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[[Bild:Brauereien II.jpg|right|thumb|Zeitgenössische Werbung der Fürther Brauereien von 1962]]
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Besonders im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Fürth einen großen Ruf als '''Bierstadt'''.
 
Besonders im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Fürth einen großen Ruf als '''Bierstadt'''.
    
== Überblick ==
 
== Überblick ==
[[Bild:Humbser.jpg|right|thumb|alte AK: Gelände der Humbser]]
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[[Bild:Humbser.jpg|right|mini|alte AK: Gelände der Humbser]]
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|left|thumb|Hofansicht der Brauerei Geismann]]
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[[Bild:Geismann_Hof.jpg|left|mini|Hofansicht der Brauerei Geismann]]
[[Bild:Sudhaus Humbser.jpg|thumb|right|2007: Humbser-Sudhaus im Betrieb]]
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[[Bild:Sudhaus Humbser.jpg|mini|right|2007: Humbser-Sudhaus im Betrieb]]
 
Schon um 1500 zählte man in Fürth 7 Brauereien, in den folgenden Jahren bis zu 12 Brauereien, nach 1700 sogar 22.  
 
Schon um 1500 zählte man in Fürth 7 Brauereien, in den folgenden Jahren bis zu 12 Brauereien, nach 1700 sogar 22.  
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Bereits [[1813]] wurde in Fürth ein Malz- und Bieraufschlag eingeführt: Als maßgebliche Einnahmequelle der Stadt trug er zur Errichtung nahezu aller kommunaler Einrichtungen wie dem [[Altes Krankenhaus|Alten Krankenhaus]] oder dem [[Rathaus]] bei.
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Bereits [[1813]] wurde in Fürth ein Malz- und [[Bieraufschlag]] eingeführt: Als maßgebliche Einnahmequelle der Stadt trug er zur Errichtung nahezu aller kommunaler Einrichtungen wie dem [[Altes Krankenhaus|Alten Krankenhaus]] oder dem [[Rathaus]] bei.
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Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]], [[Brauerei Geismann|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Bergbräu|Mailaender]] (spätere ''Bergbräu''). Davon erreichten (''Reihenfolge nach Ausstoß'') Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl. und waren im Exportgeschäft tätig: [[1888]] überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, [[1911]] stand einem Malzversud von 150.552hl gar ein Bierexport von 295.726hl gegenüber.
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Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]], [[Brauerei Geismann|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Bergbräu|Mailaender]] (spätere ''Bergbräu''). Davon erreichten (''Reihenfolge nach Ausstoß'') Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl. und waren im Exportgeschäft tätig: [[1888]] überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, [[1911]] stand einem Malzversud von 150.552 hl gar ein Bierexport von 295.726 hl gegenüber.
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Besonders die Biere von [[Brauerei Geismann|Geismann]] und [[Brauerei Grüner|Grüner]] genossen  in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während [[Brauerei Grüner|Grüner]] vor allem mit den Standartsorten punktete, sind die Spezialbiere der [[Brauerei Geismann|Geismann]], allen voran der [[Poculator]] als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im [[Geismannsaal]]), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die [[Brauerei Geismann]] mit dem Gründungsjahr [[1722]], auch wenn Humbser und Grüner später, z.B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben.
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Besonders die Biere von [[Brauerei Geismann|Geismann]] und [[Brauerei Grüner|Grüner]] genossen  in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während [[Brauerei Grüner|Grüner]] vor allem mit den Standardsorten punktete, sind die Spezialbiere der [[Brauerei Geismann|Geismann]], allen voran der [[Poculator]] als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im [[Geismannsaal]]), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die [[Brauerei Geismann]] mit dem Gründungsjahr [[1722]], auch wenn Humbser und Grüner später, z.B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben.
    
Eine Sonderrolle nimmt die Geschichte des [[1923]] eingemeindeten [[Burgfarrnbach]]s ein, wo mit der [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei]] und der [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten [[Vach]] bestand bis [[1996]] mit der [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] eine kleinere "Landbrauerei".
 
