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==Zur Geschichte==
 
==Zur Geschichte==
 
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|right|thumb|Hofansicht der Brauerei]]
 
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|right|thumb|Hofansicht der Brauerei]]
=== Gründung und Einstieg der Familie Geismann ===
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[[Bild:Geismannkeller.jpg|thumb|right|Die Bierkeller der Brauerei Geismann [[1941]] - hier bereits mit Umbauten zum zivilen Luftschutz]]Die Gründung der Brauerei geht auf das Jahr 1722 zurück als sich der aus Thalmässing stammende Heinrich Lederer mit dem Ersuchen
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=== Gründung durch Heinrich Lederer ===
{{Zitat|um Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 Schuh in der
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[[Bild:Geismannkeller.jpg|thumb|right|Die Bierkeller der Brauerei Geismann [[1941]] - hier bereits mit Umbauten zum zivilen Luftschutz]]
Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu  
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Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will|[[Gottlieb Wunschel]]: [[Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth" (Buch)|Alt-Fürth, Band 4]]}}
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Die Gründung der Brauerei geht auf das Jahr [[1722]] zurück als sich der aus Thalmässing stammende [[Heinrich Lederer]] mit dem Ersuchen
an die Fürther Obrigkeit wendete. Der Fürther Polizeibeamte und Chronist Johann Gottfried Eger erwähnt das Ereignis wie folgt:
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{{Zitat|um Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 Schuh in der Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will|[[Gottlieb Wunschel]]: [[Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth" (Buch)|Alt-Fürth, Band 4]]}} an die Fürther Obrigkeit wendete. Der Fürther Polizeibeamte und Chronist Johann Gottfried Eger erwähnt das Ereignis wie folgt:
 
{{Zitat|Im nämlichen Jahr ist in der Neugasse ein neues Gebäude mit einer Bierbrauerey
 
{{Zitat|Im nämlichen Jahr ist in der Neugasse ein neues Gebäude mit einer Bierbrauerey
 
erbauet worden, das schon um das Jahr 1760 die Familie Lederer in Besitz hatte.|[[Johann Gottfried Eger]]: Taschen- und Adreß-Handbuch von Fürth, 1819}}
 
