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==Kurz-Chronik==
==Kurz-Chronik==
* Sommer: Die neuerrichtete Riedheimer'sche Badeanstalt erfreute sich bei schönstem Sommerwetter großer Beliebtheit.<ref>"Fürther Tagblatt", 07.07.1846</ref>
* Sommer: Die neuerrichtete Riedheimer'sche Badeanstalt erfreute sich bei schönstem Sommerwetter großer Beliebtheit.<ref>"[[Fürther Tagblatt]]", 07.07.1846</ref>
* Vom 30. - 31. August veranstalten die drei Fürther Gesangvereine, u. a. ''Eintracht'' und ''Liederkranz'', und die Armbrustschützen ein Sängerfest im [[Lochner 'sches Gartenhaus|Lochnerschen Pfarrgarten]].  
* Vom 30. - 31. August veranstalten die drei Fürther Gesangvereine, u. a. ''Eintracht'' und ''Liederkranz'', und die Armbrustschützen ein Sängerfest im [[Lochner 'sches Gartenhaus|Lochnerschen Pfarrgarten]].  
* Am 19. Oktober eröffneten Georg Leupold und seine Frau in der [[Alexanderstraße]] eine private "Kleinkinderschule" (Kindergarten) für Kinder von 4 bis 6 Jahren.<ref>"Fürther Tagblatt", 16.10.1846</ref>
* Am 19. Oktober eröffneten Georg Leupold und seine Frau in der [[Alexanderstraße]] eine private "Kleinkinderschule" (Kindergarten) für Kinder von 4 bis 6 Jahren.<ref>"Fürther Tagblatt", 16.10.1846</ref>
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:''[...]. Im Februar wurde Pfarrer Burger nach München versetzt, [...]. Am 28. Februar gaben die berühmten Violinspielerinnen, Geschwister Millanollo, im hiesigen Theater ein Concert. Am 22. März starb [[Johann Jakob Grosser jun.|Joh. Jak. Großer]], berühmter [[Uhrmacher]], 78 J. alt. [...]. In seiner Werkstatt wurden 607 Uhren, fast zur Hälfte goldene Repetir- und Jagduhren, die sehr gesucht waren, gefertigt. Am 10. April wurde der königl. Oberzollinspektor [[Johann Christoph Freund]] auf sein Ansuchen von dem Landwehrkommando nach sechsjähriger Dienstzeit entbunden. An seine Stelle kam Mühlbesitzer [[Georg Christoph Förster]]. - Im Mai wurde das Riedheimer'sche [[Rednitzbad]] am [[Landgraben]] eröffnet. - Die Ludwigs-Eisenbahngesellschaft erbaute ein Wohnhaus mit Ladehalle in der Bahnhofstraße. - Die Königl. Staatsregierung [...] kaufte im Frühjahre 1846 [...] dem Walzengraveur Petitpierre in Augsburg [...] seine Gravirmaschinen [...] um 2700 fl. ab und machte sie dem Gewerbstande der Stadt Fürth zum Geschenk. Dem früheren Eigenthümer war dabei zur Bedingung gemacht worden, daß er nach Fürth ziehe und [...] 10 Jahre lang sein Geschäft daselbst betreibe. Derselbe lieferte besonders Walzen für Papier- Kattundruck an Fabrikanten in Fürth und auswärtigen Orten, dann auch kleine Walzen für Goldpapierborden, was der Taschenspiegel- und Cartonagenwaaren-Fabrikation zu Gute kam, [...]. Nach Ablauf der 10jährigen Kontraktzeit (1847 - 1857) wurde das Verhältniß zwischen ihm und dem Gewerbverein gelöst [...]. Nach einigen Versuche, sie für den allgemeinen Gebrauch ausnutzen zu lassen, wurden sie an einen hiesigen Buntpapierfabrikanten verkauft [...]. Nächst der Beschaffung eine Graveurs schien die Einführung der damals noch wenig bekannten Fallwerke zum Besten der Gürtler [...] räthlich. Es wurde deshalb auf Kosten des Gewerbvereins erst ein kleines Fallwerk von demselben, später, mit abermaliger Unterstützung von Seite der K. Staatsregierung ein größeres  mit Zubehör aufgestellt. [...]