Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
2.098 Bytes hinzugefügt ,  13:51, 13. Nov. 2018
Zeile 55: Zeile 55:  
Auch dieses Verfahren wurde zu Gunsten Sandreuters im Mai [[1941]] eingestellt, um Schaden von der Partei abzuwenden. Allerdings zog sich damit Dr. Häupler den Zorn der Partei, insbesondere vom stellv. Gauleiter Holz zu. Holz drohte Dr. Häupler offen mit seiner Beseitigung und Tötung. Laut den vorliegenden Zeugenaussagen versuchte Häupler sich zu schützen, in dem er sich dem politischen Widersacher von Holz anschließt, dem obersten SS-Führer Dr. Martin in Nürnberg. [[Adolf Schwiening]] berichtete [[1947]] den Sachverhalt wie folgt: ''Das Streben des SS Führers Himmlers ging schon lange dahin, alle Leiter von größeren Gemeindeverwaltungen in die SS aufnehmen zu lassen, um die Gemeindepolitik einheitlich ausrichten zu können. Schon seit längerer Zeit hatte daher der SS Obergruppenführer Polizeipräsident Martin – offenbar in höherem Auftrag – bei Häupler den Beitritt zur SS angeregt, den er ihm (wie mir Häupler meines Erinnerns einmal sagte) auch deshalb empfahl, um seine Position gegenüber der Gauleitung zu stärken. Schließlich gab Häupler nach, aber erst als man sich damit einverstanden erklärt hatte, dass er mit seiner Familie der Kirche treu bleiben dürfte. So wurde er dann Mitglied der SS, verblieb aber in der Kirche. Die Aufnahme in die SS kam gerade noch rechtzeitig, um den vom Gauleiter Holz gegen Häupler beabsichtigten Schlag zu parieren. Polizeipräsident Martin hat Häupler später von einer Unterredung mit Holz Mitteilung gemacht, wonach Holz aufs Heftigste über die Aufnahme in die SS erregt war, da ihm diese die beabsichtigte Beseitigung Häuplers (als [[kom. Oberbürgermeister]]) unmöglich gemacht habe. Holz soll dabei vor Wut mit der Faust auf den Tisch geschlagen haben''.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Eidesstattliche Erklärung Adolf Schwiening, Stadtkämmerer a.D., 2. August 1947</ref> Einschränkend zu dieser Aussage muss allerdings gesagt werden, dass [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und viele andere nach dem Krieg die "Wahrheit" nur sehr bedingt widergegeben haben und viele Nationalsozialisten in ein besseres Licht gerückt haben, als sie es tatsächlich waren. Im Fall von Dr. Häupler ist jedoch erwiesen, dass er tatsächlich vom stellv. Gauleiter Holz bedroht wurde und um sein Leben fürchten musste. So versuchte der stellv. Gauleiter Holz kurz vor Kriegsende noch seine politischen Gegner auszulöschen, um sich der Loyalität der noch verbliebenen Parteigenossen sicher zu sein. Dr. Gastreich berichtete nach dem Krieg: Mit "''... dieser Aktion sollten führende Mitglieder der Partei und ebensolche Nicht-Parteigenossen, welche unzuverlässig erschienen, im Sinn der „Rundumverteidigung Nürnberg-Fürths“ zum Opfer fallen.''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Abschrift Dr. med. Fritz Gastreich, FA für Chirurgie, 29. Juni 1946</ref>  Auf der sog. Todesliste standen Dr. Gastreich mit seinen Kollegen aus der Widerstandsgruppe, aber wohl auch Dr. Häupler.  
 
