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|Autor=Andreas Würfel
 
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|Erscheinungsjahr=1754
 
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'''Takkanot''', jiddische Aussprache ''Tekunos'', ist der hebräische Begriff für ''Vorschriften''.
 
'''Takkanot''', jiddische Aussprache ''Tekunos'', ist der hebräische Begriff für ''Vorschriften''.
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   </ref>. Die Veröffentlichung weist Parallelen zu der von Johann Jacob Schudt herausgegebenen Kleider- und Luxusordnung der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main von 1716 auf<ref>Siehe Cornelia Aust: ''Essay zu Jüdische Kleiderordnungen: Die visuelle Ordnung der frühneuzeitlichen Gesellschaft'', darin: "Die Diskussion um Kleidung und Luxus", [https://wiki.ieg-mainz.de/konjunkturen/index.php?title=Essay_zu_J%C3%BCdische_Kleiderordnungen:_Die_visuelle_Ordnung_der_fr%C3%BChneuzeitlichen_Gesellschaft online verfügbar]</ref>. Diese Analogien legen den Schluss nahe, dass Wurzeln der Urheberschaft bei [[Tsevi Hirsch Kaydanover]] liegen.   
 
   </ref>. Die Veröffentlichung weist Parallelen zu der von Johann Jacob Schudt herausgegebenen Kleider- und Luxusordnung der jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main von 1716 auf<ref>Siehe Cornelia Aust: ''Essay zu Jüdische Kleiderordnungen: Die visuelle Ordnung der frühneuzeitlichen Gesellschaft'', darin: "Die Diskussion um Kleidung und Luxus", [https://wiki.ieg-mainz.de/konjunkturen/index.php?title=Essay_zu_J%C3%BCdische_Kleiderordnungen:_Die_visuelle_Ordnung_der_fr%C3%BChneuzeitlichen_Gesellschaft online verfügbar]</ref>. Diese Analogien legen den Schluss nahe, dass Wurzeln der Urheberschaft bei [[Tsevi Hirsch Kaydanover]] liegen.   
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Das Tekunos-Büchlein regelte die häuslichen Feste (Hochzeiten, Beschneidung), die Bekleidung<ref>Andreas Würfel: "Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth unterhalb Nürnberg : in zween Theilen ; sammt Übersetzung und Erläuterung ihres Tekunnos-Büchleins". Frankfurt; Prag, 1754, "Kleyder-Ordnungen" ab Seite 147</ref> und den Umgang miteinander im Leben der Jüdischen Gemeinde und des Einzelnen. Auch der Umgang der Juden mit den nichtjüdischen Fürther war darin geregelt.</br>  
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Das Tekunos-Büchlein regelte die häuslichen Feste (Hochzeiten, Beschneidung), die Bekleidung<ref>Andreas Würfel: "Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth unterhalb Nürnberg : in zween Theilen ; sammt Übersetzung und Erläuterung ihres Tekunnos-Büchleins". Frankfurt; Prag, 1754, "Kleyder-Ordnungen" ab Seite 147</ref> und den Umgang miteinander im Leben der Jüdischen Gemeinde und des Einzelnen. Auch der Umgang der Juden mit den nicht-jüdischen Fürther war darin geregelt.</br>  
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"Die Regelungen selbst präsentieren ein typisches Beispiel für eine ausführliche jüdische Kleiderordnung aus dem deutschsprachigen Raum, die vor allem an Frauen gerichtet ist und soziale Unterscheidungen hervorhebt. Bestimmte Stoffe sind grundsätzlich verboten, andere nur bestimmten Gemeindemitgliedern oder zu Anlässen wie Beschneidung oder Hochzeit gestattet. Außerdem wird zum Teil nach Familienstand unterschieden. Für Ledige gelten andere Regeln als für Verheiratete. Auch in der Fürther Kleiderordnung sind Frauen besonders häufig Ziel der detaillierten Vorschriften.
 
