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[[Datei:NSDAP Stempel 1941.jpg|miniatur|rechts|NSDAP-Kreisleitung Stempel, 1941]]
 
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[[Bild:Rathaus_Fürth_A4250.jpg|mini|right]]Die '''N'''ational'''s'''ozialistische '''D'''eutsche '''A'''rbeiter'''p'''artei, kurz: '''NSDAP''', war eine in den 1920er Jahren entstandene Partei, die in ihrem Programm von Antisemitismus, Nationalismus und der Ablehnung der Demokratie geprägt war. Laut einer Berichterstattung der örtlichen Presse [[1947]] gab es in Fürth-Stadt gegen Ende des Krieges 6.101 Parteimitglieder der NSDAP.<ref>sm: Fürth hat die wenigsten "Nazi" in Bayern. In: Fürther Nachrichten vom Herbst 1947</ref>
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[[Bild:Rathaus_Fürth_A4250.jpg|mini|right]]Die '''N'''ational'''s'''ozialistische '''D'''eutsche '''A'''rbeiter'''p'''artei, kurz: '''NSDAP''', war eine in den 1920er Jahren entstandene Partei, die in ihrem Programm von Antisemitismus, Nationalismus und der Ablehnung der Demokratie geprägt war. Laut einer Berichterstattung der örtlichen Presse [[1947]] gab es in Fürth-Stadt gegen Ende des Krieges 6.101 Parteimitglieder der NSDAP.<ref>sm: Fürth hat die wenigsten "Nazi" in Bayern. In: Fürther Nachrichten vom Herbst 1947. Diese Angabe ist als Quelle jedoch sehr unpräzise und nicht nachvollziehbar.</ref>
    
Die NSDAP herrschte von [[1933]] bis [[1945]] in Deutschland allein (Parteiendiktatur). [[1945]] wurde sie mit allen ihren Untergliederungen als verbrecherische Organisation verboten und aufgelöst. Ihr Vermögen wurde durch den Staat eingezogen und beschlagnahmt.
 
Die NSDAP herrschte von [[1933]] bis [[1945]] in Deutschland allein (Parteiendiktatur). [[1945]] wurde sie mit allen ihren Untergliederungen als verbrecherische Organisation verboten und aufgelöst. Ihr Vermögen wurde durch den Staat eingezogen und beschlagnahmt.
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=== Erste Großkundgebung 1925 ===
 
=== Erste Großkundgebung 1925 ===
 
[[Datei:Albert Forster SS Gründung 1925 in Fürth.jpg|miniatur|rechts|Gründung der SS in Fürth 1925, in der Mitte Albert Forster.]]
 
[[Datei:Albert Forster SS Gründung 1925 in Fürth.jpg|miniatur|rechts|Gründung der SS in Fürth 1925, in der Mitte Albert Forster.]]
Für den 19. und [[20. September]] [[1925]] plante [[Albert Forster]] die erste NSDAP-Großkundgebung in Fürth, den sog. Hitler-Tag. Dabei sollten, neben Adolf Hitler, zahlreiche "völkische Führer" in Fürth auftreten. Die NSDAP-Veranstaltung mit ca. 10 - 15.000 geplanten Teilnehmern wurde allerdings von der Polizei untersagt, da zur gleichen Zeit das jüdische Neujahrsfest in Fürth gefeiert wurde und "''die ungestörte Durchführung dieses Festes, für welches eine größere Anzahl von Gottesdiensten angesetzt ist, ist durch Art. 135 der Reichsverfassung gewährleistet, danach haben die Mitglieder der Fürther jüdischen Kultusgemeinde für die Begehung ihrer rituellen Feierlichkeiten Anspruch auf staatlichen Schutz.''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion Nürnberg Fürth Nr. 5701/II, Schreiben vom 16. September 1925, i. V. Schachinger</ref> Dieser Termin war sicherlich von der NSDAP nicht zufällig gewählt, so dass die inszenierte Empörung nicht ausblieb: "''So weit war es also gekommen. Der Jude spielt den Provozierten, wenn dem Volk die Augen geöffnet werden sollten und die marxistischen Verräter waren bereitwillig mit dem Verbot zur Hand. Diese "bayerische Schande"'', wie der "Völkische Beobachter" damals dazu schrieb, ''sollte sich aber rächen.''"<ref>Wilhelm Löbsack. Albert Forster - Danzigs Gauleiter. Hanseatische Verlagsgesellschaft AG, Hamburg, 1934, S. 16</ref> Die Großkundgebung fand eine Woche später statt, am 26. und [[27. September]] [[1925]] mit Adolf Hitler und weiterer NS-Prominenz, zeigte aber nicht den gewünschten Zuspruch. Man erhoffte sich ca. 15.000 Teilnehmer - gekommen waren "''nur''" 4.000 Teilnehmer.<ref>Gauleiter Albert Forster, Der Deutsche Angestelltenführer, S. 15 ff.</ref>
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Für den 19. und [[20. September]] [[1925]] plante [[Albert Forster]] die erste NSDAP-Großkundgebung in Fürth, den sog. Hitler-Tag. Dabei sollten, neben [[Adolf Hitler]], zahlreiche "völkische Führer" in Fürth auftreten. Die NSDAP-Veranstaltung mit ca. 10 - 15.000 geplanten Teilnehmern wurde allerdings von der Polizei untersagt, da zur gleichen Zeit das jüdische Neujahrsfest in Fürth gefeiert wurde und "''die ungestörte Durchführung dieses Festes, für welches eine größere Anzahl von Gottesdiensten angesetzt ist, ist durch Art. 135 der Reichsverfassung gewährleistet, danach haben die Mitglieder der Fürther jüdischen Kultusgemeinde für die Begehung ihrer rituellen Feierlichkeiten Anspruch auf staatlichen Schutz.''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirektion Nürnberg Fürth Nr. 5701/II, Schreiben vom 16. September 1925, i. V. Schachinger</ref> Dieser Termin war sicherlich von der NSDAP nicht zufällig gewählt, so dass die inszenierte Empörung nicht ausblieb: "''So weit war es also gekommen. Der Jude spielt den Provozierten, wenn dem Volk die Augen geöffnet werden sollten und die marxistischen Verräter waren bereitwillig mit dem Verbot zur Hand. Diese "bayerische Schande"'', wie der "Völkische Beobachter" damals dazu schrieb, ''sollte sich aber rächen.''"<ref>Wilhelm Löbsack. Albert Forster - Danzigs Gauleiter. Hanseatische Verlagsgesellschaft AG, Hamburg, 1934, S. 16</ref> Die Großkundgebung fand eine Woche später statt, am 26. und [[27. September]] [[1925]] mit [[Adolf Hitler]] und weiterer NS-Prominenz, zeigte aber nicht den gewünschten Zuspruch. Man erhoffte sich ca. 15.000 Teilnehmer - gekommen waren "''nur''" 4.000 Teilnehmer.<ref>Gauleiter Albert Forster, Der Deutsche Angestelltenführer, S. 15 ff.</ref>
    
[[1927]] zählte die Ortsgruppe knapp 200 Mitglieder, also kaum mehr als zur Gründung [[1925]]. Auch die angegliederten Organisationen wie SS und SA hatten in dieser Zeit keinen großen Zulauf. Anlässlich der Verabschiedung des SA-Standartenführers Schneider am [[31. Mai]] [[1933]] berichtet der Fürther Anzeiger, dass die SA-Stärke [[1927]] lediglich bei 120 Mann lag, weshalb angeblich Hitler persönlich im August [[1927]] Schneider aus dem Chiemgau nach Fürth berief. Seitdem stieg die Zahl der Mitglieder stetig, bis [[1933]] knapp 2.000 Mann in der SA gezählt wurden.<ref>Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 118</ref>
 
