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==Niedergang==
 
==Niedergang==
Noch im 19. Jahrhundert haben die Unterschichten ihren Alkoholbedarf hauptsächlich in Kneipen gedeckt. Die Ausgabe an Haushalte erfolgte aus den Kneipen in Tonkrügen. Erst um die vorletzte Jahrhundertwende nahm das Trinken außerhalb der Kneipe erhebliche Ausmaße an. War das Flaschenbier bis dato ein peripheres Geschäft, so hatte es sich bis 1900 schon soweit ausgeweitet, dass die Pfandflashce eingeführt werden musste, um Betriebsverluste durch einbehaltene Flaschen einzudämmen. Schon 1960 wurden nur noch 40 Prozent in Gatronomiegebinden ausgeliefert, 1984 waren es nur noch 30 Prozent. Der Pro-Kopf Verbrauch stieg dagegen im selben Zeitraum um 50 Prozent zu. Derzeit sinkt der Anteil der Bevölkerung im trinkfreudigen Alter (25-65 Jahre). Abgesehen davon stieg und steigt die sogenannte "Heimbindung" durch Fernseher und Internet, immer billigere Alkoholika, bessere Wohnsituation, massenhafte Verbreitung des modernen Kühlschranks und das Aufkommen von Getränkemärkten. Vergleicht man den Einkaufspreis des Flaschenbiers/hl, so liegt (bzw. lag) er für den Wirt wesentlich höher als der Verkaufspreis desselben Biers im Gertränkegroßmarkt eines Einkaufszentrums. Dahinter liegt  (bzw. lag) die Annahme der Großbetriebe, dass im privaten Bierkonsum noch ein expansionsfähiger Bereich vorzufinden ist. Neuerdings werden als Gründe des "Kneipensterbens" der allgemeine Rückgang des Bierkonsums, ein geändertes soziales Verhalten der Jüngeren und der Nichtraucherschutz angenommen. Somit besteht für die Konsumenten zunehmend weniger Veranlassung, eine Gastwirtschaft aufzusuchen.<ref>Franz Dröge, Thomas Krämer-Badoni: ''Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“.'' Frankfurt 1987. ISBN 3-518-11380-1, S. 160 ff.</ref> In Hamburg, einem Schwerpunkt der Kneipenkultur in Deutschland, machten innerhalb 10 Jahre (2001 bis 2011) fast 50 Proezent aller Kneipen dicht.<ref>Martina Goy: ''Zahl der Gaststätten um 48 Prozent gesunken''. In: ''Die Welt'' vom 9. April 2012 - [http://www.welt.de/regionales/hamburg/article106165264/Zahl-der-Gaststaetten-um-48-Prozent-gesunken.html online].</ref> "Wenn es einen Wirt nicht gelingt, der Entertainer für seine Gäste zu werden, wenn das Ambiente seines Lokals, der Inhalt der Speisenkarte, das Flair seiner Gästestruktur nicht stimmen, ist er ... schnell weg vom Fenster! Das wichtigste; den persönlichen Flair des eigenen Betriebs ausbauen, damit sich hier Leute treffen, die sich verstehen, die sich in der Atmospähre des Wirts wohl fühlen".<ref>J. H. Bürger: Brauwirtschaft auf Krisenkurs - Bier besser verkaufen. In: Gastgewerbetechnik, 5. Jg., Nr. 2/März 1984, S. 21 f.</ref>
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Noch im 19. Jahrhundert haben die Unterschichten ihren Alkoholbedarf hauptsächlich in Kneipen gedeckt. Die Ausgabe an Haushalte erfolgte aus den Kneipen in Tonkrügen. Erst um die vorletzte Jahrhundertwende nahm das Trinken außerhalb der Kneipe erhebliche Ausmaße an. War das Flaschenbier bis dato ein peripheres Geschäft, so hatte es sich bis 1900 schon soweit ausgeweitet, dass die Pfandflasche eingeführt werden musste, um Betriebsverluste durch einbehaltene Flaschen einzudämmen. Schon 1960 wurden nur noch 40 Prozent in Gatronomiegebinden ausgeliefert, 1984 waren es nur noch 30 Prozent. Der Pro-Kopf Verbrauch stieg dagegen im selben Zeitraum um 50 Prozent. Derzeit sinkt der Anteil der Bevölkerung im trinkfreudigen Alter (25-65 Jahre). Abgesehen davon stieg und steigt die sogenannte "Heimbindung" durch Fernseher und Internet, immer billigere Alkoholika, bessere Wohnsituation, massenhafte Verbreitung des modernen Kühlschranks und das Aufkommen von Getränkemärkten. Vergleicht man den Einkaufspreis des Flaschenbiers/hl, so liegt (bzw. lag) er für den Wirt wesentlich höher als der Verkaufspreis desselben Biers im Gertränkegroßmarkt eines Einkaufszentrums. Dahinter liegt  (bzw. lag) die Annahme der Großbetriebe, dass im privaten Bierkonsum noch ein expansionsfähiger Bereich vorzufinden ist. Neuerdings werden als Gründe des "Kneipensterbens" der allgemeine Rückgang des Bierkonsums, ein geändertes soziales Verhalten der Jüngeren und der Nichtraucherschutz angenommen. Somit besteht für die Konsumenten zunehmend weniger Veranlassung, eine Gastwirtschaft aufzusuchen.<ref>Franz Dröge, Thomas Krämer-Badoni: ''Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“.'' Frankfurt 1987. ISBN 3-518-11380-1, S. 160 ff.</ref> In Hamburg, einem Schwerpunkt der Kneipenkultur in Deutschland, machten innerhalb 10 Jahre (2001 bis 2011) fast 50 Prozent aller Kneipen dicht.<ref>Martina Goy: ''Zahl der Gaststätten um 48 Prozent gesunken''. In: ''Die Welt'' vom 9. April 2012 - [http://www.welt.de/regionales/hamburg/article106165264/Zahl-der-Gaststaetten-um-48-Prozent-gesunken.html online].</ref> "Wenn es einen Wirt nicht gelingt, der Entertainer für seine Gäste zu werden, wenn das Ambiente seines Lokals, der Inhalt der Speisenkarte, das Flair seiner Gästestruktur nicht stimmen, ist er ... schnell weg vom Fenster! Das wichtigste; den persönlichen Flair des eigenen Betriebs ausbauen, damit sich hier Leute treffen, die sich verstehen, die sich in der Atmospähre des Wirts wohl fühlen".<ref>J. H. Bürger: Brauwirtschaft auf Krisenkurs - Bier besser verkaufen. In: Gastgewerbetechnik, 5. Jg., Nr. 2/März 1984, S. 21 f.</ref>
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Der Niedergang ging nciht nur in Fürth einher mit dem Kinosterben der 1960er Jahre - Folgen des technischen Fortschritts und eines einsetzenden gesellschaftlichen Wandels. Auch wenn die Zahl der Gasthäuser noch immer hoch war, litten jedoch bereits Qualität und Standorttreue der Wirte. Nachfolgende Generationen konnten sich mit der klassischen Stammtischatmosphäre und der "Bierseligkeit" zunehmend nicht mehr identifizieren und wandten sich eher Cafés und Diskotheken zu. Ein weiterer Aspekt welcher immer mehr Wirte zur Aufgabe zwang und zwingt, sind die oftmals bis heute bestehenden Pachtverträge mit den beliefernden Brauereien und deren strikter Bindung auf vielen Gastwirtschaften mit z.T. unerfüllbaren bis absurden Klauseln was Abnahmemengen, Renovierungsauflagen usw. betrifft.
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Der Niedergang ging nicht nur in Fürth einher mit dem Kinosterben der 1960er Jahre - Folgen des technischen Fortschritts und eines einsetzenden gesellschaftlichen Wandels. Auch wenn die Zahl der Gasthäuser noch immer hoch war, litten jedoch bereits Qualität und Standorttreue der Wirte. Nachfolgende Generationen konnten sich mit der klassischen Stammtischatmosphäre und der "Bierseligkeit" zunehmend nicht mehr identifizieren und wandten sich eher Cafés und Diskotheken zu. Ein weiterer Aspekt welcher immer mehr Wirte zur Aufgabe zwang und zwingt, sind die oftmals bis heute bestehenden Pachtverträge mit den beliefernden Brauereien und deren strikter Bindung auf vielen Gastwirtschaften mit z.T. unerfüllbaren bis absurden Klauseln was Abnahmemengen, Renovierungsauflagen usw. betrifft.
 
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