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Dr. ''' Adolf Schwammberger''' (geb. [[17. September]] [[1905]] in [[Nürnberg]]; gest. [[15. Juli]] [[1975]] in [[Fürth]]) war ein bekannter [[Historiker]] sowie [[Stadtheimatpfleger]] der Stadt Fürth. Bedeutung erlangte er vor allem als Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins [[Gründer::Geschichtsverein Fürth| „Alt-Fürth“]] sowie als langjähriger [[Stadtarchivar|Archiv]]- und Museumsdirektor der Stadt Fürth.
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Dr. ''' Adolf Schwammberger''' (geb. [[17. September]] [[1905]] in [[Nürnberg]]; gest. [[15. Juli]] [[1975]] in [[Fürth]]) war ein bekannter [[Historiker]] sowie [[Stadtheimatpfleger]] der Stadt Fürth. Bedeutung erlangte er vor allem als Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins [[Geschichtsverein Fürth| „Alt-Fürth“]] sowie als langjähriger [[Stadtarchivar|Archiv]]- und Museumsdirektor der Stadt Fürth.
    
Seit [[2017]] sind neue Erkenntnisse über die Zeit von Schwammberger in Thorn/Polen bekannt geworden. '''Die Inhalte über diese neuen Erkenntnisse sind hier in diesem Artikel größtenteils noch nicht eingeflossen.'''  
 
Seit [[2017]] sind neue Erkenntnisse über die Zeit von Schwammberger in Thorn/Polen bekannt geworden. '''Die Inhalte über diese neuen Erkenntnisse sind hier in diesem Artikel größtenteils noch nicht eingeflossen.'''  
 
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== Leben ==
 
== Leben ==
 
=== Jugend und Weg nach Fürth ===
 
=== Jugend und Weg nach Fürth ===
 
Adolf Schwammberger wurde am [[17. September]] [[1905]] im Nürnberger Stadtteil St. Johannis geboren. Seine Eltern waren der Drechslermeister Georg Schwammberger (geb. 15. April 1870, gest. 18. September 1924) und Eva Babette Schwammberger (geb. 9. September 1872, gest. unbekannt), geborene Blank, die am [[26. August]] [[1895]] in Nürnberg geheiratet hatten. Der Vater verstarb bereits im Alter von 54 Jahren an "Wassersucht".  
 
Adolf Schwammberger wurde am [[17. September]] [[1905]] im Nürnberger Stadtteil St. Johannis geboren. Seine Eltern waren der Drechslermeister Georg Schwammberger (geb. 15. April 1870, gest. 18. September 1924) und Eva Babette Schwammberger (geb. 9. September 1872, gest. unbekannt), geborene Blank, die am [[26. August]] [[1895]] in Nürnberg geheiratet hatten. Der Vater verstarb bereits im Alter von 54 Jahren an "Wassersucht".  
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Nach dem Besuch der Volks- und danach Oberrealschule in [[Nürnberg]] absolvierte Adolf Schwammberger die „Präparandenanstalt“ in Neustadt an der Aisch und die Lehrerbildungsanstalt in Altdorf. Danach trat er in [[Nürnberg]] in den Schuldienst ein. Auf diesen beschränkte er sich jedoch nicht: So legte er Ergänzungsprüfungen in Latein, Griechisch und Mathematik ab und begann ein Studium der Geschichte, Philosophie, Pädagogik und Volkswirtschaftslehre in Erlangen. Am [[22. Juni]] [[Promoviert im Jahr::1932]] legte er seine Promotion zum Dr. phil. ab mit einer Doktorarbeit über das Thema „Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken bis 1361“.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref>
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Nach dem Besuch der Volks- und danach Oberrealschule in [[Nürnberg]] absolvierte Adolf Schwammberger die „Präparandenanstalt“ in Neustadt an der Aisch und die Lehrerbildungsanstalt in Altdorf. Danach trat er in [[Nürnberg]] in den Schuldienst ein. Auf diesen beschränkte er sich jedoch nicht: So legte er Ergänzungsprüfungen in Latein, Griechisch und Mathematik ab und begann ein Studium der Geschichte, Philosophie, Pädagogik und Volkswirtschaftslehre in Erlangen. Am [[22. Juni]] [[Promoviert im 1932]] legte er seine Promotion zum Dr. phil. ab mit einer Doktorarbeit über das Thema „Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken bis 1361“.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref>
    
[[1930]] wurde er nach Fürth als Hilfslehrer versetzt. Wie er später berichtete, hatte er seine Liebe zu dieser Stadt schon als 18-Jähriger über eine Freundin entdeckt; letztere war bald aus den Augen verloren - die Stadt Fürth dagegen nie.
 
[[1930]] wurde er nach Fürth als Hilfslehrer versetzt. Wie er später berichtete, hatte er seine Liebe zu dieser Stadt schon als 18-Jähriger über eine Freundin entdeckt; letztere war bald aus den Augen verloren - die Stadt Fürth dagegen nie.
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Schwammberger heiratete am [[19. Dezember]] [[1931]] seine Frau '''[[Irma Schwammberger|Irma (Luise Emma) Schwammberger]]''', geborene Reidelhuber, die bis dahin in der Rosenstraße 10 wohnte. Schwammberger selbst zog am [[1. Juli]] [[1932]] nach Fürth in die Kaiserstraße 61. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: die Zwillinge Gertrud und Erika (geb. [[18. August]] [[1932]]) und der Sohn Günter (geb. [[19. Oktober]] [[1934]]).<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Die Ehe wurde zunächst am [[1. März]] [[1944]] in Thorn geschieden.<ref>Stadtarchiv Torun, Akta mista Tornia 1939 - 1945  - E 733, Akta personalne dr. Adolfa Schwammbergera, dyrektora Wydrialu Kulturnj 1940-1944</ref> Allerdings heiratete Schwammberger am 3. Februar 1945 im Standesamt Bad Hersfeld erneut seine 1. Ehefrau [[Irma Schwammberger|Irma (Luise Emma) Schwammberger]].<ref>Stadtarchiv Nürnberg, Geburts- und Heiratsregister des Standesamtes - C 27/III Nr. 2054/1438.</ref>
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Schwammberger heiratete am [[19. Dezember]] [[1931]] seine Frau '''[[Irma Schwammberger|Irma (Luise Emma) Schwammberger]]''', geborene Reidelhuber, die bis dahin in der Rosenstraße 10 wohnte. Schwammberger selbst zog am [[1. Juli]] [[1932]] nach Fürth in die Kaiserstraße 61. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: die Zwillinge Gertrud und Erika (geb. [[18. August]] [[1932]]) und der Sohn Günter (geb. [[19. Oktober]] [[1934]]).<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Die Ehe wurde zunächst am [[1. März]] [[1944]] in Thorn geschieden.<ref>Stadtarchiv Toruń, Akta mista Tornia 1939 - 1945  - E 733, Akta personalne dr. Adolfa Schwammbergera, dyrektora Wydrialu Kulturnj 1940-1944.</ref> Allerdings heiratete Schwammberger am 3. Februar 1945 im Standesamt Bad Hersfeld erneut seine 1. Ehefrau [[Irma Schwammberger|Irma (Luise Emma) Schwammberger]].<ref>Stadtarchiv Nürnberg, Geburts- und Heiratsregister des Standesamtes - C 27/III Nr. 2054/1438</ref>
    
