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'''Louis Kissinger''' (geb. [[2. Februar]] [[1887]] in [[Ermershausen]], gest. [[19. März]] [[1982]] in [[New York]]<ref>In einigen Quellen wird der Todestag mit dem 14. März 1982 angegeben. </ref>) war von Beruf [[Lehrer]] und der Vater von [[Henry Kissinger]].<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 50 ff.</ref> Louis Kissinger wird als zweitältester Sohn von [[David Kissinger|David und Lina Kissinger]] geboren. Seine Jugend verbringt Louis sorglos im unterfränkischen Ermershausen, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Haßfurt. Louis ist der erste Kissinger, der gewissermaßen eine Familientradition bricht, in dem er nicht mehr ausschließlich den Beruf des sog. "Judenlehrers" erlernt, sondern Lehrer im öffentlichen Dienst werden will und damit auch nichtjüdische Kinder unterrichten möchte.  
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'''Louis Kissinger''' (geb. [[2. Februar]] [[1887]] in Ermershausen, gest. [[19. März]] [[1982]] in [[New York]]<ref>In einigen Quellen wird der Todestag mit dem 14. März 1982 angegeben.</ref>) war von Beruf [[Lehrer]] und der Vater von [[Henry Kissinger]].<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 50 ff.</ref> Louis Kissinger wird als zweitältester Sohn von [[David Kissinger|David und Lina Kissinger]] geboren. Seine Jugend verbrachte Louis sorglos im unterfränkischen Ermershausen, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Haßfurt. Louis war der erste Kissinger, der gewissermaßen eine Familientradition brach, in dem er nicht mehr ausschließlich den Beruf des sog. "Judenlehrers" erlernte, sondern Lehrer im öffentlichen Dienst werden wollte und damit auch nichtjüdische Kinder unterrichten mochte.  
    
== Ausbildung und Lehre ==
 
== Ausbildung und Lehre ==
 
[[Datei:Louis Kissinger mit Vater David Kissinger.jpg|miniatur|rechts|Louis Kissinger mit Vater David Kissinger, ca. 1945]]
 
[[Datei:Louis Kissinger mit Vater David Kissinger.jpg|miniatur|rechts|Louis Kissinger mit Vater David Kissinger, ca. 1945]]
Im Jahr [[1900]] kommt Louis Kissinger mit nur 13 Jahren auf die königliche Präparandenschule in Arnstein. Die Präparandenschule ist um die Jahrhundertwende eine Art untere Stufe der Volksschullehrerausbildung.<ref>Präparandenanstalt. Wikipedia, abgerufen am 6. Juni 2015 | 18:34 Uhr [https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4parandenanstalt online abrufbar]</ref> Bereits [[1901]] zählt er zu den "Besten seines Kurses".<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 50</ref> Sein Jahreszeugnis zählt noch weitere postive Eigenschaften auf, u. a. heißt es darin: "Durch seine vielen Geistesanlagen, ... seinen lobenswürdigen Hausfleiß, verbunden mit Eifer und Aufmerksamkeit beim Unterricht, hat er in allen Gegenständen die Zufriedenheit seiner Lehrer erworben. Sein religiössittliches, sein disziplinäres Verhalten war durchaus tadelfrei".<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 50</ref>
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Im Jahr [[1900]] kam Louis Kissinger mit nur 13 Jahren auf die königliche Präparandenschule in Arnstein. Die Präparandenschule war um die Jahrhundertwende eine Art untere Stufe der Volksschullehrerausbildung.<ref>Präparandenanstalt. Wikipedia, abgerufen am 6. Juni 2015 | 18:34 Uhr [https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4parandenanstalt online abrufbar]</ref> Bereits [[1901]] zählte er zu den "Besten seines Kurses".<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 50</ref> Sein Jahreszeugnis zählte noch weitere positive Eigenschaften auf, u. a. hieß es darin: "''Durch seine vielen Geistesanlagen, ... seinen lobenswürdigen Hausfleiß, verbunden mit Eifer und Aufmerksamkeit beim Unterricht, hat er in allen Gegenständen die Zufriedenheit seiner Lehrer erworben. Sein religiössittliches, sein disziplinäres Verhalten war durchaus tadelfrei"''.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 50</ref>
    
