Änderungen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 28: Zeile 28:  
* [[1925]] - Sturmabteilung (SA)
 
* [[1925]] - Sturmabteilung (SA)
 
* [[1925]] - Schutzstaffel (SS)
 
* [[1925]] - Schutzstaffel (SS)
* August [[1932]] - 3 Ortsgruppen (Innenstadt, Südstadt, Burgfarrnbach)
+
* Pfingsten [[1930]] - Hitlerjugend (HJ), gegründet von Max Linsmayer (ehem. Spielleiter der Jung-Bayern) <ref>* Anmerkung: Die HJ wurde kurz nach der Gründung wieder aufgelöst wegen "Zwistigkeiten und sog. Missverständissen zwischen "Führer und Geführten". Auch die neu gegründete HJ Gruppe sich erst nach einem weiteren Wechsel der Führung etablieren. Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref>* August [[1932]] - 3 Ortsgruppen (Innenstadt, Südstadt, Burgfarrnbach)
 +
* September [[1931]] - NS Frauenschaft - bei der Gründung 12 Frauen
 
* [[28. Juni]] [[1932]] - Beamtenabteilung der NSDAP, Gründer Franz Jakob
 
* [[28. Juni]] [[1932]] - Beamtenabteilung der NSDAP, Gründer Franz Jakob
* September [[1931]] - NS Frauenschaft - bei der Gründung 12 Frauen
+
* [[20. Mai]] [[1932]] - Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), Gründer: Heinrich Scheid, von Beruf Schreiner
* [[20. Mai]] [[1932]] - Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), Gründer Heinrich Scheid
  −
* Pfingsten [[1930]] - Hitlerjugend (HJ), gegründet von Max Linsmayer (ehem. Spielleiter der Jung-Bayern) <ref>* Anmerkung: Die HJ wurde kurz nach der Gründung wieder aufgelöst wegen "Zwistigkeiten und sog. Missverständissen zwischen "Führer und Geführten". Auch die neu gegründete HJ Gruppe sich erst nach einem weiteren Wechsel der Führung etablieren. Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref>
      
== „Machtergreifung“ ab 1933 ==
 
== „Machtergreifung“ ab 1933 ==
 
[[Bild:NS-Rathaus.jpg|thumb|right|Der hakenkreuzbeflaggte [[Rathaus]]saal am [[27. April]] [[1933]]]]
 
