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==Fronmüllerchronik==
 
==Fronmüllerchronik==
:''Am 1. Januar wurde, langjährigen Wünschen der Einwohnerschaft entgegenkommend, die Stadtpostexpedition Fürth im [[Roßwirthshof]] ([[Waaggasse]]) eröffnet [...]. [...]. Das K. Bezirksamt Nürnberg wurde in der Sitzung vom 8. Januar ersucht, die Sodafabrik aufzufordern, eine wasserdichte Grube zur Aufnahme der Kalkabfälle herzustellen und die Flüssigkeit durch den Kanal in den Fluß zu leiten. [...]. 15. Januar. Plötzliche eingetretenes Thauwetter hat ziemliche Ueberschwemmungen sowohl  von Seite der [[Rednitz]], als auch der [[Pegnitz]] veranlaßt, was sich nach starken Regengüssen am 22. wiederholte. - Am 23. Januar wurde hier die Oper „Faust“ gegeben. [...]. Der Antrag der gemischten gemeindlichen Kommission für die höheren Schulen, die vier untersten Klassen der mit der Lateinschule verbundenen Vorbereitungsklasse zu belassen und die Gesammtanstalt mit der der Bezeichnung: „Lateinschule mit Realvorschule“ beizubehalten, wurde zum Beschlusse erhoben. - Von den Gemeindebevollmächtigten wurde am 31. Januar dem Beschlusse des Magistrats zugestimmt, wonach für das neue Schulhaus das Grubensystem einzuführen sei. - 2. Febr. Der Postspecialkassier bei dem hiesigen Post- und Bahnamte Freiherr Lochner von Hüttenbach wurde auf Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Lindau versetzt. [...]. Der hiesige Bäckerverein hat am 6. Febr. beschlossen, eine Mehlbörse zu errichten. [...]. Zum Lokale wurde der Gasthof [[zum grünen Baum]] bestimmt. - In der am 6. Februar abgehaltenen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation wurde der Rechenschaftsbericht für 1877 vorgelegt und genehmigt. [...]. Bezüglich der im Vorjahre vom Magistrate zur Errichtung eines Flußbades erkauften Rednitzwiesen wurde vom Eisenbahnfiskus die Genehmigung einer Wasserpassage nicht ertheilt. [...]. In der Nacht vom 16. Febr. brach Feuer aus im Dachstuhl des Kesselhauses der Maschinenfabrik von J. W. [[Engelhardt]] und Comp. an der [[Nürnberger Landstraße]], und verbreitete sich über den Dachstuhl der Messinggießerei. [...]. Am 19. Februar [...] starb Privatier [[Josef Pfeifer Morgenstern|Josef P. Morgenstern]], Magistratsrath und Handelsgerichtsassessor, der sich mit Hingebung und Aufopferung stets dem Wohle der Stadt gewidmet [...] hat. An seine Stelle als Magistratsrath wurde am 4. März Specereihändler [[Konrad Schrank]] gewählt. Am 23. Februar stürzte an der Wasserpassage bei dem kathol. Pfarrhofe der vierjährige Sohn der Güterschaffnersfrau Schmidt in die Pegnitz und ertrank. - Zur Ableitung des Landgrabens haben sich einige Angrenzer bereit erklärt, das sie berührende Landgrabenbett käuflich zu erwerben. Da jedoch die Kosten eines bezüglichen Kanales auf 30.000 M. berechnet sind, so wurde diese Angelegenheit vertagt. [...]. Joh. Konrad Wilhelm, Weinwirth [[zum Dukla]], seit August dieses Jahres, vordem seit [[1866]] Weinwirth Böller. - Die Theaterverhältnisse haben sich in dieser Saison sehr günstig gestaltet. Die Zuschauerräume waren früher kaum je so gut besetzt. [...]. Unsere Stadtbibliothek, welche über 8000 Bände und über 2000 gut geordnete Kupferstiche zählt, und sich der sorgsamen Pflege des Dr. Hutzelmann [...] erfreut, ist nun mit einem Kataloge versehen. [...]