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Das '''Zwangsarbeiterlager Unterfürberg''' war ein Barackenlager während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] und befand sich südlich von [[Unterfürberg]] (Adresse: Unterfürberg 13a). Es handelte sich hierbei höchstwahrscheinlich um ein betriebseigenes Lager der Fa. [[Bachmann, von Blumenthal & Co.]] Die Häftlinge waren russische Kriegsgefangene des Stalag XIII A in Nürnberg-Langwasser (Arbeitskommando 304) sowie Zivilgefangene aus anderen Nationen. Es handelte sich also vermutlich um ein Gemeinschaftslager, wobei Kriegs-und Zivilgefangene voneinander getrennt untergebracht waren.<ref>Anfrage (Log-ID 769239) an Dokumentationszentrum Reichsparteitage und Auskunft (N. L.) an FürthWiki vom 29. September 2022</ref> Nach Ende des Krieges dienten die Baracken noch für mehrere Jahre als Flüchtlingsunterkunft (Lager Reichsbodenweg) bevor sie, vermutlich im Zuge des [[Main-Donau-Kanal|Kanalbaus]], um 1970 abgerissen wurden. Heute finden sich vor Ort keinerlei Hinweise mehr auf diese Lager. Die Karte rechts zeigt den ungefähren damaligen Standort.
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Das '''Zwangsarbeiterlager Unterfürberg''' war ein Barackenlager während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] und befand sich südlich von [[Unterfürberg]] (Adresse: Unterfürberg 13a).  
 
   
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==Geschichte==
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Es handelte sich hierbei höchstwahrscheinlich um ein betriebseigenes Lager der Fa. [[Bachmann, von Blumenthal & Co.]] Die Häftlinge waren russische Kriegsgefangene des Stalag XIII A in Nürnberg-Langwasser (Arbeitskommando 304) sowie Zivilgefangene aus anderen Nationen. Es handelte sich also vermutlich um ein Gemeinschaftslager, wobei Kriegs-und Zivilgefangene voneinander getrennt untergebracht waren.<ref>Anfrage (Log-ID 769239) an Dokumentationszentrum Reichsparteitage und Auskunft (N. L.) an FürthWiki vom 29. September 2022</ref> Nach Ende des Krieges dienten die Baracken noch für mehrere Jahre als Flüchtlingsunterkunft („Lager [[Reichsbodenweg]]“) bevor sie, vermutlich im Zuge des [[Main-Donau-Kanal|Kanalbaus]], um 1970 abgerissen wurden. Heute finden sich vor Ort keinerlei Hinweise mehr auf dieses Lager. Die Karte rechts zeigt den ungefähren damaligen Standort. Auf der [[Luftbildkarte 1945|Luftbildkarte von 1945]] sowie der [[Karte 1969|amtlichen Stadtkarte von 1969]] sind die Baracken ebenfalls gut erkennbar.
    
== Zeitzeugenberichte ==
 
== Zeitzeugenberichte ==
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Zeitzeugenbericht III:
 
Zeitzeugenbericht III:
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''Das Barackenlager diente nach dem Krieg als vorübergehende Unterkunft für Flüchtlinge/Heimatvertriebene aus den Ostgebieten. Der Verfasser war selbst als 2-jähriges Kind mit seinen Eltern im Herbst 1946 dort untergebracht, zusammen mit anderen Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland, bis eine Wohnung in Fürth gefunden war.''<ref>Eintrag in FürthWiki-Rechercheportal von Benutzer [[Benutzer:Brunow|Bruno]] am 13. November 2021, 16:15 Uhr</ref>
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''Das Barackenlager diente nach dem Krieg als vorübergehende Unterkunft für Flüchtlinge/[[Heimatvertriebene]] aus den Ostgebieten. Der Verfasser war selbst als 2-jähriges Kind mit seinen Eltern im Herbst 1946 dort untergebracht, zusammen mit anderen Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland, bis eine Wohnung in Fürth gefunden war.''<ref>Eintrag in FürthWiki-Rechercheportal von Benutzer [[Benutzer:Brunow|Bruno]] am 13. November 2021, 16:15 Uhr</ref>
    
== Beispiel eines Einzelschicksals ==
 
== Beispiel eines Einzelschicksals ==
 
[[Datei:Lager Unterfürberg Postkarte 1944.jpg|mini|rechts|Postkarte des Insassen Anselmo Delfino an seinen Vater im November 1944]]
 