== Kissingers Berufsleben in Fürth ==
 
== Kissingers Berufsleben in Fürth ==
Mit 18 Jahren bewirbt sich Louis Kissinger zum ersten Mal um eine Lehrerstelle und kommt somit auch zum ersten Mal mit Fürth in Berührung. Er bewirbt sich beim [[Vereinigtes Heberlein’sches und Arnstein’sches Institut|Vereinigten Heberlein’schen und Arnstein’schen Institut]], das [[1848]] von [[Simon Geiershöfer]] als Privatinstitut für Mädchen gegründet wurde und [[1883]] mit der privaten Heberleinschen Töchterschule zusammengeführt wurde. Es ist die erste private höhere Mädchenschule in Fürth, die ursprünglich für Töchter aus jüdischen Häusern gegründet wurde. Um die Jahrhundertwende wurden auch Schülerinnen des christlichen Glaubens zugelassen, so dass die eine Hälfte jüdischen und die andere Hälfte christlichen Glaubens war, meist des evangelischen. Nach knapp 60 Jahren schließt [[1907]] die Schule ihre Pforten, nachdem das städtische [[Helene-Lange-Gymnasium|Mädchenlyzeum]] an der [[Tannenstraße]] den Unterricht aufgenommen hatte.
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Mit 18 Jahren bewarb sich Louis Kissinger zum ersten Mal um eine Lehrerstelle und kam somit auch zum ersten Mal mit Fürth in Berührung. Er bewarb sich beim [[Vereinigtes Heberlein’sches und Arnstein’sches Institut|Vereinigten Heberlein’schen und Arnstein’schen Institut]], das [[1848]] von [[Simon Geiershöfer]] als Privatinstitut für Mädchen gegründet wurde und [[1883]] mit der privaten Heberleinschen Töchterschule zusammengeführt wurde. Es war die erste private höhere Mädchenschule in Fürth, die ursprünglich für Töchter aus jüdischen Häusern gegründet wurde. Um die Jahrhundertwende wurden auch Schülerinnen des christlichen Glaubens zugelassen, so dass die eine Hälfte jüdischen und die andere Hälfte christlichen Glaubens war, meist des evangelischen. Nach knapp 60 Jahren schloß [[1907]] die Schule ihre Pforten, nachdem das städtische [[Helene-Lange-Gymnasium|Mädchenlyzeum]] an der [[Tannenstraße]] den Unterricht aufgenommen hatte.
 
[[Datei:Louis Kissinger mit Schülerinnen 1920.jpg|miniatur|rechts|Louis Kissinger mit Schülerinnen, ca. 1920]]
 