[[1927]] zählte die Ortsgruppe knapp 200 Mitglieder, also kaum mehr als zur Gründung [[1925]]. Auch die angegliederten Organisationen wie SS und SA hatten in dieser Zeit keinen großen Zulauf. Anlässlich der Verabschiedung des SA-Standartenführers Schneider am [[31. Mai]] [[1933]] berichtet der Fürther Anzeiger, dass die SA-Stärke [[1927]] lediglich bei 120 Mann lag, weshalb angeblich Hitler persönlich im August [[1927]] Schneider aus dem Chiemgau nach Fürth berief. Seitdem stieg die Zahl der Mitglieder stetig, bis [[1933]] knapp 2.000 Mann in der SA gezählt wurden.<ref>Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 118</ref>
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[[Albert Forster]] wurde Ende [[1929]] als Angestellter des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands (DHV) nach Hamburg versetzt. Sein Nachfolger in Fürth wurde [[Franz Jakob]], der spätere [[Oberbürgermeister]]. [[Franz Jakob|Jakob]] war bis August [[1932]] Ortsgruppenleiter, nach der Umstrukturierung im August [[1932]] Kreisleiter. Seit [[1930]] war er Mitglied im [[Stadtrat]] und seit April [[1932]] Mitglied des Bay. Landtages. Zunächst diente er aber als Gau-Redner der zweiten bzw. dritten Garnitur und wurde häufig als Werberedner für die Landbevölkerung bezeichnet. Als ehem. Eisenbahnbeamter widmete er sich später auch den Beamten, denn ab Ende [[1932]] hatte [[Franz Jakob|Jakob]] innerhalb der NSDAP die Funktion eines Gauleiters der Beamtenabteilung Mittelfranken.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 31.10.32</ref>
 
[[Albert Forster]] wurde Ende [[1929]] als Angestellter des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands (DHV) nach Hamburg versetzt. Sein Nachfolger in Fürth wurde [[Franz Jakob]], der spätere [[Oberbürgermeister]]. [[Franz Jakob|Jakob]] war bis August [[1932]] Ortsgruppenleiter, nach der Umstrukturierung im August [[1932]] Kreisleiter. Seit [[1930]] war er Mitglied im [[Stadtrat]] und seit April [[1932]] Mitglied des Bay. Landtages. Zunächst diente er aber als Gau-Redner der zweiten bzw. dritten Garnitur und wurde häufig als Werberedner für die Landbevölkerung bezeichnet. Als ehem. Eisenbahnbeamter widmete er sich später auch den Beamten, denn ab Ende [[1932]] hatte [[Franz Jakob|Jakob]] innerhalb der NSDAP die Funktion eines Gauleiters der Beamtenabteilung Mittelfranken.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 31.10.32</ref>
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[[1928]] unternahm die NSDAP in Fürth bei den Reichstags- und Landtagswahlen nach eigenen Angaben eine "außerordentliche Kraftanstrengung".<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion vom 15.12.1928</ref> Die NSDAP zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu den anderen politischen Parteien die Stadt Fürth mit einer Vielzahl von Veranstaltungen regelrecht überzog, wenn auch anfänglich mit nur mäßigem Erfolg. Während zum Beispiel der spätere Reichsminister des Inneren, Dr. Wilhelm Frick, lediglich 70 Zuhörer verbuchen konnte, gelang es der NSDAP am [[28. März]] [[1928]] mit Adolf Hitler als Redner immerhin knapp 1.000 Zuhörer in Fürth zu mobilisieren. In den sog. "Kampfjahren" gelang des der NSDAP, neben Dr. Frick, Julius Streicher und Adolf Hitler auch Gregor Straßer (Reichspropagandaleiter) und Hermann Göring als Redner für Veranstaltungen in Fürth gewinnen zu können.
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[[1928]] unternahm die NSDAP in Fürth bei den Reichstags- und Landtagswahlen nach eigenen Angaben eine "außerordentliche Kraftanstrengung".<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion vom 15.12.1928</ref> Die NSDAP zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu den anderen politischen Parteien die Stadt Fürth mit einer Vielzahl von Veranstaltungen regelrecht überzog, wenn auch anfänglich mit nur mäßigem Erfolg. Während zum Beispiel der spätere Reichsminister des Inneren, Dr. Wilhelm Frick, lediglich 70 Zuhörer verbuchen konnte, gelang es der NSDAP am [[28. März]] [[1928]] mit [[Adolf Hitler]] als Redner immerhin knapp 1.000 Zuhörer in Fürth zu mobilisieren. In den sog. "Kampfjahren" gelang des der NSDAP, neben Dr. Frick, Julius Streicher und [[Adolf Hitler]] auch Gregor Straßer (Reichspropagandaleiter) und Hermann Göring als Redner für Veranstaltungen in Fürth gewinnen zu können.
    
== Konsolidierung ab 1930 ==
 
== Konsolidierung ab 1930 ==
[[Bild:Jakob Forster.jpg|mini|right|OB Jakob mit dem späteren Gauleiter Danzigs Albert Forster vor dem Rathaus]]März [[1930]] hatte die Partei trotz all ihrer Bemühungen nicht mehr als 185 Mitglieder (144 Männer und 41 Frauen)<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion vom 31.5.30, Generalmitgliedsversammlung der Ortsgruppe Fürth am 10.3.30</ref>; dies änderte sich erst Ende [[1931]] mit dem Aufstieg Adolf Hitlers bei den Reichstagswahlen.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 6.3.31 und 27.6.31 bzw. 24.10.31</ref> Nach den Wahlerfolgen bekannten sich zunehmend mehr Wähler auch öffentlich zur NSDAP. Ab [[1932]] schien die NSDAP in Fürth so viele Mitglieder zu haben, so dass aufgrund der Neuorganisation der Reichsleitung im August [[1932]] eine Ortsgruppe dann geteilt werden musste, wenn sie mehr als 500 Mitglieder hatte. Die Ortsgruppe schien somit [[1932]] mindestens 1.500 Mitglieder zu haben, da nach den Grundsätzen der Neuorganisation sich neben der neuen Ortsgruppe [[Burgfarrnbach]] zwei weitere gründeten. Insbesondere die Gründung einer Ortsgruppe in der Südstadt bereitete der NSDAP [[1930]] noch größere Schwierigkeiten, da sie in der "roten Hochburg" nur mit Mühe einen Wirt fanden, der bereit war, der NSDAP sein Lokal für Parteiversammlungen zur Verfügung zu stellen.<ref>Fürther Anzeiger vom 9. März 1933 und 24. April 1933</ref>
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[[Bild:Jakob Forster.jpg|mini|right|OB Jakob mit dem späteren Gauleiter Danzigs Albert Forster vor dem Rathaus]]März [[1930]] hatte die Partei trotz all ihrer Bemühungen nicht mehr als 185 Mitglieder (144 Männer und 41 Frauen)<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion vom 31.5.30, Generalmitgliedsversammlung der Ortsgruppe Fürth am 10.3.30</ref>; dies änderte sich erst Ende [[1931]] mit dem Aufstieg [[Adolf Hitler]]s bei den Reichstagswahlen.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 6.3.31 und 27.6.31 bzw. 24.10.31</ref> Nach den Wahlerfolgen bekannten sich zunehmend mehr Wähler auch öffentlich zur NSDAP. Ab [[1932]] schien die NSDAP in Fürth so viele Mitglieder zu haben, so dass aufgrund der Neuorganisation der Reichsleitung im August [[1932]] eine Ortsgruppe dann geteilt werden musste, wenn sie mehr als 500 Mitglieder hatte. Die Ortsgruppe schien somit [[1932]] mindestens 1.500 Mitglieder zu haben, da nach den Grundsätzen der Neuorganisation sich neben der neuen Ortsgruppe [[Burgfarrnbach]] zwei weitere gründeten. Insbesondere die Gründung einer Ortsgruppe in der Südstadt bereitete der NSDAP [[1930]] noch größere Schwierigkeiten, da sie in der "roten Hochburg" nur mit Mühe einen Wirt fanden, der bereit war, der NSDAP sein Lokal für Parteiversammlungen zur Verfügung zu stellen.<ref>Fürther Anzeiger vom 9. März 1933 und 24. April 1933</ref>
    