. - Anfangs Juli erschien hier unter dem Titel „[[Fürther Zeitung]]“ ein zweites politisches Blatt, welches von Friedr. Schultheiß redigirt und von G. Auernheimer in Regensburg verlegt wurde. Dasselbe erschien auch zu gleicher Zeit unter dem Titel „Ratisbona" als Zeitung für Regensburg. Das Blatt existirte aber nur ein halbes Jahr. - Am 19. Juli Abends 11 Uhr wurde in der Nähe des [[Meierskeller|Meierskellers]] die Schreinerstochter Höfler von dem Schusterssohn Borsch aus Eifersucht durch Halsabschneiden ermordet. Der Thäter machte an sich ebenfalls einen Mordversuch, der aber nicht tödtlich ausfiel. Nach Abbüßung seiner Strafe kam er nach Amerika. - Am 29. Juli lief das eiserne Schleppboot: „Amsterdam und Wien" im hiesigen Kanalhafen ein. - Den 27. August trat Dr. [[Samson Landmann]] aus Ansbach als praktischer Arzt ein, an Stelle des als Oberarzt an die Irrenanstalt in München versetzten Dr. Solbrig jun. - Am 30. und 31. August wurde ein sehr gelungenes heiteres Sängerfest von den drei Sängergesellschaften Fürths in Verbindung mit den Armbrustschützen abgehalten. [...]. Der Festplatz war im [[Pfarrgarten]], wo eine besondere Gesanghalle aufgeschlagen war. Der Festzug ging vom Rathhaus weg. Das Lied: „Schleswig-Holstein meerumschlungen" fand besonderen Beifall. - Den 9. September Abends 9 Uhr entstand ein Brand im Stadel des Müllers Eckart. - Die Eröffnung des in dem ehemaligen Obstgarten des Bäckermeisters Kundinger durch Maurermeister K. Jordan und Zimmermeister J. Riedheimer neuerbauten  israelitischen Hospitales fand am 1. November Statt, ebenso die Verpflichtung und Einweisung des Hospitalverwalters Jakob Reiß, in Gegenwart des ersten Bürgermeisters, des Oberrabbiners Dr. Löwi und der Vorstände der jüdischen Gemeinde. Eingeleitet wurde die Feier durch Gottesdienst in der Synagoge. Bereits vierzehn Jahre vorher waren die Einleitungen zu diesem Bau getroffen worden, dessen Kosten größten Theils durch Privatbeiträge israelitischer Einwohner gedruckt wurden, wobei besonders das Haus Königswarter sich rühmlicher Weise hervorthat. [...]. - Am 8. Dezember brannte ein Stadel in der [[Heiligengasse]] bei Metzgermeister Büttner ab. - Am 10. Dezember besuchte die schwedische Sängerin Jenny Lind das [[Pickert|Pickert'sche]] Antiquitätenkabinet. - Die Zahl der Neubauten betrug in diesem Jahre: acht. [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 274 ff</ref>
:''[...]. Im Februar wurde Pfarrer Burger nach München versetzt, [...]. Am 28. Februar gaben die berühmten Violinspielerinnen, Geschwister Millanollo, im hiesigen Theater ein Concert. Am 22. März starb [[Johann Jakob Grosser jun.|Joh. Jak. Großer]], berühmter [[Uhrmacher]], 78 J. alt. [...]. In seiner Werkstatt wurden 607 Uhren, fast zur Hälfte goldene Repetir- und Jagduhren, die sehr gesucht waren, gefertigt. Am 10. April wurde der königl. Oberzollinspektor [[Johann Christoph Freund]] auf sein Ansuchen von dem Landwehrkommando nach sechsjähriger Dienstzeit entbunden. An seine Stelle kam Mühlbesitzer [[Georg Christoph Förster]]. - Im Mai wurde das Riedheimer'sche [[Rednitzbad]] am [[Landgraben]] eröffnet. - Die Ludwigs-Eisenbahngesellschaft erbaute ein Wohnhaus mit Ladehalle in der Bahnhofstraße. - Die Königl. Staatsregierung [...] kaufte im Frühjahre 1846 [...] dem Walzengraveur Petitpierre in Augsburg [...] seine Gravirmaschinen [...] um 2700 fl. ab und machte sie dem Gewerbstande der Stadt Fürth zum Geschenk. Dem früheren Eigenthümer war dabei zur Bedingung gemacht worden, daß er nach Fürth ziehe und [...] 