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Der '''Verkehrsverein Fürth''' und sein Wirken von 1923 bis 1993. Ein Verkehrsverein bezweckt die Förderung des Fremdenverkehrs. Bei einem Kurort oder einer Stadt mit Sehenswürdigkeiten ist es keine Frage, dass ein Fremdenverkehrsbüro existiert. Wie aber war das in Fürth? Da gab es seit jeher keine oder wenig Werbung, weil u.a. Fürth im Schatten von Nürnberg eher Durchgangsort war. Und es galt als „Industrie- und Handelsstadt“. Werbeprospekte erübrigten sich daher.
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==Entstehung 1923==
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Die erste Gründung des Verkehrsvereins für Fürth und Umgebung ist am [[26. Februar]] [[1923]] im [[Parkhotel]] belegt. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Fabrikbesitzer [[Bernhard Winkler]] gewählt. Ein eigens eingerichteter Ausschuss bestand aus Honoratioren der Stadtverwaltung und Wirtschaft, Industrie, Handel, Gewerbe, Handwerk. Der Verein kam auf Bestreben von Bürgermeister Müller zustande. Der Vorsitzende Winkler führte den Verein bis zur Niederlegung im März [[1932]]. 2. Vorsitzender war [[Karl Löhner]], Großkaufmann und Handelsrichter, der den Verein nach Winkler kurzzeitig weiterführte. Löhner betrieb ein Geschäft für Haus- und Küchengeräte in der [[Schwabacher Straße 45]] und war „Führer“ des Fürther Einzelhandels.
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==Aktivitäten in der NS-Zeit==
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Ab Juni [[1934]] wurde der Verein unter den der neuen Führung vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] übernommen. Als Geschäftsführer wurde Rechtsrat Dr. [[Fritz Kempfler]] eingesetzt. Besprochen wurde dies in einer Mitgliederversammlung am [[6. Juni 1934]] im Kulturverein, Zunftstube.
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Zu einem „Neuaufbau des Fürther Verkehrsvereins“ berief man eine Versammlung im [[Festsaal]] des [[Parkhotel]] am [[22. Juni]] [[1934]] ein. Jakob hielt hierzu eine einstündige Rede. In die neue Mitliederliste trugen sich dann 91 Personen ein.
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Für die Verkehrswerbung und seine Belebung sprachen sich viele aus: Fräulein [[Babette Bauer]] als 1. Vorsitzende von „[[Treu Fürth]]“, Herr Kamm als Führer der Gastwirtsinnung, Herr Wölfel für den Fürther Einzelhandel und Buchdruckereibesitzer [[Gebr. Kraus|L. Kraus]]. [[Fritz Bernet]] vom [[Stadttheater]] war der Ansicht, "''wir Fürther hätten genug Anziehungspunkte. Im Verkehrsverein müsse sich die Werbung für alles konzentrieren, für die [[Kärwa]], für den [[Pokulator]], für die [[Schießhauskirchweih|Schießhauskärwa]], für Theater, für alles, was Verkehr verspreche. Es müsse mit dem Teufel zugehen, wenn uns das nicht gelänge!''" (Bravo-Rufe).
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'''Der Verkehrsverein Fürth und sein Wirken von 1923 bis 1993'''
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[[1934]] betätigte sich [[Fritz Kempfler]] als Organisator des Fürther Faschings. Ein Faltprospekt wurde herausgegeben; dieser stellte die Bedeutung der Stadt als Industrie- und Handelsstadt heraus. Auf dem Umschlag das Rathaus und der [[Kunstbrunnen]] am Bahnhof.
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==Vorbemerkung==
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Zu Weihnachten gab es geschmückte Auslagen in den Geschäften, große Adventskränze in der Innenstadt; [[1937]] am [[Königsplatz]] einen „Christbaum für Alle“ mit Lichtern.
Ein Verkehrsverein bezweckt die Förderung des Fremdenverkehrs. Bei einem Kurort oder einer Stadt mit Sehenswürdigkeiten ist es keine Frage, dass ein Fremdenverkehrsbüro existiert. Wie aber war das in Fürth? Da gab es seit jeher keine oder wenig Werbung. Weil Fürth im Schatten von Nürnberg eher Durchgangsort war. Und es galt als „Industrie- und Handelsstadt“. Werbeprospekte erübrigten sich daher.
