Andreas Schmalz: Unterschied zwischen den Versionen

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Er konnte allerdings nur drei Lieder:  
 
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* "Im tiefen Keller sitz' ich hier ...",  
 
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* Die Arie der Zauberflöte "In diesen heil'gen Hallen ...".
 
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Der Andreas Schmalz war aus der Schweinfurter Gegend (Schwebheim) 1874 nach Burgfarrnbach gekommen. Er erlernte dort die Trompeten-Flaschnerei. In verschiedenen Kleinbetrieben stellte er Kindertrompeten, Blechspielwaren und Küchen-(Tee-)Seier her.
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Aber schon als junger Mann war er wegen seiner tiefen Stimme geschätztes Mitglied als Zweiter Bass von Gesangsvereinen. Solist wurde er erst in reiferen Jahren. Im Alter betrat er an den Abenden, insbesondere an Wochenenden, die Gaststätten und Wirtshausgärten der Innenstadt, eine nach der anderen, um den dort Anwesenden seine Gesangsvorträge zu bieten.
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Er empfand sich als begnadeter Sänger und ließ sich auch nicht beirren, wenn manchmal aus seinem Auditorium Rufe kamen, wie „Schmalz, einsammeln, nicht singen!“. Er war nicht daran zu hindern, sein Repertoire mit sonorem, um nicht zu sagen „Bier-Bass“ vorzutragen. Es bestand jahrzehntelang immer aus den gleichen drei Melodien: „Im tiefen Keller sitz´ ich hier“, dann die Arie des Sarastro aus der Zauberflöte „In diesen heiligen Hallen“ und schließlich „Grüß mir mein blondes Kind vom Rhein“. Schmalz sang niemals ohne Notenblatt, wenn er es auch oft verkehrt herum hielt. Und nach seiner Darbietung ging er durch die Tischreihen und sammelte mit dem Notenblatt in der Hand würdevoll und selbstbewusst sein „Honorar“ ein. Als er älter wurde, versagte wohl manchmal seine Bassstimme und dann zwinkerte er freundlich mit den Augen, sah eifrig auf die Noten, als ob hier der Fehler läge und wiederholte dann die letzte Passage.
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Mit 75 Jahren hat Schmalz zum zweiten Mal geheiratet und seine „Frau Gattin“, wie er die späte Lebensgefährtin nannte, begleitete ihn nun stets bei seinen Gastspielen in den Lokalen. Sie steckte jeweils das gesammelte Geld rasch in eine am Rockbund befestigte Tasche. Zugleich verkaufte die Frau `Künstler-Postkarten´ mit dem Konterfei des stimmgewaltigen Sängers. So hatten die beiden ihr bescheidenes Auskommen. An Weihnachten 1927 ist Schmalz, wohnhaft Schindelgasse 4, mit 79 Jahren 11 Monaten im Fürther Krankenhaus verstorben.
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==

Version vom 30. Januar 2022, 12:49 Uhr

Schmalz A6992.jpg
Fürther Original: Andreas Schmalz

Der Schmalz (Andreas Schmalz, geb. 1847, gest. 1927) war ein Fürther Original, der tagsüber in Burgfarrnbach Spielwaren herstellte und abends in den Wirtshäusern sang.

Nicht nur wegen seines Namens, sondern auch wegen des Vortrages seiner Lieder mit Inbrunst und viel "Schmalz", trug er seinen Namen zurecht.

Er konnte allerdings nur drei Lieder:

  • "Im tiefen Keller sitz' ich hier ...",
  • "Grüß mir mein blondes Mädchen vom Rhein ...",
  • Die Arie der Zauberflöte "In diesen heil'gen Hallen ...".

Der Andreas Schmalz war aus der Schweinfurter Gegend (Schwebheim) 1874 nach Burgfarrnbach gekommen. Er erlernte dort die Trompeten-Flaschnerei. In verschiedenen Kleinbetrieben stellte er Kindertrompeten, Blechspielwaren und Küchen-(Tee-)Seier her. Aber schon als junger Mann war er wegen seiner tiefen Stimme geschätztes Mitglied als Zweiter Bass von Gesangsvereinen. Solist wurde er erst in reiferen Jahren. Im Alter betrat er an den Abenden, insbesondere an Wochenenden, die Gaststätten und Wirtshausgärten der Innenstadt, eine nach der anderen, um den dort Anwesenden seine Gesangsvorträge zu bieten. Er empfand sich als begnadeter Sänger und ließ sich auch nicht beirren, wenn manchmal aus seinem Auditorium Rufe kamen, wie „Schmalz, einsammeln, nicht singen!“. Er war nicht daran zu hindern, sein Repertoire mit sonorem, um nicht zu sagen „Bier-Bass“ vorzutragen. Es bestand jahrzehntelang immer aus den gleichen drei Melodien: „Im tiefen Keller sitz´ ich hier“, dann die Arie des Sarastro aus der Zauberflöte „In diesen heiligen Hallen“ und schließlich „Grüß mir mein blondes Kind vom Rhein“. Schmalz sang niemals ohne Notenblatt, wenn er es auch oft verkehrt herum hielt. Und nach seiner Darbietung ging er durch die Tischreihen und sammelte mit dem Notenblatt in der Hand würdevoll und selbstbewusst sein „Honorar“ ein. Als er älter wurde, versagte wohl manchmal seine Bassstimme und dann zwinkerte er freundlich mit den Augen, sah eifrig auf die Noten, als ob hier der Fehler läge und wiederholte dann die letzte Passage.

Mit 75 Jahren hat Schmalz zum zweiten Mal geheiratet und seine „Frau Gattin“, wie er die späte Lebensgefährtin nannte, begleitete ihn nun stets bei seinen Gastspielen in den Lokalen. Sie steckte jeweils das gesammelte Geld rasch in eine am Rockbund befestigte Tasche. Zugleich verkaufte die Frau `Künstler-Postkarten´ mit dem Konterfei des stimmgewaltigen Sängers. So hatten die beiden ihr bescheidenes Auskommen. An Weihnachten 1927 ist Schmalz, wohnhaft Schindelgasse 4, mit 79 Jahren 11 Monaten im Fürther Krankenhaus verstorben.

Siehe auch

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