=== Berufliches Wirken in Fürth bis 1939 ===
 
=== Berufliches Wirken in Fürth bis 1939 ===
 
Während seiner Zeit als Hilfslehrer engagierte sich Schwammberger bereits für den [[Nationalsozialismus]]. So war er bereits von [[1934]] bis zu seiner Versetzung in die besetzten Ostgebiete Leiter der Gemeindestelle zur nationalen Volkserziehung in Fürth, während er gleichzeitig auch noch Geschäftsführer der Bezirksstelle war. Während dieser Zeit für die nationale Volkserziehung entstand vermutlich auch die Idee zu seinem späteren Buch "[[Fürth von A bis Z]]".<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr 2 / 299, Nationale Volkserziehung, Schreiben Schwammbergers vom 4. Mai 1934</ref>  
 
Während seiner Zeit als Hilfslehrer engagierte sich Schwammberger bereits für den [[Nationalsozialismus]]. So war er bereits von [[1934]] bis zu seiner Versetzung in die besetzten Ostgebiete Leiter der Gemeindestelle zur nationalen Volkserziehung in Fürth, während er gleichzeitig auch noch Geschäftsführer der Bezirksstelle war. Während dieser Zeit für die nationale Volkserziehung entstand vermutlich auch die Idee zu seinem späteren Buch "[[Fürth von A bis Z]]".<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr 2 / 299, Nationale Volkserziehung, Schreiben Schwammbergers vom 4. Mai 1934</ref>  
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Seinen Dienst bei der Stadt Fürth beginnt Schwammberger am [[1. April]] [[1936]] und verlässt somit seine eigentliche Profession, die eines Lehrers an Volksschulen. Er wurde zunächst bei der Stadt Fürth als [[Beruf::Stadtarchivar]] beschäftigt. Am [[1. Juli]] [[1938]] erfolgte seine Beförderung, verbunden mit der Position des Leiters des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]] im ehem. [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] an der [[Schwabacher Straße]].  
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Seinen Dienst bei der Stadt Fürth beginnt Schwammberger am [[1. April]] [[1936]] und verlässt somit seine eigentliche Profession, die eines Lehrers an Volksschulen. Er wurde zunächst bei der Stadt Fürth als [[Stadtarchivar]] beschäftigt. Am [[1. Juli]] [[1938]] erfolgte seine Beförderung, verbunden mit der Position des Leiters des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]] im ehem. [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] an der [[Schwabacher Straße]].  
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Das Fehlen eines „historischen Vereins“ empfand er als große Lücke im kulturellen Leben der Stadt. So schrieb er einen offenen Brief an die Fürther Presse, welcher am [[6. Januar]] [[1933]] veröffentlicht wurde. In diesem Brief rief Schwammberger zur Gründung eines Heimat-Vereins auf mit den Worten: ''"280 Vereine gebe es in Fürth, einer Stadt mit 80.000 Einwohnern, aber eben keinen historischen oder Heimat-Verein ... Dabei ist die Fürther Geschichte sehr interessant ... Findet sich wahrhaftig niemand, der hier die Führung übernimmt?"'' - „[[Alt-Fürth]]“ war geboren<ref>Nordbayerische Zeitung, 6. Januar 1933</ref>. Am [[20. Februar]] [[1933]] wurde er zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt. Seine Amtszeit endete zunächst mit seinem beruflichen Wechsel in die von der deutschen Wehrmacht besetzten Ostgebiete. Er folgte dem bis dahin in Fürth als [[Oberbürgermeister]] eingesetzten [[Franz Jakob]], der wegen diverser Verfehlungen in Fürth nicht mehr "haltbar" war.  
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Das Fehlen eines „historischen Vereins“ empfand er als große Lücke im kulturellen Leben der Stadt. So schrieb er einen offenen Brief an die Fürther Presse, welcher am [[6. Januar]] [[1933]] veröffentlicht wurde. In diesem Brief rief Schwammberger zur Gründung eines Heimat-Vereins auf mit den Worten: ''"280 Vereine gebe es in Fürth, einer Stadt mit 80.000 Einwohnern, aber eben keinen historischen oder Heimat-Verein ... Dabei ist die Fürther Geschichte sehr interessant ... Findet sich wahrhaftig niemand, der hier die Führung übernimmt?"'' - „[[Alt-Fürth]]“ war geboren.<ref>Nordbayerische Zeitung, 6. Januar 1933</ref> Am [[20. Februar]] [[1933]] wurde er zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt. Seine Amtszeit endete zunächst mit seinem beruflichen Wechsel in die von der deutschen Wehrmacht besetzten Ostgebiete. Er folgte dem bis dahin in Fürth als [[Oberbürgermeister]] eingesetzten [[Franz Jakob]], der wegen diverser Verfehlungen in Fürth nicht mehr "haltbar" war.  
    