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Ab Februar [[1934]] wirkte im [[Rathaus]] ein städtisches Presse- und Werbeamt mit Inspektor Eder. Es stand unter der Leitung von Bürgermeister [[Heinrich Schied]]. Nach einem Rundschreiben Nr. 4/1934 vom [[23. Februar]] [[1934]] waren die Verkehrsvereine nach Mustersatzungen und Vorgaben für die Werbetätigkeit umzugestalten.
==Erste Gründung 1923==
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Erste Gründung des Verkehrsvereins für Fürth und Umgebung am 26. Februar 1923 im Parkhotel. Vorsitzender war der Fabrikbesitzer Bernhard Winkler. Im Ausschuss saßen Honoratioren der Stadtverwaltung und Wirtschaft, Industrie, Handel, Gewerbe, Handwerk. Der Verein kam auf Bestreben von Bürgermeister Müller zustande.  Winkler führte den Verein bis zur Niederlegung im März 1932. 2. Vorsitzender war Karl Löhner, Großkaufmann und Handelsrichter, der den Verein nach Winkler weiterführte. Löhner betrieb ein Geschäft für Haus- und Küchengeräte in der Schwabacher Straße 45 und war „Führer“ des Fürther Einzelhandels.
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[[1936]] wechselte die Zuständigkeit für sämtliche Fragen des Fremdenverkehrs zum Referenten IX, dem Beigeordneten und Parteigenossen [[Hans Sandreuter]]. Pg. [[Fritz Eder]] übernahm die Werbung. Dazu kam ein Prospektschrank ins Presse- und Werbeamt. Einen Aushängekasten am ehemaligen [[Ludwigsbahnhof]]-Gebäude betreute Herr Haber. Die neue Vereinsführung bestand nun aus dem [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] als 1. Vorsitzender, Beigeordneter [[Hans Sandreuter]] als 2. Vorsitzender, Kaufmann [[Georg Haber]] als 3. und geschäftsführender Vorsitzender sowie Sparkassendirektor Roth als Kassierer. Ein Mitgliederverzeichnis des Vereins von [[1936]] wies bereits 173 Mitglieder aus.
Aktivitäten in der NS-Zeit
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Ab Juni 1934 kam der Verein unter den neuen Führer Oberbürgermeister Franz Jakob. Als Geschäftsführer wurde Rechtsrat Dr. Kempfler eingesetzt. Besprochen wurde dies in einer Mitgliederversammlung am 6. Juni 1934 im Kulturverein, Zunftstube.
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Im Juli [[1937]] hieß es, die zwingende Vorschrift des Reichsgesetzes vom [[26. März]] [[1936]] zur Durchführung des Fremdenverkehrs schaffe umwälzende Reformen; die Leitung der Verkehrsvereine sei durch die Gemeinde zu übernehmen. Das hatte Fürth bereits erfüllt.  
Zu einem „Neuaufbau des Fürther Verkehrsvereins“ berief man eine Versammlung im Parkhotel-Saal am 22.6.1934 ein. Jakob hielt eine einstündige Rede. In die neue Mitliederliste trugen sich dann 91 Personen ein.
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Für die Verkehrswerbung und seine Belebung sprachen sich viele aus: Fräulein Bauer als 1. Vorsitzende von „Treu Fürth“, Herr Kamm als Führer der Gastwirtsinnung, Herr Wölfel für den Fürther Einzelhandel und Buchdruckereibesitzer L. Kraus. Fritz Bernet vom Stadttheater war der Ansicht, wir Fürther hätten genug Anziehungspunkte. Im Verkehrsverein müsse sich die Werbung für alles konzentrieren, für die Kerwa, für den Pokulator, für die Schießhauskerwa, für Theater, für alles, was Verkehr verspreche. Es müsse mit dem Teufel zugehen, wenn uns das nicht gelänge! (Bravo-Rufe).
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1938 machte [[Hans Lang]], [[Sternstraße 5]]/Büro Gartenstraße sechs Vorschläge zu einer Werbeaktion.  
1934 betätigte sich Kempfler als Organisator des Fürther Faschings. Ein Faltprospekt wurde herausgegeben; dieser stellte die Bedeutung der Stadt als Industrie- und Handelsstadt heraus. Auf dem Umschlag das Rathaus und der Kunstbrunnen am Bahnhof.
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Zu Weihnachten gab es geschmückte Auslagen in den Geschäften, große Adventskränze in der Innenstadt; 1937 am Königsplatz einen „Christbaum für Alle“ mit Lichtern.