[[Datei:Louis Kissinger mit Schülerinnen 1920.jpg|miniatur|rechts|Louis Kissinger mit Schülerinnen, ca. 1920]]
Im November [[1905]] hält Louis Kissinger jedoch erst einmal seinen Einstand in der Heberlein- und Arnsteinischen Höheren Mädchenschule. Er darf dort bis zu fünf Wochenstunden den isrealitischen Religionsunterricht in den unteren Klassen abhalten. Im März [[1906]] wird Kissinger durch das Rabbinat im Unterricht geprüft. In dem schriftlich verfassten Bericht über den Unterricht wird es später heißen: ''"Ich freue mich nun, sagen zu können, dass mich ... gründlich vorgenommene außerordentliche Visitation vollständig befriedigt hat. Im Interesse der Schule empfehle ich dringend, für dieses Jahr in dieser kombinierten Abteilung einen weiteren Lehrerwechsel zu verhüten, umsomehr als .. Herr Kissinger den richtigen Ton im Umgang mit seinen Schülerinnen zu treffen scheint.''"<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 51</ref> Gleiches weiß sein Schulleiter über Louis Kissingers Leistungen zu berichten. Am [[18. September]] [[1906]] schrieb der Schulleiter in das Zeugnis von Louis Kissinger: "''Herr Louis Kissinger ... wirkt seit dem Schulbeginn 1905 an der ... Schule des Unterzeichneten als Lehrer der III. und IV. Klasse. Der Unterzeichnete bezeugt genau, dass der verhältnismäßig sehr junge Lehrer sich gleich zu anfangs seiner beruflichen Tätigkeit als ungemein fleißiger, fähiger und rühriger Pädagoge erwies, sich bisher als äußerst gewissenhaft, pünktlich und pflichtgenau nach jeder Richtung hin bewährte und infolge seiner Berufsfreudigkeit und Liebe zu den Kindern ganz vorzügliche Unterrichtsresultate erzielte.''"<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 52</ref>  
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Im November [[1905]] hielt Louis Kissinger jedoch erst einmal seinen Einstand in der Heberlein- und Arnsteinischen Höheren Mädchenschule. Er durfte dort bis zu fünf Wochenstunden den isrealitischen Religionsunterricht in den unteren Klassen abhalten. Im März [[1906]] wurde Kissinger durch das Rabbinat im Unterricht geprüft. In dem schriftlich verfassten Bericht über den Unterricht wird es später heißen: ''"Ich freue mich nun, sagen zu können, dass mich ... gründlich vorgenommene außerordentliche Visitation vollständig befriedigt hat. Im Interesse der Schule empfehle ich dringend, für dieses Jahr in dieser kombinierten Abteilung einen weiteren Lehrerwechsel zu verhüten, umsomehr als .. Herr Kissinger den richtigen Ton im Umgang mit seinen Schülerinnen zu treffen scheint.''"<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 51</ref> Gleiches wußte sein Schulleiter über Louis Kissingers Leistungen zu berichten. Am [[18. September]] [[1906]] schrieb der Schulleiter in das Zeugnis von Louis Kissinger: "''Herr Louis Kissinger ... wirkt seit dem Schulbeginn 1905 an der ... Schule des Unterzeichneten als Lehrer der III. und IV. Klasse. Der Unterzeichnete bezeugt genau, dass der verhältnismäßig sehr junge Lehrer sich gleich zu anfangs seiner beruflichen Tätigkeit als ungemein fleißiger, fähiger und rühriger Pädagoge erwies, sich bisher als äußerst gewissenhaft, pünktlich und pflichtgenau nach jeder Richtung hin bewährte und infolge seiner Berufsfreudigkeit und Liebe zu den Kindern ganz vorzügliche Unterrichtsresultate erzielte.''"<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 52</ref>  
 
[[Datei:Louis Kissinger.jpg|miniatur|links|Louis Kissinger im Kreis seiner Kollegen, ca. 1920]]
 