. In dem Gemeindekollegium vom 12. März ging es ebenfalls sehr stürmisch zu. Veranlassung war der Umstand, daß, noch bevor das Gemeindekollegium sich darüber ausgesprochen hatte, ob es die, für die vom Magistrate den Polizeisoldaten zur Anschaffung neuer Helme zugesagten Kosten genehmigen wolle, schon Polizeisoldaten mit den neuen Helmen auf der Straße sich sehen ließen. Die Genehmigung wurde mit 18 gegen 14 Stimmen verweigert. [...]. An die Stelle des aus dem Gemeindekollegium ausgetretenen Dr. Morgenstern trat als Ersatzmann [[Kaufmann]] [[Siegfried Ullmann]] ein. - Am 25. März Morgens 1/2 11 Uhr entgleiste in der Station Doos der von Bamberg kommende Eilgüterzug durch die mangelhafte Spurweite eines Erich'schen Bierwagens bei dem Passiren der dortigen starken Curve. [...]. Ernst  Possart trat hier am 26. März als Rabbiner in dem Stück „Freund Fritz“, am 30. März in „Die Stützen der Gesellschaft“ als Konsul Bernick und am 6. April als „Hamlet“ mit größtem Beifalle auf. Am 30 März wurde hier im [[Weißengarten]] die erste allgemeine deutsch Geflügelausstellung, veranstaltet von dem hiesigen ornithologischen Vereine unter Leitung des Vorstandes Privatier Jordan, eröffnet. [...]. Der Besuch war ein außergewöhnlich starker. Am ersten Tage waren es 1000, am zweiten 3500, am dritten 4000. [...]. Die Zahl der obdachlosen Vaganten hat in diesem Winter außerordentlich zugenommen. [...]. Zum Fechten gezwungen, werden sie nicht selten arretirt, was für viele von ihnen als Wohlthat betrachtet wird, da sie in unseren gut organisirten Gefängnissen gesäubert und reinlich verpflegt werden. Leider finden sich unter den zahlreichen Stromern auch viele wackere Leute, die gern arbeiten würden, wenn sie Arbeitgeber finden könnten. Hier vermögen nur bessere Zeiten für Handwerk und Fabrik Hilfe zu schaffen. - Am 15. April umkreiste unsere Stadt eine zahlreiche Kommission von Sachverständigen [...], um einen zur Anlegung eines Friedhofes geeigneten Platz zu ermitteln. Als der allein passende wurde der bereits von den Gemeindekollegien gewählte im Ronhöfer Walde anerkannt. [...]. Die Senkgrube an dem in der [[Hirschengasse]] liegenden Schulhause gab zu einer sehr unangenehmen Erfahrung Anlaß, indem flüssige Fäkalien aus derselben absicherten und ihren Weg in den Luftheizungsraum nahmen, um mittels der Heizkanäle ihren Kothgeruch in den Lehrsälen zu verbreiten. Es mußte daher zur Tonnenabfuhr Zuflucht genommen werden, erst nach harrschem Kampfe im Magistrate. [...]. Dem Vorstande Jordan wurde in Anerkennung seiner aufopfernden Thätigkeit bei der Ausstellung ein Ehrendiplom von Seite des ornithologischen Vereines überreicht und bei seiner Uebersiedlung nach Nürnberg wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. [...]. Oberbergrath Prof. Dr. Gümbel von München hat in den Tagen vom 16. bis 19. Mai eingehende Untersuchungen der Quellen in Stadt und Umgebung örtlich und chemisch vorgenommen [...]. Montag den 20. Mai war eine stark besuchte Volksversammlung im Weißengarten wegen der von den Gemeindekollegien beschlossenen Verlegung des Friedhofes in den Ronhöfer Wald, wobei Privatier Ott den Vorstiz führte. [...]. Nach kurzer Debatte wurde eine Protestadresse gegen die Verlegung genehmigt [...]