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Fünfte Periode (1621).

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um Weiber und Kinder rechtzeitig entfernen zu können. Die Armee des Grafen Ernst von Mansfeld bestand aus 50 Schwa­ dronen Reiterei, 108 Fahnen Fußvolk, 12 Stücken Geschütz, 6 Mörsern nebst 500 Bagagewagen. Es mögen im Ganzen 20,000 Mann gewesen sein. Am 22. September hatten sie bereits das Nürnberger Gebiet betreten und ihren Aufenthalt durch Raub, Mord und Plünderung bezeichnet. Dienstag den 2. Oktober Vormittags brach Mansfeld mit seinem Volke von Feucht auf, marfchirte mit demselben am Walde bei dem Gigritzenhofe hinab an der Stadt vorüber nach Schweinau und schlug das Lager ober- und unterhalb Fürth auf. Der Rath von Nürnberg schickte ihm den Grafen Friedrich von Solms mit seiner Reiterei entgegen, der ihn im Namen des Raths empfing, kalte Küche mit ihm hielt und ihn am Walde hinab nach Schweinau und Fürth führte. Mansfeld nahm sein Quartier zu Farrnbach bei Kresser. Die Bauern waren mit ihren Wei­ bern, Kindern, Vieh und besten Habseligkeiten in die Stadt geflüchtet; alles Uebrige, was die Mansfelder noch in den Häusern fanden, nahmen sie; Getreide und Fütterung führten sie weg. Sie raubten und plünderten nach Herzenslust, obschon der Rath von Nürnberg über 100 Wagen Proviant zur Schonung der Unterthanen nach Fürth hatte abgehen lassen. Endlich am 5. Oktober brach Mansfeld mit seinen Truppen nach Windsheim auf, von wo er in die Unterpfalz marfchirte, die er gegen die Einfälle Spinolas schützen sollte. In Fürth ließ dieses Corps üble Spuren zurück. Mehrere israelitische Häuser waren zerstört, andere abgebrannt, die Synagoge schwer beschädigt?'") — Zur Verfolgung Mansfelds beorderte der Herzog (später Churfürst) von Bayern „den Obersten" Tilly mit 17,000 Fußgängern und 4500 Reitern. Ihr Hauptquartier war in Fürth. Die Truppen blieben daselbst und in der Umgegend 10 Tage lang, vom 7. bis 17. Oktober. Tilly selbst mit seinem Stabe wurde am 7. in Nürnberg eingelaffen, wo er aber nicht lange blieb. Seine Soldateska verwüstete und verdarb Alles, was nicht mitzunehmen war, plünderte und behandelte die Nürnberger Unterthanen wie Feinde, obwohl sie von Nürnberg aus mit einigen hundert Wagen voll Brod, Fleisch, Wein und Bier versehen wurden. Uebrigens übte Tilly auch strenge Disciplin. Am 12. Oktober ließ er 18 Reiter verhaften und in die Synagoge einsperren,