Eine Sonderrolle nimmt die Geschichte des [[1923]] eingemeindeten [[Burgfarrnbach]]s ein, wo mit der [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei]] und der [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten [[Vach]] bestand bis [[1996]] mit der [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] eine kleinere "Landbrauerei".
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==Braustätten / Kleine Brauereien==
 
==Braustätten / Kleine Brauereien==
[[Bild:Karte Hopfen Malz FW.jpg|thumb|right|Braustätten und Brauerein in Fürth]]Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder kleinere Brauereien, die zum Teil heute nicht mehr namentlich alle bekannt sind. Allerdings gehen häufig aus der einschlägigen Literatur noch die Braustätten hervor, so dass zumindest eine örtliche Zuordnung von Brauereien / Braustätten aus heutiger Sicht möglich ist. Zum Teil haben diese Häuser heute noch das Braurecht, auch wenn keines dieser Häuser hiervon gebrauch macht.  
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[[Bild:Karte Hopfen Malz FW.jpg|mini|right|Braustätten und Brauerein in Fürth]]Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder kleinere Brauereien, die zum Teil heute nicht mehr namentlich alle bekannt sind. Allerdings gehen häufig aus der einschlägigen Literatur noch die Braustätten hervor, so dass zumindest eine örtliche Zuordnung von Brauereien / Braustätten aus heutiger Sicht möglich ist. Zum Teil haben diese Häuser heute noch das Braurecht, auch wenn keines dieser Häuser hiervon gebrauch macht.  
    
Auflistung (A-Z) aller (bekannten) Braustätten in Fürth nach Straßen ab [[1500]], in Klammern jeweils der Name des damaligen Braumeisters:  
 
Auflistung (A-Z) aller (bekannten) Braustätten in Fürth nach Straßen ab [[1500]], in Klammern jeweils der Name des damaligen Braumeisters:  
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* [[Bäumenstraße]]: Hausnummer 4 (Ebersperger), 16 ([[Brauerei Timmich]], später [[Bergbräu|Mailaender]]), 26 (Streeb) , später [[Brauerei Humbser|Humbser]]), 31 & 33 (Stengel)
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* [[Bäumenstraße]]: Hausnummer 4 (Paul Ebersperger, bis 1792), 16 ([[Brauerei Timmich]], später [[Bergbräu|Mailaender]]), 26 (Streeb, später [[Brauerei Humbser|Humbser]]), 31 & 33 (Stengel)
 
* [[Gartenstraße]]: Hausnummer 16 (Brauerei Johann Schmid / Johann Hörnlein, später [[Brauerei Grüner|Grüner]])
 
* [[Gartenstraße]]: Hausnummer 16 (Brauerei Johann Schmid / Johann Hörnlein, später [[Brauerei Grüner|Grüner]])
* [[Gustavstraße]]: Hausnummer 13 (Braumeister Daniel Bauer), 14 (Berthold), 23 (Brauerei Schildknecht / [[Kannengießershof]]), 61 ([[Altes Rentamt]] / Braumeister Gabriel Beyl)
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* [[Gustavstraße]]: Hausnummer 13 (Braumeister Daniel Bauer), 14 (Berthold), 23 (Brauerei Schildknecht / [[Kannegießerhof]]), 31, 61 ([[Altes Rentamt]] / Braumeister Gabriel Beyl)
 
* [[Heiligenstraße]]: Hausnummer 6 (Lochner)
 
* [[Heiligenstraße]]: Hausnummer 6 (Lochner)
 
* [[Helmstraße]]: Hausnummer 10 ([[Zum Tannenbaum|Gasthaus Tannenbaum]])
 
* [[Helmstraße]]: Hausnummer 10 ([[Zum Tannenbaum|Gasthaus Tannenbaum]])
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* [[Lilienplatz]]: Hausnummer 1 (Lierd/ Lederer, [[Fraveliershof|Liersche Brauerei, Brauerei Steinberger]])
 
* [[Lilienplatz]]: Hausnummer 1 (Lierd/ Lederer, [[Fraveliershof|Liersche Brauerei, Brauerei Steinberger]])
 
* [[Marktplatz]]: Hausnummer 3 (Fischer), 5 (Brauerei Rupprecht - mit Mälzerei und Eiskeller)
 
* [[Marktplatz]]: Hausnummer 3 (Fischer), 5 (Brauerei Rupprecht - mit Mälzerei und Eiskeller)
* [[Mohrenstraße]]: Hausnummer 9 (Münch)
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* [[Mohrenstraße]]: Hausnummer 9 ([[Brauerei Münch]])
 
* [[Rudolf-Breitscheid-Straße]]: Hausnummer 14 (Brauerei Stengel)
 
* [[Rudolf-Breitscheid-Straße]]: Hausnummer 14 (Brauerei Stengel)
 
* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 ([[Brauerei Seyboth]]), 21 (Rupprecht)
 
* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 ([[Brauerei Seyboth]]), 21 (Rupprecht)
 
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 (Fortmeyer)
 
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 (Fortmeyer)
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In der Lohbauerschen Land-Chronik ist für das Ende des 19. Jahrhunderts vermerkt, dass es auch in [[Stadeln]] eine Brauerei gab:
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:''Auch eine Brauerei war hier in Stadeln, sie bildete den Häuserkomplex Gasthaus Ramspeck, Metzger [[Herboldshofer Straße|Gg. Fleischmann]] etc. Das Brauhaus wurde abgebrochen und in [[Mannhof|Manhof]] [sic!] als ein Haus (das jetzige Gasthaus des Herrn Jakob Walz) erbaut.''<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, S. 357</ref>
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== Brauereisterben ==
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Während es im 17. und 18. Jahrhundert noch eine Vielzahl von Braustätten in Fürth gab, ändert sich dies zunehmend Mitte des 19. bzw. Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ursachen hierfür sind sehr unterschiedlich, auch wenn das Ergebnis - weniger Braustätten in Fürth - stets das gleiche blieb.
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Zunächst waren die Braustätten im 17. und 18. Jahrhundert häufig für den Eigenbedarf ausgelegt bzw. gekoppelt mit einer Gaststätte/ Wirtshaus. Diese produzierten häufig Bier lediglich für den Ausschank in der eigenen Gaststätte, und nur wenn Überschüsse vorhanden waren, wurde diese auch an Dritte verkauft. Der Fokus lag somit auf den Eigenbedarf. Durch eine rasch wachsende Stadtbevölkerung durch die einsetzenden Landflucht und dem Wechsel der Beschäftigungsverhältnisse in der Bevölkerung vom Selbstversorger zum angestellten Lohnempfänger veränderte sich auch das Trinkverhalten und die Absatzmengen des benötigen Biers. Während [[1809]] noch 12.438 Menschen in Fürth wohnten, zählte man bereits 100 Jahre später eine um das vielfache gestiegene  Bevölkerung. [[1910]] wohnten in Fürth nicht weniger als 66.553 Menschen, also eine Verfünffachung der Bevölkerung in nur 100 Jahren. Um der Bevölkerung weiterhin ausreichend Bier anbieten zu können, musste sich zwangsläufig auch das Brauwesen von Grund auf ändern. Viele Gaststätten mussten nun Bier ankaufen, da sie in eigener Produktion nicht mehr die Mengen des benötigten Bieres produzieren konnten. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an die Qualität des Bieres und nicht zuletzt auch an die Zeitspanne der Verfügbarkeit - immer mehr Bier musste in immer kürzerer Zeit vorhanden sein. Durch die einsetzende Industrialisierung wurde  in nur wenigen Jahren das Brauwesen grundsätzlich verändert, um sowohl Quantität als auch die Qualität des Bieres zu verbessern.
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Zu den neuen Errungenschaften des Brauwesens zählten:
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* der Einsatz von Elektrizität und somit auch der Einsatz von Dampfmaschinen zur Herstellung von Bier;
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* der Einsatz von Kältemaschinen zur Herstellung und Lagerung von Bier, so dass man schneller Bier herstellen konnte;
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* die Abfüllung in kleineren Bierfässern, bzw. die Abfüllung in Glasflaschen und damit verbunden
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* eine deutlich verbesserte Vertriebs- und Erlösstruktur.
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Diese Art der Produktion und Vertrieb konnte nicht mehr von kleinen Braustätten bespielt werden, da die Investitionskosten und der dafür notwendige Platz häufig nicht vorhanden war. So konzentrierten sich ein paar wenige Brauereien ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf die ausschließliche Produktion von Bier und dessen Vertrieb - wegen von der ursprünglichen Idee des Eigenbedarfs. Dies war im Wesentlichen die Geburtsstunde der fünf großen Brauerein in Fürth: [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Geismann Brauerei|Geismann]], [[Brauerei Humbser|Humbser]], [[Brauerei Evora & Meyer|Evora]] und [[Bergbräu|Mailaender]]. Ab dem 20. Jahrhundert konzentrierte sich das Brauwesen auf nur wenige Unternehmen, die häufig durch den Ankauf bzw. Zusammenlegung und Stilllegung von kleineren Brauereien sich erweiterten bzw. den Markt sicherten.
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[[1731]] werden in Fürth noch 24 Braustätten aufgeführt, bereits [[1807]] gab es nur noch 8 Braustätten. Ab [[1873]] sind fast nur noch die bekannten fünf Brauereien vorhanden, mit Ausnahme der Seyboth Brauerei in der Rednitzstraße. Ab [[1905]] spielen nur noch die fünf großen Brauereien in Fürth eine Rolle. Alle anderen Braustätten sind entweder aufgekauft oder stillgelegt worden.
