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Abschnitt Besitz- und Pachtverhältnisse ergänzt
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Die '''Burgfarrnbacher Mühle''' ist eine ehemalige Mühle im Fürther Ortsteil [[Burgfarrnbach]]; sie wird heute allgemein - nach den langjährigen Besitzern, der Familie Wein - auch Weinmühle genannt. Sie liegt an der [[Regelsbacher Straße]] 30 und wurde vom [[Mühlbach]] (einer Ableitung des [[Farrnbach]]) angetrieben.
 
Die '''Burgfarrnbacher Mühle''' ist eine ehemalige Mühle im Fürther Ortsteil [[Burgfarrnbach]]; sie wird heute allgemein - nach den langjährigen Besitzern, der Familie Wein - auch Weinmühle genannt. Sie liegt an der [[Regelsbacher Straße]] 30 und wurde vom [[Mühlbach]] (einer Ableitung des [[Farrnbach]]) angetrieben.
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== Geschichte ==
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== Technische Entwicklung der Mühle ==
 
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=== Technische Entwicklung der Mühle ===
   
Die lange Zeit zum [[Grafen von Pückler und Limpurg|Gräflich Pückler-Limpurg′schen]] Besitz gehörende Mühle war eine Pachtmühle. Bei der Übernahme der Mühle durch neue Pächter wurden daher zumeist Inventarverzeichnisse mit detaillierter Beschreibung der Einrichtung erstellt. Anhand dieser Informationen ist der technische Entwicklungsstand dieser Mühle im 19. Jahrhundert näher bekannt.<ref name="Bedal">Konrad Bedal u. a.: Mühlen und Müller in Franken, Bad Windsheim 1984</ref>  
 
Die lange Zeit zum [[Grafen von Pückler und Limpurg|Gräflich Pückler-Limpurg′schen]] Besitz gehörende Mühle war eine Pachtmühle. Bei der Übernahme der Mühle durch neue Pächter wurden daher zumeist Inventarverzeichnisse mit detaillierter Beschreibung der Einrichtung erstellt. Anhand dieser Informationen ist der technische Entwicklungsstand dieser Mühle im 19. Jahrhundert näher bekannt.<ref name="Bedal">Konrad Bedal u. a.: Mühlen und Müller in Franken, Bad Windsheim 1984</ref>  
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Im Jahr [[1877]] wurden durch die Mühlenbauanstalt M. B. Keck aus Nürnberg neue Sichtzylinder eingebaut, die die alten Beutelkästen bis auf einen einzigen entbehrlich machten. In den folgenden Jahren wurde die Einrichtung weiter modernisiert, so dass nun von einer Kunstmühle gesprochen wurde. Anhand des Inventars von 1897 ist ersichtlich, dass inzwischen ein Steinmahlgang entfernt und durch einen Schrotwalzenstuhl sowie einen Auflösstuhl ersetzt wurde, so dass nun die Mühle drei Mahlgänge und zwei Walzenstühle besaß. Verbesserungen wurden auch bei der Sichtung durch einen neuen Semmelzylinder und eine Grießputzmaschine erreicht, ebenso wurde die Reinigungsanlage mit speziellen Vorrichtungen ausgestattet. Daher wird die eher stadtnahe Burgfarrnbacher Mühle als Beispiel für eine „innovationsfreudige” Mühle in Franken der damaligen Zeit angesehen.<ref name="Bedal"/>
 