. Um nun diese Angelegenheit vor der Gesammtheit der Einwohnerschaft ins Klare zu stellen, hat der Magistrat eine ausführliche, wohlmotivirte Bekanntmachung erlassen, die zur Milderung der hervorgetretenen gegnerischen Ansichten wesentlich beitrug. [...]. Am 29. Mai hat der Magistrat folgende Personen für die Absendung zur Pariser Ausstellung gewählt: als Arbeitgeber [[Mechaniker]] Dorsch und [[Vergolder]] Deinlein, als Arbeitnehmer [[Möbelschreiner]] Held und Mechaniker Keck. Von Seite des Gewerbvereins wurde [[Fabrikant]] Ziegele, sowie der [[Elfenbeingraveur]] Minkler, ein im Jahre 1870 aus Paris Ausgewiesener und seitdem hier ansässig, abgeschickt. [...]. Mechaniker Dorsch wurde vom Magistrate auch zu der Maschinenausstellung in Erfurt deputirt. - Am 3. Juni fand im Weißengartensaale eine stark besuchte Volksversammlung statt, in welcher die Socialistenführer Grillenberger und Löwenstein ihren tiefen Abscheu über das am 2. Juni auf den Kaiser verübte ruchlose Attentat ausgesprochen und die Behauptung der Gegner, daß die Socialisten die Hetzer seien, zurückgewiesen haben. [...]. Die hiesige [[[Freimaurerloge]] feierte am 16. Juni ihr 75. Jahresfest. [...]. Durch Brand wurde an der [[Würzburger Landstraße]] am 22. Juni eine Remise des Rechtsanwaltes Aldinger beschädigt. - Den 26. Juni wurde ein siebenjähriger Knabe bei der Eckart'schen Mühle leblos aus der Pegnitz gezogen, jedoch durch die Bemühungen eines Arztes gerettet. - Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte den weiteren Ankauf eines Zuganges zu den vom Magistrate zum Behufe der Errichtung eines Rednitzbades erstandenen Wiesen. Der Eisenbahnfiskus erhielt dafür 733 M. - Am 28. Juni Abends 8 Uhr wurde die Stadt von einem großen Brande heimgesucht. Das im Jahre [[1851]] von der Gemeinde erbaute, an der [[Nürnberger Landstraße]] befindliche, unmittelbar an den Friedhof grenzende sogenannte Getreidemagazin, im Besitze der Wittwe des Kaufmanns [[Hermann Löwi]], ging in Flammen auf. [...]. Das Gebäude ist total ausgebrannt. [...]. Thurmhoch stiegen die Flammen aus dem siebenstöckigen Hause empor. [...]. Als Ursache vermuthet man Brandstiftung, da gerade in den Parterreräumen, wo das Feuer ausgekommen ist, die Polizei schon öfters Landstreicher vorgefunden hat, die dort billiges Nachtquartier hielten. [...] Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat in Fürth eine Konsularagentur errichtet und Führung derselben John Gartenmann betraut. [...]. Das Geschäftslokal befand sich im [[Hotel Kütt]]. [...]. 30. Juni. Max und [[Sigmund Schwarzenberger]], Fabrikanten von Hemden und Manufakturen haben 40 Arbeiter im Zuchthause. - <ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 487 -</ref>
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:''Am 1. Januar wurde, langjährigen Wünschen der Einwohnerschaft entgegenkommend, die Stadtpostexpedition Fürth im [[Roßwirthshof]] ([[Waaggasse]]) eröffnet [...]. [...]. Das K. Bezirksamt Nürnberg wurde in der Sitzung vom 8. Januar ersucht, die Sodafabrik aufzufordern, eine wasserdichte Grube zur Aufnahme der Kalkabfälle herzustellen und die Flüssigkeit durch den Kanal in den Fluß zu leiten. [...]. 15. Januar. Plötzliche eingetretenes Thauwetter hat ziemliche Ueberschwemmungen sowohl  von Seite der [[Rednitz]], als auch der [[Pegnitz]] veranlaßt, was sich nach starken Regengüssen am 22. wiederholte. - Am 23. Januar wurde hier die Oper „Faust“ gegeben. [...]