"Die Regelungen selbst präsentieren ein typisches Beispiel für eine ausführliche jüdische Kleiderordnung aus dem deutschsprachigen Raum, die vor allem an Frauen gerichtet ist und soziale Unterscheidungen hervorhebt. Bestimmte Stoffe sind grundsätzlich verboten, andere nur bestimmten Gemeindemitgliedern oder zu Anlässen wie Beschneidung oder Hochzeit gestattet. Außerdem wird zum Teil nach Familienstand unterschieden. Für Ledige gelten andere Regeln als für Verheiratete. Auch in der Fürther Kleiderordnung sind Frauen besonders häufig Ziel der detaillierten Vorschriften.
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Die Intention der Regelungen war den übermäßigen Luxus einzudämmen und Vermögen nicht zur Schau zustellen. Dies machte vice versa den hohen Lebensstandard der Fürther Juden deutlich. Aus ihnen entwickelt sich die sprichwörtliche ''"Fürther Bescheidenheit"''.
 
Die Intention der Regelungen war den übermäßigen Luxus einzudämmen und Vermögen nicht zur Schau zustellen. Dies machte vice versa den hohen Lebensstandard der Fürther Juden deutlich. Aus ihnen entwickelt sich die sprichwörtliche ''"Fürther Bescheidenheit"''.
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Da am Anfang nur reichbegüterte Juden in Fürth wohnen durften, wurden die Juden in Fürth von ihren jüdischen Glaubensgenossen "Fürther Judenadel" genannt. Aber da die reichbegüterten Juden für ihre ärmeren Glaubensgenossen das Schutzgeld an die Herrschaft zahlten, konnten sich auch andere Juden ansiedeln. Um die Standesunterschiede nicht zur Schau zu stellen, wurden diese Vorschriften erlassen. Wer sie nicht beachtete, musste Geldbußen an die Almosenkasse der Jüdischen Gemeinde zahlen.
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Da am Anfang nur reich begüterte Juden in Fürth wohnen durften, wurden die Juden in Fürth von ihren jüdischen Glaubensgenossen "Fürther Judenadel" genannt. Aber da die reich begüterten Juden für ihre ärmeren Glaubensgenossen das Schutzgeld an die Herrschaft zahlten, konnten sich auch andere Juden ansiedeln. Um die Standesunterschiede nicht zur Schau zu stellen, wurden diese Vorschriften erlassen. Wer sie nicht beachtete, musste Geldbußen an die Almosenkasse der Jüdischen Gemeinde zahlen.
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Anders als im Tekunos-Büchlein aus Fürth, finden sich in den Statuten der Fürther jüdischen Gemeinde von 1770 sieben Paragraphen zu Kleidung<ref>Die Fürther Statuten sind ediert bei: LITT, Jüdische Gemeindestatuten aus dem aschkenasischen Kulturraum 1650–1850, S. 132–273. Die Kleidungsvorschriften finden sich auf S. 265f</ref>. Der einleitende Paragraph tadelt mit ganz ähnlichen Referenzen, wie schon [[Tsevi Hirsch Kaydanover|Kaidanover]] über sechs Jahrzehnte früher, vor allem den Stolz der Frauen, der in ihrer Kleiderpracht zum Ausdruck käme.
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Anders als im Tekunos-Büchlein aus Fürth, finden sich in den Statuten der Fürther jüdischen Gemeinde von 1770 sieben Paragraphen zu Kleidung<ref>Die Fürther Statuten sind editiert bei: LITT, Jüdische Gemeindestatuten aus dem aschkenasischen Kulturraum 1650–1850, S. 132–273. Die Kleidungsvorschriften finden sich auf S. 265f</ref>. Der einleitende Paragraph tadelt mit ganz ähnlichen Referenzen, wie schon [[Tsevi Hirsch Kaydanover|Kaidanover]] über sechs Jahrzehnte früher, vor allem den Stolz der Frauen, der in ihrer Kleiderpracht zum Ausdruck käme.
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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