erbauet worden, das schon um das Jahr 1760 die Familie Lederer in Besitz hatte.|[[Johann Gottfried Eger]]: Taschen- und Adreß-Handbuch von Fürth, 1819}}
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Heinrich Lederer, dem [[1723]] das Bürgerrecht der Stadt Fürth erteilt wurde, war der Sohn des Bierbrauers und Metzgers Georg Lederer und entstammte jener Thalmässinger Brauer-Familie Lederer, auf die auch die Nürnberger Brauerei gleichen Namens zurückgeht. Mit der Neugasse ist die heutige Bäumenstraße gemeint und die Errichtung im Jahr 1722 machte die Brauerei Zeit ihres Bestehens zur ältesten bestehenden Braustätte der Stadt Fürth.<ref name="Stadtrat an Geismann GmbH">vgl. Brief des Fürther Stadtrates an die Brauerei Geismann GmbH, Fürth, 17. April 1950</ref> Bereits im gleichen Jahr ließ Heinrich Lederer leicht abseits der heutigen Vacher Straße einen Felsenkeller zur Lagerung des Bieres errichten, welcher seit [[1828]] nach dem damaligen Besitzer „[[Meierskeller]]“ benannt und um die Jahrhundertwende unter der Hausnummer 25 der [[Vacher Straße]] geführt wurde.<ref name="FronmüMeiersk">vgl. Fronmüller, G. T. C., Chronik der Stadt Fürth, Fürth, 1887, S. 137</ref> Über 100 Jahre wird die Brauerei innerhalb der Familie Lederer weitervererbt, ehe sie [[1831]] der Nürnberger Konrad Heinrich Gottlieb Stahlmann erstand. In dessen Besitz verblieb sie nicht lange, bereits [[1843]] veräußert Stahlmann die Brauerei an den Sulzbacher Metzgermeister und Ökonomen Ottmann. Nach dessen Tod übernahm erst die Witwe den Betrieb, [[1860]] die Söhne August Friedrich, Joseph und Christian. Die Gebrüder Ottmann schließlich waren es, die am [[29. Juni]] [[1867]] die Brauerei mit zugehöriger Landwirtschaft für 5.325 fl. sowie eine weitere Immobilie (Frankfurter Landstr. 13) für 4.900 fl. an den Sulzbacher Ökonomen Georg Geismann verkauften.<ref name="StadtarchivFa2Nr10">Fürther Stadtarchiv, Fach 2, Nr. 10, 2. Quartal 1867 (widerspricht Wunschel was die Vornamen der Gebrüder Ottmann angeht)</ref>
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Heinrich Lederer, dem [[1723]] das Bürgerrecht der Stadt Fürth erteilt wurde, war der Sohn des Bierbrauers und Metzgers Georg Lederer und entstammte jener Thalmässinger Brauer-Familie Lederer, auf die auch die Nürnberger Brauerei gleichen Namens zurückgeht. Mit der Neugasse ist die heutige [[Bäumenstraße]] gemeint und die Errichtung im Jahr 1722 machte die Brauerei Zeit ihres Bestehens zur ältesten bestehenden Braustätte der Stadt Fürth.<ref name="Stadtrat an Geismann GmbH">vgl. Brief des Fürther Stadtrates an die Brauerei Geismann GmbH, Fürth, 17. April 1950</ref>  
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Bereits im gleichen Jahr ließ Heinrich Lederer leicht abseits der heutigen Vacher Straße einen Felsenkeller zur Lagerung des Bieres errichten, welcher seit [[1828]] nach dem damaligen Besitzer „[[Meierskeller]]“ benannt und um die Jahrhundertwende unter der Hausnummer 25 der [[Vacher Straße]] geführt wurde.<ref name="FronmüMeiersk">vgl. Fronmüller, G. T. C., Chronik der Stadt Fürth, Fürth, 1887, S. 137</ref>  
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Über 100 Jahre wird die Brauerei innerhalb der Familie Lederer weitervererbt, ehe sie [[1831]] der Nürnberger [[Konrad Heinrich Gottlieb Stahlmann]] erstand. In dessen Besitz verblieb sie nicht lange, bereits [[1843]] veräußert Stahlmann die Brauerei an den Sulzbacher Metzgermeister und Ökonomen [[Johann Leonhard Ottmann|Ottmann]]. Nach dessen Tod übernahm erst die Witwe den Betrieb, [[1860]] die Söhne August Friedrich, Joseph und Christian.
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=== Einstieg der Familie Geismann ===
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Die Gebrüder Ottmann schließlich waren es, die am [[29. Juni]] [[1867]] die Brauerei mit zugehöriger Landwirtschaft für 5.325 fl. sowie eine weitere Immobilie (Frankfurter Landstr. 13) für 4.900 fl. an den Sulzbacher Ökonomen [[Georg Geismann]] verkauften.<ref name="StadtarchivFa2Nr10">Fürther Stadtarchiv, Fach 2, Nr. 10, 2. Quartal 1867 (widerspricht Wunschel was die Vornamen der Gebrüder Ottmann angeht)</ref>
    
Georg Geismann übernahm die Brauerei in den 1860er Jahren, veranlasst durch eine große hypothekarische Beleihung des Ottmann’schen Anwesens über 40.000 Gulden. Als genaues Datum der Übernahme des Unternehmens durch die Familie Geismann wird meist der oben aufgeführte Immobilien-Verkauf der Gebrüder Ottmann am 29. Juni 1967 benannt, wobei offen bleiben muss, warum Georg Geismann dann erst am 4. November 1875 das Bürgerrecht der Stadt Fürth erwarb .
 