. Der Antrag der gemischten gemeindlichen Kommission für die höheren Schulen, die vier untersten Klassen der mit der Lateinschule verbundenen Vorbereitungsklasse zu belassen und die Gesammtanstalt mit der der Bezeichnung: „Lateinschule mit Realvorschule“ beizubehalten, wurde zum Beschlusse erhoben. - Von den Gemeindebevollmächtigten wurde am 31. Januar dem Beschlusse des Magistrats zugestimmt, wonach für das neue Schulhaus das Grubensystem einzuführen sei. - 2. Febr. Der Postspecialkassier bei dem hiesigen Post- und Bahnamte Freiherr Lochner von Hüttenbach wurde auf Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Lindau versetzt. [...]. Der hiesige Bäckerverein hat am 6. Febr. beschlossen, eine Mehlbörse zu errichten. [...]. Zum Lokale wurde der Gasthof [[zum grünen Baum]] bestimmt. - In der am 6. Februar abgehaltenen Generalversammlung der [[Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation]] wurde der Rechenschaftsbericht für 1877 vorgelegt und genehmigt. [...]. Bezüglich der im Vorjahre vom Magistrate zur Errichtung eines Flußbades erkauften Rednitzwiesen wurde vom Eisenbahnfiskus die Genehmigung einer Wasserpassage nicht ertheilt. [...]. In der Nacht vom 16. Febr. brach Feuer aus im Dachstuhl des Kesselhauses der Maschinenfabrik von J. W. [[Engelhardt]] und Comp. an der [[Nürnberger Landstraße]], und verbreitete sich über den Dachstuhl der Messinggießerei. [...]. Am 19. Februar [...] starb Privatier [[Josef Pfeifer Morgenstern|Josef P. Morgenstern]], Magistratsrath und Handelsgerichtsassessor, der sich mit Hingebung und Aufopferung stets dem Wohle der Stadt gewidmet [...] hat. An seine Stelle als Magistratsrath wurde am 4. März Specereihändler [[Konrad Schrank]] gewählt. Am 23. Februar stürzte an der Wasserpassage bei dem kathol. Pfarrhofe der vierjährige Sohn der Güterschaffnersfrau Schmidt in die Pegnitz und ertrank. - Zur Ableitung des Landgrabens haben sich einige Angrenzer bereit erklärt, das sie berührende Landgrabenbett käuflich zu erwerben. Da jedoch die Kosten eines bezüglichen Kanales auf 30.000 M. berechnet sind, so wurde diese Angelegenheit vertagt. [...]. Joh. Konrad Wilhelm, Weinwirth [[zum Dukla]], seit August dieses Jahres, vordem seit [[1866]] Weinwirth Böller. - Die Theaterverhältnisse haben sich in dieser Saison sehr günstig gestaltet. Die Zuschauerräume waren früher kaum je so gut besetzt. [...]. Unsere Stadtbibliothek, welche über 8000 Bände und über 2000 gut geordnete Kupferstiche zählt, und sich der sorgsamen Pflege des Dr. Hutzelmann [...] erfreut, ist nun mit einem Kataloge versehen. [...]. In dem Gemeindekollegium vom 12. März ging es ebenfalls sehr stürmisch zu. Veranlassung war der Umstand, daß, noch bevor das Gemeindekollegium sich darüber ausgesprochen hatte, ob es die, für die vom Magistrate den Polizeisoldaten zur Anschaffung neuer Helme zugesagten Kosten genehmigen wolle, schon Polizeisoldaten mit den neuen Helmen auf der Straße sich sehen ließen. Die Genehmigung wurde mit 18 gegen 14 Stimmen verweigert. [...]. An die Stelle des aus dem Gemeindekollegium ausgetretenen Dr. Morgenstern trat als Ersatzmann [[Kaufmann]] [[Siegfried Ullmann]] ein. - Am 25. März Morgens 1/2 11 Uhr entgleiste in der Station Doos der von Bamberg kommende Eilgüterzug durch die mangelhafte Spurweite eines Erich'schen Bierwagens bei dem Passiren der dortigen starken Curve. [...]