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Ergänzung Brauereisterben
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* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 ([[Brauerei Seyboth]]), 21 (Rupprecht)
 
* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 ([[Brauerei Seyboth]]), 21 (Rupprecht)
 
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 (Fortmeyer)
 
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 (Fortmeyer)
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== Brauereisterben ==
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Während es im 17. und 18. Jahrhundert noch eine Vielzahl von Braustätten in Fürth gab, ändert sich dies zunehmend Mitte des 19. bzw. Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ursachen hierfür sind sehr unterschiedlich, auch wenn das Ergebnis - weniger Braustätten in Fürth - stets das gleiche blieb.
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Zunächst waren die Braustätten im 17. und 18. Jahrhundert häufig für den Eigenbedarf ausgelegt bzw. gekoppelt mit einer Gaststätte/ Wirtshaus. Diese produzierten häufig Bier lediglich für den Ausschank in der eigenen Gaststätte, und nur wenn Überschüsse vorhanden waren, wurde diese auch an Dritte verkauft. Der Fokus lag somit auf den Eigenbedarf. Durch eine rasch wachsende Stadtbevölkerung durch die einsetzenden Landflucht und dem Wechsel der Beschäftigungsverhältnisse in der Bevölkerung vom Selbstversorger zum angestellen Lohnempfänger veränderte sich auch das Trinkverhalten und die Absatzmengen des benötigen Biers. Während 1809 noch 12.438 Menschen in Fürth wohnten, zählte man bereits 100 Jahre später eine um das vielfache gestiegene  Bevölkerung. 1910 wohnten in Fürth nicht weniger als 66.553 Menschen, also eine Verfünfachung der Bevölkerung in nur 100 Jahren. Um der Bevölkerung weiterhin ausreichend Bier anbieten zu können, musste sich zwangsläufig auch das Brauwesen von Grund auf ändern. Viele Gaststätten mussten nun Bier ankaufen, da sie in eigener Produktion nicht mehr die Mengen des benötigten Bieres produzieren konnten. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an die Qualität des Bieres und nicht zuletzt auch an die Zeitspanne der Verfügbarkeit - immer mehr Bier musste in immer kürzer Zeit vorhanden sein. Durch die einstetzende Industriealisierung wurde  in nur wenigen Jahren das Brauwesen grundsätzlich verändert, um sowohl Quantität als auch die Qualität des Bieres zu verbessern.
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Zu den neuen Errungenschaften des Brauwesens zählten:
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* der Einsatz von Elektrizität und somit auch der Einsatz von Dampfmaschinen zur Herstellung von Bier;
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* der Einsatz von Kältemaschinen zur Herstellung und Lagerung von Bier, sodas man schneller Bier herstellen konnte;
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* die Abfüllung in kleineren Bierfässern, bzw. die Abfüllung in Glasflaschen und damit verbunden
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* eine deutlich verbesserte Vertriebs- und Erlösstruktur.
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Diese Art der Produktion und Vertrieb konnte nicht mehr von kleinen Braustätten bespielt werden, da die Investitionskosten und der dafür notwendige Platz häufig nicht vorhanden war. So konzentrierten sich ein paar wenige Brauerein ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf die ausschließliche Produktion von Bier und dessen Vertrieb - wegen von der ursprünglichen Idee des Eigenbedarfs. Dies war im wesentlichen die Geburtsstunde der fünf großen Brauerein in Fürth: Grüner, Geismann, Humbser, Evora und Mailaender. Ab dem 20. Jahrhundert konzentrierte sich das Brauwesen auf nur wenige Unternehmen, die häufig durch den Ankauf bzw. Zusammenlegung und Stilllegung von kleineren Brauereien sich erweiterten bzw. den Markt sicherten.
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1731 werden in Fürth noch 24 Braustätten aufgeführt, bereits 1807 gab es nur noch 8 Braustätten. Ab 1873 sind fast nur noch die bekannten fünf Brauereien vorhanden, mit Ausnahme der Syboth Brauerei in der Rednitzstraße. Ab 1905 spielen nur noch die fünf großen Brauerein in Fürth eine Rolle. Alle anderen Braustätten sind entweder aufgekauft oder stillgelegt worden.
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Prozess der Braustättenkonzentration im Jahresverlauf:
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* 1731 (24 Braustätten): siehe oben
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* 1807 (8 Braustätten): Bäumenstraße: Humbser, Stengel, Ottmann | Rednitzstraße: Burger, Seyboth | Mohrenstraße: Münch, Brodner | Gartenstraße: Reuter
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* 1873 (5 Braustätten): Bäumenstraße: Geismann, Humbser, Mailaender | Gartenstraße: Grüner | Rednitzstraße: Seyboth
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* 1905 (5 Braustätten): Bäumenstraße: Geismann | Erlanger Straße: Evora & Meyer | Gartenstraße: Gebr. Grüner AG | Wilhlemstraße: Mailaneder (Bergbräu)
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* 1931 (5 Braustätten): Bäumen-/ Schirmstraße: Geismann | Erlanger Straße: Brauhaus Nbg. Abt. Fürth | Gartenstraße: Grüner | Schwabacher Straße: Humbser
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* 1965 (4 Braustätten): Bäumenstraße: Geismann | Gartenstraße: Grüner | Schwabacher Straße: Humbser | Wilhelmstraße: Bergbräu
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* 1967 (3 Braustätten): Gartenstraße: Grüner | Schwabacher Straße: Humbser-Geismann | Wilhelmstraße: Bergbräu
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* 1980 (1 Braustätte): Schwabacher Straße: Patrizier
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Ab mitte der 1960er Jahre begann Gustav Schickedanz den Aufkauf aller noch in Fürth bestehenden Brauereien. Zum Teil hatte er sich bereits in den 1930er Jahren während des Nationalsozialismus Anteile von Brauereien gekauft (z.B. Brauerei Geismann), die er nun erweiterte. Als erstes wurden die Brauereien Geismann und Humbser in der Schwabacher Straße zusammengeführt (1967). Dannach baute die Schickedanz-Gruppe ihre Anteile aus und erwarb die Brauerei Grüner (1972). Als letztes kam 1974 die Bergbräu zur Schickedanz-Gruppe, so dass ab 1974 alle Brauerein in Fürth nur noch einer Gesellschaft angehörten.  1977 wurden die letzten Braustätten geschlossen, lediglich in der ehem. Humbser-Geismann Braustätte in der Schwabacher Straße wurde in Fürth noch Bier hergesellt. Die neue 1972 gegründete Braustätte hieß: Patrizier Bräu.
    
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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