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[[1940]] zählte der Verein zum [[1. Oktober]] [[1940]] bereits 224 Mitglieder. Oberbürgermeister [[Franz Jakob]] hatte am [[30. August]] [[1940]] aus Thorn geschrieben, dass er den Vorsitz niederlege auf Grund seiner endgültigen Berufung als Oberbürgermeister und Kreisleiter der alten Ordensstadt Thorn in Westpreußen.
Ab Februar 1934 wirkte im Rathaus ein städtisches Presse- und Werbeamt mit Inspektor Eder. Es stand unter der Leitung von Bürgermeister Schied. Nach einem Rundschreiben Nr. 4/1934 vom 23.2.1934 waren die Verkehrsvereine nach Mustersatzungen und Vorgaben für die Werbetätigkeit umzugestalten.
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1936 wechselte die Zuständigkeit für sämtliche Fragen des Fremdenverkehrs zum Referenten IX, dem Beigeordneten Hans Sandreuter. Pg. Fritz Eder übernahm die Werbung. Dazu kam ein Prospektschrank ins Presse- und Werbeamt. Einen Aushängekasten am ehemaligen Ludwigsbahnhof-Gebäude betreute Herr Haber. Die neue Vereinsführung bestand nun aus OB Jakob als 1. Vorsitzender, Beigeordneter Johann Sandreuter als 2. Vorsitzender, Kaufmann Georg Haber als 3. und geschäftsführender Vorsitzender sowie Sparkassendirektor Roth als Kassier.  
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Außerhalb des Rathauses übernahm [[Karl Walk]], der Inhaber der staatlichen Lotterie-Einnahme im Haus [[Schwabacher Straße 12]], neben der Fahrkartenausgabe für die Straßenbahn und Karten für Theater, Konzerte und sonstige Veranstaltungen auch die Erteilung von Auskünften sowie das Verteilen von Prospekten von Fürth.
Im Juli 1937 hieß es, die zwingende Vorschrift mit Reichsgesetz vom 26.3.1936 zur Durchführung des Fremdenverkehrs schaffe umwälzende Reformen; die Leitung der Verkehrsvereine sei durch die Gemeinde zu übernehmen. Das hatte Fürth bereits erfüllt. Ein Mitgliederverzeichnis des VV von 1936 wies 173 Mitglieder nach.
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1938 machte Hans Lang, Sternstraße 5/Büro Gartenstraße 6 Vorschläge zu einer Werbeaktion.  
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Für die Zeit nach [[1940]] gibt es keine Aufzeichnungen in den Archiv-Akten und Berichte in den Zeitungen. Erst 1950 kommt wieder Bewegung in die Wiederbelebung des Verkehrsvereins.
1940 zählte der Verein zum 1.10.1940 bereits 224 Mitglieder. OB Jakob hatte am 30.8.1940 aus Thorn geschrieben, dass er den Vorsitz niederlege auf Grund seiner endgültigen Berufung als OB und Kreisleiter der alten Ordensstadt Thorn.
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==Wiedergründung des Verkehrsvereins im Mai 1951==
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In der Gaststätte [[Zum Bergbräu|Zum Berg-Bräu]] in der [[Königstraße 104|Königstraße 104-106]], fand [[1951]] die erste Versammlung nach dem Ende des [[2. Weltkrieg]]es statt. Zum Ersten Vorsitzenden wählte der neu konstituierte Verein den Geschäftsmann [[Peter Wagner]].  Der Seniorchef des Bekleidungshauses [[Hofmann und Wagner]] war zuvor langjähriger Vorsitzender des Vereins. Als stellvertretende Vorsitzende stellten sich Stadtrat [[Hanns Ulrich]] ([[CSU]]) und der Kaufmann [[Herrmann Fiedler]] zur Verfügung. Als Schatzmeister brachte sich [[Erwin Voelter]] ein. Voelter führte bei den Besprechungen aus, dass die  Fürther Hotels selten besser belegt waren als seit dem Beginn der [[Gartenschau]]. Sonst blieben 52 Prozent der Betten in seinem Haus frei.
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Der 1. Vorsitzende [[Peter Wagner]] starb am [[11. Mai]] [[1969]] mit 75 Jahren. Betätigt hatte er sich auch rege bei der [[Spielvereinigung Fürth]] und im Gebietsausschuss Rangau-Franken.  
