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NFSZ 5/3

Aus Politik und Zeitgeschichte

Politische Instinktlosigkeit und Naivität! Vorwürfe gegen die nach Polen gefahrene Göttinger Studentendelegation (ijpd) — D ie G öttinger S tud en ten zeit­ sch rift „P rism a“ h a t in ih re r N ovem berA usgabe u n te r d er Ü berschrift „P oliti­ sche N aiv ität oder . . .“ bei voller N a­ m ensnennung Ä ußerungen v erö ffe n t­ licht, die M itglieder einer w estd eu t­ schen S tudentendelegation w äh ren d ein er S tudienreise durch P olen gem acht hab en sollen. D er 2. V orsitzende des A StA d er U ni­ v e rsitä t H am burg, W olfgang L üders, bspw . soll anläßlich eines A bendem p­ fanges gesagt haben: „W ir S tu d en ten aus dem W esten sind zu Ih n en gekom ­ men, um Ih n en etw as von u n se re r w est­ lichen F re ih eit zu bringen. M it B e­ schäm ung h ab e n w ir jedoch im L äufe unseres A u fen th alts in P olen feststellen m üssen, daß nicht Sie von uns, sondern w ir von Ihnen etw as lern en können.“ Das M itglied des G öttinger V erbandes d er V ereine D eutscher S tudenten (VDSt), Jü rg e n W eigt, habe sich so geäußert: „W enn ich gesagt habe, die B un d es­ rep u b lik sei undem okratisch, so n u r deshalb, um eine D iskussion ü b er dieses T hem a in G ang zu b rin g en .“ D er J u r is t D ietrich Sperling, SDSund SPD -M itglied habe e rk lä rt: „W enn ich m it polnischen G esp rächspartnern offen sprechen will, dan n m uß ich zu­ nächst deren V ertrau e n gew innen. V er­ tra u e n k an n ich dadurch gew innen, daß ich K onzessionen mache. Und diese K onzessionen bestehen fü r mich in der

A n erkennun g d er G ebiete östlich der O der un d N eiße als polnisches S ta a ts­ gebiet.“ D er C hem iker H ans-G eorg R ein h ard t, ebenfalls SD S-M itglied, h ab e zu einem polnischen A rzt w äh ren d ein er Besich­ tigung d er G nesener H eil- u n d P fleg e­ a n sta lt e rk lä rt: „H err D oktor, richten Sie h ie r m an auch gleich Zellen ein fü r solche Leute, die A d en au er w äh len !“ D er V orsitzende des V D S -L andesverbandes N iedersachsen und des A StA d er TH Braunschw eig, H ans von S tebut, h ab e gegenüber den P olen stets von W roclaw u n d G d an sk “ s ta tt von B res­ lau und D anzig und von den „polni­ schen W estgebieten“ gesprochen, und die deutsche N ich tan erk en n u n g d e r O der-N eiße-L inie als „unverzeihlichen N ationalism us“ bezeichnet. A bschließend schrieb die G öttinger S tudentenzeitschrift: „Die eine oder andere Ä ußerung m ag — das sei zuge­ stan d en — u n ü b erleg t gefallen sein. A ber entschuldigt das? W ir ju n g en M enschen — in D eutschland u n d in P olen — hab en die A ufgabe, es b esser zu m achen als u n sere V äter. U nsere V ölker m üssen ein gutnachbarliches V erhältnis zu ein an d er finden, tro tz aller unlösbar scheinenden Fragen. U nd w eil es einfach keine an d ere M öglichkeit gibt, w erd en sie es finden, auch ohne v erantw ortu n g slo se K onzessionen.“

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„Am Tage X kommt die Abrechnung!'7 Moskauer Drohbriefe an bayerische Jugendliche (ijpd) — „L aufend m it k o m m u n isti­ schem M aterial belästigt, das sie- u n te r d er Ju g en d W estdeutschlands v erteilen so llten “, w ü rd e n neuerlich Jugendliche aus den bayerischen O rten M ühlsdorf u n d N euötting, die im vergangenen Som m er an den W eltjugendfestspielen in M oskau teilgenom m en haben. Dies b erich tet das katholische „P assauer B is­ tu m sb la tt“. Im einzelnen h ab e m an festgestellt.: 1. Das P ro p a g an d a m ateriäl w erd e von d er sow jetischen B otschaft v ersandt. 2. Da die Jugendlichen der. A u ffo rd e­ rung, diese S chriften zu v erteilen, nicht nachgekom m en seien, h ab e m an von M oskau aus „D rohbriefe“ ge­ schickt. 3. In diesen D rohbriefen heiße es, d er A u fe n th a lt der Jugendlichen in Mos­ k au h ab e d e r S o w jetreg ieru n g viel Geld gekostet. Diese k önne es sich nicht leisten, fü r S p ek u lan ten eine L u x u sreise zu finanzieren. 4. Die Jugendlichen k ö n n ten w egen ih re r W eigerungen „am Tage X zu r Rechen­ schaft gezogen w erd en “. E ine S tellu n g n ah m e d er sow jetischen B otschaft in Rolandseck zu diesen B e­ h au p tu n g en ste h t noch aus.