10 Jahre lang sein Geschäft daselbst betreibe. Derselbe lieferte besonders Walzen für Papier- Kattundruck an Fabrikanten in Fürth und auswärtigen Orten, dann auch kleine Walzen für Goldpapierborden, was der Taschenspiegel- und Cartonagenwaaren-Fabrikation zu Gute kam, [...]. Nach Ablauf der 10jährigen Kontraktzeit (1847 - 1857) wurde das Verhältniß zwischen ihm und dem Gewerbverein gelöst [...]. Nach einigen Versuche, sie für den allgemeinen Gebrauch ausnutzen zu lassen, wurden sie an einen hiesigen Buntpapierfabrikanten verkauft [...]. Nächst der Beschaffung eine Graveurs schien die Einführung der damals noch wenig bekannten Fallwerke zum Besten der Gürtler [...] räthlich. Es wurde deshalb auf Kosten des Gewerbvereins erst ein kleines Fallwerk von demselben, später, mit abermaliger Unterstützung von Seite der K. Staatsregierung ein größeres  mit Zubehör aufgestellt. [...]. - Anfangs Juli erschien hier unter dem Titel „[[Fürther Zeitung]]“ ein zweites politisches Blatt, welches von Friedr. Schultheiß redigirt und von G. Auernheimer in Regensburg verlegt wurde. Dasselbe erschien auch zu gleicher Zeit unter dem Titel „Ratisbona" als Zeitung für Regensburg. Das Blatt existirte aber nur ein halbes Jahr. - Am 19. Juli Abends 11 Uhr wurde in der Nähe des [[Meierskeller|Meierskellers]] die Schreinerstochter Höfler von dem Schusterssohn Borsch aus Eifersucht durch Halsabschneiden ermordet. Der Thäter machte an sich ebenfalls einen Mordversuch, der aber nicht tödtlich ausfiel. Nach Abbüßung seiner Strafe kam er nach Amerika. - Am 29. Juli lief das eiserne Schleppboot: „Amsterdam und Wien" im hiesigen Kanalhafen ein. - Den 27. August trat Dr. [[Samson Landmann]] aus Ansbach als praktischer Arzt ein, an Stelle des als Oberarzt an die Irrenanstalt in München versetzten Dr. Solbrig jun. - Am 30. und 31. August wurde ein sehr gelungenes heiteres Sängerfest von den drei Sängergesellschaften Fürths in Verbindung mit den Armbrustschützen abgehalten. [...]. Der Festplatz war im [[Pfarrgarten]], wo eine besondere Gesanghalle aufgeschlagen war. Der Festzug ging vom Rathhaus weg. Das Lied: „Schleswig-Holstein meerumschlungen" fand besonderen Beifall. - Den 9. September Abends 9 Uhr entstand ein Brand im Stadel des Müllers Eckart. - Die Eröffnung des in dem ehemaligen Obstgarten des Bäckermeisters Kundinger durch Maurermeister K. Jordan und Zimmermeister J. Riedheimer neuerbauten  israelitischen Hospitales fand am 1. November Statt, ebenso die Verpflichtung und Einweisung des Hospitalverwalters Jakob Reiß, in Gegenwart des ersten Bürgermeisters, des Oberrabbiners Dr. Löwi und der Vorstände der jüdischen Gemeinde. Eingeleitet wurde die Feier durch Gottesdienst in der Synagoge. Bereits vierzehn Jahre vorher waren die Einleitungen zu diesem Bau getroffen worden, dessen Kosten größten Theils durch Privatbeiträge israelitischer Einwohner gedruckt wurden, wobei besonders das Haus Königswarter sich rühmlicher Weise hervorthat. [...]. - Am 8. Dezember brannte ein Stadel in der [[Heiligengasse]] bei Metzgermeister Büttner ab. - Am 10. Dezember besuchte die schwedische Sängerin Jenny Lind das [[Pickert|Pickert'sche]] Antiquitätenkabinet. - Die Zahl der Neubauten betrug in diesem Jahre: acht. [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 274 ff</ref>