[[Datei:Lager Unterfürberg Postkarte 1944.jpg|mini|rechts|Postkarte des Insassen Anselmo Delfino an seinen Vater im November 1944]]
Von dem ehemaligen italienischen Insassen Anselmo Delfino ist eine aus dem Lager Unterfürberg versendete Postkarte erhalten geblieben. Recherchen ergaben, dass der damals 25-jährige Delfino sich bereits in deutscher Gefangenschaft befand und am 1. September 1944 aus dem Lager Nürnberg-Langwasser (Stalag XIII D) mit der Bezeichnung "Hilfsarbeiter" nach Unterfürberg überstellt wurde.<ref>Meldeblatt für Fremdarbeiter des Einwohnermeldeamts Fürth, online abrufbar in der Kriegszeitkartei des - [https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/71951821?s=Anselmo%20Delfino&t=222899&p=0 Arolsen Archives]</ref> Aus einem weiteren Dokument ist ersichtlich, dass Hr. Delfino bei der Fa. Bachmann, von Blumenthal eingesetzt wurde.<ref>Auszug aus einer Personenliste der Fa. Bachmann, von Blumenthal von 1947, online abrufbar bei [https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/69918293?s=Anselmo%20Delfino&t=546028&p=0 Arolsen Archives]</ref> Über den genauen Entlassungszeitpunkt und Rückkehr nach Italien ist nichts bekannt.  
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Von dem ehemaligen italienischen Insassen Anselmo Delfino ist eine aus dem Lager Unterfürberg versendete Postkarte erhalten geblieben. Recherchen ergaben, dass der damals 25-jährige Delfino sich bereits in deutscher Gefangenschaft befand und am 1. September 1944 aus dem Lager Nürnberg-Langwasser (Stalag XIII D) mit der Bezeichnung "Hilfsarbeiter" nach Unterfürberg überstellt wurde.<ref>Meldeblatt für Fremdarbeiter des Einwohnermeldeamts Fürth, online abrufbar in der Kriegszeitkartei des - [https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/71951821?s=Anselmo%20Delfino&t=222899&p=0 Arolsen Archives]</ref> Aus einem weiteren Dokument ist ersichtlich, dass Hr. Delfino bei der Fa. Bachmann, von Blumenthal eingesetzt wurde.<ref>Auszug aus einer Personenliste der Fa. Bachmann, von Blumenthal von 1947, online abrufbar bei [https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/69918293?s=Anselmo%20Delfino&t=546028&p=0 Arolsen Archives]</ref> Über den genauen Entlassungszeitpunkt und seine Rückkehr nach Italien ist nichts bekannt.  
    
Weitere Recherchen, auch in Italien, ergaben bisher, dass der Absender einer angesehenen Familie angehörte, die im Zielort der Karte, Pallare (bei Savona), auch mehrmals die Bürgermeister stellte. Auch Delfino selbst wurde einige Jahre nach seiner Rückkehr zum Bürgermeister gewählt. Die Ehefrau Delfinos ist im Jahr 2017 mit 101 Jahren verstorben. Der Sohn lebt heute noch in der Gegend, kann aber zu den Umständen der Gefangennahme seines Vaters nichts beitragen, da dieser nie über die Kriegszeit sprechen wollte. Die Originalkarte wurde auf Wunsch des Sohnes im Juli 2022 an diesen versandt.  
 
Weitere Recherchen, auch in Italien, ergaben bisher, dass der Absender einer angesehenen Familie angehörte, die im Zielort der Karte, Pallare (bei Savona), auch mehrmals die Bürgermeister stellte. Auch Delfino selbst wurde einige Jahre nach seiner Rückkehr zum Bürgermeister gewählt. Die Ehefrau Delfinos ist im Jahr 2017 mit 101 Jahren verstorben. Der Sohn lebt heute noch in der Gegend, kann aber zu den Umständen der Gefangennahme seines Vaters nichts beitragen, da dieser nie über die Kriegszeit sprechen wollte. Die Originalkarte wurde auf Wunsch des Sohnes im Juli 2022 an diesen versandt.  
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* [[Villa Wahnsinn]]
 
* [[Villa Wahnsinn]]
 
* [[Luftwaffenhelferinnenlager]]
 
* [[Luftwaffenhelferinnenlager]]
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* [[Zwangsarbeiterlager in Fürth]]
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* [[Heimatvertriebene]]
    
== Weblinks ==
 
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{{Bilder dieser Einrichtung}}
 
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[[Kategorie: Geschichte]]
   
[[Kategorie: Kriege und Katastrophen]]
 
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[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]]
 
[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg]]
 
[[Kategorie:Drittes Reich]]
 
[[Kategorie:Drittes Reich]]
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