. Ernst  Possart trat hier am 26. März als Rabbiner in dem Stück „Freund Fritz“, am 30. März in „Die Stützen der Gesellschaft“ als Konsul Bernick und am 6. April als „Hamlet“ mit größtem Beifalle auf. Am 30 März wurde hier im [[Weißengarten]] die erste allgemeine deutsch Geflügelausstellung, veranstaltet von dem hiesigen ornithologischen Vereine unter Leitung des Vorstandes Privatier Jordan, eröffnet. [...]. Der Besuch war ein außergewöhnlich starker. Am ersten Tage waren es 1000, am zweiten 3500, am dritten 4000. [...]. Die Zahl der obdachlosen Vaganten hat in diesem Winter außerordentlich zugenommen. [...]. Zum Fechten gezwungen, werden sie nicht selten arretirt, was für viele von ihnen als Wohlthat betrachtet wird, da sie in unseren gut organisirten Gefängnissen gesäubert und reinlich verpflegt werden. Leider finden sich unter den zahlreichen Stromern auch viele wackere Leute, die gern arbeiten würden, wenn sie Arbeitgeber finden könnten. Hier vermögen nur bessere Zeiten für [[Handwerk in Fürth|Handwerk]] und Fabrik Hilfe zu schaffen. - Am 15. April umkreiste unsere Stadt eine zahlreiche Kommission von Sachverständigen [...], um einen zur Anlegung eines Friedhofes geeigneten Platz zu ermitteln. Als der allein passende wurde der bereits von den Gemeindekollegien gewählte im Ronhöfer Walde anerkannt. [...]. Die Senkgrube an dem in der [[Hirschengasse]] liegenden Schulhause gab zu einer sehr unangenehmen Erfahrung Anlaß, indem flüssige Fäkalien aus derselben absicherten und ihren Weg in den Luftheizungsraum nahmen, um mittels der Heizkanäle ihren Kothgeruch in den Lehrsälen zu verbreiten. Es mußte daher zur Tonnenabfuhr Zuflucht genommen werden, erst nach harrschem Kampfe im Magistrate. [...]. Dem Vorstande Jordan wurde in Anerkennung seiner aufopfernden Thätigkeit bei der Ausstellung ein Ehrendiplom von Seite des ornithologischen Vereines überreicht und bei seiner Uebersiedlung nach Nürnberg wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. [...]. Oberbergrath Prof. Dr. Gümbel von München hat in den Tagen vom 16. bis 19. Mai eingehende Untersuchungen der Quellen in Stadt und Umgebung örtlich und chemisch vorgenommen [...]. Montag den 20. Mai war eine stark besuchte Volksversammlung im Weißengarten wegen der von den Gemeindekollegien beschlossenen Verlegung des Friedhofes in den Ronhöfer Wald, wobei Privatier Ott den Vorstiz führte. [...]. Nach kurzer Debatte wurde eine Protestadresse gegen die Verlegung genehmigt [...]. Um nun diese Angelegenheit vor der Gesammtheit der Einwohnerschaft ins Klare zu stellen, hat der Magistrat eine ausführliche, wohlmotivirte Bekanntmachung erlassen, die zur Milderung der hervorgetretenen gegnerischen Ansichten wesentlich beitrug. [...]. Am 29. Mai hat der Magistrat folgende Personen für die Absendung zur Pariser Ausstellung gewählt: als Arbeitgeber [[Mechaniker]] Dorsch und [[Vergolder]] Deinlein, als Arbeitnehmer [[Möbelschreiner]] Held und Mechaniker Keck. Von Seite des Gewerbvereins wurde [[Fabrikant]] Ziegele, sowie der [[Elfenbeingraveur]] Minkler, ein im Jahre 1870 aus Paris Ausgewiesener und seitdem hier ansässig, abgeschickt. [...]