=== Berufliches Wirken in Thorn bis 1944 ===
 
=== Berufliches Wirken in Thorn bis 1944 ===
Nach dem [[Wikipedia:Überfall auf Polen|Überfall auf Polen]] im September 1939 wurde [[Wikipedia: Toruń|Thorn]] zusammen mit dem [[Wikipedia:Polnischer Korridor|Polnischen Korridor]] vom [[Wikipedia: Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] annektiert. Schwammberger war bereits seit dem [[31. Oktober]] [[1939]] in Thorn und verschaffte sich einen Überblick zur Lage vor Ort. Ab dem [[1. April]] [[1940]] wurde Schwammberger in Thorn als Direktor des Städtischen Kulturamtes beschäftigt, am [[1. April]] [[1942]] wurde er - nunmehr als Kulturdezernent - zum Oberverwaltungsrat befördert.<ref>Stadtarchiv Torun. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 57, Blatt 1</ref>. Zu seinen neuen Zuständigkeiten in Thorn gehörten u. a. folgende Bereiche: Stadttheater, Städtisches Orchester, Stadtarchiv und Museum, Bibliothek, Volks- und Musikbücherei, Städtische Bildersammlung, Musikschule und das Sippenamt.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Im November 1942 wurde Schwammberger zum Kreisschulungsleiter ernannt.<ref>Stadtarchiv Torun. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 748, Blatt 126</ref> Die Aufgaben des Kreisschulungsleiters der NSDAP waren die Organisation und Durchführung der weltanschaulich-politischen Schulungen im Kreisgebiet, die Betreuung der Kreisschulungsburg und deren Veranstaltungen von Lehrgängen und Wochenendkursen, die Überwachung der fachlichen Schulungen der Verbände sowie die Bildung und Ausrichtung des weltanschaulich-politischen Schulungsreferentenstabes (Schulungsredner).<ref>Organisationshandbuch der NSDAP. Selbstverlag der NSDAP Franz Eher Nachfahren, München 1937, S. 179 ff.</ref>
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Nach dem [[Wikipedia:Überfall auf Polen|Überfall auf Polen]] im September 1939 wurde [[Wikipedia: Toruń|Thorn]] zusammen mit dem [[Wikipedia:Polnischer Korridor|Polnischen Korridor]] vom [[Wikipedia: Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] annektiert. Schwammberger war bereits seit dem [[31. Oktober]] [[1939]] in Thorn und verschaffte sich einen Überblick zur Lage vor Ort. Ab dem [[1. April]] [[1940]] wurde Schwammberger in Thorn als Direktor des Städtischen Kulturamtes beschäftigt, am [[1. April]] [[1942]] wurde er - nunmehr als Kulturdezernent - zum Oberverwaltungsrat befördert.<ref>Stadtarchiv Toruń. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 57, Blatt 1</ref> Zu seinen neuen Zuständigkeiten in Thorn gehörten u. a. folgende Bereiche: Stadttheater, Städtisches Orchester, Stadtarchiv und Museum, Bibliothek, Volks- und Musikbücherei, Städtische Bildersammlung, Musikschule und das Sippenamt.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Im November 1942 wurde Schwammberger zum Kreisschulungsleiter ernannt.<ref>Stadtarchiv Toruń. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 748, Blatt 126</ref> Die Aufgaben des Kreisschulungsleiters der NSDAP waren die Organisation und Durchführung der weltanschaulich-politischen Schulungen im Kreisgebiet, die Betreuung der Kreisschulungsburg und deren Veranstaltungen von Lehrgängen und Wochenendkursen, die Überwachung der fachlichen Schulungen der Verbände sowie die Bildung und Ausrichtung des weltanschaulich-politischen Schulungsreferentenstabes (Schulungsredner).<ref>Organisationshandbuch der NSDAP. Selbstverlag der NSDAP Franz Eher Nachfahren, München 1937, S. 179 ff.</ref>
 
[[Datei:Thorner Katharinchen Skript 0575.jpg|miniatur|links|Handschriftliches Skript des Märchenspiels Thorner Kathrinchen von Dr. Schwammberger]]
 
[[Datei:Thorner Katharinchen Skript 0575.jpg|miniatur|links|Handschriftliches Skript des Märchenspiels Thorner Kathrinchen von Dr. Schwammberger]]
 
[[Datei:Litzmannstadter Zeitung 1944 kw II Nr 170 Seite 3.jpg|miniatur|rechts|Uraufführung "Thorner Kathrinchen", 1944]]
 
[[Datei:Litzmannstadter Zeitung 1944 kw II Nr 170 Seite 3.jpg|miniatur|rechts|Uraufführung "Thorner Kathrinchen", 1944]]
Schwammberger beschaffte in Thorn „[[Wikipedia: Polnische_Kultur_im_Zweiten_Weltkrieg#Plünderungen|Für den Führer ausgewähltes Kulturgut]]“ und wurde als Dozent regelmäßig für verschiedene Anlässe angefragt. Themen seiner Lichtbild-Vorträge waren u. a. der "Nationalsozialistischer Kulturwille bzw. Kulturpolitik" oder die "[[Wikipedia:Kunst im Nationalsozialismus|Nationalsozialistische Kunst]] in Abgrenzung zur [[Wikipedia:Entartete Kunst|Entarteten Kunst]]".<ref>Stadtarchiv Torun, Polen, Akte  Kronika miasta Torunia 1939 - 1945, E 760</ref>  
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Schwammberger beschaffte in Thorn „[[Wikipedia: Polnische_Kultur_im_Zweiten_Weltkrieg#Plünderungen|Für den Führer ausgewähltes Kulturgut]]“ und wurde als Dozent regelmäßig für verschiedene Anlässe angefragt. Themen seiner Lichtbild-Vorträge waren u. a. der "Nationalsozialistischer Kulturwille bzw. Kulturpolitik" oder die "[[Wikipedia:Kunst im Nationalsozialismus|Nationalsozialistische Kunst]] in Abgrenzung zur [[Wikipedia:Entartete Kunst|Entarteten Kunst]]".<ref>Stadtarchiv Toruń, Polen, Akte  Kronika miasta Toruńia 1939 - 1945, E 760</ref>  
[[1944]] stellte Schwammberger einen Aufnahmeantrag als Schriftsteller in die [[Wikipedia:Reichsschrifttumskammer|Reichsschrifttumskammer]] Gau Danzig. Er begründete den Antrag mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften und einem von ihm verfassten Märchenspiel. Das Märchenspiel namens "''Thorner Kathrinchen''" erlebte im Jahr 1944 im Stadttheater Thorn seine Uraufführung. Seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde stattgegeben.<ref name="Dietzfelb02">Dr. Eckart Dietzfelbinger: "Amnesie nach 1000 Jahren? Anmerkungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Fürth", Vortrag vom 3. Juli 2007 im Jüdischen Museum in Fürth aus Anlass des tausendjährigen Stadtjubiläums.</ref>
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[[1944]] stellte Schwammberger einen Aufnahmeantrag als Schriftsteller in die [[Wikipedia:Reichsschrifttumskammer|Reichsschrifttumskammer]] Gau Danzig. Er begründete den Antrag mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften und einem von ihm verfassten Märchenspiel. Das Märchenspiel namens "''Thorner Kathrinchen''" erlebte im Jahr 1944 im Stadttheater Thorn seine Uraufführung. Seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde stattgegeben.<ref name="Dietzfelb02">Dr. Eckart Dietzfelbinger: "Amnesie nach 1000 Jahren? Anmerkungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Fürth", Vortrag vom 3. Juli 2007 im Jüdischen Museum in Fürth aus Anlass des tausendjährigen Stadtjubiläums</ref>
 
[[Datei:Schwammberger und Hans Frank in Thorn.jpg|miniatur|Schwammberger führt den Generalgouverneur des besetzten Polen [[Wikipedia: Hans Frank|Hans Frank]] durch Thorn - Spitzname: "Schlächter von Polen". Rechts im Bild: OB Jakob und Gauleiter [[Wikipedia:Albert Forster| Albert Forster]] ]]
 
[[Datei:Schwammberger und Hans Frank in Thorn.jpg|miniatur|Schwammberger führt den Generalgouverneur des besetzten Polen [[Wikipedia: Hans Frank|Hans Frank]] durch Thorn - Spitzname: "Schlächter von Polen". Rechts im Bild: OB Jakob und Gauleiter [[Wikipedia:Albert Forster| Albert Forster]] ]]
 
Im Oktober [[1944]] wurde Schwammberger zur Wehrmacht eingezogen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Über seinen Militärdienstzeit ist aktuell nichts bekannt.
 