Im Jahr [[1877]] wurden durch die Mühlenbauanstalt M. B. Keck aus Nürnberg neue Sichtzylinder eingebaut, die die alten Beutelkästen bis auf einen einzigen entbehrlich machten. In den folgenden Jahren wurde die Einrichtung weiter modernisiert, so dass nun von einer Kunstmühle gesprochen wurde. Anhand des Inventars von 1897 ist ersichtlich, dass inzwischen ein Steinmahlgang entfernt und durch einen Schrotwalzenstuhl sowie einen Auflösstuhl ersetzt wurde, so dass nun die Mühle drei Mahlgänge und zwei Walzenstühle besaß. Verbesserungen wurden auch bei der Sichtung durch einen neuen Semmelzylinder und eine Grießputzmaschine erreicht, ebenso wurde die Reinigungsanlage mit speziellen Vorrichtungen ausgestattet. Daher wird die eher stadtnahe Burgfarrnbacher Mühle als Beispiel für eine „innovationsfreudige” Mühle in Franken der damaligen Zeit angesehen.<ref name="Bedal"/>
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== Besitz- und Pachtverhältnisse<ref> nach Archivakten StadtAFÜ Sign.-Nr. PLA 940, PLA 941 a und Konspekten von Rudolf Weiß, Amberg</ref> ==
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=== 1869 - 1896: Pächter Christoph Bäumler bzw. Witwe Anna Bäumler ===
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=== 1897 - 1903: Pächter Georg Schwab ===
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=== 1903 - ? : Besitzer Georg Schwab ===
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=== ? - 1915: Besitzer Kommerzienrat Zimmermann aus Zirndorf ===
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=== 1915 - heute: Besitz der Familie Wein ===
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Am 8. Dezember 1915 kaufte Johann Wein die Burgfarrnbacher Mühle. Johann Wein war zuvor ab 1895 Besitzer der Getreidemühle in [[wikipedia:Deuerling|Deuerling/Oberpfalz]] und seit 9. Juli 1894 verheiratet mit Anna Wein, geb. Fritsch (geb. 14. Januar 1873 in [[wikipedia:Steinberg am See|Steinberg bei Schwandorf]], gest. August 1960 in Burgfarrnbach). Die Deuerlinger Getreidemühle (Haus-Nr. 23) war im Besitz der Familie Wein seit 1836, wurde aber um 1910 von Johann Wein, wohl wegen erheblicher Hochwasserschäden durch die Schwarze Laber und auch wegen Geflügelcholera auf dem Mühlanwesen im Jahre 1909, verkauft.<ref>Sebastian Schmidmeier: Die Mühlengeschichte in Deuerling. Verlag Michael Laßleben, Kallmünz 2010, ISBN 978 3 7847 1222 2</ref> Nur kurze Zeit betrieben Anna und Johann Wein die Gastwirtschaft "Zur Post" (Haus-Nr. 23) in Kürn, heute ein Ortsteil von [[wikipedia:Bernhardswald|Berhardswald/Opf.]], ehe sie zur Müllerei zurückkehrten und die Mühle in Burgfarrnbach übernahmen.<ref name="Albert K. Wein">Persönl. Mitteilung von Albert K. Wein vom 03.05.2018 u. a.</ref>
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== Besondere Ereignisse ==
 
=== Brandkatastrophe im Oktober 1927 ===
 
=== Brandkatastrophe im Oktober 1927 ===
 
Am [[18. Oktober]] [[1927]] brannte die Kunstmühle Burgfarrnbach bis auf die Grundmauern ab. Im Pressebericht der Münchner „Allgemeinen Zeitung (AZ) am Abend” vom gleichen Tag stand: „''Heute früh 5 Uhr brach in der Weinschen Mühle in Burgfarrnbach aus bisher noch unaufgeklärter Ursache ein Brand aus. Mühlengebäude und Wohnhaus, die aus dem Jahre 1730 stammen, sind bis auf die Grundmauern vollkommen vernichtet. Die Mühleninhaber lagen bei Ausbruch des Feuers in tiefem Schlaf und mußten erst durch die Nachbarn geweckt werden. Das Feuer griff so schnell um sich, daß die Bewohner nur das nackte Leben retten konnten. Die Mühle war zurzeit voll beschäftigt, so daß der Schaden an verbranntem Mehl und Getreide sehr groß ist. Man rechnet mit 600 Zentner verbranntem Mehl und mindestens 800 Zentner verbranntem Getreide. Sämtliche Maschineneinrichtungen sind durch das Feuer zerstört.''”<ref>Großer Mühlenbrand, AZ am Abend (Allgemeine Zeitung) vom 18.10.1927, S. 6; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085869_00137_u001/6?cq= online abrufbar]</ref>
 
Am [[18. Oktober]] [[1927]] brannte die Kunstmühle Burgfarrnbach bis auf die Grundmauern ab. Im Pressebericht der Münchner „Allgemeinen Zeitung (AZ) am Abend” vom gleichen Tag stand: „''Heute früh 5 Uhr brach in der Weinschen Mühle in Burgfarrnbach aus bisher noch unaufgeklärter Ursache ein Brand aus. Mühlengebäude und Wohnhaus, die aus dem Jahre 1730 stammen, sind bis auf die Grundmauern vollkommen vernichtet. Die Mühleninhaber lagen bei Ausbruch des Feuers in tiefem Schlaf und mußten erst durch die Nachbarn geweckt werden. Das Feuer griff so schnell um sich, daß die Bewohner nur das nackte Leben retten konnten. Die Mühle war zurzeit voll beschäftigt, so daß der Schaden an verbranntem Mehl und Getreide sehr groß ist. Man rechnet mit 600 Zentner verbranntem Mehl und mindestens 800 Zentner verbranntem Getreide. Sämtliche Maschineneinrichtungen sind durch das Feuer zerstört.''”<ref>Großer Mühlenbrand, AZ am Abend (Allgemeine Zeitung) vom 18.10.1927, S. 6; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085869_00137_u001/6?cq= online abrufbar]</ref>
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=== Wiederaufbau 1928 ===
 