== Zeitgenössische Ortsbeschreibung ==
== Zeitgenössische Ortsbeschreibungen ==
===Baedeker: Handbuch für Reisende===
:''Fürth [...] jetzt eine blühende Handels- und Fabrikstadt, die in Verfertigung sogenannter kurzer Waaren mit Nürnberg wetteifert, hat bereits 16,000 Einw., von denen ungefähr ein Viertel Juden sind, die hier mehr Begünstigungen geniessen als sonst irgendwo. Sie haben ihre eigenen Schulen, zwei hebräische Druckereien, sogar einen besondern Gerichtshof. Weit über alle Gebäude der Stadt ragt das grosse neue Rathhaus, im Innern mit schönen Freskobildern geziert, hervor. [...].''<ref>Karl Baedeker: ''"Handbuch für Reisende in Deutschland und dem oesterreichischen Kaiserstaate"'', Coblenz 1846, S. 261 f</ref>
 
===Adreßbuch von Mittelfranken===
:'''Kgl. Stadtkommissariat Fürth.
:'''Kgl. Stadtkommissariat Fürth.
:''Königl. Stadtkommissär: Herr Ludwig Michael Wellmer.  
:''Königl. Stadtkommissär: Herr Ludwig Michael Wellmer.  

Version vom 16. Februar 2020, 11:27 Uhr

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Kurz-Chronik

  • Sommer: Die neuerrichtete Riedheimer'sche Badeanstalt erfreute sich bei schönstem Sommerwetter großer Beliebtheit.[1]
  • Vom 30. - 31. August veranstalten die drei Fürther Gesangvereine, u. a. Eintracht und Liederkranz, und die Armbrustschützen ein Sängerfest im Lochnerschen Pfarrgarten.
  • Am 19. Oktober eröffneten Georg Leupold und seine Frau in der Alexanderstraße eine private "Kleinkinderschule" (Kindergarten) für Kinder von 4 bis 6 Jahren.[2]
  • Ende des Jahres wurden die ersten Fürther Briefkästen aufgestellt (siehe Postwesen).

Personen

Geboren 1846

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Ernst Berolzheimer12. NovemberFürthBankier
Wilhelm Evora27. AprilMarienburgBrauereibesitzer, Politiker, Zimmermeister, Baumeister
Johann Gran, geb. 184610. FebruarBruckbergArchitekt, Baumeister
Georg Grillenberger8. MärzZirndorfLehrer
Otto Mayer29. MärzFürthJurist, Rechtswissenschaftler
Johann Georg Ritter von Schuh17. NovemberFürthBürgermeister, Jurist, Lehrer, Politiker, Landrat
David Röhm23. MaiNürnbergArchitekt
Paul Karl Johannes VolkertIngolstadtPfarrer
Georg Wüstendörfer23. NovemberFürthJournalist
Johann Friedrich Zink15. DezemberFürthMaurermeister

Gestorben 1846

PersonTodestagTodesortBeruf
Friedrich Campe9. AugustNürnbergBuchhändler, Verleger
Johann Jakob Grosser jun.22. MärzFürthUhrmacher
Heinrich Großer22. MärzFürthUhrmacher, Privatier
Oswald KimmelFürthMetzger
Friedrich WildKaufmann, Magistratsrat, Landrat
Georg ZähFürthSpiegelglasfabrikant, Glasermeister

Außerdem gestorben:

  • Konrad Dietz (Wirt und Ökonom), Wilhelm Baumeister (Wirt und Hopfenhändler), Johann Semmelroth (Optikus und Brillenfabrikant)
  • Anfang Juli ertrank ein 10-jähriger Knabe beim Baden in der Rednitz in der Nähe der unteren Brücke.[3]
  • Am 19. Juli wurde die 18-jährige Schreinermeisterstochter Margaretha Friederika Höfler ermordet.[4]