[[Bild:NS Rathaussaal A5550.jpg|mini|left|Sitzungssaal im Rathaus]]Im Zuge der Reichspräsidentenwahlen [[1932]] überzog die NSDAP wieder die Stadt Fürth mit einer Flut an Propaganda-Veranstaltungen. Vor der Wahl im Juli führte die NSDAP in Fürth insgesamt 97 Wahlveranstaltungen durch - mehr als alle anderen Parteien zusammen. Dabei wurde gezielt und differenziert in den einzelnen Stadtteilen vorgegangen. Während man in den Vororten primär auf die Probleme der Landwirte einging mit der "verräterischen Politik" der Schwarzen und der Roten, wurden in den Stadtteilen mit hohem Arbeiteranteil mehr gegen die "Sünden der Regierung" in der Wirtschaftspolitk gehetzt und die "Kriegsschuldlüge" des Versailler Vertrags angeprangert. Man sprach in den Veranstaltungen vom Verrat der Arbeiterführer und hetzte bewusst gegen die [[SPD]] - die nach Meinung der NSDAP mit "''dem Wertkapital ein Bündnis eingegangen sei und nichts weiter als eine Schutztruppe des Judentums darstellte''".<ref>Fürther Anzeiger vom 2. Juli 1932</ref> Besonders intensiv stellte die NSDAP den Kontrast zwischen der Versprechungen der Novemberrevolution von 1918 und der "heutigen" Lage in der Arbeiterschaft in den Vordergrund. "''Der Arbeiter muss erkennen, dass ihn seine Führer ganz erbärmlich verraten haben. Im Gegensatz dazu werde der nationalsozialistische Staat aber Arbeit und Brot schaffen. Die NSDAP wolle keinen Wohlfahrtsstaat, sondern Arbeit für den ehrlichen deutschen Arbeiter, ein Deutschland der Arbeiter.''"<ref>Fürther Anzeiger vom 2. Juli, 7. Juli, 8. Juli und 21. Juli 1932</ref> In der Südstadt hingegen warb die NSDAP mit "christlicher Betroffenheitsrethorik" um die katholischen Wählerstimmen. Dabei wurden die "lieben Katholiken" und "deutschen Volksgenossen" auf die antinationale Politik der Zentrumspartei hingewiesen, auf die ''"Verhöhnung der christlichen Religion durch die gottlosen Marxisten ... sowie auf die Verfolgung und Unterdrückung der Religion in Rußland und Spanien"''. Die NSDAP spielte sich als Retter der Religionen auf, denn ohne den Nationalsozialismus hätte ''"schon längst der kommunistische Blutrausch Kirchen und Klöster zerstört und Geistliche ermordet ... Die NSDAP sei nicht kirchenfeindlich, auch ihr Kampf gegen die Juden gelte nicht der Religion, sondern ihrer Rasse."''<ref>Fürther Anzeiger vom 30. Juli 1932 sowie, Fürther Anzeiger vom 1. Juli 1932 zur Judenfrage an dem Sprechabend der Sektion Altstadt</ref>  
 
[[Bild:NS Rathaussaal A5550.jpg|mini|left|Sitzungssaal im Rathaus]]Im Zuge der Reichspräsidentenwahlen [[1932]] überzog die NSDAP wieder die Stadt Fürth mit einer Flut an Propaganda-Veranstaltungen. Vor der Wahl im Juli führte die NSDAP in Fürth insgesamt 97 Wahlveranstaltungen durch - mehr als alle anderen Parteien zusammen. Dabei wurde gezielt und differenziert in den einzelnen Stadtteilen vorgegangen. Während man in den Vororten primär auf die Probleme der Landwirte einging mit der "verräterischen Politik" der Schwarzen und der Roten, wurden in den Stadtteilen mit hohem Arbeiteranteil mehr gegen die "Sünden der Regierung" in der Wirtschaftspolitk gehetzt und die "Kriegsschuldlüge" des Versailler Vertrags angeprangert. Man sprach in den Veranstaltungen vom Verrat der Arbeiterführer und hetzte bewusst gegen die [[SPD]] - die nach Meinung der NSDAP mit "''dem Wertkapital ein Bündnis eingegangen sei und nichts weiter als eine Schutztruppe des Judentums darstellte''".<ref>Fürther Anzeiger vom 2. Juli 1932</ref> Besonders intensiv stellte die NSDAP den Kontrast zwischen der Versprechungen der Novemberrevolution von 1918 und der "heutigen" Lage in der Arbeiterschaft in den Vordergrund. "''Der Arbeiter muss erkennen, dass ihn seine Führer ganz erbärmlich verraten haben. Im Gegensatz dazu werde der nationalsozialistische Staat aber Arbeit und Brot schaffen. Die NSDAP wolle keinen Wohlfahrtsstaat, sondern Arbeit für den ehrlichen deutschen Arbeiter, ein Deutschland der Arbeiter.''"<ref>Fürther Anzeiger vom 2. Juli, 7. Juli, 8. Juli und 21. Juli 1932</ref> In der Südstadt hingegen warb die NSDAP mit "christlicher Betroffenheitsrethorik" um die katholischen Wählerstimmen. Dabei wurden die "lieben Katholiken" und "deutschen Volksgenossen" auf die antinationale Politik der Zentrumspartei hingewiesen, auf die ''"Verhöhnung der christlichen Religion durch die gottlosen Marxisten ... sowie auf die Verfolgung und Unterdrückung der Religion in Rußland und Spanien"''. Die NSDAP spielte sich als Retter der Religionen auf, denn ohne den Nationalsozialismus hätte ''"schon längst der kommunistische Blutrausch Kirchen und Klöster zerstört und Geistliche ermordet ... Die NSDAP sei nicht kirchenfeindlich, auch ihr Kampf gegen die Juden gelte nicht der Religion, sondern ihrer Rasse."''<ref>Fürther Anzeiger vom 30. Juli 1932 sowie, Fürther Anzeiger vom 1. Juli 1932 zur Judenfrage an dem Sprechabend der Sektion Altstadt</ref>  
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* [[20. Mai]] [[1932]] - Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), Gründer Heinrich Scheid, von Beruf Schreiner
 
* [[20. Mai]] [[1932]] - Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), Gründer Heinrich Scheid, von Beruf Schreiner
 
* August [[1932]] - 3 Ortsgruppen (Innenstadt, Südstadt, Burgfarrnbach)
 
* August [[1932]] - 3 Ortsgruppen (Innenstadt, Südstadt, Burgfarrnbach)
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: NSDAP Gruppierungen und Organisationen in Fürth, mit Standort und Leiter -> siehe Hauptartikel [[NS-Organsationen und Gruppierungen]]
    
== „Machtergreifung“ ab 1933 ==
 
== „Machtergreifung“ ab 1933 ==
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=== Auflösung des Stadtrates 1933 ===
 
