Änderungen

7.803 Bytes hinzugefügt ,  18:23, 14. Dez. 2023
Zeile 8: Zeile 8:  
|Todesort=Schwabach
 
|Todesort=Schwabach
 
|Beerdigungsdatum=1743 in Fürth
 
|Beerdigungsdatum=1743 in Fürth
|Beruf=Talmudlehrer; Landes-Rabbiner
+
|Beruf=Talmudlehrer; Landesrabbiner
 
|Religion=jüdisch
 
|Religion=jüdisch
 
}}
 
}}
Zeile 43: Zeile 43:  
|Verwandtschaftsgrad=Tochter
 
|Verwandtschaftsgrad=Tochter
 
}}
 
}}
'''Mose ben Saul Katzenellenbogen''' (geb. [[1670]] in [[wikipedia: Pińczów|Pińczów]]; gest. [[1743]] in Schwabach, beerdigt in Fürth), Sohn des Saul Katzenbogen, Rabbiner in Brody, Chelm und [[wikipedia: Pińczów|Pińczów]], sowie der Jente, Tochter des Jakob Schor, Rabbiner in Lublin.
+
'''Mose ben Saul Katzenellenbogen''' (geb. [[1670]] in [[wikipedia: Pińczów|Pińczów]]; gest. [[1743]] in Schwabach, beerdigt in Fürth), Sohn des Saul Katzenellenbogen, [[wikipedia:Rabbiner|Rabbiner]] in Brody, Chelm und Pińczów, sowie der Jente, Tochter des Jakob Schor, Rabbiner in Lublin.
 +
 
 +
==Leben==
 +
Mose Katzenellenbogen und seine Frau Sara Lea, die Tochter des späteren Fürther Rabbiners [[Elieser Heilbronn]], ließen sich nach der Hochzeit [[1685]] in [[wikipedia:Dubno|Dubno]] nieder.<ref>Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 31</ref> Hier kam auch [[Pinchas Katzenellenbogen|Pinchas]], eines von sechs Kindern, darunter Elieser Katzenellenbogen (1700 – 1771), der Rabbiner in Bamberg und Hagenau/Elsass wurde und Naphtali Hirsch Katzenellenbogen (1715 – 1800), Rabbiner in Mergentheim und Oberrabbiner in Leimen, zur Welt.
 +
 
 +
===Verfolgung im galizischen [[wikipedia:Pidhajzi|Podhajce/Galizien]]===
 +
[[1694]] übernahm Mose Katzenellenbogen das Rabbiner in [[wikipedia:Pidhajzi|Podhajce/Galizien]].
 +
Dort kam es um 1699 zu [[wikipedia:Ritualmordlegende|Ritualmordbeschuldigungen]] gegen die jüdische Gemeinden,<ref>In den südöstlichen Gebieten von [[wikipedia:Polen-Litauen|Polen-Litauen]] erlitten die Juden seit Mitte des 17. Jahrhunderts fortwährende Verfolgungen.</ref> die auch Mose Katzenellenbogen ins Gefängnis brachten.<ref>Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 33</ref> Als er auf ''Gnadengeheiß'' des Fürsten aus der Haft entlassen wurde, begab er sich nach [[wikipedia:Tomaszów|Tomaszów]], wo sein Schwiegervater [[Elieser Heilbronn]] die Rabbinatsstelle inne hatte und seine Frau mit den Kindern in der Zwischenzeit Unterschlupf gefunden hatten.
 +
 
 +
===Übersiedelung nach Fürth===
 +
Als [[Elieser Heilbronn]] [[1770]] die Nachricht erhielt in Fürth zum Rabbiner gewählt worden zu sein, machten sich alle auf den Weg von [[wikipedia:Tomaszów|Tomaszów]] nach Fürth. Auch nach dem Tod [[Elieser Heilbronn|Heilbronns]] [[1770]] verblieb die Familie Katzenellenbogen in Fürth und Mose übernahm eine Stelle als [[Talmudschule|Talmudlehrer]] im ''Beth HaMidrasch''<ref>bedeutet „[[wikipedia:Midrasch|das Haus des Gott-Suchens]]“</ref> des Abraham Schneior - an der ''Schneior-Eisik-Schul''.
 +
 
 +
Mose Katzenellenbogen scheint der ''[[wikipedia:Sabbatianismus|sabbatianischen Sekte]]'' Sympathien entgegen gebracht zu haben.<ref>Julia Haarmann: „Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)“ in: „Jüdische Religion, Geschichte und Kultur“, Band 18, 2013; Seite 40 ff</ref> Ob der Aufenthalt Jehuda Chassids, der mit seinen Anhängern von Polen nach Palästina zog und sich im Frühjahr 1700 in Fürth aufhielt, dazu beitrug kann nur vermutet werden. Allerdings hatte er zu dem italienischen Wortführer der sabbatianischen Bewegung [[wikipedia:Abraham Rovigo|Abraham Rovigo]] 1700/1701 Kontakt, als jener bei seinem einjährigen Aufenthalt in Fürth im Schneiorschen Lehrhaus einen Kreis um sich scharte.<ref>Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 42. Zu diesem Kreis gehörte auch Hirsch Fromm, ein Bruder des Abraham Schneior.</ref>
 +
 