Georg Geismann übernahm die Brauerei in den 1860er Jahren, veranlasst durch eine große hypothekarische Beleihung des Ottmann’schen Anwesens über 40.000 Gulden. Als genaues Datum der Übernahme des Unternehmens durch die Familie Geismann wird meist der oben aufgeführte Immobilien-Verkauf der Gebrüder Ottmann am 29. Juni 1967 benannt, wobei offen bleiben muss, warum Georg Geismann dann erst am 4. November 1875 das Bürgerrecht der Stadt Fürth erwarb .
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=== Wandel zur industriellen Großbrauerei ===
 
=== Wandel zur industriellen Großbrauerei ===
 
[[Bild::Datei:Johann Georg Geismann.jpg|thumb|right|Johann Gg. Geismann]]
 
[[Bild::Datei:Johann Georg Geismann.jpg|thumb|right|Johann Gg. Geismann]]
Bis zur Übernahme durch die Familie Geismann war die Brauerei mit Landwirtschaft ein eher unauffälliger Betrieb. Beim großen Fürther Bierkrawall am [[5. Mai]] [[1866]] bleibt das Anwesen völlig unbehelligt, während das gegenüberliegende Anwesen der Brauerei Mailänder an der Stelle des heutigen Stadttheaters schwer verwüstet wird. Wahrscheinlich hatte sich das kleine Unternehmen Ottmann an der dem Krawall zu Grunde liegenden Bierpreis-Erhöhung schlicht nicht beteiligt . Auch unter Georg Geismann ändert sich am gemächlichen Charakter des Betriebes anfänglich nicht allzu viel. Zwar verkauft er schon [[1868]] die Immobilie Bäumenstraße 22 an den Kaufmann Höfler und gibt damit die Landwirtschaft auf, doch der Malzversud expandiert zunächst nicht wesentlich.  
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Bis zur Übernahme durch die Familie Geismann war die Brauerei mit Landwirtschaft ein eher unauffälliger Betrieb. Beim großen Fürther Bierkrawall am [[3. Mai]] [[1866]] bleibt das Anwesen völlig unbehelligt, während das gegenüberliegende Anwesen der [[Brauerei Mailänder]] an der Stelle des heutigen Stadttheaters schwer verwüstet wird. Wahrscheinlich hatte sich das kleine Unternehmen Ottmann an der dem Krawall zu Grunde liegenden Bierpreis-Erhöhung schlicht nicht beteiligt. Auch unter Georg Geismann ändert sich am gemächlichen Charakter des Betriebes anfänglich nicht allzu viel. Zwar verkauft er schon [[1868]] die Immobilie Bäumenstraße 22 an den Kaufmann Höfler und gibt damit die Landwirtschaft auf, doch der Malzversud expandiert zunächst nicht wesentlich.  
    
Erst [[1880]] wird die Branntweinbrennerei abgemeldet und nach seinem Tod [[1883]] stellen seine Söhne das Unternehmen gänzlich auf die Modernisierung des Braubetriebes ein. Zunächst sind es vier Söhne, die sich gemeinsam mit der Witwe Margarethe um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Zwei davon, Konrad († [[1881]]) und Georg († [[1897]]), beide Weihenstephaner, sterben früh und so übernimmt [[Johann Georg Geismann]] die Leitung der Brautätigkeiten, während sich der gelernte Buchhalter [[Leonhard Geismann]] gemeinsam mit der Mutter der Verwaltung der Brauerei annimmt.
 
Erst [[1880]] wird die Branntweinbrennerei abgemeldet und nach seinem Tod [[1883]] stellen seine Söhne das Unternehmen gänzlich auf die Modernisierung des Braubetriebes ein. Zunächst sind es vier Söhne, die sich gemeinsam mit der Witwe Margarethe um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Zwei davon, Konrad († [[1881]]) und Georg († [[1897]]), beide Weihenstephaner, sterben früh und so übernimmt [[Johann Georg Geismann]] die Leitung der Brautätigkeiten, während sich der gelernte Buchhalter [[Leonhard Geismann]] gemeinsam mit der Mutter der Verwaltung der Brauerei annimmt.
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{{Zitat|40 Pfg. kostete die Mass [...] Zeitgenossen wussten damals zu berichten, dass in der Küche der Wirtschaft Johann Weiss in der Bäumenstrasse – dem heutigen Geismann-Bräustüberl – „helle Aufregung“ unter dem Personal entstanden ist, als es sich die Gäste auf den Küchenhockern, Zurichtetischen und umgestülpten Kochkesseln bequem machten, weil sie in der Wirtschaft keinen Platz mehr fanden. Die Essenszubereitung war dadurch sehr gestört, der grösste Teil der Gäste drängte sich außerdem in Hausflur oder saß auf den Bierfässern im Brauereihof herum.|Karl Denk: "Aus der Geschichte des „Poculator-Bieres“, Fürth, [[1985]]}}
 