=== Auflösung des Stadtrates 1933 ===
 
[[Bild:Braunes Haus A5704.jpg|mini|left|Das "Braune Haus" der NSDAP in der Nürnberger Straße 7, ehemals die [[Heckmannschule]]. Das Plakat "Stimme mit Ja" verweist auf die [[Wikipedia:Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs|Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs]] am 19. August 1934 ]]
 
[[Bild:Braunes Haus A5704.jpg|mini|left|Das "Braune Haus" der NSDAP in der Nürnberger Straße 7, ehemals die [[Heckmannschule]]. Das Plakat "Stimme mit Ja" verweist auf die [[Wikipedia:Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs|Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs]] am 19. August 1934 ]]
Auch dieser [[Stadtrat]] blieb in dieser Konstellation nicht lange bestehen. Die [[KPD]] war bereits bei der Neubesetzung des Stadtrates nicht mehr berücksichtigt worden, während man sich über die [[SPD]] zunächst nur öffentlich lustig machte. Das änderte sich am [[22. Juni]] [[1933]], als man der [[SPD]] jegliche politische Aktivität untersagte und die [[SPD]] zunehmend als Organisation zerfiel. Am [[7. Juli]] [[1933]] wurde in der "''Verordnung zur Sicherung der Staatsführung''"<ref>Stadtarchiv Fürth, 0/24 d 362</ref> geregelt, dass die 10 [[SPD]]-Stadtratssitze der [[NSDAP]] zugeschrieben werden - und die [[SPD]] aufgelöst wird. Die übrigen bürgerlichen Parteien hatten sich bis dahin "selbst aufgelöst", wie es im NS-Jargon hieß. Bis Oktober [[1933]] wurden in Fürth nahezu alle Parteien mit Ausnahme der [[NSDAP]] aufgelöst und viele Mitglieder und Funktionäre verhaftet. [[Bild:Braunes Haus 5151.jpg|mini|right|Das ehem. "Braune Haus" heute]]Unter den Verhafteten waren am [[10. März]] [[1933]] die Fürther Kommunisten [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]]. Knapp vier Wochen später wurden beide im KZ Dachau durch SS-Mitglieder ermordet und waren damit die ersten jüdischen Opfer des NS-Terrors in einem Konzentrationslager. In einer Sitzung des [[Stadtrat]]es - der inzwischen Gemeinderat hieß - wurde am [[19. Oktober]] [[1933]] [[Franz Jakob|Jakob]] offizell einstimmig zum [[Oberbürgermeister]] gewählt. Kurz darauf wurden unliebsame Verwaltungsangestellte und Beamte aus dem städtischen Dienst entfernt, so z. B. der spätere [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]]. [[Franz Jakob|Jakob]] selbst gab am [[29. Dezember]] [[1933]] einen Jahresrückblick mit folgenden Worten: "''Das Jahr 1933 brachte mit der Übernahme der Reichskanzlerschaft durch den Führer Adolf Hitler und der großen nationalen Erhebung die heiß ersehnte Schicksalswende des deutschen Volkes. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollzog sich in rascher Aufeinanderfolge eine grundlegende Umgestaltung, die auch in die Rathäuser und Gemeindestuben den neuen Geist und frisches Leben verpflanzte.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Akte 0/24 d 362</ref>
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Auch dieser [[Stadtrat]] blieb in dieser Konstellation nicht lange bestehen. Die [[KPD]] war bereits bei der Neubesetzung des Stadtrates nicht mehr berücksichtigt worden, während man sich über die [[SPD]] zunächst nur öffentlich lustig machte. Das änderte sich am [[22. Juni]] [[1933]], als man der [[SPD]] jegliche politische Aktivität untersagte und die [[SPD]] zunehmend als Organisation zerfiel. Am [[7. Juli]] [[1933]] wurde in der "''Verordnung zur Sicherung der Staatsführung''"<ref>Stadtarchiv Fürth, 0/24 d 362</ref> geregelt, dass die 10 [[SPD]]-Stadtratssitze der [[NSDAP]] zugeschrieben werden - und die [[SPD]] aufgelöst wird. Die übrigen bürgerlichen Parteien hatten sich bis dahin "selbst aufgelöst", wie es im NS-Jargon hieß. Bis Oktober [[1933]] wurden in Fürth nahezu alle Parteien mit Ausnahme der [[NSDAP]] aufgelöst und viele Mitglieder und Funktionäre verhaftet. [[Bild:Braunes Haus 5151.jpg|mini|right|Das ehem. "Braune Haus" heute]]Unter den Verhafteten waren am [[10. März]] [[1933]] die Fürther Kommunisten [[Rudolf Benario]] und [[Ernst Goldmann]]. Knapp vier Wochen später wurden beide im KZ Dachau durch SS-Mitglieder ermordet und waren damit die ersten jüdischen Opfer des NS-Terrors in einem Konzentrationslager. In einer Sitzung des [[Stadtrat]]es - der inzwischen Gemeinderat hieß - wurde am [[19. Oktober]] [[1933]] [[Franz Jakob|Jakob]] offizell einstimmig zum [[Oberbürgermeister]] gewählt. Kurz darauf wurden unliebsame Verwaltungsangestellte und Beamte aus dem städtischen Dienst entfernt, so z. B. der spätere [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]]. [[Franz Jakob|Jakob]] selbst gab am [[29. Dezember]] [[1933]] einen Jahresrückblick mit folgenden Worten: "''Das Jahr 1933 brachte mit der Übernahme der Reichskanzlerschaft durch den Führer [[Adolf Hitler]] und der großen nationalen Erhebung die heiß ersehnte Schicksalswende des deutschen Volkes. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollzog sich in rascher Aufeinanderfolge eine grundlegende Umgestaltung, die auch in die Rathäuser und Gemeindestuben den neuen Geist und frisches Leben verpflanzte.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Akte 0/24 d 362</ref>
    
=== OB Wild wird abgesetzt - Jakob wird neuer OB ===
 
=== OB Wild wird abgesetzt - Jakob wird neuer OB ===
 
[[Datei:OB Franz Jakob 1935 A6792.jpg|mini|right|OB Franz Jakob vor dem Rathaus, ca. 1935]]Der seit [[1914]] amtierende [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z. B. im Februar [[1933]], den neuen Reichskanzler Hitler am [[Flughafen]] zu empfangen.<ref>Adele Sischka, Die Gleichschaltung in Fürth 1933/34. In Fürther Heimatblätter 1982, Nr. 3, S. 63</ref> In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im [[Stadtrat]] wurde [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] am [[27. April]] [[1933]] als letzter demokratisch gewählter [[Oberbürgermeister]] der Stadt Fürth durch einen Beschluss im [[Stadtrat]] in den "dauernden Ruhestand" versetzt - angeblich auf "Wunsch der Menge".<ref>Nordbay. Zeitung vom 16. März 1933</ref> In Wahrheit war [[Robert Wild|Wild]] von der Sturmabteilung (SA) extrem unter Druck gesetzt worden, so dass er dem Druck nachgeben musste und am [[24. April]] [[1933]] vom Dienst suspendiert wurde durch ein Attest: "''... mit Rücksicht auf seine erschütterte Gesundheit unter Beibringung eines amtärztlichen Zeugnisses''".<ref>Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref> Damit war der Weg frei für [[Franz Jakob]], Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde, Kreisleiter in Fürth und Mitglied des Landtages seit [[1932]].<ref>Alles unter Kontrolle - Rückblick auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten am 18./19. Februar 1995</ref> Noch in der gleichen Sitzung wurde [[Franz Jakob|Jakob]] am 27. April 1933 kommissarisch zum "Ersten Bürgermeister" gewählt, mit 17 gegen 10 Stimmen der [[SPD]]. Die [[SPD]] selbst hatte keinen Gegenkandidaten aufgestellt. Der Fraktionsführer Engehardt führte dazu aus: "''Meine Fraktion anerkennt den Anspruch der NSDAP auf die Stelle des Ersten Bürgermeisters und bringt das damit zum Ausdruck, dass wir keinen Gegenkandidaten vorschlagen.''"<ref>Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref> Zweiter Bürgermeister wird mit 22 von 27 Stimmen Herrmann Friedrich. Er war nicht Mitglied der NSDAP, so dass auch fünf [[SPD]]-Mitglieder ihm ihre Stimme gaben, die anderen fünf [[SPD]]-Mitglieder enthielten sich der Stimme. Dritter Bürgermeister wurde Heinrich Schied mit 16 von 25 Stimmen. Die Stimmen für Schied kamen ausschließlich von der NSDAP. Am [[15. Mai]] [[1933]] wurden die Wahlen von der Regierung von Ober- und Mittelfranken bestätigt - im Einvernehmen mit dem Gauleiter der NSDAP.<ref>Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref> Am [[10. Dezember]] [[1934]] schied Friedrich als Stellvertreter [[Franz Jakob|Jakob]]s aus dem Dienst. Nachfolger wurde Dr. [[Fritz Kempfler]], der allerdings [[1938]] ebenfalls aus dem Fürther [[Stadtrat]] ausschied, da er in Bayreuth [[Oberbürgermeister]] wurde.  
 