 +
===Landesrabbiner in Schwabach===
 +
[[1715]] Wurde Mose Katzenellenbogen zum Landesrabbiner des [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Markgraftums Ansbach]] berufen mit Sitz in Schwabach. Aus seiner Amtszeit existiert ein Pokal der ''Beerdigungsbruderschaft'', dessen Deckelfigur Mose Katzenellenbogen als Patron der Bruderschaft zeigt.<ref>Julia Haarmann: "Hüter der Tradition - Erinnerung und Identität im Selbstzeugnis des Pinchas Katzenellenbogen (1691 - 1767)" in: "Jüdische Religion, Geschichte und Kultur", Band 18, 2013; Seite 52</ref> Ein dazugehöriges Schild trägt die Namen ''Mose'' und ''Pinchas Katzenellenbogen'' <ref>Der Pokal ist heute im Israel-Museum in Jerusalem.</ref>.
 +
 
 +
[[1743]] starb Mose Katzenellenbogen und wurde auf dem [[Alter Jüdischer Friedhof|Alten Jüdischen Friedhof]] in Fürth neben seinem Schwiegervater [[Elieser Heilbronn]] beerdigt.
 +
 
 +
===Namensherkunft===
 +
Der Familienname „Katzenellenbogen“ leitet sich von der Kleinstadt ‘‘[[wikipedia:Katzenelnbogen|Katzenelnbogen]]‘‘ im Taunus ab. [[wikipedia:Meir Katzenellenbogen|Meïr ben Isaak Katzenellenbogen]] ist der Begründer der rabbinischen Familiendynastie ''Katzenellenbogen''.<ref name="je" /> Es galt der Brauch, eine rabbinische Dynastie mit einem – meist vom Herkunftsort des Gründers abgeleiteten – Familiennamen zu bezeichnen - was ansonsten vor dem 19. Jahrhundert unüblich war, dass jüdische Familien feste Nachnamen führten.<ref name="Nachname">{{Quelle Wikipedia|Jüdischer Name}}</ref> Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde in den verschiedenen Staaten Mitteleuropas damit begonnen für jüdische Bewohner feste Familiennamen verpflichtend einzuführen.<ref name="Nachname" />
 +
 
 +
Der Ortsname der 1095 zum ersten Mal erwähnten Kleinstadt Katzenelnbogen leitet sich von „Siedlung des Chazo“ an der Krümmung (Ellenbogen) des Dörsbach ab und übertrug sich auf die Grafen von Katzenelnbogen und ihre Territorialherrschaft [[wikipedia:Grafschaft Katzenelnbogen|Grafschaft Katzenelnbogen]]. 1312 erhielt Graf Diether von Katzenelnbogen vom römisch-deutschen Kaiser Heinrich VII. die Erlaubnis zwölf Juden in Katzenelnbogen aufzunehmen; und Kaiser Ludwig der Bayer erlaubte 1330 dem Grafen Wilhelm und seinen Erben vierundzwanzig Juden in ihren Herrschaftsgebieten anzusiedeln.<ref name="je">[https://www.jewishencyclopedia.com/articles/9238-katzenellenbogen#403 Katzenellenbogen family], u.a.: Meïr ben Isaac Katzenellenbogen (Meïr of Padua), Moses ben Saul Katzenellenbogen. Von: Meyer Kayserling, Gotthard Deutsch, M. Seligsohn, Peter Wiernik, N. T. London, Solomon Schechter, Henry Malter, Herman Rosenthal, Joseph Jacobs. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls, New York 1901–1906. Aufgerufen am 14. Dezember 2023</ref> 1479 starben die Grafen von Katzenelnbogen aus und ihre Territorialherrschaft fiel an die Landgrafen von Hessen. Dass sich der Ortsname Katzenelnbogen von den [[wikipedia:Chatten|Chatten]], einem germanischen Volksstamm aus dem Raum des heutigen Nordhessen, und von Melibokus, einem Berg am Westrand des Odenwaldes herleiten soll, gilt bereits seit dem 19. Jahrhundert als widerlegt.<ref>Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen:
 +
Band 1, Provinz Starkenburg, Autor: Georg Wilhelm Justin Wagner, Verlag Leske, 1829, Original von Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisiert: 15. September 2008, Länge: 270 Seiten ([https://books.google.de/books?id=SJcAAAAAcAAJ&pg=PA154&dq=melibokus&hl=de#v=onepage&q=melibokus&f=false Online bei Google Books])</ref>
 +
 
 +
== Weblinks ==
 +
* [https://www.jewishencyclopedia.com/articles/9238-katzenellenbogen#403 Katzenellenbogen family], u.a.: Meïr ben Isaac Katzenellenbogen (Meïr of Padua), Moses ben Saul Katzenellenbogen. Von: Meyer Kayserling, Gotthard Deutsch, M. Seligsohn, Peter Wiernik, N. T. London, Solomon Schechter, Henry Malter, Herman Rosenthal, Joseph Jacobs. In: Isidore Singer (Hrsg.): Jewish Encyclopedia. Funk and Wagnalls, New York 1901–1906. Aufgerufen am 14. Dezember 2023
 +
 
 +
==Einzelnachweise==
 +
<references />
 +
 
 +
==Siehe auch==
 +
* [[Pinchas Katzenellenbogen]]
 +
* [[wikipedia:Meir Katzenellenbogen|Meir Katzenellenbogen]] ''(Wikipedia)''
 +
* [[Synagoge|Fürther Synagogen]]
 +
* [[Talmudschule]]
 +
* [[Fiorda]]
 +
* [[Alter Jüdischer Friedhof]]
 +
* [[Jüdisches Museum Franken]]
 +
* [[wikipedia:Jüdischer Name|Jüdischer Name]] ''(Wikipedia)''
 +
* [[wikipedia:Rabbiner|Rabbiner]] ''(Wikipedia)''
 +
* [[Rabbiner|Rabbiner in Fürth]]
1.324

Bearbeitungen