden ein, zum Beispiel das Verlagssystem und die Manufaktur. Im Verlagssystem gab es einen Unternehmer, den Verleger, der die Rohstoffe besorgte und an die Arbeiter weitergab und er betrieb auch den Absatz der Produkte. Er versorgte die Wirker mit den Garnen, Wollen und Seiden und vertrieb dann die fertigen Strümpfe. Ein Handwerker musste sich dagegen selbst um alles kümmern, um die Rohstoffe und um den Absatz. Ein Fürther Schumacher beschwerte sich 1765 über die ''Professionisten, die ihre Arbeit durch Gesellen, Mägde, Kinder und Tagelöhner sehr groß und weitläufig machen können, da hingegen ich mit meinen Händen ganz alleine arbeiten muss.'' Er umschrieb damit den Unterschied zwischen Handwerks Frakturbetrieb.<ref>Stadtarchiv Fürth, B 160, Bl. 265</ref>
 
Mit dem Zuzug der Reformierten aus den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich im 17. Jh. war nicht nur ein liberaler Geist in Fürth eingezogen, sondern die [[Hugenotten]] hatten auch ihre Gewerbe und Handwerke mitgebracht und damit wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Region beigetragen. Bekannt ist hier zum Beispiel der [[Buchdrucker]] [[Abraham von Werth]], ganz wichtig waren aber auch die Strumpfwirker und Kleinuhrmacher, wovon wiederum andere Handwerker wie die [[Schlosser]] profitierten. Das neue Handwerk der Strumpfwirker erlebte einen regelrechten Boom, weil für die damalige Mode schöne Strümpfe ein wichtiges Accessoire waren. Die Männer trugen Kniebundhosen und brauchten deshalb fein gewirkte Strümpfe. Sie waren aus Wolle, Baumwolle oder aus Seide und wurden auf dem Strumpfwirkerstuhl gewebt, den man vorher in Franken nicht gekannt hatte.<ref>Katalog Hugenottenstadt Erlangen, S. 160 ff.</ref> Im 18. Jahrhundert leisteten die Strumpfwirker einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung Fürths.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=84-85}}</ref> In dieser Zeit führten die Hugenotten auch neue Produktionsmethoden ein, zum Beispiel das Verlagssystem und die Manufaktur. Im Verlagssystem gab es einen Unternehmer, den Verleger, der die Rohstoffe besorgte und an die Arbeiter weitergab und er betrieb auch den Absatz der Produkte. Er versorgte die Wirker mit den Garnen, Wollen und Seiden und vertrieb dann die fertigen Strümpfe. Ein Handwerker musste sich dagegen selbst um alles kümmern, um die Rohstoffe und um den Absatz. Ein Fürther Schumacher beschwerte sich 1765 über die ''Professionisten, die ihre Arbeit durch Gesellen, Mägde, Kinder und Tagelöhner sehr groß und weitläufig machen können, da hingegen ich mit meinen Händen ganz alleine arbeiten muss.'' Er umschrieb damit den Unterschied zwischen Handwerks Frakturbetrieb.<ref>Stadtarchiv Fürth, B 160, Bl. 265</ref>
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Die Erste Ausstellung im neu geschaffenen [[Stadtmuseum|Heimatmuseum]] [[1938]] widmete dem Fürther Handwerk einen ganzen Raum und zudem noch zwei weitere zu einem der wichtigsten, der [[Metallschläger|Metallschlägerei]]. Das Adressbuch von [[1891]] nennt 180 Betriebe der Feingold- und Metallschlägerei, vorwiegend kleine Betriebe, in denen handwerklich wie im 18. Jahrhundert gearbeitet wurde. Und der gelernte Metallschläger [[Hans Böckler]] vertrat Fürth in vielen Gewerkschaftsorganisationen.
 