[[Datei:OB Franz Jakob 1935 A6792.jpg|mini|right|OB Franz Jakob vor dem Rathaus, ca. 1935]]Der seit [[1914]] amtierende [[Oberbürgermeister]] [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z. B. im Februar [[1933]], den neuen Reichskanzler Hitler am [[Flughafen]] zu empfangen.<ref>Adele Sischka, Die Gleichschaltung in Fürth 1933/34. In Fürther Heimatblätter 1982, Nr. 3, S. 63</ref> In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im [[Stadtrat]] wurde [[Robert Wild|Dr. Robert Wild]] am [[27. April]] [[1933]] als letzter demokratisch gewählter [[Oberbürgermeister]] der Stadt Fürth durch einen Beschluss im [[Stadtrat]] in den "dauernden Ruhestand" versetzt - angeblich auf "Wunsch der Menge".<ref>Nordbay. Zeitung vom 16. März 1933</ref> In Wahrheit war [[Robert Wild|Wild]] von der Sturmabteilung (SA) extrem unter Druck gesetzt worden, so dass er dem Druck nachgeben musste und am [[24. April]] [[1933]] vom Dienst suspendiert wurde durch ein Attest: "''... mit Rücksicht auf seine erschütterte Gesundheit unter Beibringung eines amtärztlichen Zeugnisses''".<ref>Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref> Damit war der Weg frei für [[Franz Jakob]], Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde, Kreisleiter in Fürth und Mitglied des Landtages seit [[1932]].<ref>Alles unter Kontrolle - Rückblick auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten am 18./19. Februar 1995</ref> Noch in der gleichen Sitzung wurde [[Franz Jakob|Jakob]] am 27. April 1933 kommissarisch zum "Ersten Bürgermeister" gewählt, mit 17 gegen 10 Stimmen der [[SPD]]. Die [[SPD]] selbst hatte keinen Gegenkandidaten aufgestellt. Der Fraktionsführer Engehardt führte dazu aus: "''Meine Fraktion anerkennt den Anspruch der NSDAP auf die Stelle des Ersten Bürgermeisters und bringt das damit zum Ausdruck, dass wir keinen Gegenkandidaten vorschlagen.''"<ref>Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref> Zweiter Bürgermeister wird mit 22 von 27 Stimmen Herrmann Friedrich. Er war nicht Mitglied der NSDAP, so dass auch fünf [[SPD]]-Mitglieder ihm ihre Stimme gaben, die anderen fünf [[SPD]]-Mitglieder enthielten sich der Stimme. Dritter Bürgermeister wurde Heinrich Schied mit 16 von 25 Stimmen. Die Stimmen für Schied kamen ausschließlich von der NSDAP. Am [[15. Mai]] [[1933]] wurden die Wahlen von der Regierung von Ober- und Mittelfranken bestätigt - im Einvernehmen mit dem Gauleiter der NSDAP.<ref>Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413</ref> Am [[10. Dezember]] [[1934]] schied Friedrich als Stellvertreter [[Franz Jakob|Jakob]]s aus dem Dienst. Nachfolger wurde Dr. [[Fritz Kempfler]], der allerdings [[1938]] ebenfalls aus dem Fürther [[Stadtrat]] ausschied, da er in Bayreuth [[Oberbürgermeister]] wurde.  
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Kurz zuvor begann am [[30. Januar]] [[1933]] der reichsweite Aufstieg Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsident Hindenburg und die Auflösung des Reichstags auf "Wunsch" Hitlers am [[1. Februar]] [[1933]]. Es folgte die letzte freie Wahl der Weimarer Republik am [[5. März]] [[1933]], bei der die NSDAP gemeinsam mit den Konservativen (DNVP) knapp die Mehrheit im Reichstag erreichte. In Fürth wählten 44,8 % die NSDAP, vier Monate vorher waren es noch 35,6 %.<ref>Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 461 f.</ref>
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Kurz zuvor begann am [[30. Januar]] [[1933]] der reichsweite Aufstieg [[Adolf Hitler]]s zum Reichskanzler durch den Reichspräsident Hindenburg und die Auflösung des Reichstags auf "Wunsch" Hitlers am [[1. Februar]] [[1933]]. Es folgte die letzte freie Wahl der Weimarer Republik am [[5. März]] [[1933]], bei der die NSDAP gemeinsam mit den Konservativen (DNVP) knapp die Mehrheit im Reichstag erreichte. In Fürth wählten 44,8 % die NSDAP, vier Monate vorher waren es noch 35,6 %.<ref>Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 461 f.</ref>
    
=== Handverlesener Stadtrat ab 1935 - ohne Wahlen ===  
 
=== Handverlesener Stadtrat ab 1935 - ohne Wahlen ===  
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|| [[Andreas Landmann|Landmann, Andreas]]; Stadtinspektor
 
