Seite:Pennalen Jg 3 Nr 1 1955.pdf/1

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


die Pennalen Gemeinsame Schülerzeitung der Fürther höheren Schulen Oberrealschule

-Stadt. Mädchenrealgymnasium

Hum. Gymnasium

Oktober 1955

Jahrg. 3 / Nr. 1 Das überraschende Ergebnis unserer Umfrage:

Rekordverdienste durch Ferienarbeit Jeder zehnte Fürther Pennäler arbeitete heuer • Sehr gutes Verhältnis zu den Arbeitern • Keine Überanstrengung durch Ferienarbeit • Die meisten wollen auch nächstes Jahr wieder arbeiten

10,5 °/0 der 16—2(1 jährigen Schüler der. höheren Schulen Fürlhs arbeiteten heuer in den Ferien. Dabei verdienten 60 Schüler und Schülerinnen, die bei der Umfrage als Ferienarbei­ ter ermittelt wurden, in 11246 Arbeitsstunden insgesamt 13 729.— DM. Das ist das über­ raschende Ergebnis einer zu Beginn des Schuljahres genau durchgeführten Umfrage der „Pennalen“. Die Summe dürfte sogar noch um 15—20 °/0 höher sein, da manche der Schü­ ler eine Beschäftigung während der Ferien nicht zugeben wollen.

Die Umfrage erstreckte sich auf die Klassen 6—9. Doch ist uns bekannt, daß bereits Schüler der 4. und 5. Klasse ihr Taschengeld durch Ferienarbeit verdienen. Mädchen für Ferienarbeiten nicht gefragt! Der Prozentsatz der Ferienarbeiter ist an der Oberrealschule und am Gymnasium etwa gleich: 14%. Von den befragten Schülerin­ nen des Mädchenrealgymnasiums waren nur 3 °/0 während der Ferien beschäftigt, was wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, daß Mädchen als Aushilfskräfte weniger gefragt sind. Die Handelsschule beteiligte sich nicht an der Umfrage.

Baugewerbe und Metallindustrie bevorzugt Die arbeitenden Schüler tauchen als Hilfs­ arbeiter in fast allen Sparten unserer Wirt­ schaft auf. Etwa ein Drittel beschäftigt das gut zahlende (bis zu DM 1.83 Stundenlohn) Baugewerbe, ein weiteres Drittel die Metall­ industrie. Auch andere Arbeitsplätze wur­ den genannt: Brauereien, Konservenfabri­ ken, Genußmittelindustrie, Arzneimittelfa­ briken, Textilfabriken, seltener aber die früher für Ferienarbeit bevorzugten Be­ schäftigungen wie Erntearbeit (!) oder Büro­ arbeit.

Mädchen werden schlechter bezahlt Die Verdienstmöglichkeiten Sind natürlich weitgehend von Beschäftigungsart und Alter abhängig. Immerhin arbeiten nur 18°/0 mit

/{(AS

UnfiaU!

Was will die Elternspende? Ferienarbeit schlägt Brücken

Jugend und Jazz Der rätselhafte Huber Neue Lehrer

Stadt. Handelsschule Fürth Abonnementpreis 30 Dpi. Einzelpreis 40 Dpi.

In der Ostzone:

Arbeitszwang anstatt freiwil­ liger Ferienarbeit Und wie sieht die Ferienarbeit in der Ost­ zone aus? Darüber lasen wir einen auf­ schlußreichen Artikel in den Mitteilungen des Bayerischen Jugendringes (Augustnum­ mer). Hier ein Auszug des Berichtes: „Volksbildungsministerium und Zentralrat der FDJ haben........ eine Ferienregelung für alle Oberschüler der Klassen 9—12 (nach unserer Klassennumerierung also die Klas­ sen 5—8. Anm. der Red.) ausgearbeitet, nach

einem Stundenlohn von unter 1.—DM. Der durchschnittliche Lohn betrug DM 1.22. Während von den befragten Mädchen keine über 1.— DM in der Stunde verdiente (!), erhielt bei den Jungen z. B. ein 19 jähriger Gymnasiast für eine Spezialarbeit (Meßtech­ nik) in einer Radiofabrik DM 1.90, und ein Kontrabassist brachte es sogar in einem Bar­ trio auf DM 5.— Stundenlohn. Nur sehr wenige arbeiten die ganzen Ferien über. Das Gros gibt sich mit etwa 4 Wochen Beschäftigungszeit zufrieden. Auch ..Ein­ tagsfliegen“, die das „süße Nichtstun" of­ fenbar für angenehmer hielten, tauchen mit­ unter auf.

Rekordverdienst bis DM 800.— Die wöchentliche Arbeitszeit betrug in den meisten Betrieben 48 Stunden. Aus unserer Umfrage geht jedoch hervor, daß die Schü­ ler jede Gelegenheit zu Überstunden benutz­ ten. So arbeitete z. B. ein Oberrealschüler teilweise 85 Stunden je Woche (!) und kann sich dafür mit einem Gesamtverdienst von DM 800.— als der absolute Rekordverdiener rühmen. Die meisten Ferienarbeiter gaben sich mit weniger als 300.— DM zufrieden.

Idealisten und Materialisten Bei einer genauen Untersuchung anhand der Begründungen zur Ferienarbeit kann man zwei Gruppen unterscheiden: Der Idealist — er ist nicht einmal so selten — arbeitet hauptsächlich, um das Leben „draußen“ am Arbeitsplatz kennenzulernen, um die Berufs­ arbeit des Arbeiters, dessen Chef er später vielleicht wird, selbst zu verrichten und sich das nötige Verständnis für den anderen zu erarbeiten. Für die Materialisten dagegen ist der Geld­ erwerb das wichtigste. Manchmal langen die „Zechinen“ für die große Urlaubsfahrt noch nicht aus, dann arbeitet man zwei Wochen lang und verdient sich das fehlende Klein­ geld dazu. Fortsetzung Seite 2

Stoßseufzer eines Ferienarbeiters: » Gott sei Dank, morgen geht die Schule wieder an!«

der nur noch 18 Tage der großen Ferien den Schülern als „Urlaub“ zur Verfügung stehen. Für den Rest ihrer Ferienzeit (4 Wo­ chen) müssen sie sich verpflichten, in Be­ trieben zu arbeiten, als Helfer in Pionier­ lager zu gehen oder an Kurzlehrgängen der KVP teilzu nehmen. Für ihre Tätigkeit in der Industrie dürfen diese Jugendl. nicht mehr -— wie bisher — den vollen Lohn erhalten, sondern sind wie Hilfsarbeiter zu bezahlen. Schülern, die Erziehungsbeihilfen erhalten ist der Gesamtbetrag vom Lohn abzuziehen. Für die 18 Tage, die den Jugendlichen zur Verfügung bleiben, sollen Exkursionen ver­ anstaltet werden, die der Unterstützung des Tlnterrichtes dienen, in Wirklichkeit aber nur die Jugendlichen von unkontrollierba­ ren Westfahrten abhalten sollen.“