Im Oktober [[1944]] wurde Schwammberger zur Wehrmacht eingezogen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Über seinen Militärdienstzeit ist aktuell nichts bekannt.
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[[Datei:Schwammberger Reden Thorn 0847.jpg|miniatur|rechts|Wochenendschulung für politische Leiter 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Reden Thorn 0847.jpg|miniatur|rechts|Wochenendschulung für politische Leiter 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Thorn Vortrag 0886.jpg|miniatur|rechts|Schriftverkehr von Dr. Schwammberger, 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Thorn Vortrag 0886.jpg|miniatur|rechts|Schriftverkehr von Dr. Schwammberger, 1942]]
Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst am [[1. Mai]] [[1937]] (Mitgliedsnummer 4.096.197) beitrat (dem NS-Lehrerbund bereits am 15. Mai 1933 - Mitgliedsnummer 31.607<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref><ref>Bundesarchiv, Schwammberger Adolf, R9361-V, 36402</ref>). Bereits [[1939]] fiel Schwammberger auf, als er in den Heimatblättern des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsverein]]s den Tschechen jede Fähigkeit zur Staatsbildung absprach und "''die Rückgliederung des böhmisch-mährischen Raumes in das Großdeutsche Reich''" als "''die Erfüllung einer tausendjährigen, geschichtlich notwendigen Entwicklung''" begrüßte<ref>Heimatblätter 1939, S 10. f.</ref>. Auch die Tatsache, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]  nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Belastend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Anlässen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Lichtbild-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreußische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreußische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942</ref>
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Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[NSDAP]] erst am [[1. Mai]] [[1937]] (Mitgliedsnummer 4.096.197) beitrat (dem NS-Lehrerbund bereits am 15. Mai 1933 - Mitgliedsnummer 31.607<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref><ref>Bundesarchiv, Schwammberger Adolf, R9361-V, 36402</ref>). Bereits [[1939]] fiel Schwammberger auf, als er in den Heimatblättern des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsverein]]s den Tschechen jede Fähigkeit zur Staatsbildung absprach und "''die Rückgliederung des böhmisch-mährischen Raumes in das Großdeutsche Reich''" als "''die Erfüllung einer tausendjährigen, geschichtlich notwendigen Entwicklung''" begrüßte<ref>Heimatblätter 1939, S 10. f.</ref> Auch die Tatsache, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]  nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Belastend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Anlässen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Lichtbild-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreußische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreußische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942</ref>
 
[[Datei:Schwammberger Jakob Forster Thorn il 26 APT FW.jpg|miniatur|links|Dr. Schwammberger (2. v. li.) mit OB Jakob (Mitte) und Gauleiter Forster (2. v. re.), ca. 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Jakob Forster Thorn il 26 APT FW.jpg|miniatur|links|Dr. Schwammberger (2. v. li.) mit OB Jakob (Mitte) und Gauleiter Forster (2. v. re.), ca. 1942]]
 
Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''".<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref> Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - lässt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifizierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrungen mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre.<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref> Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht.  
 
Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''".<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref> Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - lässt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifizierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrungen mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre.<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref> Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht.  
    
Eine erste Bewertung Dr. Schwammbergers über seine Rolle während des Nationalsozialismus nahm unter anderem der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger vor<ref name="Dietzfelbinger">vgl. z.B. Eckart Dietzfelbinger in "Frankens Nazi-Bilderberg", NZ vom 02.04.08</ref>, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in [[Nürnberg]] und spezialisiert auf die Geschichte des Dritten Reichs in Franken. Dr. Dietzfelbinger stellte vor allem die Lückenhaftigkeit der NS-Aktenbestände im Fürther Stadtarchiv fest: "''Bei einer Durchsicht der NS-Aktenbestände vor Ort fällt deren extrem lückenhafter Zustand auf. Ganze Papierbündel aus den verschiedenen Beständen sind herausgeschnitten worden. Wer es tat, wie und wann das geschah, lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Doch könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass der Leiter des Stadtarchives Fürth in der Nachkriegszeit und Gründer des Heimatvereins "[[Geschichtsverein Fürth|Alt Fürth]]", Adolf Schwammberger Mitglied der [[NSDAP]] war.''"<ref name="Dietzfelb02"/> Unabhängig davon, ob Dr. Schwammberger an dieser Vernichtung einschlägiger Materialien und damit unwiederbringlichen Zerstörung zeitgeschichtlich bedeutender Dokumente persönlich beteiligt war, werfe seine Berufung nach Dr. Dietzfelbinger ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Zusätzlich fällt auf, dass die Personalakte "Adolf Schwammberger, Band 1 & 2" im Stadtarchiv nahezu keine Korrespondenz zwischen [[1935]] und [[1945]] aufweist - mit Ausnahme der Entlastungsschreiben seiner Person während des Nationalsozialismus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Schwammberger, Band 1 & 2</ref>
 
Eine erste Bewertung Dr. Schwammbergers über seine Rolle während des Nationalsozialismus nahm unter anderem der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger vor<ref name="Dietzfelbinger">vgl. z.B. Eckart Dietzfelbinger in "Frankens Nazi-Bilderberg", NZ vom 02.04.08</ref>, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in [[Nürnberg]] und spezialisiert auf die Geschichte des Dritten Reichs in Franken. Dr. Dietzfelbinger stellte vor allem die Lückenhaftigkeit der NS-Aktenbestände im Fürther Stadtarchiv fest: "''Bei einer Durchsicht der NS-Aktenbestände vor Ort fällt deren extrem lückenhafter Zustand auf. Ganze Papierbündel aus den verschiedenen Beständen sind herausgeschnitten worden. Wer es tat, wie und wann das geschah, lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Doch könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass der Leiter des Stadtarchives Fürth in der Nachkriegszeit und Gründer des Heimatvereins "[[Geschichtsverein Fürth|Alt Fürth]]", Adolf Schwammberger Mitglied der [[NSDAP]] war.''"<ref name="Dietzfelb02"/> Unabhängig davon, ob Dr. Schwammberger an dieser Vernichtung einschlägiger Materialien und damit unwiederbringlichen Zerstörung zeitgeschichtlich bedeutender Dokumente persönlich beteiligt war, werfe seine Berufung nach Dr. Dietzfelbinger ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Zusätzlich fällt auf, dass die Personalakte "Adolf Schwammberger, Band 1 & 2" im Stadtarchiv nahezu keine Korrespondenz zwischen [[1935]] und [[1945]] aufweist - mit Ausnahme der Entlastungsschreiben seiner Person während des Nationalsozialismus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Schwammberger, Band 1 & 2</ref>
Das Stadtarchiv Fürth verweist darauf, dass es nicht nachweisbar sei, dass Unterlagen der Stadtverwaltung während oder nach der NS-Zeit gezielt vernichtet worden seien. Beispiele herausgeschnittener Akten wurden auch auf mehrfache Nachfrage nicht genannt. Im Gegenteil sind beispielsweise die Arisierungsunterlagen, wenn nicht 100%ig vollständig, so doch in großem Umfang erhalten. Unterlagen der NSDAP als Partei sind nicht vorhanden. Diese wurden nach Aussagen von Zeitzeugen vor dem Einmarsch der Amerikaner vernichtet, zu einer Zeit als Schwammberger nicht in Fürth war. Der Personalakt Schwammberger enthält nach Aussage des Archivs die üblichen Unterlagen. Da er ab 1939 in Thorn war, können in der Zeit bis zu seiner Wiederbewerbung in Fürth keine Unterlagen entstanden sein.[[Datei:Schwammberger Forster Thorn il 4 APT FW.jpg|miniatur|links|Gauleiter Albert Forster zu Besuch in Thorn, im Hintergrund rechts Dr. Schwammberger, ca. 1942]]
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Das Stadtarchiv Fürth verweist darauf, dass es nicht nachweisbar sei, dass Unterlagen der Stadtverwaltung während oder nach der NS-Zeit gezielt vernichtet worden seien. Beispiele herausgeschnittener Akten wurden auch auf mehrfache Nachfrage nicht genannt. Im Gegenteil sind beispielsweise die Arisierungsunterlagen, wenn nicht 100%ig vollständig, so doch in großem Umfang erhalten. Unterlagen der NSDAP als Partei sind nicht vorhanden. Diese wurden nach Aussagen von Zeitzeugen vor dem Einmarsch der [[US Army|Amerikaner]] vernichtet, zu einer Zeit als Schwammberger nicht in Fürth war. Der Personalakt Schwammberger enthält nach Aussage des Archivs die üblichen Unterlagen. Da er ab 1939 in Thorn war, können in der Zeit bis zu seiner Wiederbewerbung in Fürth keine Unterlagen entstanden sein.[[Datei:Schwammberger Forster Thorn il 4 APT FW.jpg|miniatur|links|Gauleiter Albert Forster zu Besuch in Thorn, im Hintergrund rechts Dr. Schwammberger, ca. 1942]]
 
