Carrera
Gründung: durch Josef Neuhierl (JNF) 1920 in Nürnberg,

Produktion von Carrera-Rennbahnen ab 1963

Neubau:
Schließung:
Daten
Hauptstandort: Waldstraße 36

(vorher: Waldstr. 90)

Carrera ist eine berühmte Marke des Fürther Blechspielzeugherstellers Hermann Neuhierl, unter der seit den frühen 1960er Jahren spurgebundene Autorennbahnen verkauft wurden. Nach dem Konkurs 1985 gehört das Unternehmen derzeit einer österreichischen Gesellschaft.

Begrifflichkeit

Der Begriff Carrera ist in Deutschland durch Motoren und Automodelle des Herstellers Porsche bekannt geworden, die nach dem Autorennen Carrera Panamericana benannt sind. Carrera bedeutet im Spanischen "Rennen". Der Begriff Carrera-Bahn wird in ganz Deutschland seit Jahrzehnten als Synonym für Autorennbahnen verwendet und hat sich somit zu einem Begriffsmonopol entwickelt.

Vorgeschichte

 
Doppeldecker aus Blech aus den 1920er Jahren
 
Firmenwerbung Josef Neuhierl von 1962

Hervorgegangen aus der 1920 gegründeten Blechspielwarenfabrik JNF (Joseph Neuhierl Fürth) übernahm der Sohn des Firmengründers, Dr. Herrmann Neuhierl (* 20.7.1927, † 6.2.1985), im Jahre 1957 den väterlichen Betrieb und begann 1963 mit der Produktion seiner bekannten Autorennbahnen sowie diverser anderer, meist schienengebundener Spielwaren.

Erfindung

 
Die klassische Carrera-Bahn 1:32
 
Teststrecke und Showanlage in der Waldstraße

1963 baute Neuhierl das Konzept der schlitzgeführten Modellrennbahn aus, dass er auf einer Auslandsreise bei den Modellen der englischen Firma Scalextric gesehen hatte. Jetzt bekam die Firma JNF auch ihren neuen Namen.





Produktlinien aus der "Fürther Zeit"

Schienengebundene Spielsysteme:

  • Carrera 160
  • Carrera Servo 160
  • Carrera Servo 140
  • Carrera Servo 132
  • Carrera Universal 132
  • Carrera 124
  • Carrera Servo plus
  • Carrera Tempo
  • Carrera Transpo
  • Carrera Jet

Modellbau:(RC)

  • Carrera Structo

Kinderspielzeug:

  • Carrera Strax
  • Carrera Struxi


Niedergang

Ende der 1960er Jahre ließ die Begeisterung für schienengebundene Autorennbahnen und Modelleisenbahnen stark nach. Nach einer Umstrukturierung der Firma begann Neuhierl etwa 1972/73 mit dem Aufbau der Carrera-Structo-Modellpalette. Diese beinhaltete neben RC(funkferngesteuerte)-Cars und Boote auch die im eigenen Hause gefertigte RC-Anlagen (Stratotronic, vermutlich Metz) und natürlich auch Flugmodelle nebst sämtlichem Zubehör bis hin zu den Kunststoffschrauben.

Bei den Holzbaukästen wurden nicht die schwierig zu fertigenden Sperrholz- und Metallteile verwendet, sondern ABS-Spritzgussteile. Der hervorragend ausgerüstete Formenbau von Carrera bot hierfür jede Möglichkeit. Diese Vielzahl von Kunststoffteilen war eines der ersten Markenzeichen der Carrera-Modelle. Die in beheizten Formen verpressten Fertigflügel hatten eine hervorragende Fertigungsqualität.

Etwa 1976 begannen umfangreiche fertigungstechnische Versuche mit einem neuartigen nahezu unzerstörbaren Werkstoff, der später als Ferran bekannt wurde und bis heute eines der bekanntesten Merkmale der Carrera-Flugmodelle ist.

 
Die "große" SB10 mit 5m Spannweite, damals das größte Modellflugzeug der Welt

Carrera war einer der Pioniere bei der Einführung des Elektro-Antriebes im Modellbau. Auch das damals größte Modellflugzeug, die sog. "große" SB10 mit 5m Spannweite, stammte aus Fürth.

Dieser unglaubliche Aufwand hatte allerdings seine Folgen, denn eigentlich war er wirtschaftlich völlig untragbar. Im Februar 1985 musste die Carrera-Spielwarenfabrik Neuhierl GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden und noch während der Übernahmeverhandlungen nahm sich der hoch verschuldete Dr. Herrman Neuhierl das Leben.

Die aus der Konkursmasse neu gegründete Firma "Carrera Century Toys" stellte keine Flugmodelle mehr her, sondern hat sich wieder auf die allseits bekannten Autorennbahnen konzentriert. Die Modellflugzeug-Palette wurde von der eigens hierfür in Schwarzenbruck bei Nürnberg gegründeten Firma "Airjet" und später von "Simprop" noch bis weit in die 1990er weitergeführt.

Des weiteren versuchte man auch neue Spielsysteme einzuführen."Strax" war eine kettengliedartige elastische Fahrbahn mit batteriegetriebenen futuristischen Fahrzeugen.

"Struxi" war eigentlich eine Batteriegetriebene Kindereisenbahn mit Figuren und "play o.k." war (wie auch Play-BiG)ein Spielsysteme mit Figuren, Fahrzeugen und Gebäuden ähnlich "Playmobil". Diesen Krieg der Wichtel konnte letztlich Playmobil für sich entscheiden.

Neuanfang 1985

Der Geschäftsmann Kurt Hesse übernahm die Firma Carrera und versuchte, durch Sparmaßnahmen und neue Produkte die Firma zu sanieren. Die großen Bahnen im Maßstab 1:24 und 1:32 sowie die Kleineren im Maßstab 1:60 wurden eingestellt.


Neben Strax und Play o.k. wurden nur noch Autorennbahnen mit stark vereinfachten Fahrzeugen im Maßstab 1 : 40 produziert:

  • Profi 140: spurgebunden,
  • Servo 140: mit Spurwechsel und "Hindernissfahrzeug" aus dem Strax-Programm.

Zunehmend wurde die Produktion ins Ausland verlegt und der Fürther Standort wurde geschlossen. Seit 1999 ist Carrera ein Teil der österreichischen Stadelbauer-Gruppe.

Heutige Nutzung

 
Ansicht des ehemaligen Werksgebäudes von der Flößaustraße aus, 2008 zu Wohnraum umgebaut (Carrée Vita).


Literatur

  • Schweizer, Ulrich: Geschichte und Spielwaren der Firma JNF - Josef Neuhierl, Fürth, Gründerunternehmen der legendären Carrera-Bahnen, Schallstadt-Mengen, 2007
  • Karl Arnold: Fürther Spielwarenproduktion: Josef Neuhierl Fürth (JNF). Die Spielwarenfabrik. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2008, S. 71 - 97, auch online zugänglich als PDF

Sonstiges

Im Jahr 2010 gelang es dem ehemaligen Carrera-Mitarbeiter Klaus Niegratschka und einigen Freunden anlässlich eines Treffens von Modellflug-Nostalgikern noch einmal, fast alle Typen der inzwischen legendären Carrera-Flugmodelle auf einmal zusammenzubekommen und im Flug vorzuführen.

Siehe auch

Weblinks

Bilder

Vorlage:Bilder dieser Firma