[[Datei:Louis Kissinger.jpg|miniatur|links|Louis Kissinger im Kreis seiner Kollegen, ca. 1920]]
Privat schien Kissinger zunächst in einem Zimmer in der [[Theaterstraße]] zur Untermiete gewohnt zu haben. Es folgt eine Wohnung beim Bäckermeister Berle Oppenheimer in der [[Hirschenstraße]] <ref>Evi Kurz: ''The Kissinger Saga''; [https://books.google.de/books?id=JItllljeH0oC&pg=PT20&lpg=PT20&dq=berle+oppenheimer+f%C3%BCrth&source=bl&ots=Hf_W-xPQGM&sig=ACfU3U1PoY8T_dprwHBuikCtnDhrfmCkrw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjKzoK_9N3zAhWMqaQKHfG8ArIQ6AF6BAggEAM#v=onepage&q=berle%20oppenheimer%20f%C3%BCrth&f=false - online verfügbar]</ref>, bis er Anfang Dezember [[1908]] in der [[Schwabacher Straße 40 / 42| Schwabacher Straße 42]] eine Wohnung bezog. Zur gleichen Zeit unterrichtete Louis Kissinger ebenfalls in der [[1897]] gegründeten privaten [[Heckmannschule]], die er vermutlich als Dienststelle nutzte, nachdem das Heberlein- und Arnsteinische Institut [[1907]] schließen musste. Er unterrichtet nun - nach seiner Anstellungsprüfung am [[20. September]] [[1909]] - die Knaben der Heckmannschule. Sein Jahresgehalt beträgt 1.000 Reichsmark. Seine Anstellung in der Heckmannschule dauerte knapp 10 Jahre. Dabei unterrichtete er in der reinen Knabenschule Deutsch, Rechnen und Realien (also Naturwissenschaften, wie Erdkunde, Geschichte, Biologie oder Physik/Chemie). Vom Kriegsdienst [[1914]] - [[1918]] als Lehrer befreit, sucht Kissinger nach Möglichkeiten seiner beruflichen Weiterentwicklung. Er bewirbt sich mehrfach an anderen Schulen, so z. B. [[1910]] an der Isrealitischen Präparandenschule Talmud-Thora in Burgpreppach, allerdings lehnt er diese Stellen immer wieder ab. Kissinger lehnt auch [[1918]] eine Stelle im oberschlesischen Beuthen ab, die ihm 4.000 Reichsmark für seine Tätigkeit "''hauptsächlich in (der) Erteilung des Religionsunterrichts, Hebräisch und den damit verwandten Fächern in der Jüdischen Volksschule, Gymnasium, Realgymnasium und Lyzeum''" geboten hatte.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 54</ref>
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Privat schien Kissinger zunächst in einem Zimmer in der [[Theaterstraße]] zur Untermiete gewohnt zu haben. Es folgte eine Wohnung beim Bäckermeister Berle Oppenheimer in der [[Hirschenstraße]] <ref>Evi Kurz: ''The Kissinger Saga''; [https://books.google.de/books?id=JItllljeH0oC&pg=PT20&lpg=PT20&dq=berle+oppenheimer+f%C3%BCrth&source=bl&ots=Hf_W-xPQGM&sig=ACfU3U1PoY8T_dprwHBuikCtnDhrfmCkrw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjKzoK_9N3zAhWMqaQKHfG8ArIQ6AF6BAggEAM#v=onepage&q=berle%20oppenheimer%20f%C3%BCrth&f=false - online verfügbar]</ref>, bis er Anfang Dezember [[1908]] in der [[Schwabacher Straße 40 / 42| Schwabacher Straße 42]] eine Wohnung bezog. Zur gleichen Zeit unterrichtete Louis Kissinger ebenfalls in der [[1897]] gegründeten privaten [[Heckmannschule]], die er vermutlich als Dienststelle nutzte, nachdem das Heberlein- und Arnsteinische Institut [[1907]] schließen musste. Er unterrichtet nun - nach seiner Anstellungsprüfung am [[20. September]] [[1909]] - die Knaben der Heckmannschule. Sein Jahresgehalt beträgt 1.000 Reichsmark. Seine Anstellung in der Heckmannschule dauerte knapp 10 Jahre. Dabei unterrichtete er in der reinen Knabenschule Deutsch, Rechnen und Realien (also Naturwissenschaften, wie Erdkunde, Geschichte, Biologie oder Physik/Chemie).  
Am [[29. April]] [[1917]] bewirbt sich Louis Kissinger, inzwischen 30 Jahre alt, beim Königlich Bayerischen Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten für die Zulassung zur Reifeprüfung an Realgymnasien. Kurze Zeit später erfolgt die Zulassung zur Prüfung. Zur gleichen Zeit beantragt Kissinger in Fürth das Bürgerrecht, dass ihm am [[20. November]] [[1917]] zugesprochen wird. Kissinger hatte bereits im Oktober [[1917]] das Studium der Kameralistik (Buchführung, öffentliche Verwaltung) und Philosophie an der Universität in Erlangen begonnen. Am [[10. April]] [[1919]] erhält Kissinger erstmals ein Abgangszeugnis, so dass seiner Anstellung im öffentlichen Dienst nichts mehr im Weg steht. Im Jahresbericht der Städtischen Höheren Mädchenschule in Fürth wird Kissinger [[1919]]/[[1920]] erstmals als Hauptlehrer für Deutsch, Rechnen und Realien erwähnt. Am [[3. März]] [[1920]] erhält Kissinger durch eine Regierungsentschließung die Festanstellung an der höheren Mädchenschule, dem heutigen [[Helene-Lange-Gymnasium]]. Seine Schüler nennen Kissinger "Kissus" und manche Mädchen beschreiben ihn als "stets korrekt gekleideten, mit Fliege, später vorzugsweise mit Krawatte zum meist dreiteiligen Anzug" gekleideten Lehrer, der gerne mit einem Buch unter dem Arm beschwingt - fast hüpfend - zum Pult im Klassenzimmer eilte mit den Worten "''Setzen, setzen!''". Während die Mädchen eher für ihn schwärmten, schienen die Knaben seine "Schwächen" bald erkannt zu haben, denn als besonders strenger Lehrer, der den Stock zur Disziplinierung einsetzt, wird er nicht beschrieben. Kissinger hatte zwar - wie damals üblich - einen Stock griffbreit, aber zum Einsatz kam er scheinbar so gut wie nie. Dies schien einige Schüler immer wieder zu Streichen gegen Kissinger anzuregen.  