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[[Datei:NSDAP Kameradschaft Mai 1935.jpg|miniatur|links|NS-Kameradschaftsabend Mai 1935 in Fürth]]
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==Die Reichsparteitage in Nürnberg 1933 bis 1938 mit Fürther Beteiligung durch die Beherbergung von RPT-Teilnehmern==
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== Reichsparteitage in Nürnberg von 1933 bis 1938 ==
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Während der Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg, u.a. am 2./ 3. September 1933, konnte Nürnberg allein die Menschenmassen nicht aufnehmen. Quartiere stellten daher auch die umliegenden Städte und Gemeinden zur Verfügung. Dabei wurden private Einrichtung sowie Schulhäuser der Stadt und Zeltlager für die in Sonderzügen ankommenden „Parteigenossen, Amtswalter und SA-Männer“ zur Verfügung gestellt.
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* Siehe Hauptartikel zu den Auswirkungen der Reichsparteitage auf dem Fürther Stadtgebiet: [[Reichsparteitage in Nürnberg mit Fürth-Bezug]]
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a) Unterbringungen in Fürth in Massenquartieren
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== Die Rolle der örtlichen Presse ==
Während des Reichsparteitages der NSDAP am 2./3. September 1933 konnte Nürnberg allein die Menschenmassen nicht aufnehmen. Quartiere stellten daher auch die Fürther zur Verfügung, private, in Schulhäusern der Stadt und in Zeltlagern für die in Sonderzügen ankommenden „Parteigenossen, Amtswalter und SA-Männer“. Organisiert wurde durch die vier Ortsgruppen (Fürth-Mitte, Fürth-Nord, Burgfarrnbach und Fürth-Süd) auch der Verkauf des Festabzeichens, ohne das eine Teilnahme am Parteitag nicht möglich war. In der Südstadt gab es eine Geschäftsstelle in der Sonnenstraße 12 und drei „Zellenlokale“: „Zum Hirschen“ in der Schreiberstraße 1, „Graf Waldersee“ in der Amalienstraße 71 und „Feldlager“ in der Glückstraße. In den dortigen Versammlungen wurden die Parteigenossen darauf eingestimmt, sich in den Dienst der Sache zu stellen, sollten doch die vier/fünf Tage von Donnerstag/Freitag (Anreise in insgesamt 53 Sonderzügen) bis Montag (Abreise) für Geschäfte und Gewerbetreibende (Verkauf, Proviantlieferung, Ausschank, Hausierhandel) auch eine wirtschaftliche Belebung für Fürth bringen.  Und von den Häusern sollten „als Festgewand“ die Fahnen in schwarz-weiß-rot wehen und weitere Girlanden und Blumen der Stadt ein „festliches Gepräge“ geben, so im mehreren Aufrufen an die „deutschen Volksgenossen“.
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[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|rechts|[[Adolf Hitler]] und OB Franz Jakob am 11. Februar 1935 im Stadttheater, Hitler weilte anlässlich des 50. Geburtstages von Julius Streicher in Nürnberg und Fürth]]
Massenquartiere (Biwaks und Zeltlager mit „Mannschaftszelten“) entstanden auf „der Wiese an der Leyher Waldspitze“ an der Grenze zu Nürnberg und „auf der weiten Fläche des Hainberges“. Auch leerstehende Fabriksäle und Schulhäuser dienten der Aufnahme in Fürth. Unter dem Titel „Fürth rüstet zum Reichsparteitag“ konnte man lesen:  „So sind zum Beispiel die Fabriksäle der Firmen Wiederer, Fleischmann und Blödel, Borgfeld usw., sowie sämtliche Schulhäuser unserer Stadt zu Massenquartieren umgestaltet worden für die, die aus dem ganzen Vaterlande zusammengeströmt sind, um am Sonntag an ihrem geliebten Führer vorbeizumarschieren.“  „Eine Unzahl von Feldküchen (…) sorge für die Verpflegung des gewaltigen Heerlagers des Dritten Reiches“. In der Südstadt sei „in der Zeltstadt zwischen Leyer und Waldstraße und auf dem ehemaligen Sportplatz des marxistischen BSC“ sogar ein provisorisches Postamt für die „Grüße in die Heimat“ aufgebaut worden. Massenquartiere gab es in der Südstadt in der Artilleriestraße 42 und 44 (SA-Hilfswerklager auf staatlichem Grund), Balbiererstraße 17 (Reichswehrverwaltung, Minenwerfer-Kompanie), Flößaustraße 16 (ehem. Metallpapierfabrik Schoenthal & Co.), Flößaustraße 22 ((ehem. Besitz des Kunstanstaltsbesitzers Ehrlich) und Flößaustraße 90 (Reichswehrverwaltung), Frauenstraße 10 (Oberrealschule, später unter Adresse Kaiserstraße 92) und Frauenstraße 15 (Grundschule), Karolinenstraße 146 (Lagerhaus), Neumannstraße 30 (ehem. Nürnberger Gold- und Silberpapierfabrik Max Buchheim; Hausbesitzer war der Kaufmann Otto Frankenthal), Schwabacher Straße 86/88 (Schule) und 210 (Schulbaracke), Sedanstraße, Leyher Straße 4/6, Magazinstraße 8 (Landespolizei) sowie Turnstraße 10 (Turnhalle des TV 1860 Fürth).
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Die örtliche Presse sympathisierte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte [[1932]] unterstützte der [[Fürther Anzeiger]] aktiv die örtliche NSDAP und ab dem [[1. April]] [[1933]] nannte sich der Fürther Anzeiger: "''Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth''". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April [[1933]] wie folgt kommentiert: "''Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichsten Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen.''" Die noch verbliebenen [[SPD]]-Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "''... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergessliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischen Sarkasmus und Hohn und Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß war zum Teil ihr Antlitz...''".<ref>Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref> Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.
In der Karolinenstraße richtete man von der Ludwigstraße zum Bahnkörper hin drei Ausgangstore ein, damit die mit der Bahn ankommenden Gäste zu den südlichen Quartieren gelangen konnten. Rund 70.000 Gäste beherbergte Fürth 1933: Württemberger, Pfälzer, Mittel-, Ober- und Unterfranken, Oberpfälzer, Hannoveraner, Nordmärker usw.  Auf dem Weg nach Nürnberg überflog am Samstagnachmittag ein Zeppelin-Luftschiff die Südstadt. Sämtliche Lokale in der Stadt waren überfüllt und die Geschäftsleute mit dem Umsatz zufrieden. Und die Reichsbahn hatte die größte Transportleistung im Personenzugverkehr mit 350 000 Sonderzugsteilnehmer bewältigt. 
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1934 entstanden zur Unterbringung von Reichsparteitagsgästen wieder Zeltlager; diesmal sowohl an der Leyher Waldspitze, als auch am Spielvereinigungsplatz. Auf dem freien Platz hinter dem Gaswerk zwischen Leyher- und Waldstraße wird für 14 000 Mann ein Lager errichtet. Die Oberrealschule und das Frauenschulhaus dienten wieder als Sammellager. Stolz verkündete die Zeitung: Die Stadt Fürth wird mit ihren 80 000 Einwohnern für die nächsten vier Tage eine Stadt der 150 000 werden. Am Sonntagmittag spielten Musikkapellen der Gäste in den Anlagen auf, in der Südstadt am Kaiserplatz und in der Anlage hinter der Oberrealschule (Langhans-Anlage). Nachmittags gab es ein großes Stadtpark-Konzert. Am Lager der SS an der Leyher Waldspitze wurde abends ein Feuerwerk abgebrannt, das man weithin sehen konnte. Dazu waren Kanonenschläge zu hören. Im Kulturverein an der Dambacher Straße gab es bei einem „Bunten Abend“ Darbietungen der schwäbischen Gäste aus dem Gau Württemberg. Trachtengruppen traten auf mit Liedern und Volkstänzen.
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Das Zeltlager am Sportplatz der Spielvereinigung besuchte als „hoher Gast“ der Führerstellvertreter Rudolf Heß. Auch in der Oberrealschule ließ er sich blicken. Er nahm die dortigen „modernen Großfeldküchen“ in Augenschein, hielt vom Balkon der Schule eine „kurze, freundliche Ansprache an die braunen Formationen“ und kehrte wieder nach Nürnberg zurück.  Nach Abschluss der Reichsparteitage wurden die Fahnen und Girlanden an den Häusern wieder abgenommen. Das Bäcker- und Fleischergewerbe und die heimischen Geschäfte waren zufrieden. Parteigenosse und Stadtrat Sandreuther als Leiter des Quartieramtes (im Parkhotel) erhielt viel Lob. Die „Große Gastfreundschaft“ der Fürther wurde allgemein gewürdigt.
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Auch zum Reichsparteitag im September 1935 entstand wieder auf dem freien Gelände zwischen Höfener, Leyher und Waldstraße eine „Zeltstadt“, fest verankerte 12 Meter breite und 35 Meter lange Zelte, 28 insgesamt, und verbesserte Waschgelegenheiten und großen Feldküchen sowie einem Postzelt mit Münzfernsprecher (s. Abbildung Brief). „8000 Politische Leiter aus dem Gau Württemberg werden die Zeltstadt bewohnen“, hieß es. Aber zu diesen Unterkünften auf Strohlager waren nun bequemere Einquartierungen in sämtlichen 14 Schulhäusern und in den Turnhallen hinzugetreten. Dreistöckige Drahtbettstätten, gefertigt von einer Fürther Firma, bauten die Männer des Arbeitsdienstes in den Klassenzimmern auf als „ideale Lagerstatt“ und platzsparend. Die Musikkapelle vom Gau Essen spielte Sonntagmittag auf dem Platz zwischen den Schulen an der Frauenstraße und abends im Kulturverein bei einem „Volksfest“. Während die Gäste mit den Sonderzügen am Hauptbahnhof ankamen, darunter auch 10.000 KdF-Fahrer , trafen die Prominenten auf dem Flugplatz in Atzenhof ein. So der Reichsminister General Hermann Göring. Er fuhr aber nur durch die Königstraße und Nürnberger Straße nach Nürnberg. Er besuchte am Mittwochnachmittag die Alte Veste. Als Reichsluftfahrtminister besichtigte er am Samstagvormittag auf dem Flughafen die Flugzeuggeschwader, die mit 108 Flugzeugen zum ersten Mal am Montag an den Vorführungen in Nürnberg als „großes militärischen Schauspiel“ teilnahmen .
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Liest man all die euphorischen Zeitungsberichte, fällt auf, wie die Nazipropaganda den Parteikongress auch zur Hetze instrumentalisierte. Es wurde gegen „Nichtarier“ geschrieben. Inmitten des „wogenden Fahnenmeers“ seien nur ein paar Häuser, welche die Visitenkarte ihrer nichtarischen Besitzer tragen. Diese wenigen Außenseiter könnten das Erhebende der festlichen Stadt nicht verwischen. Und weiter, dass Fürth als „Rote Hochburg“ verschrien und ein „Nest vieler vaterlandsloser Gesellen“ war.
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1936 gab es wieder zwei große Zeltlager in der Südstadt. Das Lager an der Leyher Waldspitze (Leyher Straße) wurde erneut für die Gäste aus dem Gau Württemberg errichtet. Verpflegungszüge konnten auf dem Bahngleis, das direkt an das Lager heranführte, anrollen. Ein weiteres Lager wurde an der äußeren Schwabacher Straße „bei der neuen Kaserne“  für den Gau Schleswig-Holstein mit 25 Wohnzelten eingerichtet. Und in den „besten Schulhäusern“ baute man wieder die dreistöckigen Bettstellen vom Vorjahr auf. Das Frauenschulhaus bot 2193 Personen, das Schulhaus Schwabacher Straße 1725 Quartier. Für die 7 Kochstellen in 8 Lagern wurden von der NS-Frauenschaft Fürth 150 Frauen als „Küchengeister“ zur Verpflegung der Reichsparteitagsgäste abgestellt.  Im Stadttheater gab man 9 gesonderte „Kraft-durch-Freude“-Vorstellungen des Lustspielensembles, darunter den Schwank „Krach im Hinterhaus“. Auch die Fürther Kinos profitierten von den Tausenden von Gästen.
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Eine spezielle „Massenankunft“ wurde noch von der Presse gemeldet. Im Hof der Kaserne an der Sonnen- und Flößaustraße, in der ein Teil des Flakregiments Nr. 8 garnisoniert war, wurden Flak-Scheinwerfer angeliefert. Beim Fahnen-Einmarsch der Politischen Leiter am Freitagabend 11.9.35 leuchteten 500 Scheinwerfer der Wehrmacht im RPT-Gelände.  
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Im Hof der Oberrealschule stellte man ein Verpflegungszelt für 1200 Mann (vom Gastwirt Michl Most gemietet) auf. Eine große Kundgebung fand am Dienstag auf dem Platz der Spielvereinigung als „Appellplatz“ statt. Von der Tribüne herab sprach der Reichsleiter der Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley zu den 10 000 KdF-Urlaubern bzw. –Fahrern, die für eine Woche nach Nürnberg/Fürth kamen. Ley hetzte: Der Kampf gehe weiter gegen Judentum und Bolschewismus, welcher der Ausdruck sei für den profitgierigen, blutdürstigen Juden. Dieser Kampf werde jedes Jahr auf dem Parteitag aufs Neue aufgenommen und solange weitergeführt, bis der Jude und der Bolschewismus auf der ganzen Welt vernichtet seien.
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1937 entfiel das Lager zwischen Wald- und Leyher Straße, da dieser Platz für den Neubau des Bekleidungsamtes für den Reichsarbeitsdienst benötigt wurde. Stattdessen entstand ein Lager mit Baracken von je 40 Metern Länge auf dem „zukünftigen Fürther Badegelände an der Dammstraße auf dem Südhang des Espan“.  In der Oberrealschule, im Frauenschulhaus und im Anwesen Schwabacher Straße 231 waren 4400 Mann vom Gau Essen untergebracht. In der Turnstraße 10 wurden in der Turnhalle des TV 1860 wieder Gäste beherbergt. Und in der Simonstraße 20 nahm die Kolpingsfamilie auch zusätzliche Gäste auf.  Im Zeltlager der Hitlerjugend an der Birkenstraße (der heutigen Otto-Seeling-Promenade) mit 140 Zelten für 1200 Jungen aus ganz Deutschland auf dem Wiesengelände unterhalb des Humbser-Spielplatzes erschien der Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Er schwor in seiner Ansprache die Jungen darauf ein, nicht nur das Erlebnis des Marsches zum Nürnberger Reichsparteitag aus allen Gebieten des Reichs zu haben. Sie werden in der Zukunft noch größere Märsche zu bewältigen haben.  Generaloberst Göring, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, besuchte wie im Vorjahr den Fliegerhorst Fürth, wo noch größere Verbände aufgestellt waren für die Vorführungen in Nürnberg. 36.000 Gäste waren in Fürth untergebracht und die Zeitung titelte „Eine Stadt zieht ihr Festkleid an“. Bilder von Vitzethum und Wolkenstörfer hielten dies auch fest. Und Ernst Sperk dichtete danach euphorisch über „den größten deutschen Tag“. 
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1938 bot Fürth den Parteitagsgästen wieder die zwei Zeltlager auf dem Espan an der Dammstraße und an der Äußeren Schwabacher Straße für die „Politischen Leiter“ aus Württemberg-Hohenzollern und Schleswig-Holstein. Für die Hitlerjugend war erneut ein Zeltlager errichtet worden. Sie und die Gäste mit ihren Musikzügen beherrschten das Stadtbild bzw. das Straßenbild, das wieder festlich geschmückt war.
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==Eigene Zimmer für Gäste während der Reichsparteitage==
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== Kapitulation [[1945]] ==
1938 ging man auch beim Wohnungsbau auf die RPT-Gäste ein. Die GEHAG, deren Wohnblock an der Sedanstraße/Jahnstraße mit Mitteln der DAF finanziert wurde, baute Wohnungen mit 3 Zimmern, wovon das eine Zimmer einen separaten Eingang vom Treppenhaus bekam. Es diente zur Untervermietung für die Gäste während dieser besonderen Tage oder bei ähnlichen großen Festlichkeiten. Im Volksmund wurde das Zimmer als „Reichsparteitagszimmer“ bezeichnet.
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[[Datei:Waffenabgabe Rathaus 1945.jpg|mini|right|Waffenabgabe am Rathaus nach der Kapitulation]]Der Zweite Weltkrieg, und damit auch die Alleinherrschaft der NSDAP, waren in und für Fürth am ''Donnerstag, den [[19. April]] [[1945]]'' zu Ende, als der kommissarische Oberbürgermeister Dr. [[Karl Häupler]] die [[Kapitulation von Fürth]] unterzeichnete.
 