Auch dieses Verfahren wurde zu Gunsten Sandreuters im Mai [[1941]] eingestellt, um Schaden von der Partei abzuwenden. Allerdings zog sich damit Dr. Häupler den Zorn der Partei, insbesondere vom stellv. Gauleiter Holz zu. Holz drohte Dr. Häupler offen mit seiner Beseitigung und Tötung. Laut den vorliegenden Zeugenaussagen versuchte Häupler sich zu schützen, in dem er sich dem politischen Widersacher von Holz anschließt, dem obersten SS-Führer Dr. Martin in Nürnberg. [[Adolf Schwiening]] berichtete [[1947]] den Sachverhalt wie folgt: ''Das Streben des SS Führers Himmlers ging schon lange dahin, alle Leiter von größeren Gemeindeverwaltungen in die SS aufnehmen zu lassen, um die Gemeindepolitik einheitlich ausrichten zu können. Schon seit längerer Zeit hatte daher der SS Obergruppenführer Polizeipräsident Martin – offenbar in höherem Auftrag – bei Häupler den Beitritt zur SS angeregt, den er ihm (wie mir Häupler meines Erinnerns einmal sagte) auch deshalb empfahl, um seine Position gegenüber der Gauleitung zu stärken. Schließlich gab Häupler nach, aber erst als man sich damit einverstanden erklärt hatte, dass er mit seiner Familie der Kirche treu bleiben dürfte. So wurde er dann Mitglied der SS, verblieb aber in der Kirche. Die Aufnahme in die SS kam gerade noch rechtzeitig, um den vom Gauleiter Holz gegen Häupler beabsichtigten Schlag zu parieren. Polizeipräsident Martin hat Häupler später von einer Unterredung mit Holz Mitteilung gemacht, wonach Holz aufs Heftigste über die Aufnahme in die SS erregt war, da ihm diese die beabsichtigte Beseitigung Häuplers (als [[kom. Oberbürgermeister]]) unmöglich gemacht habe. Holz soll dabei vor Wut mit der Faust auf den Tisch geschlagen haben''.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Eidesstattliche Erklärung Adolf Schwiening, Stadtkämmerer a.D., 2. August 1947</ref> Einschränkend zu dieser Aussage muss allerdings gesagt werden, dass [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und viele andere nach dem Krieg die "Wahrheit" nur sehr bedingt widergegeben haben und viele Nationalsozialisten in ein besseres Licht gerückt haben, als sie es tatsächlich waren. Im Fall von Dr. Häupler ist jedoch erwiesen, dass er tatsächlich vom stellv. Gauleiter Holz bedroht wurde und um sein Leben fürchten musste. So versuchte der stellv. Gauleiter Holz kurz vor Kriegsende noch seine politischen Gegner auszulöschen, um sich der Loyalität der noch verbliebenen Parteigenossen sicher zu sein. Dr. Gastreich berichtete nach dem Krieg: Mit "''... dieser Aktion sollten führende Mitglieder der Partei und ebensolche Nicht-Parteigenossen, welche unzuverlässig erschienen, im Sinn der „Rundumverteidigung Nürnberg-Fürths“ zum Opfer fallen.''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Abschrift Dr. med. Fritz Gastreich, FA für Chirurgie, 29. Juni 1946</ref>  Auf der sog. Todesliste standen Dr. Gastreich mit seinen Kollegen aus der Widerstandsgruppe, aber wohl auch Dr. Häupler.  
   −
Interessant in diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, dass die Aktenlage zwar das starke Rechtsempfinden des kommissarischen Oberbürgermeisters Dr. Häupler hervorhebt - auch gegenüber Parteigenossen - allerdings finden sich keine entlastenden Aussagen zu Dr. Häupler, zum Beispiel wenn er das Unrecht an der jüdischen Bevölkerung beschrieben hätte. Der Umstand, dass ein Beamter sich persönlich bereichert hat, hat Dr. Häupler zwar erzürnt, der Umstand der ungesetzlichen Enteignung und die Schikanierung der jüdischen Bevölkerung bis hin zu deren Deportation und Ermordung scheint nach Aktenlage für Dr. Häupler jedoch kein Problem gewesen zu sein - auch nicht die Reichspogromnacht in Fürth.
+
Interessant in diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, dass die Aktenlage zwar das starke (NS-)Rechtsempfinden des kommissarischen Oberbürgermeisters Dr. Häupler hervorhebt - auch gegenüber Parteigenossen - allerdings finden sich keine entlastenden Aussagen zu Dr. Häupler, zum Beispiel wenn er das Unrecht an der jüdischen Bevölkerung beschrieben hätte. Der Umstand, dass ein Beamter sich persönlich bereichert hat, hat Dr. Häupler zwar erzürnt, der Umstand der ungesetzlichen Enteignung und die Schikanierung der jüdischen Bevölkerung bis hin zu deren Deportation und Ermordung scheint nach Aktenlage für Dr. Häupler jedoch kein Problem gewesen zu sein - auch nicht die Reichspogromnacht in Fürth.
 +
 
 +
In der NS-Innensicht wurde Häupler als einwandfreier Parteigenosse betrachtet. In seinen politischen Beurteilungen hieß es, u.a.
 +
 
 +
- "soll ein alter Parteignosse sein, und soll auch für den Nat.Soz- bei jeder Gelegenheit agitiert haben." (NSDAP Kreisleitung 19.12.1937)
 +
 
 +
- "Er erfreute sich hier des besten Rufes. Nachtteiliges ist über ihn nicht bekannt." (Gestapo Nürnberg-Fürth, 20.12.1937)
 +
 
 +
- er "war ein eifriger Verfechter der nat.soz. Weltanschauung" (Gauleitung Franken, 30.12.1937)
 +
 
 +
- "Häupler nahm regen Anteil an den politischen Ereignissen und war ein eifriger Verfechter der nat. soz. Weltanschauung." (Gauleitung Franken, 6.1.1938)
 +
 
 +
- "Häupler nahm stets regen Anteil an den politischen Ereignissen und war ein eifriger Verfechter der nat. soz. Weltanschauung." (Reichssicherheitsdienst des Reichsführers SS, SD-Unterabschnitt Franken)
 +
 
 +
- "SS-mäßig ist er bestens ausgerichtet. Er arbeite aufs Engste mit allen Dienststellen der SS zusammen und hilft mit seinen Einflüssen, wo er kann."
 +
 
 +
Aus dem Bereich des Reichsstatthalters in Bayern kam aufgrund der guten Eignung Häuplers die Empfehlung, ihn zum Bezirksoberamtmann vorzuschlagen, obwohl "Beförderungen unter Übergehung einer großen Zahl von qualifizierten und älteren Beamten sich auf die Dienstfreudigkeit der gesamten Beamtenschaft sehr ungünstig auswirken. Auch wird die dienstliche Stellung so junger Bezirksoberamtmänner besonders gegenüber älteren und erfahreneren Nebenbeamten sehr schwierig sein." Dennoch wurde es "aus politischen Gründen für vertretbar [gehalten] daß der Versuch gemacht wird, Altparteigenossen die Führung von Bezirksämtern zu übertragen, wenn sie auch nach ihrem Alter und ihrer bisherigen Laufbahn noch kaum die wünschenswerte Erfahrung besitzen können." (1.2.1938)
 +
 
 +
Da Häupler bereits Anfang und Mitte der 1920er Jahren in rechtsradikalen Vereinigungen bzw. der SA nahestehenden Vereinigungen wie dem "Bund Oberland" (bis 1923) und der "Altreichsflagge" (bis 1926) angehörte, ist er eindeutig dem inneren Kreis der fränkischen Nationalsozialisten zuzurechnen.
    
== Kapitulation 19. April 1945 ==
 
== Kapitulation 19. April 1945 ==
153

Bearbeitungen

Navigationsmenü