Die Erste Ausstellung im neu geschaffenen [[Stadtmuseum|Heimatmuseum]] [[1938]] widmete dem Fürther Handwerk einen ganzen Raum und zudem noch zwei weitere zu einem der wichtigsten, der [[Metallschläger|Metallschlägerei]]. Das Adressbuch von [[1891]] nennt 180 Betriebe der Feingold- und Metallschlägerei, vorwiegend kleine Betriebe, in denen handwerklich wie im 18. Jahrhundert gearbeitet wurde. Und der gelernte Metallschläger [[Hans Böckler]] vertrat Fürth in vielen Gewerkschaftsorganisationen.
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] half die Militärregierung der [[US Army]] der Stadt und ihrem Handwerk wieder auf die Beine. Sie stellte die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas wieder her. Insbesondere der Wohnungsbau forderte die Handwerksbetriebe, die bald auch durch die vielen Fertigkeiten der Kriegsflüchtlinge Unterstützung fanden. Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel|Bornkessel]] förderte die Ausbildung durch berufsorientierte Kurse für Kaufleute und Handwerker im ''Volksbildungswerk'', der heutigen [[Volkshochschule Fürth|Volkshochschule]], das er [[1946]] gründete. Mit der Währungsreform, die der Fürther [[Ludwig Erhard]] im [[Wikipedia: Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes|Wirtschaftsrat der Bizone]] mit vorbereitet und am [[20. Juni]] [[1948]] eingeführt hatte, und der damit verbundenen Vorbereitung der ''Marktwirtschaft'' begann nach einem schwierigen Übergangsjahr der Aufschwung. Die Produktivität verdoppelte sich innerhalb eines halben Jahres und parallel zu den aufstrebenden Industrien von [[Max Grundig]] und [[Otto Seeling]] ([[DETAG]]), sowie der Wiederbelebung des [[Quelle]]-Versands durch [[Gustav Schickedanz]], blühte auch das Handwerk wieder auf. Ein Kind des Wirtschaftswunders war z.B. die Pelzindustrie ([[Marco Pelze]]). Im Jahre [[1967]] gab es Fürth noch 10 Kürschnereibetriebe.<ref>''Kürschner'' In:{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)}}</ref>
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] half die Militärregierung der [[U.S. Army]] der Stadt und ihrem Handwerk wieder auf die Beine. Sie stellte die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas wieder her. Insbesondere der Wohnungsbau forderte die Handwerksbetriebe, die bald auch durch die vielen Fertigkeiten der Kriegsflüchtlinge Unterstützung fanden. Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel|Bornkessel]] förderte die Ausbildung durch berufsorientierte Kurse für Kaufleute und Handwerker im ''Volksbildungswerk'', der heutigen [[Volkshochschule Fürth|Volkshochschule]], das er [[1946]] gründete. Mit der Währungsreform, die der Fürther [[Ludwig Erhard]] im [[Wikipedia: Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes|Wirtschaftsrat der Bizone]] mit vorbereitet und am [[20. Juni]] [[1948]] eingeführt hatte, und der damit verbundenen Vorbereitung der ''Marktwirtschaft'' begann nach einem schwierigen Übergangsjahr der Aufschwung. Die Produktivität verdoppelte sich innerhalb eines halben Jahres und parallel zu den aufstrebenden Industrien von [[Max Grundig]] und [[Otto Seeling]] ([[DETAG]]), sowie der Wiederbelebung des [[Quelle]]-Versands durch [[Gustav Schickedanz]], blühte auch das Handwerk wieder auf. Ein Kind des Wirtschaftswunders war z.B. die Pelzindustrie ([[Marco Pelze]]). Im Jahre [[1967]] gab es Fürth noch 10 Kürschnereibetriebe.<ref>''Kürschner'' In:{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)}}</ref>
    
Viele Handwerker waren auch im Fürther Magistrat oder später im Stadtrat aktiv. Ein Beispiel aus neuerer Zeit war der Malermeister [[Kurt Strattner]]. Das Handwerk ist auch heute noch in Fürth von größter Bedeutung. Und so nehmen viele Unternehmen die Gelegenheit wahr, jährlich am [[Erntedankfestzug]]  der [[Michaelis-Kirchweih]] teilzunehmen.
 
Viele Handwerker waren auch im Fürther Magistrat oder später im Stadtrat aktiv. Ein Beispiel aus neuerer Zeit war der Malermeister [[Kurt Strattner]]. Das Handwerk ist auch heute noch in Fürth von größter Bedeutung. Und so nehmen viele Unternehmen die Gelegenheit wahr, jährlich am [[Erntedankfestzug]]  der [[Michaelis-Kirchweih]] teilzunehmen.
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