Die damalige Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth, [[Barbara Ohm]], stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten.<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref> Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentanten des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten von Bromberger für die NSDAP und späteren FDP-Bundestagsabgeordneten, Walther Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne dass Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war.
 
Die damalige Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth, [[Barbara Ohm]], stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten.<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref> Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentanten des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten von Bromberger für die NSDAP und späteren FDP-Bundestagsabgeordneten, Walther Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne dass Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war.
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[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Torun (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref>  
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[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruń (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref>  
 
[[Datei:Schwammberger Forster Thorn il 23 APT FW.jpg|miniatur|rechts|Gauleiter Albert Forster zu Besuch in Thorn, rechts im Bild Dr. Schwammberger, ca. 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Forster Thorn il 23 APT FW.jpg|miniatur|rechts|Gauleiter Albert Forster zu Besuch in Thorn, rechts im Bild Dr. Schwammberger, ca. 1942]]
 
Abschließend drängt sich der Verdacht auf, dass Schwammberger offensichtlich nach [[1945]] an keiner echten Aufklärung bzw. Geschichtsschreibung Fürths während des [[Nationalsozialismus]] interessiert war, wie die meisten seiner Kollegen in der Nachkriegszeit. Eine Ausnahme stellt sicherlich sein Kollege Dr. Gerhard Pfeiffer in Nürnberg dar, der [[1945]] die Bevölkerung geradezu dazu aufrief, alles an Geschichte und Dokumenten von [[1933]] bis [[1945]] dem Stadtarchiv Nürnberg für eine spätere Auswertung und Präsentation zu überlassen. Während man in der Nachbarstadt offensichtlich bemüht war, die Geschichte nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen - sicherlich auch aufgrund der besonderen Rolle der Stadt Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage und einer der sechs [https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrerstadt Führerstädte] in der NS-Zeit - schlug man in Fürth scheinbar andere Wege ein. Ein gutes Beispiel für die "Geschichtsschreibung" in der Nachkriegszeit in Deutschland und damit auch in Fürth stellt die 50-Jahr-Feier des [[Nathanstift]]s [[1959]] dar. Hierzu verfasste Schwammberger zunächst für die [[Fürther Geschichtsblätter|Heimatblätter]] des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsverein]]s einen Artikel, der später 1 : 1 in die Festschrift der Stadt Fürth übernommen wurde. Nicht nur, dass das Gedenken [[Alfred Nathan]]s ausblieb, dessen Stiftung und deren Tilgung aus der Geschichte durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] in der Festschrift mit keiner Silbe erwähnt werden, sind in der Festschrift auch Täter und Opfer auf eine Stufe und kommentarlos nebeneinander gestellt worden. Beleg hierfür ist der Umstand, dass der antisemitische und geradezu fanatische Nationalsozialist und Frauenarzt [[Arnulf Streck|Dr. Dr. Streck]] in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Nathanstifts "lediglich" als Nachfolger des jüdischen Arztes [[Richard Fleischer|Dr. Fleischer]] beschrieben wird. Hier verschweigt Schwammberger, dass [[Arnulf Streck|Streck]] alle jüdischen Ärzte in Fürth entlassen und maßgeblich zu deren Verfolgung und Ermordung mit beigetragen hat - so auch im Fall des ärztlichen Leiters des [[Nathanstift]]s [[Richard Fleischer|Dr. Fleischer]], dessen Nachfolger er dann wurde. Durch das - offensichtliche und bewusste - Weglassen historischer Fakten muss Schwammberger sich aus heutiger Sicht und auch aus Sicht seiner Berufsgruppe der Historiker, durchaus den Vorwurf gefallen lassen, zumindest in dieser Sache geschichtsrevisionistisch gehandelt zu haben. Gleiches gilt in Teilen für seine Veröffentlichung "[[Fürth von A bis Z (Buch)|Fürth von A - Z]]".
 