[[Bild:NS-Rathaus.jpg|thumb|right|Der hakenkreuzbeflaggte [[Rathaus]]saal am [[27. April]] [[1933]]]]
Am [[9. März]] [[1933]] wurden in vielen bayerischen Städten und Gemeinden - so auch in Fürth - an allen städtischen Gebäuden Hakenfahnen gehißt. Der Stellv. Gauleiter und Landtagsabgeordnete Holz verkündete vom Rathausbalkon vor mehreren tausend Zuhörern: dass auch in diesem roten und total verjudeten Fürth bald ein Nationalsozialist die Herrschaft übernehmen werde, um daraus eine saubere, ehrliche deutsche Stadt zu machen."<ref>* Quelle: Emil Ammon. Fürth, Düsseldorf 1984, S. 80</ref>. In den folgenden Wochen und Monaten folgte die sog. "Gleichschaltung", die zunächst einherging mit dem Verbot der [[KPD]] im März [[1933]] gefolgt von dem Verbot der [[SPD]] im Juni [[1933]]. Bis Ende des Jahres [[1933]] wurde nahezu alle Parteien, Gewerkschaften, Organisationen oder Vereine aufgelöst, vereinnahmt oder innerhalb der NS-Organisationen integriert. Durch das sog. Reichsgleichschaltungsgesetz vom [[31. März]] [[1933]] wurde der letzte demokratisch gewählte [[Stadtrat]] in Fürth durch [[Franz Jakob|Jakob]] aufgelöst. Der neue [[Stadtrat]] wurde nicht mehr gewählt, sondern im Verhältnis der am [[5. März]] [[1933]] abgegebenen Stimmen bei der Reichstagswahl neu besetzt - wobei die [[KPD]] bewußt nicht mehr berücksichtigt wurde. Durch ein weiteres "Gleichschaltungsgesetz" vom [[7. April]] [[1933]] wurde die Zahl der Stadträte zusätzlich reduziert auf 28 Sitze, wovon 15 Sitze der NSDAP zuvielen. Die SPD hatte zu diesem Zeitpunkt noch 10 Sitze, zwei Sitze wurden der Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft (BVP und Deutsche Staatspartei) zugesprochen, sowie ein Sitz der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot<ref>* Quelle: Manfred Mümmler. Fürth in Nationalistischer Zeit - Das Alltagserleben 1933 - 1945. Inaugural-Dissertation der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth 1994, S. 17</ref>.
+
Am [[9. März]] [[1933]] wurden in vielen bayerischen Städten und Gemeinden - so auch in Fürth - an allen städtischen Gebäuden Hakenfahnen gehißt. Der Stellv. Gauleiter und Landtagsabgeordnete Holz verkündete vom Rathausbalkon vor mehreren tausend Zuhörern: dass auch in diesem roten und total verjudeten Fürth bald ein Nationalsozialist die Herrschaft übernehmen werde, um daraus eine saubere, ehrliche deutsche Stadt zu machen."<ref>* Quelle: Emil Ammon. Fürth, Düsseldorf 1984, S. 80</ref>. In den folgenden Wochen und Monaten folgte die sog. "Gleichschaltung", die zunächst einherging mit dem Verbot der [[KPD]] im März [[1933]] gefolgt von dem Verbot der [[SPD]] im Juni [[1933]]. Bis Ende des Jahres [[1933]] wurde nahezu alle Parteien, Gewerkschaften, Organisationen oder Vereine aufgelöst, vereinnahmt oder innerhalb der NS-Organisationen integriert. Durch das sog. Reichsgleichschaltungsgesetz vom [[31. März]] [[1933]] wurde der letzte demokratisch gewählte [[Stadtrat]] in Fürth durch [[Franz Jakob|Jakob]] aufgelöst. Der neue [[Stadtrat]] wurde nicht mehr gewählt, sondern im Verhältnis der am [[5. März]] [[1933]] abgegebenen Stimmen bei der Reichstagswahl neu besetzt - wobei die [[KPD]] bewußt nicht mehr berücksichtigt wurde. Durch ein weiteres "Gleichschaltungsgesetz" vom [[7. April]] [[1933]] wurde die Zahl der Stadträte zusätzlich reduziert auf 28 Sitze, wovon 15 Sitze der NSDAP zuvielen. Die [[SPD]] hatte zu diesem Zeitpunkt noch 10 Sitze, zwei Sitze wurden der Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft (BVP und Deutsche Staatspartei) zugesprochen, sowie ein Sitz der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot<ref>* Quelle: Manfred Mümmler. Fürth in Nationalistischer Zeit - Das Alltagserleben 1933 - 1945. Inaugural-Dissertation der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth 1994, S. 17</ref>. Somit hatte die NSDAP - zusammen mit den berufsmässigen Stadträten - die absolute Mehrheit im Stadtrat und konnte im Laufe der Zeit jegliche Opposition ausschalten oder mundtot machen. 
    
