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== Überblick ==
 
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Es ist das erste und einzige Rathaus von Fürth, da sich der Ort in der [[Dreiherrschaft]], in der [[Königreich Preußen|preußischen Zeit]] und am Anfang der [[Königreich Bayern|bayerischen Zeit]] nicht selbst verwalten durfte. Fürth wurde erst [[1818]] eine Stadt mit eigener Verwaltung und brauchte deshalb erst danach einen Regierungs- und Verwaltungssitz, sprich ein eigenes Rathaus. In der Zeit zwischen 1818 und dem Bezug des neuen Rathauses werden das [[Geleitshaus]] sowie die [[Grundschule Kirchenplatz|Knabenschule]] am [[Kirchenplatz]] als Sitz der Stadtverwaltung genannt. Vor 1818 fanden Gemeindeversammlungen u. a. im [[Bambergisches Amtshaus|Bambergischen Amtshaus]] und im [[Schießhaus]] statt.
 
Es ist das erste und einzige Rathaus von Fürth, da sich der Ort in der [[Dreiherrschaft]], in der [[Königreich Preußen|preußischen Zeit]] und am Anfang der [[Königreich Bayern|bayerischen Zeit]] nicht selbst verwalten durfte. Fürth wurde erst [[1818]] eine Stadt mit eigener Verwaltung und brauchte deshalb erst danach einen Regierungs- und Verwaltungssitz, sprich ein eigenes Rathaus. In der Zeit zwischen 1818 und dem Bezug des neuen Rathauses werden das [[Geleitshaus]] sowie die [[Grundschule Kirchenplatz|Knabenschule]] am [[Kirchenplatz]] als Sitz der Stadtverwaltung genannt. Vor 1818 fanden Gemeindeversammlungen u. a. im [[Bambergisches Amtshaus|Bambergischen Amtshaus]] und im [[Schießhaus]] statt.
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Das Rathaus soll dem Palazzo Vecchio in Florenz nachempfunden sein, wofür aber keine Belege existieren. [[1900]]/[[1901|01]] entstand der Anbau an der [[Königstraße]], in dem sich heute der Sitzungssaal befindet. Im Inneren stechen besonders die prachtvoll ausgestalteten Treppenhäuser und Eingangshallen sowie der große Sitzungssaal ins Auge. Nur zu besonderen Anlässen wie dem Tag der offenen Tür wird auch der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, von dem man einen weitreichenden Ausblick über die Stadt hat.
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Das Rathaus soll dem Palazzo Vecchio in Florenz nachempfunden sein, wofür aber keine Belege existieren. [[1900]]/[[1901|01]] entstand der Anbau an der [[Königstraße]], in dem sich heute der Sitzungssaal befindet. Im Inneren stechen besonders die prachtvoll ausgestalteten Treppenhäuser und Eingangshallen sowie der große Sitzungssaal mit Holzkassettendecke ins Auge. Nur zu besonderen Anlässen wie dem Tag der offenen Tür wird auch der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, von dem man einen weitreichenden Ausblick über die Stadt hat.
    
== Beschreibung des Baudenkmals ==
 
== Beschreibung des Baudenkmals ==
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[[1844]] entstand der Bauteil an der [[Königstraße]] und wurde in Betrieb genommen. Offenbar war es für [[Friedrich Bürklein]] als Bauleiter schwierig, bei Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Franz Joseph von Bäumen]] die prachtvolle Gestaltung des Eingangsbereichs durchzusetzen. [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]] war darüber wohl so verärgert, dass es nach Bezug des Südflügels an der Königstraße [[1844]] keine feierliche Eröffnung gab. Immerhin wurde der neue Rathaussaal im Oktober [[1845]] mit einem Festakt, bei dem erfolgreiche Fürther Industrielle ausgezeichnet wurden, feierlich eingeweiht.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 273 f.</ref>
 