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

[...]. Im Februar wurde Pfarrer Burger nach München versetzt, [...]. Am 28. Februar gaben die berühmten Violinspielerinnen, Geschwister Millanollo, im hiesigen Theater ein Concert. Am 22. März starb Joh. Jak. Großer, berühmter Uhrmacher, 78 J. alt. [...]. In seiner Werkstatt wurden 607 Uhren, fast zur Hälfte goldene Repetir- und Jagduhren, die sehr gesucht waren, gefertigt. Am 10. April wurde der königl. Oberzollinspektor Johann Christoph Freund auf sein Ansuchen von dem Landwehrkommando nach sechsjähriger Dienstzeit entbunden. An seine Stelle kam Mühlbesitzer Georg Christoph Förster. - Im Mai wurde das Riedheimer'sche Rednitzbad am Landgraben eröffnet. - Die Ludwigs-Eisenbahngesellschaft erbaute ein Wohnhaus mit Ladehalle in der Bahnhofstraße. - Die Königl. Staatsregierung [...] kaufte im Frühjahre 1846 [...] dem Walzengraveur Petitpierre in Augsburg [...] seine Gravirmaschinen [...] um 2700 fl. ab und machte sie dem Gewerbstande der Stadt Fürth zum Geschenk. Dem früheren Eigenthümer war dabei zur Bedingung gemacht worden, daß er nach Fürth ziehe und [...] 10 Jahre lang sein Geschäft daselbst betreibe. Derselbe lieferte besonders Walzen für Papier- Kattundruck an Fabrikanten in Fürth und auswärtigen Orten, dann auch kleine Walzen für Goldpapierborden, was der Taschenspiegel- und Cartonagenwaaren-Fabrikation zu Gute kam, [...]. Nach Ablauf der 10jährigen Kontraktzeit (1847 - 1857) wurde das Verhältniß zwischen ihm und dem Gewerbverein gelöst [...]. Nach einigen Versuche, sie für den allgemeinen Gebrauch ausnutzen zu lassen, wurden sie an einen hiesigen Buntpapierfabrikanten verkauft [...]. Nächst der Beschaffung eine Graveurs schien die Einführung der damals noch wenig bekannten Fallwerke zum Besten der Gürtler [...] räthlich. Es wurde deshalb auf Kosten des Gewerbvereins erst ein kleines Fallwerk von demselben, später, mit abermaliger Unterstützung von Seite der K. Staatsregierung ein größeres mit Zubehör aufgestellt. [...]. - Anfangs Juli erschien hier unter dem Titel „Fürther Zeitung“ ein zweites politisches Blatt, welches von Friedr. Schultheiß redigirt und von G. Auernheimer in Regensburg verlegt wurde. Dasselbe erschien auch zu gleicher Zeit unter dem Titel „Ratisbona" als Zeitung für Regensburg. Das Blatt existirte aber nur ein halbes Jahr. - Am 19. Juli Abends 11 Uhr wurde in der Nähe des Meierskellers die Schreinerstochter Höfler von dem Schusterssohn Borsch aus Eifersucht durch Halsabschneiden ermordet. Der Thäter machte an sich ebenfalls einen Mordversuch, der aber nicht tödtlich ausfiel. Nach Abbüßung seiner Strafe kam er nach Amerika. - Am 29. Juli lief das eiserne Schleppboot: „Amsterdam und Wien" im hiesigen Kanalhafen ein. - Den 27. August trat Dr. Samson Landmann aus Ansbach als praktischer Arzt ein, an Stelle des als Oberarzt an die Irrenanstalt in München versetzten Dr. Solbrig jun. - Am 30. und 31. August wurde ein sehr gelungenes heiteres Sängerfest von den drei Sängergesellschaften Fürths in Verbindung mit den Armbrustschützen abgehalten. [...]. Der Festplatz war im Pfarrgarten, wo eine besondere Gesanghalle aufgeschlagen war. Der Festzug ging vom Rathhaus weg. Das Lied: „Schleswig-Holstein meerumschlungen" fand besonderen Beifall. - Den 9. September Abends 9 Uhr entstand ein Brand im Stadel des Müllers Eckart. - Die Eröffnung des in dem ehemaligen Obstgarten des Bäckermeisters Kundinger durch Maurermeister K. Jordan und Zimmermeister J. Riedheimer neuerbauten israelitischen Hospitales fand am 1. November Statt, ebenso die Verpflichtung und Einweisung des Hospitalverwalters Jakob Reiß, in Gegenwart des ersten Bürgermeisters, des Oberrabbiners Dr. Löwi und der Vorstände der jüdischen Gemeinde. Eingeleitet wurde die Feier durch Gottesdienst in der Synagoge. Bereits vierzehn Jahre vorher waren die Einleitungen zu diesem Bau getroffen worden, dessen Kosten größten Theils durch Privatbeiträge israelitischer Einwohner gedruckt wurden, wobei besonders das Haus Königswarter sich rühmlicher Weise hervorthat. [...]. - Am 8. Dezember brannte ein Stadel in der Heiligengasse bei Metzgermeister Büttner ab. - Am 10. Dezember besuchte die schwedische Sängerin Jenny Lind das Pickert'sche Antiquitätenkabinet. - Die Zahl der Neubauten betrug in diesem Jahre: acht. [...].[5]