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Louis Kissinger warinzwischen seit [[1921]] Hauptlehrer, der seit [[1919]] immerhin bei der Stadt Fürth festangestellt war, wenn auch nur zu einem geringen Lohn. Die Inflation hatte sein Erspartes aufgefressen, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang alles andere als rosig aussahen. Die Familie Kissinger zieht zunächst in eine kleine Balkonwohnung in der [[Mathildenstraße 23]]. Ab [[1924]] verbesserte sich langsam die finanzielle Lage, zumal Louis Kissinger am [[1. September]] [[1924]] zum Oberlehrer befördert wurde - und sich somit eine bessere Gehaltssitutation einstellte. Mit der Beförderung folgte auch ein Umzug aus der Mathildenstraße im Januar [[1925]] in eine geräumigere Wohnung in der [[Marienstraße 5]].  
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Vom Kriegsdienst [[1914]] - [[1918]] als Lehrer befreit, suchte Kissinger nach Möglichkeiten seiner beruflichen Weiterentwicklung. Er bewarb sich mehrfach an anderen Schulen, so z. B. [[1910]] an der Isrealitischen Präparandenschule Talmud-Thora in Burgpreppach, allerdings lehnte er diese Stellen immer wieder ab. Kissinger lehnte auch [[1918]] eine Stelle im oberschlesischen Beuthen ab, die ihm 4.000 Reichsmark für seine Tätigkeit "''hauptsächlich in (der) Erteilung des Religionsunterrichts, Hebräisch und den damit verwandten Fächern in der Jüdischen Volksschule, Gymnasium, Realgymnasium und Lyzeum''" geboten hatten.<ref>Evi Kurz: Die Kissinger Saga. TLF TimeLineFilm, 2007. S. 54</ref>
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Am [[29. April]] [[1917]] bewarb sich Louis Kissinger, inzwischen 30 Jahre alt, beim Königlich Bayerischen Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten für die Zulassung zur Reifeprüfung an Realgymnasien. Kurze Zeit später erfolgte die Zulassung zur Prüfung. Zur gleichen Zeit beantragte Kissinger in Fürth das Bürgerrecht, dass ihm am [[20. November]] [[1917]] zugesprochen wurde. Kissinger hatte bereits im Oktober [[1917]] das Studium der Kameralistik (Buchführung, öffentliche Verwaltung) und Philosophie an der Universität in Erlangen begonnen. Am [[10. April]] [[1919]] erhielt Kissinger erstmals ein Abgangszeugnis, so dass seiner Anstellung im öffentlichen Dienst nichts mehr im Weg stamd. Im Jahresbericht der Städtischen Höheren Mädchenschule in Fürth wurde Kissinger [[1919]]/[[1920]] erstmals als Hauptlehrer für Deutsch, Rechnen und Realien erwähnt. Am [[3. März]] [[1920]] erhielt Kissinger durch eine Regierungsentschließung die Festanstellung an der höheren Mädchenschule, dem heutigen [[Helene-Lange-Gymnasium]]. Seine Schüler nannten Kissinger "Kissus" und manche Mädchen beschrieben ihn als "stets korrekt gekleideten, mit Fliege, später vorzugsweise mit Krawatte zum meist dreiteiligen Anzug" gekleideten Lehrer, der gerne mit einem Buch unter dem Arm beschwingt - fast hüpfend - zum Pult im Klassenzimmer eilte mit den Worten "''Setzen, setzen!''". Während die Mädchen eher für ihn schwärmten, schienen die Knaben seine "Schwächen" bald erkannt zu haben, denn als besonders strenger Lehrer, der den Stock zur Disziplinierung einsetzte, wurde er nicht beschrieben. Kissinger hatte zwar - wie damals üblich - einen Stock griffbreit, aber zum Einsatz kam er scheinbar so gut wie nie. Dies schien einige Schüler immer wieder zu Streichen gegen Kissinger anzuregen.
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Louis Kissinger war inzwischen seit [[1921]] Hauptlehrer, der seit [[1919]] immerhin bei der Stadt Fürth festangestellt war, wenn auch nur zu einem geringen Lohn. Die Inflation hatte sein Erspartes aufgefressen, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang alles andere als rosig aussahen. Er heiratete am [[14. August]] [[1922]] die Liebe seines Lebens, die 14 Jahre jüngere [[Paula Kissinger]] in Ansbach, die er bereits während seiner Schulzeit kennen gelernt hatte. Die Familie Kissinger zieht zunächst in eine kleine Balkonwohnung in der [[Mathildenstraße 23]]. Ab [[1924]] verbesserte sich langsam die finanzielle Lage, zumal Louis Kissinger am [[1. September]] [[1924]] zum Oberlehrer befördert wurde - und sich somit eine bessere Gehaltssitutation einstellte. Mit der Beförderung folgte auch ein Umzug aus der Mathildenstraße im Januar [[1925]] in eine geräumigere Wohnung in der [[Marienstraße 5]].  
    