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Prozess der Braustättenkonzentration im Jahresverlauf:
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* [[1731]] (24 Braustätten): siehe oben
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* [[1807]] (8 Braustätten): Bäumenstraße: Humbser, Stengel, Ottmann | Rednitzstraße: Burger, Seyboth | Mohrenstraße: [[Brauerei Münch]], Brodner | Gartenstraße: Reuter
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* [[1873]] (5 Braustätten): Bäumenstraße: Geismann, Humbser, Mailaender | Gartenstraße: Grüner | Rednitzstraße: Seyboth
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* [[1905]] (5 Braustätten): Bäumenstraße: Geismann | Erlanger Straße: Evora & Meyer | Gartenstraße: Gebr. Grüner AG | Wilhlemstraße: Mailaender (Bergbräu)
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* [[1931]] (5 Braustätten): Bäumen-/ Schirmstraße: Geismann | Erlanger Straße: Brauhaus Nbg. Abt. Fürth | Gartenstraße: Grüner | Schwabacher Straße: Humbser
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* [[1965]] (4 Braustätten): Bäumenstraße: Geismann | Gartenstraße: Grüner | Schwabacher Straße: Humbser | Wilhelmstraße: Bergbräu
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* [[1967]] (3 Braustätten): Gartenstraße: Grüner | Schwabacher Straße: Humbser-Geismann | Wilhelmstraße: Bergbräu
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* [[1977]] (1 Braustätte): Schwabacher Straße: Patrizier
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Ab Mitte der 1960er Jahre begann Gustav Schickedanz den Aufkauf aller noch in Fürth bestehenden Brauereien. Zum Teil hatte er sich bereits in den 1930er Jahren während des Nationalsozialismus Anteile von Brauereien gekauft (z.B. [[Brauerei Geismann]]), die er nun erweiterte. Als erstes wurden die [[Brauerei Humbser-Geismann|Brauereien Geismann und Humbser]] in der Schwabacher Straße zusammengeführt ([[1967]]). Danach baute die Schickedanz-Gruppe ihre Anteile aus und erwarb die [[Brauerei Grüner]] ([[1972]]). Als letztes kam [[1974]] die [[Bergbräu]] zur Schickedanz-Gruppe, so dass ab [[1974]] alle Brauereien in Fürth nur noch einer Gesellschaft angehörten.  [[1977]] wurden die letzten Brauereien geschlossen, lediglich in der Braustätte Humbser-Geismann in der Schwabacher Straße wurde in Fürth weiterhin Bier für die [[1972]] neu gegründete Brauerei [[Patrizier Bräu]] AG hergestellt.
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== Wiederbelebung tradtioneller Marken ==
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Von den fünf großen Brauereien, die es um die Jahrhundertwende in Fürth noch gab, existierten 100 Jahre später faktisch keine mehr. Alle fünf Brauereien wurden durch [[Gustav Schickedanz]] bis in die 1980er Jahre aufgekauft und gingen in der [[Brauerei Patrizier]] auf - bzw. später in der [[Brauerei Tucher]] als Rechtsnachfolger der fünf großen Brauereien in Fürth. Zwar wird ein [[Brauerei Humbser|Humbser]] Export und Pils Bier auch heute noch durch die Tucher Brauerei gebraut und verkauft, fristet dieses Bier nur ein untergeordnetes Dasein im Billigpreissegement und ist nicht vergleichbar mit dem einstmals so stolzen und altehrwürdigen Bier der Export-Bierbrauerei Humbser. Anfang der 2010er erleben jedoch einige alte Biernamen in Fürth wieder ein Revival. Den Anfang macht das [[Brauerei Grüner|Grüner]] Bier, dass am [[29. September]] [[2011]] erstmals wieder ausgeschenkt wurde - und später zu einer der größten Erfolgsgeschichten der [[Tucher Bräu|Tucherbrauerei]] entwickeln sollte - wenn auch etwas unfreiwillig - da die Verantwortlichen von dem Erfolg völlig überrascht wurden. Im April [[2017]] wurde als nächstes bekannt, dass auch die Biermarke [[Evora & Meyer]] durch die [[Die Bierothek Fürth|Die Bierothek®]] Fürth wiederbelebt werden soll. Vincent Bartl und Christian Klemenz setzten am [[1. April]] [[2017]] den ersten Sud in Breitengüßbach bei Bamberg an. Der Ausschank des ersten [[Evora & Meyer|EVORA®]] Bieres soll am [[4. Mai]] [[2017]] erfolgen.<ref>Markus Raupach: ''Fürther Traditionsbrauerei Evora wagt den Neustart''. In: Nürnberger Nachrichten vom 7. April 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-traditionsbrauerei-evora-wagt-den-neustart-1.5977443 online abrufbar]</ref> Damit sind faktisch von fünf ehemaligen Fürther Biernamen drei Biernamen wieder auf dem Markt: [[Brauerei Humbser|Humbser]], [[Brauerei Grüner|Grüner]] und [[Evora & Meyer|EVORA®]] - fehlen nur noch die Biere der [[Bergbräu]] und der [[Brauerei Geismann|Geismann]]. Vielleicht erleben diese beiden Marken auch noch ein Revival - verdient hätten sie es allemal.
    