Abschließend drängt sich der Verdacht auf, dass Schwammberger offensichtlich nach [[1945]] an keiner echten Aufklärung bzw. Geschichtsschreibung Fürths während des [[Nationalsozialismus]] interessiert war, wie die meisten seiner Kollegen in der Nachkriegszeit. Eine Ausnahme stellt sicherlich sein Kollege Dr. Gerhard Pfeiffer in Nürnberg dar, der [[1945]] die Bevölkerung geradezu dazu aufrief, alles an Geschichte und Dokumenten von [[1933]] bis [[1945]] dem Stadtarchiv Nürnberg für eine spätere Auswertung und Präsentation zu überlassen. Während man in der Nachbarstadt offensichtlich bemüht war, die Geschichte nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen - sicherlich auch aufgrund der besonderen Rolle der Stadt Nürnberg als Stadt der Reichsparteitage und einer der sechs [https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrerstadt Führerstädte] in der NS-Zeit - schlug man in Fürth scheinbar andere Wege ein. Ein gutes Beispiel für die "Geschichtsschreibung" in der Nachkriegszeit in Deutschland und damit auch in Fürth stellt die 50-Jahr-Feier des [[Nathanstift]]s [[1959]] dar. Hierzu verfasste Schwammberger zunächst für die [[Fürther Geschichtsblätter|Heimatblätter]] des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsverein]]s einen Artikel, der später 1 : 1 in die Festschrift der Stadt Fürth übernommen wurde. Nicht nur, dass das Gedenken [[Alfred Nathan]]s ausblieb, dessen Stiftung und deren Tilgung aus der Geschichte durch die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] in der Festschrift mit keiner Silbe erwähnt werden, sind in der Festschrift auch Täter und Opfer auf eine Stufe und kommentarlos nebeneinander gestellt worden. Beleg hierfür ist der Umstand, dass der antisemitische und geradezu fanatische Nationalsozialist und Frauenarzt [[Arnulf Streck|Dr. Dr. Streck]] in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Nathanstifts "lediglich" als Nachfolger des jüdischen Arztes [[Richard Fleischer|Dr. Fleischer]] beschrieben wird. Hier verschweigt Schwammberger, dass [[Arnulf Streck|Streck]] alle jüdischen Ärzte in Fürth entlassen und maßgeblich zu deren Verfolgung und Ermordung mit beigetragen hat - so auch im Fall des ärztlichen Leiters des [[Nathanstift]]s [[Richard Fleischer|Dr. Fleischer]], dessen Nachfolger er dann wurde. Durch das - offensichtliche und bewusste - Weglassen historischer Fakten muss Schwammberger sich aus heutiger Sicht und auch aus Sicht seiner Berufsgruppe der Historiker, durchaus den Vorwurf gefallen lassen, zumindest in dieser Sache geschichtsrevisionistisch gehandelt zu haben. Gleiches gilt in Teilen für seine Veröffentlichung "[[Fürth von A bis Z (Buch)|Fürth von A - Z]]".
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== Aberkennung der Ehrungen und Auszeichnungen ==
 
== Aberkennung der Ehrungen und Auszeichnungen ==
Als einer der wenigen geehrten Bürger der Stadt Fürth wurde Dr. Schwammberger im November 2017 sowohl die Goldene Bürgermedaille als auch die Straßenwidmung aberkannt.  
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Als einer der wenigen geehrten Bürger der Stadt Fürth wurden Dr. Schwammberger im November 2017 sowohl die Goldene Bürgermedaille als auch die Straßenwidmung aberkannt.  
In Folge der neuen Erkenntnisse über Dr. Schwammbergers wirken während der NS-Zeit in Polen beschloss der Ältestenrat am [[13. November]] [[2017]] die Umbenennung der [[Schwammbergerstraße]] und die Distanzierung der Ehrung mittels der [[Goldene Bürgermedaille|Goldenen Bürgermedaille]]. Zuvor hatte [[Kamran Salimi]] mehrfach über seine Recherchen in Tórun (ehem. Thorn) berichtet. Dr. [[Martin Schramm|Schramm]] als Leiter des [[Stadtarchiv Fürth|Stadtarchives]] überprüfte die von Hrn. Salimi vorgelegten Rechercheergebnisse und kam ebenfalls zu dem Schluss: " ''Auch wenn Adolf Schwammberger keine direkte Beteiligung an schweren, persönlichen Verbrechen nachgewiesen werden kann, so ist seine Mitwisserschaft und seine Mitwirkung im NS-System so tiefgreifend gewesen, dass von Seiten des Unterzeichneten eine Umbenennung der Schwammbergerstraße empfohlen werden muss.'' "<ref>Stadt Fürth - Stadtratsbeschlussvorlage zur StR Sitzung am 23. November 2017 - Top 10.1 Umbenennung der Schwammbergerstraße - Stellungnahme von Hr. Dr. Schramm ARch 12-10-2017 - [http://stadtrat.fuerth.de/getfile.php?id=4174544&type=do& online abrufbar]</ref>
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In Folge der neuen Erkenntnisse über Dr. Schwammbergers Wirken während der NS-Zeit in Polen beschloss der Ältestenrat am [[13. November]] [[2017]] die Umbenennung der [[Schwammbergerstraße]] und die Distanzierung von der Ehrung mittels der [[Goldene Bürgermedaille|Goldenen Bürgermedaille]]. Zuvor hatte [[Kamran Salimi]] mehrfach über seine Recherchen in Tórun (ehem. Thorn) berichtet. Dr. [[Martin Schramm|Schramm]] als Leiter des [[Stadtarchiv Fürth|Stadtarchives]] überprüfte die von Hrn. Salimi vorgelegten Rechercheergebnisse und kam ebenfalls zu dem Schluss: " ''Auch wenn Adolf Schwammberger keine direkte Beteiligung an schweren, persönlichen Verbrechen nachgewiesen werden kann, so ist seine Mitwisserschaft und seine Mitwirkung im NS-System so tiefgreifend gewesen, dass von Seiten des Unterzeichneten eine Umbenennung der Schwammbergerstraße empfohlen werden muss.'' "<ref>Stadt Fürth - Stadtratsbeschlussvorlage zur StR Sitzung am 23. November 2017 - Top 10.1 Umbenennung der Schwammbergerstraße - Stellungnahme von Hr. Dr. Schramm ARch 12-10-2017 - [http://stadtrat.fuerth.de/getfile.php?id=4174544&type=do& online abrufbar]</ref>
Am [[23. November]] [[2017]] beschloss der [[Stadtrat]] einstimmig die Umbenennung der Schwammbergerstraße. Künftig soll die Straße nach der ehemaligen Fürther Jüdin [[Bella Rosenkranz]] benannt werden. Die Umbenennung ist für den Frühjahr 2018 vorgesehen. Eine Aberkennung der Goldenen Bürgermedaille, wie es ursprünglich geplant war, ist juristisch nicht möglich. Die Beschlussvorlage im Stadtrat zur Distanzierung kam aber zu dem Ergebnis: "Die Goldene Bürgermedaille gehört mit dem Goldenen Kleeblatt und der Ehrenbürgerwürde zu den „Auszeichnungen der Stadt Fürth“ und ist in der entsprechenden Satzung vom 12.02.1991 geregelt. Zur Aberkennung regelt § 9 der Satzung, dass die Auszeichnungen entfallen, wenn der „Verlust der Amtsfähigkeit, der Wählbarkeit oder des Stimmrechts im Sinne des Strafgesetzbuches“ eintreten. Für die Ehrenbürgerwürde gilt gemäß § 9 Abs. 2 der Satzung § 16 Abs. 2 Gemeindeordnung, wonach „die Gemeinden … die Ernennung zu Ehrenbürgern wegen unwürdigen Verhaltens widerrufen (können)“; hierfür ist eine Zweidrittelmehrheit des Gemeinderats notwendig. Streng genommen hätte die Goldene Bürgermedaille also zu Lebzeiten von Herrn Sch. nur aberkannt werden können, wenn er wegen einer Straftat mit den oben genannten Folgen verurteilt worden wäre. Entscheidend ist aber, dass diese kommunalen Ehrenzeichen und –titel nach ganz herrschender Meinung höchstpersönlicher Natur sind und ihr Innehaben daher mit dem Tod endet. Daher ist eine Aberkennung rechtlich nicht möglich. Möglich ist aber ein (schlicht-hoheitlicher) Akt der förmlichen Distanzierung der Stadt von dem Träger der Goldenen Bürgermedaille, verbunden mit der Streichung aus der Liste oder Anbringung eines entsprechenden Vermerks. So wurde häufig in deutschen Gemeinden mit Ehrenträgern aus der NS-Zeit verfahren. Für diese Distanzierung ist eine einfache Mehrheit des Stadtrats ausreichend." <ref>Stadt Fürth - Stadtratsbeschlussvorlage zur StR Sitzung am 23. November 2017 - Top 10 - Förmliche Distanzierung der Stadt Fürth von der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille an Adolf Schwammberger - [http://stadtrat.fuerth.de/getfile.php?id=4174558&type=do& - online abrufbar]</ref>  
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Während eine Straßenumbennung auf Grund einer politischen Grundsatzentscheidung erstmals nach dem 2. Weltkrieg bereits im April [[2007]] erfolgte ([[Willy-Messerschmitt-Straße]]), ist die Aberkennung bzw. Distanzierung der Ehrung eines [[Goldenes Kleeblatt|Goldenen Kleeblatts]] ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Stadt Fürth.
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Am [[23. November]] [[2017]] beschloss der [[Stadtrat]] einstimmig die Umbenennung der Schwammbergerstraße. Künftig soll die Straße nach der verstorbenen Fürther Jüdin [[Bella Rosenkranz]] benannt werden. Die Umbenennung ist für den Frühjahr 2018 vorgesehen. Eine Aberkennung der Goldenen Bürgermedaille, wie es ursprünglich geplant war, ist juristisch nicht möglich. Die Beschlussvorlage im Stadtrat zur Distanzierung kam aber zu dem Ergebnis: '' "Die Goldene Bürgermedaille gehört mit dem Goldenen Kleeblatt und der Ehrenbürgerwürde zu den „Auszeichnungen der Stadt Fürth“ und ist in der entsprechenden Satzung vom 12.02.1991 geregelt. Zur Aberkennung regelt § 9 der Satzung, dass die Auszeichnungen entfallen, wenn der „Verlust der Amtsfähigkeit, der Wählbarkeit oder des Stimmrechts im Sinne des Strafgesetzbuches“ eintreten. Für die Ehrenbürgerwürde gilt gemäß § 9 Abs. 2 der Satzung § 16 Abs. 2 Gemeindeordnung, wonach „die Gemeinden … die Ernennung zu Ehrenbürgern wegen unwürdigen Verhaltens widerrufen (können)“; hierfür ist eine Zweidrittelmehrheit des Gemeinderats notwendig. Streng genommen hätte die Goldene Bürgermedaille also zu Lebzeiten von Herrn Sch. nur aberkannt werden können, wenn er wegen einer Straftat mit den oben genannten Folgen verurteilt worden wäre. Entscheidend ist aber, dass diese kommunalen Ehrenzeichen und –titel nach ganz herrschender Meinung höchstpersönlicher Natur sind und ihr Innehaben daher mit dem Tod endet. Daher ist eine Aberkennung rechtlich nicht möglich. Möglich ist aber ein (schlicht-hoheitlicher) Akt der förmlichen Distanzierung der Stadt von dem Träger der Goldenen Bürgermedaille, verbunden mit der Streichung aus der Liste oder Anbringung eines entsprechenden Vermerks. So wurde häufig in deutschen Gemeinden mit Ehrenträgern aus der NS-Zeit verfahren. Für diese Distanzierung ist eine einfache Mehrheit des Stadtrats ausreichend." ''<ref>Stadt Fürth - Stadtratsbeschlussvorlage zur StR Sitzung am 23. November 2017 - Top 10 - Förmliche Distanzierung der Stadt Fürth von der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille an Adolf Schwammberger - [http://stadtrat.fuerth.de/getfile.php?id=4174558&type=do& - online abrufbar]</ref>  
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Während eine Straßenumbennung auf Grund einer politischen Grundsatzentscheidung erstmals nach dem 2. Weltkrieg bereits im April [[2007]] erfolgte ([[Willy-Messerschmitt-Straße]]), ist die Aberkennung bzw. Distanzierung von der Ehrung eines [[Goldenes Kleeblatt|Goldenen Kleeblatts]] ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Stadt Fürth.
    
