Änderungen

K
Zeile 6: Zeile 6:  
==Das Phänomen der "Durchreisenden"==
 
==Das Phänomen der "Durchreisenden"==
 
===Allgemeines===
 
===Allgemeines===
Der Lebensabschnitt in der Zeit der Wanderschaft sollte eigentlich eine Übergangszeit zwischen Ausbildung und Meisterschaft sein. Die sog. Wanderjahre der Handwerksgesellen veränderten sich aber im Laufe des 19. Jahrhunderts. Mit Einführung der Gewerbefreiheit im Zuge der Napoleonischen Reformen begann die Auflösung der zünftigen Organisationsformen<ref>Isa Schikorsky: "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Autobiographische Texte von Handwerkern", in: Rainer Wimmer (Hrsg.): "Das 19. Jahrhundert: Sprachgeschichtliche Wurzeln des heutigen Deutsch", Berlin - New York, 1991; Seite 225</ref>. Als Folge des Bevölkerungsanstieges stand einer immer größeren Menge von Gesellen eine durch Zünfte streng limitierte Anzahl von Meistern gegenüber. Eine Niederlassung und Erlaubnis zur Meisterprüfung wurde ihnen verwehrt. So war der drohende soziale Abstieg einer der Beweggründe für die Gesellenwanderung geworden<ref>ebenda</ref>. Auf der Landstraße trafen sich verschiedene soziale Gruppen. Gasthäuser und Herbergen warennicht nur den Handwerksgesellen vorbehalten, sondern auch von Nichtseßhaften, Gelegenheitsarbeitern und gesellschaftlichen Außenseitern besucht<ref>Isa Schikorsky: "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Autobiographische Texte von Handwerkern"; Seite 237; Schikorsky beschreibt die "Sprache der Walz" als eine Varietät, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts handwerksprachliche Färbung annahm, vermischt mit großen Anteilen des Jiddischen und des Rotwelschen.</ref>. Die wandernden Handwerker gehörten, ebenso wie Vagabunden und Landstreicher, zum allgemein wahrgenommenen Erscheinungsbild.</br>
+
Der Lebensabschnitt in der Zeit der Wanderschaft sollte eigentlich eine Übergangszeit zwischen Ausbildung und Meisterschaft sein. Die sog. Wanderjahre der Handwerksgesellen veränderten sich aber im Laufe des 19. Jahrhunderts. Mit Einführung der Gewerbefreiheit im Zuge der Napoleonischen Reformen begann die Auflösung der zünftigen Organisationsformen<ref>Isa Schikorsky: "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Autobiographische Texte von Handwerkern", in: Rainer Wimmer (Hrsg.): "Das 19. Jahrhundert: Sprachgeschichtliche Wurzeln des heutigen Deutsch", Berlin - New York, 1991; Seite 225</ref>. Als Folge des Bevölkerungsanstieges stand einer immer größeren Menge von Gesellen eine durch Zünfte streng limitierte Anzahl von Meistern gegenüber. Eine Niederlassung und Erlaubnis zur Meisterprüfung wurde ihnen verwehrt. So war der drohende soziale Abstieg einer der Beweggründe für die Gesellenwanderung geworden<ref>ebenda</ref>. Auf der Landstraße trafen sich verschiedene soziale Gruppen. Gasthäuser und Herbergen waren nicht nur den Handwerksgesellen vorbehalten, sondern auch von Nichtseßhaften, Gelegenheitsarbeitern und gesellschaftlichen Außenseitern besucht<ref>Isa Schikorsky: "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Autobiographische Texte von Handwerkern"; Seite 237; Schikorsky beschreibt die "Sprache der Walz" als eine Varietät, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts handwerksprachliche Färbung annahm, vermischt mit großen Anteilen des Jiddischen und des Rotwelschen.</ref>. Die wandernden Handwerker gehörten, ebenso wie Vagabunden und Landstreicher, zum allgemein wahrgenommenen Erscheinungsbild.</br>
 
Das Leben als ''Durchreisende'' (eigentlich in der Nicht-Seßhaftigkeit) bedeutete ein Leben in relativ großer Freizügigkeit und gleichzeitig in sozialer Unsicherheit. Die wandernden Gesellen standen zumeist in schlechtem Ruf.
 
Das Leben als ''Durchreisende'' (eigentlich in der Nicht-Seßhaftigkeit) bedeutete ein Leben in relativ großer Freizügigkeit und gleichzeitig in sozialer Unsicherheit. Die wandernden Gesellen standen zumeist in schlechtem Ruf.
 
geprägt durch das Mißtrauen, das die „Seßhaften" dem mobilen Teil der Bevölkerung entgegen brachte.
 
geprägt durch das Mißtrauen, das die „Seßhaften" dem mobilen Teil der Bevölkerung entgegen brachte.
17.785

Bearbeitungen