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==Resümee==
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1939 fand kein Reichsparteitag mehr statt. Nazi-Deutschland begann den Krieg im Osten.
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Abschließend die Beurteilung des französischen Botschafters André François-Poncet (1931-38 in Berlin) über die „Reichsparteitage der NSDAP als Mittel der faschistischen Propaganda“ : „Sie kehren heim, verführt und gewonnen, reif zur Mitarbeit, ohne die gefährliche Wirklichkeit bemerkt zu haben, die sich unter dem trügerischen Prunk der großartigen Aufmärsche verbirgt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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=== Die Rolle der örtlichen Presse ===
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[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|rechts|Adolf Hitler und OB Franz Jakob am 11. Februar 1935 im Stadttheater, Hitler weilte anlässlich des 50. Geburtstages von Julius Streicher in Nürnberg und Fürth]]
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Die örtliche Presse sympathisierte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte [[1932]] unterstützte der [[Fürther Anzeiger]] aktiv die örtliche NSDAP und ab dem [[1. April]] [[1933]] nannte sich der Fürther Anzeiger: "''Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth''". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April [[1933]] wie folgt kommentiert: "''Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichsten Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen.''" Die noch verbliebenen [[SPD]]-Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "''... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergeßliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischen Sarkasmus und Hohn und Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß war zum Teil ihr Antlitz...''".<ref>Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref> Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.
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=== Kapitulation [[1945]] ===
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[[Datei:Waffenabgabe Rathaus 1945.jpg|mini|right|Waffenabgabe am Rathaus nach der Kapitulation]]Der Zweite Weltkrieg, und damit auch die Alleinherrschaft der NSDAP, waren in und für Fürth am ''Donnerstag, den [[19. April]] [[1945]]'' zu Ende, als der kommissarische Oberbürgermeister Dr. [[Karl Häupler]] die [[Kapitulation von Fürth]] unterzeichnete.  
      