==Veröffentlichungen==
 
==Veröffentlichungen==
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* ''Der Fürther Kalender''. Zeichnungen: Siegfried Reinert. Bilder: Kurt Grimm [u.a.]. Fürth i. B.: Stadtarchiv, 1959, 24 ungez. Bl.  
 
* ''Der Fürther Kalender''. Zeichnungen: Siegfried Reinert. Bilder: Kurt Grimm [u.a.]. Fürth i. B.: Stadtarchiv, 1959, 24 ungez. Bl.  
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* ''Vom Brauchtum mit der Zitrone''. Nürnberg: Frankenverlag Spindler, 1965, 123 S. (Fürther Beiträge zur Geschichts- und Heimatkunde, Heft 2)
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* ''Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon''. Textlich unveränd. Nachdruck der Ausgabe [Fürth, Stadtverwaltung], von 1968. Neustadt an der Aisch: Verlag für Kunstreproduktionen, Schmidt, 1984, 408 S., ISBN 3-923006-33-0 - [[Fürth von A bis Z]]
      
* ''Geschichten und Beobachtungen. Eine Auswahl von Aufsätzen, in Zeitungen und Zeitschriften erschienen, zusammengefaßt aus Anlaß des 65. Geburtstags von Dr. Schwammberger''. Neustadt an der Aisch: Kommissionsverlag Ph. C. W. Schmidt Verlag, 1970, 144 S. (Fürther Beiträge zur Geschichte- und Heimatkunde, Heft 4) Mit Bibliographie A. Schwammberger (S. 127 - 128) - "[[Geschichten und Beobachtungen (Buch)|Geschichten und Beobachtungen]]" [Inhalt: Der Pfarrer Daniel Lochner (gest. 1725); Der Gemeindeschreiber Johann Fenzel (geb. Heroldsberg 1724), Der Zinngießer Johann Georg Löffler (geb. Erlangen 1787), Der Fürther Portrait- und Schmelzmaler Christoph Schildknecht (geb. 1825); Der Augsburger Verleger und Redakteur Albrecht Volkhart, ein Sohn der Stadt Fürth (geb. 1804); Ein Fürther in Paris (Johann Lorenz Meyer, * 1771, Sohn d. Gastwirt Andreas Meyer); Hier unter dieser Weste, schlug König Ludwigs Herz (üb. den Wirt Georg Böhner, 1886); Alte Liebesbriefe (Ludwig Christoph Staedler aus Burgfarrnbach, * in Gostenhof & Anna Friedrich, 1846); Ein Streit um das Erlangen-Fürther Botenwesen (Landkutscher Hieronymus Feigel, 1762); Die ersten Fürther Buchhändler; Stadtbibliothek Fürth, Fürther Theatergeschichte b. 1952; Verluste am Fürther Kulturgut; Geschichte der Fürther Fallmeisterei; Das Kleeblatt; Seltsames Hochzeitspaar (Johannes Rudolf, Fürth & Juliane Engelhardt, Nürnberg, 1609); Übernamen; Der Hochzeitslader; Vom Degen, Vom Stroh; Die Kirchweih läßt die Dichter nicht ruhen; Flurumgänge; Das Fazinettla; Vom blauen Montag; Vom Spießer; Veröffentlichungen des Verfassers]
 