{{Zitat|40 Pfg. kostete die Mass [...] Zeitgenossen wussten damals zu berichten, dass in der Küche der Wirtschaft Johann Weiss in der Bäumenstrasse – dem heutigen Geismann-Bräustüberl – „helle Aufregung“ unter dem Personal entstanden ist, als es sich die Gäste auf den Küchenhockern, Zurichtetischen und umgestülpten Kochkesseln bequem machten, weil sie in der Wirtschaft keinen Platz mehr fanden. Die Essenszubereitung war dadurch sehr gestört, der grösste Teil der Gäste drängte sich außerdem in Hausflur oder saß auf den Bierfässern im Brauereihof herum.|Karl Denk: "Aus der Geschichte des „Poculator-Bieres“, Fürth, [[1985]]}}
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[[Datei:A2529 Geismann Poculator.jpg|thumb|left|Poculator-Banner in der Alexanderstraße]]Bald musste das Starkbierfest erst in die Fasshalle Ecke Bäumenstraße/Schirmstraße, später in ein Zelt im Hof der Brauerei umziehen, ehe man [[1896]] erstmals im neu errichteten Geismannsaal feiern konnte. Die gewaltige Sudmenge von 2600 hl. Salvator steht hierbei für sich - eine Steigerung um 1000 hl. gegenüber [[1894]]. Auch weit über die Grenzen der Stadt hinaus erfreute sich der Doppelbock Johann Geismanns größter Beliebtheit. Nicht nur das man mit dem Erwerb der Luitpoldsäle eine Nürnberger Salvator-Dependance geschaffen hatte, bereits nach drei Jahren wurde der Salvator auch in erheblichen Mengen im Würzburger „Alten Bahnhof“ gezapft, wo man das Bier ähnlich wie im Fürther Bräustüberl in festlichem Rahmen mit Musikkapelle zelebrierte. Ein weiteres Zentrum der Festlichkeiten war Schweinfurt, aber auch in zahlreichen Wirtschaften über ganz Franken zerstreut kam der Festtrunk zum Ausschank. Die weiteste Reise machten jene Hektoliter Salvator, welche „waggonweise“ in die damalige Reichshauptstadt verfrachtet wurden und in den berühmten „Aschingers-Bierquellen“ alljährlich schon ab dem 1. Januar großen Beifall unter den Berlinern fanden.
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[[Datei:A2529 Geismann Poculator.jpg|thumb|left|Poculator-Banner in der Alexanderstraße]] Bald musste das Starkbierfest erst in die Fasshalle Ecke Bäumenstraße/Schirmstraße, später in ein Zelt im Hof der Brauerei umziehen, ehe man [[1896]] erstmals im neu errichteten Geismannsaal feiern konnte. Die gewaltige Sudmenge von 2600 hl. Salvator steht hierbei für sich - eine Steigerung um 1000 hl. gegenüber [[1894]]. Auch weit über die Grenzen der Stadt hinaus erfreute sich der Doppelbock Johann Geismanns größter Beliebtheit. Nicht nur das man mit dem Erwerb der Luitpoldsäle eine Nürnberger Salvator-Dependance geschaffen hatte, bereits nach drei Jahren wurde der Salvator auch in erheblichen Mengen im Würzburger „Alten Bahnhof“ gezapft, wo man das Bier ähnlich wie im Fürther Bräustüberl in festlichem Rahmen mit Musikkapelle zelebrierte. Ein weiteres Zentrum der Festlichkeiten war Schweinfurt, aber auch in zahlreichen Wirtschaften über ganz Franken zerstreut kam der Festtrunk zum Ausschank. Die weiteste Reise machten jene Hektoliter Salvator, welche „waggonweise“ in die damalige Reichshauptstadt verfrachtet wurden und in den berühmten „Aschingers-Bierquellen“ alljährlich schon ab dem 1. Januar großen Beifall unter den Berlinern fanden.
    