== Auflösung der NSDAP ==
 
== Auflösung der NSDAP ==
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== Bekannte Fürther NSDAP-Mitglieder ==
 
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== Lokalberichterstattung ==
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* Manfred Mümmler: ''Alles unter Kontrolle - Hintergründe verhängnisvoller Entwicklung - Gleichschaltung.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 18./19. Februar 1995, S. 99 (Druckausgabe)
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* Alexander Jungkunz: ''Der Mythos „Volksgemeinschaft“''. In: Fürther Nachrichten vom 25. März 2024 (Druckausgabe)
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* Alexander Jungkunz: ''Wie Fürth sich sehr rasch den Nazis fügte''. In: Fürther Nachrichten vom 26. März 2024 (Druckausgabe)
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
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* [[Lothar Berthold|Lothar Berthold]]; Krauss, Peter; Reum, Andy; Reuter, Josh (Redaktion): ''„Kristallnacht“ in Fürth'' In: Sondernummer der Fürther Freiheit, Fürth: (Ehemals Wissenschaftlich-Publizistischer Verlag) heute: „[[Städtebilder Verlag|Städtebilder Verlag Fürth]]“ - [http://www.fen-net.de/michael.stelter/hinweis.html online]
* [[Lothar Berthold|Lothar Berthold]]; Krauss, Peter; Reum, Andy; Reuter, Josh (Redaktion): ''„Kristallnacht“ in Fürth'' In: Sondernummer der Fürther Freiheit, Fürth: (Ehemals Wissenschaftlich-Publizistischer Verlag) heute: „[[Städtebilder Verlag|Städtebilder Verlag Fürth]]“ - [http://www.fen-net.de/michael.stelter/hinweis.html im Internet]
   
* Rainer Hambrecht: ''Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken'', Nürnberg, 1976
 
* Rainer Hambrecht: ''Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken'', Nürnberg, 1976
 
* [[Konrad Grünbaum]]: ''Daten zur Arbeiterbewegung in Fürth von 1922 bis 1933''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1978/1, S. 9 - 15
 
* [[Konrad Grünbaum]]: ''Daten zur Arbeiterbewegung in Fürth von 1922 bis 1933''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1978/1, S. 9 - 15
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==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
* [[Fürther NSDAP-Mitglieder]]
 
* [[Fürther NSDAP-Mitglieder]]
* Dr. [[Rudolf Benario]]
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* [[NS-Organsationen und Gruppierungen]]
 
* [[Holocaust-Denkmal]]
 
* [[Holocaust-Denkmal]]
 
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
 
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
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* [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]]
 
* [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]]
 
* [[Kapitulation von Fürth]]
 
* [[Kapitulation von Fürth]]
* [[Fürther Anzeiger]]
   
* [[Entnazifizierung in Fürth]]
 
* [[Entnazifizierung in Fürth]]
 
* [[Gewerbebetriebe mit jüdischen Eigentümern 1938]]
 
* [[Gewerbebetriebe mit jüdischen Eigentümern 1938]]
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* Allgemeine Geschichte der NSDAP - [[wikipedia:Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Wikipedia]]
 
* Allgemeine Geschichte der NSDAP - [[wikipedia:Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Wikipedia]]
 
* ''Presseausschnitte (Fürther Nachrichten, NN, Plärrer) und Archivalienkopien (Staatsarchiv München) zu Veranstaltungsverboten der NSDAP 1925/26, der Schoa in Fürth, dem von Alfred Nathan gestifteten König-Ludwig-Brunnen, den hebräischen Druckereien und Akten der Israelitischen Kultusgemeinde''. In: Nr. 2 ''Jüdisches Leben und Antisemitismus in Fürth''. Bestandsgruppe F - Findliste F 14 Dokumentationsgut zum jüdischen Leben in Nürnberg und Franken. Erstellt und geschrieben: Gerhard Jochem, Nürnberg, August 1999 - [http://online-service.nuernberg.de/stadtarchiv/rech.FAU?sid=E17498BA11&dm=1&auft=0 StAN]
 
* ''Presseausschnitte (Fürther Nachrichten, NN, Plärrer) und Archivalienkopien (Staatsarchiv München) zu Veranstaltungsverboten der NSDAP 1925/26, der Schoa in Fürth, dem von Alfred Nathan gestifteten König-Ludwig-Brunnen, den hebräischen Druckereien und Akten der Israelitischen Kultusgemeinde''. In: Nr. 2 ''Jüdisches Leben und Antisemitismus in Fürth''. Bestandsgruppe F - Findliste F 14 Dokumentationsgut zum jüdischen Leben in Nürnberg und Franken. Erstellt und geschrieben: Gerhard Jochem, Nürnberg, August 1999 - [http://online-service.nuernberg.de/stadtarchiv/rech.FAU?sid=E17498BA11&dm=1&auft=0 StAN]
* Ekkehard Hübschmann: Arbeitsgemeinschaft fränkisch-jüdische Geschichte - [http://www.agfjg.de/ im Internet]
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* Ekkehard Hübschmann: Arbeitsgemeinschaft fränkisch-jüdische Geschichte - [http://www.agfjg.de/ online]
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== »Zeitverschiebung« ==
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Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden:
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{{ImageSlider|Bild1=Slider 1 NL 95 - 10264 2400.jpg|Bild2=Slider 2 IMG 0427.JPEG|width=500px}}
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* Foto alt: Aufnahme von Fritz Wolkenstörfer (Stadtarchiv Fürth)
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* Foto neu: Aufnahme von 2024 (Foto und Anpassung: [[Claus W. Vogl]])
    
== Bilder ==
 
== Bilder ==
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