. Mechaniker Dorsch wurde vom Magistrate auch zu der Maschinenausstellung in Erfurt deputirt. - Am 3. Juni fand im Weißengartensaale eine stark besuchte Volksversammlung statt, in welcher die Socialistenführer Grillenberger und Löwenstein ihren tiefen Abscheu über das am 2. Juni auf den Kaiser verübte ruchlose Attentat ausgesprochen und die Behauptung der Gegner, daß die Socialisten die Hetzer seien, zurückgewiesen haben. [...]. Die hiesige [[[Freimaurerloge]] feierte am 16. Juni ihr 75. Jahresfest. [...]. Durch Brand wurde an der [[Würzburger Landstraße]] am 22. Juni eine Remise des Rechtsanwaltes Aldinger beschädigt. - Den 26. Juni wurde ein siebenjähriger Knabe bei der Eckart'schen Mühle leblos aus der Pegnitz gezogen, jedoch durch die Bemühungen eines Arztes gerettet. - Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte den weiteren Ankauf eines Zuganges zu den vom Magistrate zum Behufe der Errichtung eines Rednitzbades erstandenen Wiesen. Der Eisenbahnfiskus erhielt dafür 733 M. - Am 28. Juni Abends 8 Uhr wurde die Stadt von einem großen Brande heimgesucht. Das im Jahre [[1851]] von der Gemeinde erbaute, an der [[Nürnberger Landstraße]] befindliche, unmittelbar an den Friedhof grenzende sogenannte Getreidemagazin, im Besitze der Wittwe des Kaufmanns [[Hermann Löwi]], ging in Flammen auf. [...]. Das Gebäude ist total ausgebrannt. [...]. Thurmhoch stiegen die Flammen aus dem siebenstöckigen Hause empor. [...]. Als Ursache vermuthet man Brandstiftung, da gerade in den Parterreräumen, wo das Feuer ausgekommen ist, die Polizei schon öfters Landstreicher vorgefunden hat, die dort billiges Nachtquartier hielten. [...] Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat in Fürth eine Konsularagentur errichtet und Führung derselben John Gartenmann betraut. [...]. Das Geschäftslokal befand sich im [[Hotel Kütt]]. [...]. 30. Juni. Max und [[Sigmund Schwarzenberger]], Fabrikanten von Hemden und Manufakturen haben 40 Arbeiter im Zuchthause. - In der Magistratssitzung vom 4. Juli wurde ein Gesuch um die Konzession für die Herstellung der Straßenbahn von Seite der Firma Krauß in München vorgelegt. [...]. Bei der an Pfingsten in Magdeburg gelegentliche des zweiten deutschen Lehrertages veranstalteten Ausstellung von Lehrmitteln erhielten der K. Reallehrer Dr. Langhans für seine Glas-Krystall-Modelle, ausgeführt durch die Firma G. Löwensohn, sowie der Optiker J. H. Senkeisen für seine Mikroskope den ersten Preis. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte die Summe von 5000 M. zu den Voruntersuchungen bezüglich der Wasserversorgung; [...]. Am 19. August erlitten die Wohngebäude der Kaufleute Baruch und Schmaja Rothschild und Hermann Mohr, Nr. 39 und 40 der [[Königsstraße]], Brandbeschädigungen. [...]. 2. September. [...] bildete sich im goldenen Rade ein Verein nichtsocialdemokratischer Arbeiter,der zum Vorstande Weber, zum Sekretär Heuger, zum Kassier Würflein wählte. Am 1. September Abend 9 1/2 Uhr wurde nach kurzem Wortwechsel der verheirathete Schreiner Johann Kellermann von einem Unbekannten durch einen Stich in den Unterleib in der unteren Fischergasse getödtet. [...]