=== Der Brauerei-Neubau 1880 - 1901 ===
 
=== Der Brauerei-Neubau 1880 - 1901 ===
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Das Unternehmen war zu beachtlicher Höhe gelangt, hatte mit Johann Geismanns Spezialbieren und der Betriebs-Ausstattung einen exzellenten Ruf inne. Doch die vielen geschäftlichen Unternehmen und insbesondere die kostspieligen Neubauten schlugen sich in einem großen organisatorischen und finanziellen Aufwand nieder, der durch den frühen Tod im Betrieb Verantwortung tragender Familienmitglieder immer schwerer zu stemmen war. Ein Jahr nach dem Tod seines nur 39-jährigen Bruders Leonhard stellt Johann Geismann daher [[1901]] den Betrieb durch Gründung der Brauerei Geismann AG um. Johann Gg. Geismann fungierte als Vorstand der Aktiengesellschaft, an seiner Seite agierte 1901 – 1902 Johann Adam Kunze. Der Aufsichtsrat bestand aus dem bekannten Fürther Hopfengroßhändler [[Anton Sahlmann]], dem Fürther Justizrat [[Jakob Heinrich Asyl]], Alois Dorn aus München und Fabrikdirektor Josef Hausenblas aus Augsburg. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Riegelmann wechselte [[1908]] in den Vorstand des Unternehmens.
 
Das Unternehmen war zu beachtlicher Höhe gelangt, hatte mit Johann Geismanns Spezialbieren und der Betriebs-Ausstattung einen exzellenten Ruf inne. Doch die vielen geschäftlichen Unternehmen und insbesondere die kostspieligen Neubauten schlugen sich in einem großen organisatorischen und finanziellen Aufwand nieder, der durch den frühen Tod im Betrieb Verantwortung tragender Familienmitglieder immer schwerer zu stemmen war. Ein Jahr nach dem Tod seines nur 39-jährigen Bruders Leonhard stellt Johann Geismann daher [[1901]] den Betrieb durch Gründung der Brauerei Geismann AG um. Johann Gg. Geismann fungierte als Vorstand der Aktiengesellschaft, an seiner Seite agierte 1901 – 1902 Johann Adam Kunze. Der Aufsichtsrat bestand aus dem bekannten Fürther Hopfengroßhändler [[Anton Sahlmann]], dem Fürther Justizrat [[Jakob Heinrich Asyl]], Alois Dorn aus München und Fabrikdirektor Josef Hausenblas aus Augsburg. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Riegelmann wechselte [[1908]] in den Vorstand des Unternehmens.
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Mit der Aktiengesellschaft geht es weiter aufwärts: Rasch wird der Lokalrivale [[Brauerei Grüner|Grüner AG]] im Bierabsatz überholt und bis zum Ersten Weltkrieg komplett abgehängt. Auch die Dividendenzahlungen verliehen der positiven Entwicklung Ausdruck. Vorstand Johann Georg Geismann verstarb am 24. Mai 1910 nach längerer Krankheit im Alter von nur 50 Jahren.  
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Mit der Aktiengesellschaft geht es weiter aufwärts: Rasch wird der Lokalrivale [[Brauerei Grüner|Grüner AG]] im Bierabsatz überholt und bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] komplett abgehängt. Auch die Dividendenzahlungen verliehen der positiven Entwicklung Ausdruck. Als erster Fürther Brauerei gelang es Geismann [[1907]] mit dem „Bayerisch Pilsener“ ein Bier der Gattung „Pils“ zu brauen, zuvor war man schon beim hellen Bier Erster in Fürth gewesen. Vorstand Johann Georg Geismann verstarb am 24. Mai 1910 nach längerer Krankheit im Alter von nur 50 Jahren.  
    