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
[[Bild:Brauereien.jpg|right|thumb|Zeitgenössische Bierdeckelwerbung]]
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[[Bild:Brauereien.jpg|right|mini|Zeitgenössische Bierdeckelwerbung]]
[[Bild:Brauereifreie stadt.jpg|right|thumb|Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers [[Peter Stutzmann]] im Jahr [[2011]] satirisch auf.]]
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[[Bild:Brauereifreie stadt.jpg|right|mini|Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers [[Peter Stutzmann]] im Jahr [[2011]] satirisch auf.]]
    
* [[Bergbräu|Brauerei W.L. Mailaender / Bergbräu]]
 
* [[Bergbräu|Brauerei W.L. Mailaender / Bergbräu]]
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* [[Patrizier Bräu]]
 
* [[Patrizier Bräu]]
 
* [[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]
 
* [[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]
* Brauerei Schildknecht / [[Kannengießershof]]
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* [[Brauhaus Hopfenfreunde]]
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* [[Spezialistenbräu Burgfarrnbach e. V.]]
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* [[Bierstadt Fürth]]
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* Brauerei Schildknecht / [[Kannegießerhof]]
 
* [[Jean Höfler|BIG Bräu]] [[Alfred-Nobel-Straße]]: Hausnummer 55-59
 
* [[Jean Höfler|BIG Bräu]] [[Alfred-Nobel-Straße]]: Hausnummer 55-59
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* [[Brauerei Münch]]
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* [[Bierführer-Verein Fürth]]
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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* [[Gerd Walther]]: "...bis der Humbser barfäß lefft!" in Christian Koch und Hans-Christian Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, 1987
 
* [[Gerd Walther]]: "...bis der Humbser barfäß lefft!" in Christian Koch und Hans-Christian Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, 1987
 
* Dr. Erhard Schraudolph: [[Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole]]. Industrialisierung in Fürth vor 1870. Zugleich: Universität Bayreuth, Dissertation, 1992. Ansbach: Historischer Verein für Mittelfranken, 1993, X, 281 S. (Mittelfränkische Studien; Band 9)
 
* Dr. Erhard Schraudolph: [[Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole]]. Industrialisierung in Fürth vor 1870. Zugleich: Universität Bayreuth, Dissertation, 1992. Ansbach: Historischer Verein für Mittelfranken, 1993, X, 281 S. (Mittelfränkische Studien; Band 9)
* Volker Dittmar: "Ausverkauf der Fürther Brauerei-Tradition", [[Fürther Nachrichten]] vom 6. April 2009. [http://www.fuerther-nachrichten.de/artikel.asp?art=997147&kat=12 Im Netz abrufbar].
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* Volker Dittmar: "Ausverkauf der Fürther Brauerei-Tradition", [[Fürther Nachrichten]] vom 6. April 2009. [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ausverkauf-der-further-brauerei-tradition-1.692222 online abrufbar].
    
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
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<references />
 
* Fr. X. Ragl: "Fürth und seine Brauereien" in "Der Bayerische Bierbrauer", Nr. 52 / 1937
 
* Fr. X. Ragl: "Fürth und seine Brauereien" in "Der Bayerische Bierbrauer", Nr. 52 / 1937
 
* Felix Geismann: "Die Geschichte der Brauerei Geismann", 2008
 
* Felix Geismann: "Die Geschichte der Brauerei Geismann", 2008
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