=== Auflösung des Stadtrates 1933 ===
 
=== Auflösung des Stadtrates 1933 ===
Auch dieser [[Stadtrat]] blieb in dieser Konstellation nicht lange bestehen. Bis Ende [[1933]] wurden in Fürth nahezu alle Parteien mit Ausnahme der NSDAP aufgelöst und die Mitglieder und Funktionäre verhaftet. Unter den Verhafteten waren auch am [[10. März]] [[1933]] die Fürther Kommunisten [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]]. Knapp vier Wochen später wurden beide im KZ Dachau durch SS Mitglieder hingerichtet und waren damit die ersten jüdischen Opfer des NS-Terrors im Deutschen Reich. In einer Sitzung des [[Stadtrat]]es - der inzwischen Gemeinderat hieß - wurde am [[19. Oktober]] [[1933]] [[Franz Jakob|Jakob]] offizell einstimmig zum [[Oberbürgermeister]] gewählt. Kurz darauf wurden unliebsame Verwaltungsangestellte und Beamte aus dem städtischen Dienst entfernt, so z.B. der spätere [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]]. [[Franz Jakob|Jakob]] selbst gab am [[29. Dezember]] [[1933]] einen Jahresrückblick mit folgenden Worten: "''Das Jahr 1933 brachte mit der Übernahme der Reichskanzlerschaft durch den Führer Adolf Hitler und der großen nationalen Erhebung die heiß ersehnte Schicksalswende des deutschen Volkes. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollzog sich in rascher Aufeinanderfolge eine grundlegende Umgestaltung, die auch in die Rathäuser und Gemeindestuben den neuen Geist und frisches Leben verpflanzte.''"<ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akte 0/24 d 362</ref>  
+
Auch dieser [[Stadtrat]] blieb in dieser Konstellation nicht lange bestehen. Die [[KPD]] war bereits bei der Neubesetzung des Stadtrates nicht mehr berücksichtigt worden, während man sich über die [[SPD]] zunächst nur öffentlich lustig machte. Das änderte sich am [[22. Juni]] [[1933]], als man der [[SPD]] jegliche politische Aktivität untersagt und die [[SPD]] zunehmend als Organisation zerfiel- Am [[7. Juli]] [[1933]] wurde in der "''Verordnung zur Sicherung der Staatsführung''"<ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, 0/24 d 362</ref> geregelt, dass die 10 [[SPD]] Stadtratssitze der NSADAP zugeschrieben werden - und die [[SPD]] aufgelöst wird. Die übrigen bürgerlichen Parteien hatten sich bis dahin "selbst aufgelöst", wie es im NS Jargon hieß. Bis Oktober [[1933]] wurden in Fürth nahezu alle Parteien mit Ausnahme der NSDAP aufgelöst und die Mitglieder und Funktionäre verhaftet. Unter den Verhafteten waren auch am [[10. März]] [[1933]] die Fürther Kommunisten [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]]. Knapp vier Wochen später wurden beide im KZ Dachau durch SS Mitglieder hingerichtet und waren damit die ersten jüdischen Opfer des NS-Terrors im Deutschen Reich. In einer Sitzung des [[Stadtrat]]es - der inzwischen Gemeinderat hieß - wurde am [[19. Oktober]] [[1933]] [[Franz Jakob|Jakob]] offizell einstimmig zum [[Oberbürgermeister]] gewählt. Kurz darauf wurden unliebsame Verwaltungsangestellte und Beamte aus dem städtischen Dienst entfernt, so z.B. der spätere [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]]. [[Franz Jakob|Jakob]] selbst gab am [[29. Dezember]] [[1933]] einen Jahresrückblick mit folgenden Worten: "''Das Jahr 1933 brachte mit der Übernahme der Reichskanzlerschaft durch den Führer Adolf Hitler und der großen nationalen Erhebung die heiß ersehnte Schicksalswende des deutschen Volkes. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollzog sich in rascher Aufeinanderfolge eine grundlegende Umgestaltung, die auch in die Rathäuser und Gemeindestuben den neuen Geist und frisches Leben verpflanzte.''"<ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akte 0/24 d 362</ref>  
    