=== Wiederaufbau 1928 ===
 
Danach wurde die Mühle allen ''"Hindernissen zum Trotz"'' von ''"Vater Wein und seinen wackeren Söhnen"'' <ref name="Einweihung">Mühleneinweihung in Burgfarrnbach. In: Nordbayerische Zeitung vom 29.06.1928</ref> wieder aufgebaut. Nach dem Entwurf des Architekten Heinrich Hofmann aus Fürth hat der Baumeister Konrad Schmauß aus Burgfarrnbach<ref>Schmaus, Konrad; Maurermeister, Würzburger Straße 462,1. In: Adressbuch Fürth i. B. mit den einverleibten Orten 1931, S. 185</ref> das Mühlengebäude in verhältnismäßig kurzer Zeit errichtet.  
 
Danach wurde die Mühle allen ''"Hindernissen zum Trotz"'' von ''"Vater Wein und seinen wackeren Söhnen"'' <ref name="Einweihung">Mühleneinweihung in Burgfarrnbach. In: Nordbayerische Zeitung vom 29.06.1928</ref> wieder aufgebaut. Nach dem Entwurf des Architekten Heinrich Hofmann aus Fürth hat der Baumeister Konrad Schmauß aus Burgfarrnbach<ref>Schmaus, Konrad; Maurermeister, Würzburger Straße 462,1. In: Adressbuch Fürth i. B. mit den einverleibten Orten 1931, S. 185</ref> das Mühlengebäude in verhältnismäßig kurzer Zeit errichtet.  
Die neue Mühlentechnik wurde vom Nürnberger Oberingenieur Otto Köhler, einem Vertreter der Fa.  Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik Grosse, Lohmen (Sachsen), nach modernem Stand geplant und von dieser Firma installiert.<ref>Persönl. Mitteilung von Albert K. Wein vom 03.05.2018</ref> Die Wiederaufnahme des Mühlenbetriebs wurde am Dienstag, den [[26. Juni]] [[1928]] mit einer großen Einweihungs- und Eröffnungsfeier begangen, bei der zahlreiche Ehrengäste zugegen waren. Als Vertreter der Stadtverwaltung Fürth nahm Herr Oberinspektor Flierl teil, für die Fa. Grosse der Direktor Schuhmann, ebenso war Oberingenieur Köhler dabei; zudem waren mehrere Vertreter der Einkaufsgenossenschaft der Bäckerinnung Fürth erschienen. Die feierliche Weihe sämtlicher Räume nahm der katholische Stadtpfarrer Knapp aus Fürth vor. Danach übergab der Oberingenieur Köhler den von ihm eingerichteten Betrieb an Herrn Wein, der ihn sofort eröffnete; eine Führung durch die gesamte Anlage schloss sich an. Sie ''"ließ erkennen, daß hier die Fa. Gebr. Grosse, Sachsen, wohl das Vollkommenste und Modernste zur Anwendung brachte, was auf diesem Gebiet gegenwärtig geleistet werden kann."'' <ref name="Einweihung"/>  
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Die neue Mühlentechnik wurde vom Nürnberger Oberingenieur Otto Köhler, einem Vertreter der Fa.  Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik Grosse, Lohmen (Sachsen), nach modernem Stand geplant und von dieser Firma installiert.<ref name="Albert K. Wein"/> Die Wiederaufnahme des Mühlenbetriebs wurde am Dienstag, den [[26. Juni]] [[1928]] mit einer großen Einweihungs- und Eröffnungsfeier begangen, bei der zahlreiche Ehrengäste zugegen waren. Als Vertreter der Stadtverwaltung Fürth nahm Herr Oberinspektor Flierl teil, für die Fa. Grosse der Direktor Schuhmann, ebenso war Oberingenieur Köhler dabei; zudem waren mehrere Vertreter der Einkaufsgenossenschaft der Bäckerinnung Fürth erschienen. Die feierliche Weihe sämtlicher Räume nahm der katholische Stadtpfarrer Knapp aus Fürth vor. Danach übergab der Oberingenieur Köhler den von ihm eingerichteten Betrieb an Herrn Wein, der ihn sofort eröffnete; eine Führung durch die gesamte Anlage schloss sich an. Sie ''"ließ erkennen, daß hier die Fa. Gebr. Grosse, Sachsen, wohl das Vollkommenste und Modernste zur Anwendung brachte, was auf diesem Gebiet gegenwärtig geleistet werden kann."'' <ref name="Einweihung"/>  
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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