=== Goldene Zwanziger und Weltwirtschaftskrise ===
 
=== Goldene Zwanziger und Weltwirtschaftskrise ===
[[Datei:Geismann 1914 Soldaten.jpg|Soldatengruppe im Brauereihof, August 1914|thumb|left]]Unter Vorstand Andreas Krauss ([[1914]] – [[1926]]) erholte sich die Brauerei sehr rasch vom [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und war weiterhin fortlaufend in der Expansion und Modernisierung begriffen. Ende der 20er Jahre zählt die Brauerei unter der Führung Paul Trunks (seit 1900 im Unternehmen, von 1925 – 1935 Vorstand) „zu den besteingerichtetsten Bayerns“. Bis 1922 stieg die Dividende der AG auf 22 % an. Als erster Fürther Brauerei gelang es Geismann mit dem „Bayerisch Pilsener“ ein Bier der Gattung „Pils“ zu brauen, zuvor war man schon beim hellen Bier Erster in Fürth gewesen.
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[[Datei:Geismann 1914 Soldaten.jpg|Soldatengruppe im Brauereihof, August 1914|thumb|left]]Unter Vorstand Andreas Krauss ([[1914]] – [[1926]]) erholte sich die Brauerei sehr rasch vom [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und war weiterhin fortlaufend in der Expansion und Modernisierung begriffen. Ende der 1920er Jahre zählt die Brauerei unter der Führung Paul Trunks (seit 1900 im Unternehmen, von 1925 – 1935 Vorstand) „zu den besteingerichtetsten Bayerns“. Bis 1922 stieg die Dividende der AG auf 22 % an.
    
Doch die große Wirtschaftskrise schlug sich auch auf die Geschäfte der Geismann AG voll durch: Die Arbeitslosigkeit in der Stadt Fürth war auf einem Rekordhoch. Der drastisch gesunkenen Kaufkraft der Verbraucher folgte ein Rückgang im Bierkonsum, dem man [[1932]] mit einer Senkung des Bierpreises begegnen musste; im Geschäftsbericht [[1933]] wirkte sich zudem die Verdoppelung der Hopfenpreise binnen eines Jahres drastisch aus.
 
Doch die große Wirtschaftskrise schlug sich auch auf die Geschäfte der Geismann AG voll durch: Die Arbeitslosigkeit in der Stadt Fürth war auf einem Rekordhoch. Der drastisch gesunkenen Kaufkraft der Verbraucher folgte ein Rückgang im Bierkonsum, dem man [[1932]] mit einer Senkung des Bierpreises begegnen musste; im Geschäftsbericht [[1933]] wirkte sich zudem die Verdoppelung der Hopfenpreise binnen eines Jahres drastisch aus.
    
== Tabellarische Chronik der Brauerei ==
 
== Tabellarische Chronik der Brauerei ==
* [[1722]]: Der Brauer Heinrich Lederer aus Thalmässing gründet in der Neugasse, der heutigen [[Bäumenstraße]], eine Braustätte mit Branntweinbrennerei, zu der ein Felsenkeller zur Lagerung des Bieres in der heutigen Vacher Straße gehört. Die Brauerei wechselt mehrmals den Besitzer.
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* [[1722]]: Der Brauer [[Heinrich Lederer]] aus Thalmässing gründet in der Neugasse, der heutigen [[Bäumenstraße]], eine Braustätte mit Branntweinbrennerei, zu der ein Felsenkeller zur Lagerung des Bieres in der heutigen Vacher Straße gehört. Die Brauerei wechselt mehrmals den Besitzer.
* [[1867]]: Georg Geismann erwirbt Brauerei, Keller und die dazugehörige Landwirtschaft von den Gebrüdern Ottmann. Die Landwirtschaft wird bald aufgegeben.
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* [[1778]]: Die Brauerei von [[Georg Friedrich Lederer]] wird zum Verkauf an den Meistbietenden angeboten.
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* [[1836]]: Die Brauerei von [[Konrad Heinrich Gottlieb Stahlmann]] wird zum öffentlichen Verkauf ausgeschrieben.<ref>"Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für den Rezat-Kreis", 1836, S. 482 f. - [https://books.google.de/books?redir_esc=y&hl=de&id=TgBDAAAAcAAJ&q=Fürth#v=snippet&q=F%C3%BCrth&f=false online]</ref>
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* [[1867]]: [[Georg Geismann]] erwirbt Brauerei, Keller und die dazugehörige Landwirtschaft von den Gebrüdern Ottmann. Die Landwirtschaft wird bald aufgegeben.
 
* [[1880]]: Abmeldung der Branntweinbrennerei.
 