* ''Geschichten und Beobachtungen. Eine Auswahl von Aufsätzen, in Zeitungen und Zeitschriften erschienen, zusammengefaßt aus Anlaß des 65. Geburtstags von Dr. Schwammberger''. Neustadt an der Aisch: Kommissionsverlag Ph. C. W. Schmidt Verlag, 1970, 144 S. (Fürther Beiträge zur Geschichte- und Heimatkunde, Heft 4) Mit Bibliographie A. Schwammberger (S. 127 - 128) - "[[Geschichten und Beobachtungen (Buch)|Geschichten und Beobachtungen]]" [Inhalt: Der Pfarrer Daniel Lochner (gest. 1725); Der Gemeindeschreiber Johann Fenzel (geb. Heroldsberg 1724), Der Zinngießer Johann Georg Löffler (geb. Erlangen 1787), Der Fürther Portrait- und Schmelzmaler Christoph Schildknecht (geb. 1825); Der Augsburger Verleger und Redakteur Albrecht Volkhart, ein Sohn der Stadt Fürth (geb. 1804); Ein Fürther in Paris (Johann Lorenz Meyer, * 1771, Sohn d. Gastwirt Andreas Meyer); Hier unter dieser Weste, schlug König Ludwigs Herz (üb. den Wirt Georg Böhner, 1886); Alte Liebesbriefe (Ludwig Christoph Staedler aus Burgfarrnbach, * in Gostenhof & Anna Friedrich, 1846); Ein Streit um das Erlangen-Fürther Botenwesen (Landkutscher Hieronymus Feigel, 1762); Die ersten Fürther Buchhändler; Stadtbibliothek Fürth, Fürther Theatergeschichte b. 1952; Verluste am Fürther Kulturgut; Geschichte der Fürther Fallmeisterei; Das Kleeblatt; Seltsames Hochzeitspaar (Johannes Rudolf, Fürth & Juliane Engelhardt, Nürnberg, 1609); Übernamen; Der Hochzeitslader; Vom Degen, Vom Stroh; Die Kirchweih läßt die Dichter nicht ruhen; Flurumgänge; Das Fazinettla; Vom blauen Montag; Vom Spießer; Veröffentlichungen des Verfassers]
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==Literatur==
 
==Literatur==
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* ''Nachruf auf Dr. Schwammberger''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1975/3,4, S. 60 - 61
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* ''Nachruf auf Dr. Schwammberger''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1975/3, 4, S. 60 - 61
* Gerhard Pfeiffer: ''Dr. Adolf Schwammberger zum Gedenken''. In: Fürther Heimatblätter, 1975/3,4, S. 62 - 86
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* Gerhard Pfeiffer: ''Dr. Adolf Schwammberger zum Gedenken''. In: Fürther Heimatblätter, 1975/3, 4, S. 62 - 86
* ''Veröffentlichungen Dr. Schwammbergers zur Fürther und fränkischen Geschichte in Büchern und Zeitschriften''. In: Fürther Heimatblätter, 1975/3,4, S. 96 - 97
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* ''Veröffentlichungen Dr. Schwammbergers zur Fürther und fränkischen Geschichte in Büchern und Zeitschriften''. In: Fürther Heimatblätter, 1975/3, 4, S. 96 - 97
 
* Kurt Boegner: ''Dr. Adolf Schwammberger zum 71. Geburtstag''. In: Fürther Heimatblätter, 1976/4, S. 95 - 100
 
* Kurt Boegner: ''Dr. Adolf Schwammberger zum 71. Geburtstag''. In: Fürther Heimatblätter, 1976/4, S. 95 - 100
 
* Walter Popp: ''5. Todestag von Dr. Schwammberger''. In: Fürther Heimatblätter, 1980/3, S. 57
 
* Walter Popp: ''5. Todestag von Dr. Schwammberger''. In: Fürther Heimatblätter, 1980/3, S. 57
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* [[Kamran Salimi]], [[Martin Schramm]]: ''Dr. Adolf Schwammberger in Thorn (1939 - 1944)''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2018, S. 3 - 29
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* Kamran Salimi, Martin Schramm: ''Das Stadtarchiv Fürth in der NS- und Nachkriegszeit unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Adolf Schwammbergers''. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2018, S. 75 - 96
    
== Lokalberichterstattung ==
 
== Lokalberichterstattung ==
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* Johannes Alles: ''Neuer Name für die Schwammbergerstraße''. In: Fürther Nachrichten vom 22. November 2017 (Druckausgabe) bzw. ''Fürther Nazi-Archivar: Schwammbergerstraße wird umbenannt''. In: nordbayern.de vom 22. November 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-nazi-archivar-schwammbergerstrasse-wird-umbenannt-1.6903205 online abrufbar]
 
* Johannes Alles: ''Neuer Name für die Schwammbergerstraße''. In: Fürther Nachrichten vom 22. November 2017 (Druckausgabe) bzw. ''Fürther Nazi-Archivar: Schwammbergerstraße wird umbenannt''. In: nordbayern.de vom 22. November 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-nazi-archivar-schwammbergerstrasse-wird-umbenannt-1.6903205 online abrufbar]
 
* Johannes Alles: ''NS-Archivar: Fürth distanziert sich von Schwammberger''. In: Fürther Nachrichten vom 24. November (Druckausgabe) und [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ns-archivar-furth-distanziert-sich-von-schwammberger-1.6914009 online abrufbar]
 
* Johannes Alles: ''NS-Archivar: Fürth distanziert sich von Schwammberger''. In: Fürther Nachrichten vom 24. November (Druckausgabe) und [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ns-archivar-furth-distanziert-sich-von-schwammberger-1.6914009 online abrufbar]
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* Johannes Alles: ''Jüdische Fürtherin löst Schwammberger-Straße ab''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. Februar 2018 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/judische-furtherin-lost-schwammberger-strasse-ab-1.7257816 online abrufbar]
    
==Siehe auch==
 
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==Bilder==
 
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|AMT= Direktor des Fürther Stadtarchivs
 
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