Zeitgenössische Ortsbeschreibungen

Baedeker: Handbuch für Reisende

Fürth [...] jetzt eine blühende Handels- und Fabrikstadt, die in Verfertigung sogenannter kurzer Waaren mit Nürnberg wetteifert, hat bereits 16,000 Einw., von denen ungefähr ein Viertel Juden sind, die hier mehr Begünstigungen geniessen als sonst irgendwo. Sie haben ihre eigenen Schulen, zwei hebräische Druckereien, sogar einen besondern Gerichtshof. Weit über alle Gebäude der Stadt ragt das grosse neue Rathhaus, im Innern mit schönen Freskobildern geziert, hervor. [...].[6]

Adreßbuch von Mittelfranken

Kgl. Stadtkommissariat Fürth.
Königl. Stadtkommissär: Herr Ludwig Michael Wellmer.
Officiant: Herr Heinrich Lehner.
Stadt Fürth.
Magistrat I. Klasse.
Die Gerichtsbarkeit übt das kgl. Kreis- und Stadtgericht Fürth aus. Daselbst gelten die örtlichen Observanzen, dann das Ansbachische Provinzial-Recht und subsidiär das allgemeine preußische Landrecht.
Zum königl. Rentamte Fürth.
I. Bürgermeister: Herr Franz Bäumen, Ritter des Verdienst-Orden v. h. Michael.
II. ´´ Herr Adolph Schönwald.
Rechtskundige Magistratsräthe:
Herr Karl Eduard Köppel. Herr Adolph John.
Technischer Baurath: Herr Friedrich Weltrich.
Bürgerliche Magistratsräthe: Herr Albert Billing. Herr Johann Boheim. Martin Meyer. Erhard Segitz. Ludwig Becker. Peter Voit. Leonhard Kießkalt. Jakob Fleischhauer. Andreas Jakob Barthel. Christian Kern.
Stadtkämmerer: Herr Wilhelm Fronmüller.
Stadtsekretär: Herr Friedrich Wilhelm Hommel.
Die Stadt Fürth zählt 696 Häuser, 2933 Familien, 15511 Seelen, worunter 12227 Protestanten, 749 Katholiken und 2535 Israeliten. Mit 1 protestantischen Pfarrei, 5 Geistlichen u. 16 Schulen, 1 katholischen Pfarrei und Schule und 2 israelit. Schulen, dann einer latein. Schule u. Landwirthschafts- u. Gewerbschule. Sitz des kgl. Kreis- und Stadtgerichts, Rentamts, kgl. Oberzollamts und Postverwaltung. 4 kgl. Advokaten und 8 praktische Aerzte. Eisenbahnhof. An Gewerben. 1) Fabriken: 4 Baumwollen- und Leinenzeugfabriken, 1 Branntwein- und Spiritus-Fabrik, 1 Kattunfabrik, 1 Maschinenfabrik, 1 Pappendeckelfabrik, 1 Spiegelfabrik, 5 Spiegelglasfabriken, 1 Spiegelglasbelegfabrik, 2 Strumpfwaarenfabriken, 4 Tabakfabriken.
2) Handels-Gewerbe: 2 Antiquitäten- und Kunsthandlungen, 2 Baumwollen- und Leinwaarenhandlungen, 1 Buchhandlung, 2 Commissions- und Speditionshandlungen, 4 Eisenhandlungen, 1 Eisendrathhandlung, 2 Eisenwaarenhandlungen, 9 Farbwarrenhändler, 16 Galanteriewaaren-Handlungen, 6 Glashandlungen, 3 Gold- und Silberhandlungen, 43 Großhandlungen, 18 Juwelenhandlungen, 10 Kurzwaaren-Handlungen, 12 Lederhandlungen, 69 Manufakturwaarenhändler, 4 Materialwaarenhändler, 9 Metallhandlungen, 7 Metallwaaren-Handlungen, 2 Mode- und Putzwaaren-Handlnngen, 11 Naturprodukten-Handlungen, 2 Optische Waarenhandlungen, 4 Papierhandlungen, 4 Porzellan- und Steingut-Handlungen, 3 Rauhwaarenhändler, 3 Salzhandlungen, 2 Schießpulverhandlungen, 1 Schreibmaterialienhandlung, 126 Schnittwaarenhandlungen, 67 Spezereiwaarenhandlungen, 7 Spiegelhandlungen, 16 Spiegelglashandlungen, 4 Strumpfwaarenhandlungen, 1 Tabakhandlung, 1 Uhrenhandlung, 16 Wechsel-Handlungen, 3 Weinhandlungen, 2 Wollentuch-Handlungen.