* [[1880]]: Abmeldung der Branntweinbrennerei.
* [[1883]]: Tod von Georg Geismann. Die Söhne Johann Georg und Leonhard Geismann übernehmen als technischer beziehungsweise kaufmännischer Leiter zusammen mit Mutter Margarethe Geismann die Brauerei.
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* [[1883]]: Tod von Georg Geismann. Die Söhne Johann Georg und [[Leonhard Geismann]] übernehmen als technischer beziehungsweise kaufmännischer Leiter zusammen mit Mutter Margarethe Geismann die Brauerei.
* [[1884]]: Johann Georg Geismann braut das erste Fürther Starkbier, „[[Salvator]]“ genannt.
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* [[1884]]: [[Johann Georg Geismann ]]braut das erste Fürther Starkbier, „[[Salvator]]“ genannt.
 
* [[1888]]: Neubau der Brauerei im Areal zwischen Bäumen-, Schirm- und Alexanderstraße.
 
* [[1888]]: Neubau der Brauerei im Areal zwischen Bäumen-, Schirm- und Alexanderstraße.
 
* [[1895]]: Bau des [[Geismannsaal]]es im Hof der Brauerei mit Zugang von der [[Alexanderstraße]] nach Plänen des Fürther Stararchitekten [[Fritz Walter]].  
 
* [[1895]]: Bau des [[Geismannsaal]]es im Hof der Brauerei mit Zugang von der [[Alexanderstraße]] nach Plänen des Fürther Stararchitekten [[Fritz Walter]].  
 
* [[1897]]: Die Münchener Paulaner Brauerei lässt sich die bisherige Sortenbezeichnung „[[Salvator]]“ als Markenname schützen. Die Gebrüder Geismann unterliegen im zum Fürth-Münchener Bierkonfessionskrieg hochstilisierten Prozess: Das Fürther Starkbier heißt jetzt ''Frühlings-Doppelbier''.
 
* [[1897]]: Die Münchener Paulaner Brauerei lässt sich die bisherige Sortenbezeichnung „[[Salvator]]“ als Markenname schützen. Die Gebrüder Geismann unterliegen im zum Fürth-Münchener Bierkonfessionskrieg hochstilisierten Prozess: Das Fürther Starkbier heißt jetzt ''Frühlings-Doppelbier''.
 
* [[1899]]: Das zwölftägige Starkbierfest lockt in diesem Jahr rund 42.000 Besucher an, die 630 Hektoliter Doppelbock konsumieren.
 
* [[1899]]: Das zwölftägige Starkbierfest lockt in diesem Jahr rund 42.000 Besucher an, die 630 Hektoliter Doppelbock konsumieren.
* [[1900]]: Erwerb der Luitpold-Säle in Nürnberg zur Einrichtung einer Salvator-Dependance. Tod von Leonhard Geismann. Fertigstellung des neuen Brauereihauptgebäudes mit Sudhaus und Bräustübl an der Bäumenstraße 16-20 nach den Plänen von [[Fritz Walter]].
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* [[1900]]: Erwerb der Luitpold-Säle in Nürnberg zur Einrichtung einer Salvator-Dependance.<ref>Luitpoldsäle (historische Postkarte), in: Bildergalerie "Damals und heute: So sehr hat sich Nürnberg verändert", nordbayern.de  - [http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/damals-und-heute-so-sehr-hat-sich-nurnberg-verandert-1.5897868?offset=22#ancTitle online abrufbar]</ref> Tod von Leonhard Geismann. Fertigstellung des neuen Brauereihauptgebäudes mit Sudhaus und Bräustübl an der Bäumenstraße 16-20 nach den Plänen von [[Fritz Walter]].
 
* [[1901]]: Die Brauerei Gebrüder Geismann OHG wird in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt, als deren Direktor Braumeister [[Johann Georg Geismann]] fungiert.
 
* [[1901]]: Die Brauerei Gebrüder Geismann OHG wird in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt, als deren Direktor Braumeister [[Johann Georg Geismann]] fungiert.
 
* [[1902]]: Die Brauerei wird an das Stromnetz angeschlossen.
 