Die Wohnung war auch deshalb zu klein geworden, da am [[27. Mai]] [[1923]] der Sohn [[Henry Kissinger|Heinz Alfred Kissinger]] geboren worden war. [[Henry Kissinger|Heinz Kissinger]] kam mit Hilfe einer Hebamme in der [[Mathildenstraße 23]] auf die Welt, bereits ein Jahr später folgte der Bruder [[Walter Kissinger|Walter Bernhard Kissinger]] am [[21. Juni]] [[1924]]. Beide Söhne wuchsen in einer typisch bürgerlichen Welt auf, wurden aber gleichzeitig streng religiös durch die Eltern erzogen. Beide hatten Klavierunterricht, der Besuch des Theaters gehörte zum Pflichtprogramm. Die Ehefrau Paula Kissinger verstarb [[1998]] im Alter von 97 Jahren. <ref>Henry Kissinger in Wikipedia, online abgerufen am 6. Juli 2019 | 11:27 Uhr</ref>
 
Die Wohnung war auch deshalb zu klein geworden, da am [[27. Mai]] [[1923]] der Sohn [[Henry Kissinger|Heinz Alfred Kissinger]] geboren worden war. [[Henry Kissinger|Heinz Kissinger]] kam mit Hilfe einer Hebamme in der [[Mathildenstraße 23]] auf die Welt, bereits ein Jahr später folgte der Bruder [[Walter Kissinger|Walter Bernhard Kissinger]] am [[21. Juni]] [[1924]]. Beide Söhne wuchsen in einer typisch bürgerlichen Welt auf, wurden aber gleichzeitig streng religiös durch die Eltern erzogen. Beide hatten Klavierunterricht, der Besuch des Theaters gehörte zum Pflichtprogramm. Die Ehefrau Paula Kissinger verstarb [[1998]] im Alter von 97 Jahren. <ref>Henry Kissinger in Wikipedia, online abgerufen am 6. Juli 2019 | 11:27 Uhr</ref>
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