. In der am 19. September abgehaltenen Magistratssitzung kam die in Betreff der Verlegung des gemeindlichen Friedhofs schon am 6. Juli eingelaufene, mit 1806 Unterschriften versehene Ott'sche Petition zur Verlesung und Berathung. Es waren drin alle Gründe für Erhaltung des bestehenden Friedhofes zusammengefaßt. Beigeschlossen war ein Protest der Gemeinden Höfen, Dambach und Großreuth mit 120 Unterschriften wegen weiter Entfernung vom projektirten Friedhofe, sowie ein Protest von Seite der protestantischen Pfarrgeistlichkeit wegen der zu geringen Zahl der Geistlichen mit Rücksicht auf den weiten Weg zum Ronhöfer Wald. Der Bürgermeister widerlegte [...] die vorgebrachten Einwendungen in ausführlichem Vortrage [...]. Es erfolgte hierauf der einstimmige Beschluß des Magistrats für die Verlegung des Friedhofes. [...]. Am 28. September ist der freiresignirte Kgl. Advokant und Wechselnotar Dr. Sigmund Grünsfeld im Alter von 81 Jahren gestorben. [...]. Er war der erste israelitische Advokat in Bayern. [...]. Brandbeschädigung erlitt am 7. Oktober das Wohnhaus des Trödlers Schreiber Nr. 7 des Löwenplatzes. Nach einer gefälligen Mittheilung des hiesigen amerikanischen Konsularagenten ergab die Zusammenstellung des Exportes von der Stadt Fürth nach den Vereinigten Staaten für die Monate Juli, August und September folgende Resultate: [...]. Summa 1,462,149 Mark. Der Konsularagent kam durch die Veröffentlichung dieser für Fürth interessanten Notizen in besondere Kollision mit dem amerikanischen Konsule in Nürnberg, der diese Publikation nicht haben wollte. In der gemeinschaftlichen Sitzung des Magistrates und der Gemeindebevollmächtigten vom 15. Oktober wurde die Einführung des Tonnensystems für das neue Volksschulgebäude beschlossen, entgegen dem vorausgegangenen Magistratsbeschlusse, der das Grubensystem hiezu eingerichtet haben wollte. [...]. Die berühmte Sängerin Emilia Chiomi von J. M. Oper in London trat hier mit großem Beifall auf am 22. Okt. als Gretchen in „Faust“ und am 26. Okt. als „Lucia von Lammermoor“. [...]. In der Sitzung des Magistrates vom 7. Nov. wurde beschlossen, die Thätigkeit der freiwilligen Feuerwehr bis auf weitere Verfügung zu suspendiren. - In einer am 11. Nov.vom Gewerbvereine veranstalteten zahlreichen Versammlung im Weißengartensaale erstattete der K. Hoflieferant [[Georg Ziegele]] ausführlichen Bericht über die von ihm und vom Vereine zur Pariser Weltausstellung deputirten Industriellen gemachten Beobachtungen. [...]. Unter zahlreicher Begleitung wurde am 30. Nov. einer unserer ersten Bürger, [[Maschinenfabrikant]] [[Johann Wilhelm Engelhardt]], zu Grabe getragen. [...]. Um diese Zeit wurden bereits die Arbeiten zur Herstellung eines Brunnenschachtes für Gewinnung von Wasser für die projektirte Wasserleitung auf einer Wiese im Rednitzthale gegenüber Weikershof betrieben. [...]. 24. Dez. Brandbeschädigung erlitt am gleichen Tage das Hofhaus von Fabrikant [[Benedikt Leber]], [[Theaterstraße]] Nr. 8. Lokalstatistik. Zahl der Geburten 1151 [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die Stipendienstiftung von Privatier [[Georg Heinrich Haußel]] mit 10,300 M. und die Brunnenstiftung von Privatier J. K. Morgenstern mit 6000 M. [...]. Bemerkenswerth ist, daß seit der im Frühjahr 1877 erfolgten Schließung des schlimmen Brunnens in der [[Rednitzstraße]], dessen Wasser so viele Typhen erzeugt hatte, kein einziger Fall von Typhus aus jener Brunnenregion in die Anstalt gebracht worden ist, Dank dem Einschreiten der Stadtbehörde. [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 487 - 503</ref>
    
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