=== OB Wild wird abgesetzt - Jakob wird neuer OB ===
 
=== OB Wild wird abgesetzt - Jakob wird neuer OB ===
Der seit [[1914]] amtierende [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z.B. im Februar [[1933]], den neuen Reichskanzler Hitler am [[Flughafen]] zu empfangen<ref>* Quelle: Adele Schichka, Die Gleichschaltung in Fürth 1933/34. In Fürther Heimatblätter 1982, Nr. 3. S. 63</ref>. In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im [[Stadtrat]] wurde [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] am [[27. April]] [[1933]] als letzter demokratisch gewählter [[Oberbürgermeister]]s der Stadt Fürth durch einen Beschluss im [[Stadtrat]] in den "dauernden Ruhestand" versetzt - angeblich auf "Wunsch der Menge"<ref>* Quelle: Nordbay. Zeitung vom 16. März 1933</ref>. In Wahrheit war [[Robert Wild|Wild]] von der Sturmabteilung (SA) extrem unter Druck gesetzt worden, so dass er dem Druck nachgeben musste und am [[24. April]] [[1933]] vom Dienst suspendiert wurde durch ein Attest: "''... mit Rücksicht auf seine erschütterte Gesundheit unter Beibringung eines amtärztlichen Zeugnisses''"<ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref>. Damit war der Weg frei für [[Franz Jakob]], Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde, Kreisleiter in Fürth und Mitglied des Landtages seit [[1932]]<ref>* Quelle: Alles unter Kontrolle - Rückblick auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten am 18./ 19. Februar 1995</ref>. Noch in der gleichen Sitzung wurde [[Franz Jakob|Jakob]] am 27. April 1933 kommissarisch zum "Ersten Bürgermeister" gewählt, mit 17 gegen 10 Stimmen der [[SPD]].  
+
Der seit [[1914]] amtierende [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z.B. im Februar [[1933]], den neuen Reichskanzler Hitler am [[Flughafen]] zu empfangen<ref>* Quelle: Adele Schichka, Die Gleichschaltung in Fürth 1933/34. In Fürther Heimatblätter 1982, Nr. 3. S. 63</ref>. In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im [[Stadtrat]] wurde [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] am [[27. April]] [[1933]] als letzter demokratisch gewählter [[Oberbürgermeister]]s der Stadt Fürth durch einen Beschluss im [[Stadtrat]] in den "dauernden Ruhestand" versetzt - angeblich auf "Wunsch der Menge"<ref>* Quelle: Nordbay. Zeitung vom 16. März 1933</ref>. In Wahrheit war [[Robert Wild|Wild]] von der Sturmabteilung (SA) extrem unter Druck gesetzt worden, so dass er dem Druck nachgeben musste und am [[24. April]] [[1933]] vom Dienst suspendiert wurde durch ein Attest: "''... mit Rücksicht auf seine erschütterte Gesundheit unter Beibringung eines amtärztlichen Zeugnisses''"<ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref>. Damit war der Weg frei für [[Franz Jakob]], Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde, Kreisleiter in Fürth und Mitglied des Landtages seit [[1932]]<ref>* Quelle: Alles unter Kontrolle - Rückblick auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten am 18./ 19. Februar 1995</ref>. Noch in der gleichen Sitzung wurde [[Franz Jakob|Jakob]] am 27. April 1933 kommissarisch zum "Ersten Bürgermeister" gewählt, mit 17 gegen 10 Stimmen der [[SPD]]. Die [[SPD]] selbst hatte keinen Gegenkandidaten aufgestellt. Der Fraktionsführer Engehardt führte dazu aus: "''Meine Fraktion anerkennt den Anspruch der NSDAP auf die Stelle des Ersten Bürgermeisters und bringt das damit zum Ausdruck, dass wir keinen Gegenkandidaten vorschlagen.''"<ref>* Quelle: Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref>. Zweiter Bürgermeister wird mit 22 von 27 Stimmen Herrmann Friedrich. Er war nicht Mitglied der NSDAP, so dass auch fünf [[SPD]] Mitglieder ihm seine Stimmen gaben, die anderen fünf [[SPD]] Mitglieder enthielten sich der Stimme. Dritter Bürgermeister wurde Heinrich Schied mit 16 von 25 Stimmen. Die Stimmen für Schied kamen ausschließlich von der NSDAP. Am [[15. Mai]] [[1933]] wurden die Wahlen von der Regierung Ober- und Mittelfranken bestätigt - im Einvernehmen mit dem Gauleiter der NSDAP<ref>* Quelle: Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref>.  
    
Kurz zuvor begann am [[30. Januar]] [[1933]] der reichsweite Aufstieg Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsident Hindenburg und die Auflösung des Reichstags auf "Wunsch" Hitlers am [[1. Februar]] [[1933]]. Es folgte die letzte freie Wahl der Weimarer Republik am [[5. März]] [[1933]], bei der die NSDAP gemeinsam mit den Konservativen (DNVP) knapp die Mehrheit im Reichstag erreichte. In Fürth wählten 44,8 % die NSDAP, vier Monate vorher waren es noch 35,6 %<ref>* Quelle: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 461 f.</ref>.  
 