* [[1902]]: Die Brauerei wird an das Stromnetz angeschlossen.
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== Bauten ==
 
== Bauten ==
 
[[Datei:Schirmstraße A7266.jpg|miniatur|rechts|Brauerei Geismann in der Schirmstraße, 1956]]
 
[[Datei:Schirmstraße A7266.jpg|miniatur|rechts|Brauerei Geismann in der Schirmstraße, 1956]]
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Das erste Gebäude entstand [[1722]]: [[Heinrich Lederer]] ersuchte um "Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 in der Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will". Das Gebäude erhielt die Haus-Nr. 425, ab 1890 dann Bäumenstr. 16. In den Jahren 1892-1894 wurden unter Hinzukauf der Anwesen Alexanderstraße 9 und Bäumenstraße 18 und 20 die Brauereigebäude von Grund auf neu erbaut und im Hofe der Geismannsaal errichtet.<ref>[[Wunschelchronik]]</ref>
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Architektonisch besonders wertvoll war das [[1899]] nach Plänen des berühmten Fürther Architekten [[Fritz Walter]] erbaute und wertvoll ausgestattete Brauereihauptgebäude mit Sudhaus und [[Geismann-Bräustübl]] in der Fürther [[Bäumenstraße]] 16 - 20.
 
Architektonisch besonders wertvoll war das [[1899]] nach Plänen des berühmten Fürther Architekten [[Fritz Walter]] erbaute und wertvoll ausgestattete Brauereihauptgebäude mit Sudhaus und [[Geismann-Bräustübl]] in der Fürther [[Bäumenstraße]] 16 - 20.
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Ein Steingut-Maßkrug aus der Zeit der vorigen Jahrhundertwende mit Brauereiembleme auf Krug und Zinndeckel ist der älteste kolorierte und ausgestaltete Bierkrug einer Fürther Brauerei. Eines der wenigen bekannten Exemplare des äußerst raren Sammlerstückes erzielte bei einer Internetauktion im Jahr [[2009]] - obwohl nicht makellos - einen Preis von über 800 Euro.
 
Ein Steingut-Maßkrug aus der Zeit der vorigen Jahrhundertwende mit Brauereiembleme auf Krug und Zinndeckel ist der älteste kolorierte und ausgestaltete Bierkrug einer Fürther Brauerei. Eines der wenigen bekannten Exemplare des äußerst raren Sammlerstückes erzielte bei einer Internetauktion im Jahr [[2009]] - obwohl nicht makellos - einen Preis von über 800 Euro.
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==Lokalpresse==
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==Lokalberichterstattung==
* dpa: ''Quelle-Gründer übernahm jüdischen Besitz. Gustav Schickedanz profitierte von Nazis''. In: Nürnberger Zeitung Nr. 166 vom 22. Juli 2009, S. 2 - [http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=1055780&kat=6 NZ]
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* dpa: ''Quelle-Gründer übernahm jüdischen Besitz. Gustav Schickedanz profitierte von Nazis''. In: Nürnberger Zeitung Nr. 166 vom 22. Juli 2009, S. 2
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==Literatur==  
 
==Literatur==  
 
* ''Bierbrauereien''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 48
 
* ''Bierbrauereien''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 48
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* [[Meierskeller]]
 
* [[Meierskeller]]
 
* [[Patrizier Brauerei]]
 
* [[Patrizier Brauerei]]
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* [[Georg Geismann]]
 
* [[Johann Georg Geismann]]
 
* [[Johann Georg Geismann]]
 
* [[Gustav Schickedanz]]
 
* [[Gustav Schickedanz]]
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* Die Brauereien in Fürth - [http://www.fuerther-kirchweih.de/index.php?navi=1&rid=28a53539667061ced6fdc7087b76d21f&artid=ps2003-09-30-0015 fuerther-kirchweih.de]
 
* Die Brauereien in Fürth - [http://www.fuerther-kirchweih.de/index.php?navi=1&rid=28a53539667061ced6fdc7087b76d21f&artid=ps2003-09-30-0015 fuerther-kirchweih.de]
 
* Luitpoldsäle - [http://franken-wiki.de/index.php/Luitpoldsäle Franken-Wiki]
 
* Luitpoldsäle - [http://franken-wiki.de/index.php/Luitpoldsäle Franken-Wiki]
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* Geschäftsberichte und Presseartikel zur Brauerei [http://zbw.eu/beta/p20/company/41877/about.de.html online]
    
==Einzelnachweise und Anmerkungen==
 
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==Bilder==
 
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