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Außerhalb des Rathauses übernahm Karl Walk, der Inhaber der staatlichen Lotterie-Einnahme im Haus Schwabacher Straße 12, neben der Fahrkartenausgabe für die Straßenbahn und Karten für Theater, Konzerte und sonstige Veranstaltungen auch die Erteilung von Auskünften sowie das Verteilen von Prospekten von Fürth.
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Für die Zeit nach 1940 gibt es keine Aufzeichnungen in den Archiv-Akten und Berichte in den Zeitungen. Erst 1950 kommt wieder Bewegung in die Wiederbelebung des Verkehrsvereins.
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Wiedergründung des Verkehrsvereins im Mai 1951
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In der Gaststätte „Berg-Bräu“, Königstraße, fand die Versammlung statt. Zum Ersten Vorsitzenden wählte der neu konstituierte Verein den Geschäftsmann Peter Wagner.  Der Seniorchef des Bekleidungshauses Hofmann & Wagner war langjähriger Vorsitzender des Vereins. Als stellvertretende Vorsitzende stellten sich Stadtrat Hanns Ulrich (CSU) und der Kaufmann Herrmann Fiedler zur Verfügung. Als Schatzmeister brachte sich Erwin Voelter ab 1951 ein. Er vom Park-Hotel führte aus, dass Fürths Hotels selten besser belegt waren als seit dem Beginn der Gartenschau. Sonst blieben 52 Prozent der Betten in seinem Haus frei.
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Wagner starb am 11. Mai 1969 mit 75 Jahren. Betätigt hatte er sich auch rege bei der Spielvereinigung Fürth und im Gebietsausschuss Rangau-Franken.
   
Der Impuls für die Vereinsgründung und allgemein den Ausbau der Fremdenwerbung kam offensichtlich durch die Gartenschau „Grünen und Blühen“ im Jahr 1951. Diese Veranstaltung sei der erste und bedeutendste Schritt nach dem Dornröschenschlaf der Stadt gewesen. Es gelte nun, das Erreichte weiter auszubauen.  Und es sei höchste Zeit, dass man sich vom Gedanken, im Schatten Nürnbergs zu leben und von der Angst vor der Konkurrenz mit der Nachbarstadt freimache.
 
Der Impuls für die Vereinsgründung und allgemein den Ausbau der Fremdenwerbung kam offensichtlich durch die Gartenschau „Grünen und Blühen“ im Jahr 1951. Diese Veranstaltung sei der erste und bedeutendste Schritt nach dem Dornröschenschlaf der Stadt gewesen. Es gelte nun, das Erreichte weiter auszubauen.  Und es sei höchste Zeit, dass man sich vom Gedanken, im Schatten Nürnbergs zu leben und von der Angst vor der Konkurrenz mit der Nachbarstadt freimache.
 
Die Initiative zur Wiedergründung des Verkehrsvereins ging von Rudolf Martin aus. Er war Obmann des Gebietsausschusses Rangau-Franken im Nordbayerischen Fremdenverkehrsverband. Er führte die Rangautage als Heimattage ein, erreichte eine bessere Verkehrserschließung des Hinterlandes durch Buslinien sowie Fahrplan-Verbesserungen bei der Bahn. Die Herausgabe von Werbeschriften ging auf ihn zurück. Als Krönung seines Werkes galt der Kirchweih-Festzug. Von Seiten der Stadt organisierte diesen Oberinspektor Fiedler im Gewerbeamt, das dem Rechtsrat Kurt Scherzer, zuständig für das Wirtschaftsreferat, unterstand.
 
Die Initiative zur Wiedergründung des Verkehrsvereins ging von Rudolf Martin aus. Er war Obmann des Gebietsausschusses Rangau-Franken im Nordbayerischen Fremdenverkehrsverband. Er führte die Rangautage als Heimattage ein, erreichte eine bessere Verkehrserschließung des Hinterlandes durch Buslinien sowie Fahrplan-Verbesserungen bei der Bahn. Die Herausgabe von Werbeschriften ging auf ihn zurück. Als Krönung seines Werkes galt der Kirchweih-Festzug. Von Seiten der Stadt organisierte diesen Oberinspektor Fiedler im Gewerbeamt, das dem Rechtsrat Kurt Scherzer, zuständig für das Wirtschaftsreferat, unterstand.
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