Kurz zuvor begann am [[30. Januar]] [[1933]] der reichsweite Aufstieg Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsident Hindenburg und die Auflösung des Reichstags auf "Wunsch" Hitlers am [[1. Februar]] [[1933]]. Es folgte die letzte freie Wahl der Weimarer Republik am [[5. März]] [[1933]], bei der die NSDAP gemeinsam mit den Konservativen (DNVP) knapp die Mehrheit im Reichstag erreichte. In Fürth wählten 44,8 % die NSDAP, vier Monate vorher waren es noch 35,6 %<ref>* Quelle: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 461 f.</ref>.  
Zeile 49: Zeile 48:  
[[Bild:Ratsmitglieder 031035.jpg|thumb|right|Handverlesene Gemeinderäte ab dem 3. Oktober 1935]]Am [[30. Januar]] [[1935]] - am zweiten Jahrestag der Machtergreifung Hitlers - wurde die Gemeindeordnung reichsweit gleichgeschaltet mit einer zentralistischen Machtausrichtung: Die Verwaltung wurde "in voller und ausschließlicher Verantwortung" vom Bürgermeister oder seinem Stellvertreter alleine geführt. Der [[Stadtrat]] / Gemeinderat verlor völlig seine politische Funkiton und wurde auf ein rein beratendes Gremium degradiert. Im Sommer [[1935]] wird der gewählte [[Stadtrat]] aufgelöst - der sich inzwischen nur noch aus NSDAP Mitgliedern zusammensetzte - und durch den amtierenden [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob|Jakob]] mit "handverlesenen" Gemeinderäten am [[3. Oktober]] [[1935]] neu besetzt. Neben sechs hauptamtliche und zwei ehrenamtliche Beigeordnete werden 27 Gemeinderäte berufen: darunter [[Gustav Schickedanz|Schickedanz]], [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und [[Wilhelm Schülein|Schülein]]. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch in Fürth das "Führerprinzip" durchgesetzt.  
 
[[Bild:Ratsmitglieder 031035.jpg|thumb|right|Handverlesene Gemeinderäte ab dem 3. Oktober 1935]]Am [[30. Januar]] [[1935]] - am zweiten Jahrestag der Machtergreifung Hitlers - wurde die Gemeindeordnung reichsweit gleichgeschaltet mit einer zentralistischen Machtausrichtung: Die Verwaltung wurde "in voller und ausschließlicher Verantwortung" vom Bürgermeister oder seinem Stellvertreter alleine geführt. Der [[Stadtrat]] / Gemeinderat verlor völlig seine politische Funkiton und wurde auf ein rein beratendes Gremium degradiert. Im Sommer [[1935]] wird der gewählte [[Stadtrat]] aufgelöst - der sich inzwischen nur noch aus NSDAP Mitgliedern zusammensetzte - und durch den amtierenden [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob|Jakob]] mit "handverlesenen" Gemeinderäten am [[3. Oktober]] [[1935]] neu besetzt. Neben sechs hauptamtliche und zwei ehrenamtliche Beigeordnete werden 27 Gemeinderäte berufen: darunter [[Gustav Schickedanz|Schickedanz]], [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und [[Wilhelm Schülein|Schülein]]. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch in Fürth das "Führerprinzip" durchgesetzt.  
   −
== Rolle der örtlichen Presse ==  
+
=== Rolle der örtlichen Presse ===  
 
Die örtliche Presse sympathiserte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte [[1932]] unterstütze der Fürther Anzeiger aktiv die örtliche NSDAP und ab dem [[1. April]] [[1933]] nannte sich der Fürther Anzeiger: "''Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth''". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April [[1933]] wie folgt kommentiert: "''Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichstens Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen.''" Die noch verbliebenen [[SPD]] Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "''... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergeßliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischem Sarkasmus und Hohn uns Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß zwar zum Teil ihr Anlitz...''"<ref>* Quelle: Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref>. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.
 
Die örtliche Presse sympathiserte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte [[1932]] unterstütze der Fürther Anzeiger aktiv die örtliche NSDAP und ab dem [[1. April]] [[1933]] nannte sich der Fürther Anzeiger: "''Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth''". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April [[1933]] wie folgt kommentiert: "''Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichstens Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen.''" Die noch verbliebenen [[SPD]] Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "''... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergeßliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischem Sarkasmus und Hohn uns Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß zwar zum Teil ihr Anlitz...''"<ref>* Quelle: Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref>. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.
  
85.811

Bearbeitungen