3) Reale Gewerbe: 2 Apotheken, 30 Bäckereien, 9 Branntweinbrennereien, 1 Färberei, 1 Hafnerei, 4 Melber, 1 Nagelschmied, 1 Roßmühle, 1 Schmied, 26 Wirthschaften.
4) Radicirte Gewerbe: 14 Bierbrauereien, 35 Gastwirthschaften und Tabernen, 2 Mühlen.
5) Persönliche Gewerbe: 4 Apotheken, 12 Bader, 34 Bäcker, 8 Beutler, 84 Bierwirthe, 6 Posamentire und Bortenwirker, 10 Boten, 2 Portefeuille- und Etuismacher, 11 Buchbinder, 2 Buchdruckereien, 1 Büchsenmacher, 6 Bürstenbinder, 17 Büttner, 1 Chaircutier, 7 Conditor u Zuckerbäcker, 161 Drechsler, 4 Färber, 1 Feilenhauer, 4 Feingoldschläger, 3 Fischer, 13 Flaschner, 11 Garküchen, 1 Gelbgieserei, 3 Gerber, 5 Glaser, 1 Glockengießer, 11 Gold- u Silberarbeiter, 3 Gold- und Silberschneider, 75 Gürtler, 8 Hafner, 4 Hutmacher, 5 Instrumentenmacher für chirurgische Zwecke, 1 Instrumentenmacher für musikalische Zwecke, 5 Judenherbergen, 2 Kaminkehrer, 11 Kammacher, 3 Kürschner, 2 Kupferschmiede, 3 Lebküchner, 2 Leihbibliotheken, 13 Lichterzieher und Seifensieder, 2 lithographische Anstalten, 20 Lohnkutscher, 10 Maurer, 31 Melber, 3 Messerschmiede, 68 Metallschlager, 60 Metzger, 1 Nadler, 5 Nagelschmiede, 2 Pfänderverleih-Anstalten, 3 Pflasterer, 5 Riemer, 4 Seiler, 7 Sattler, 20 Schlosser, 7 Schmiede, 62 Schneider, 182 Schreiner, 129 Schuhmacher, 21 Strumpfwirker, 3 Tuchscheerer, 2 Tuchmacher, 2 Tüncher, 3 Uhrgehäusmacher, 15 Uhrmacher, 2 Waarensensale, 4 Wagner, 58 Weber, 4 Wechselsensale, 6 Weinwirthschaften, 3 Zeugschmiede, 7 Zimmermeister, 4 Zirkelschmiede, 6 Zinngießer, 7 Hebammen.
Hält jährlich eine 11 Tage lange Kirchweihmesse.
Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die protestantische Kirche, die neue katholische Kirche, das neue Rathhaus, das Theater, das Kranken- und Versorgungshaus, die schöne Brücke.
Zum Burgfrieden gehören:
Ostertagsgarten: Wirthschaft, 1 Haus, 1 Fam., 4 Seelen.
Schenkenburg: 3 Häuser, 10 Fam., 41 Seelen.
Fallhaus: 1 Haus, 1 Fam., 4 Seelen.[7]

Veröffentlichungen

  • Friedrich Mayer: "Wanderungen durch das Pegnitzthal. 24 Stahlstiche, nach der Natur gezeichnet und gestochen von Alexander Marx. Mit beschreibendem Text von Dr. Friedrich Mayer. Mit einer Reisekarte.", München, 1846. (ursprünglich: Nürnberg, 1844) - online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Erinnerungen an das im Verein mit den Armbrustschutzen von den drei Sängergesellschaften Fürths veranstaltete Sänger-Fest, am 30. und 31. Aug. 1846. Mit einer Abbildung der Sängertribune. Fürth 1846. Druck und Verlag von Jul. Volkhart. - zum Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek

Bilder

Einzelnachweise

  1. "Fürther Tagblatt", 07.07.1846
  2. "Fürther Tagblatt", 16.10.1846
  3. "Fürther Tagblatt", 07.07.1846
  4. "Fürther Tagblatt", 24.07.1846
  5. Fronmüllerchronik, 1887, S. 274 ff
  6. Karl Baedeker: "Handbuch für Reisende in Deutschland und dem oesterreichischen Kaiserstaate", Coblenz 1846, S. 261 f
  7. Eduard Vetter: "Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern", 1846, S. 11 ff