[[1844]] entstand der Bauteil an der [[Königstraße]] und wurde in Betrieb genommen. Offenbar war es für [[Friedrich Bürklein]] als Bauleiter schwierig, bei Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Franz Joseph von Bäumen]] die prachtvolle Gestaltung des Eingangsbereichs durchzusetzen. [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]] war darüber wohl so verärgert, dass es nach Bezug des Südflügels an der Königstraße [[1844]] keine feierliche Eröffnung gab. Immerhin wurde der neue Rathaussaal im Oktober [[1845]] mit einem Festakt, bei dem erfolgreiche Fürther Industrielle ausgezeichnet wurden, feierlich eingeweiht.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 273 f.</ref>
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[[1848]] war dann der Turm, und Ende Dezember [[1850]] schließlich auch der östliche Flügel fertig gestellt. Die Ausführung in zwei Abschnitten hatte die Geduld der Fürther arg strapaziert. Als der Bau fertig war, wurde erneut auf eine Feier verzichtet. Stattdessen ließ man in der Silvesternacht [[1850]]/[[1851]] die drei Glocken im Turm läuten. Die Bronzeglocken wurden in Bamberg hergestellt und wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). Auf den Glocken stand ein Auszug aus Schillers "Die Glocke": "Arbeit ist des Bürgers Zierde. Segen ist der Mühe Preis. Bürgerglück das höchste Streben". Die Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Metallsammlung eingeschmolzen.<br>
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[[1848]] war dann der Turm, und Ende Dezember [[1850]] schließlich auch der östliche Flügel fertig gestellt. Die Ausführung in zwei Abschnitten hatte die Geduld der Fürther arg strapaziert. Als der Bau fertig war, wurde erneut auf eine Feier verzichtet. Stattdessen ließ man in der Silvesternacht [[1850]]/[[1851]] die drei Glocken im Turm läuten. Die Bronzeglocken wurden in Bamberg von der Glockengießerei Johann Paul Lotter hergestellt und wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). Auf den Glocken stand ein Auszug aus Schillers "Die Glocke": "Arbeit ist des Bürgers Zierde. Segen ist der Mühe Preis. Bürgerglück das höchste Streben". Die Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Metallsammlung eingeschmolzen.<br>
    
Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen [[Königstraße]] und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus.
 
Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen [[Königstraße]] und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus.
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[[1857]] Heute fast unbekannt ist, dass im Fürther Rathausturm von Februar 1857 bis 1898 zwei Feuerwächter als Turmwache über Brände im Stadtgebiet Ausschau hielten. Vor allem nachts wurde aus der Turmwächterkammer auf Brände geachtet. Die Richtung eines Brandes wurde durch Heraushängen einer Fahne, bei Nacht mit einer Laterne, angezeigt.<ref>Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr zum  125-jährigen Jubiläum 1987</ref>. Eine elektrische Alarmstation für die Feuerwehr im Rathaus der 1890er Jahre sorgte nun für Alarmierung, Sammeln im Rathaushof und Abrücken mit den dort gelagerten Geräten und Fahrzeugen. Leiter der Feuerwehr war damals Brandmeister Mucke. Nach Bezug der neuen Feuerwache am Helmplatz 1908 wurde die Feuerwache im Rathaus  aufgelöst und dorthin verlegt.<ref>"[[Fürther Heimatblätter]]" Nr. 3 2000 Peter Frank</ref>)
    
[[1869]] befand sich die von [[Conrad Gebhardt]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref>
 
[[1869]] befand sich die von [[Conrad Gebhardt]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref>
    
Von [[1895]] bis [[1908]] befand sich im Innenhof des Rathauses die [[Feuerwache]] der [[Feuerwehr|freiwilligen Feuerwehr]].<br>
 
Von [[1895]] bis [[1908]] befand sich im Innenhof des Rathauses die [[Feuerwache]] der [[Feuerwehr|freiwilligen Feuerwehr]].<br>
[[1900]]/[[1901|01]] entstand an der Königstraße nach den Plänen von [[Friedrich von Thiersch]] ein in der Erscheinung angepasster Anbau, in dem sich heute der Sitzungssaal befindet, der sich auch in seiner zusätzlichen Nutzung als Trausaal großer Popularität erfreut.
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[[1900]]/[[1901|01]] entstand an der Königstraße nach den Plänen von [[Friedrich von Thiersch]] ein in der Erscheinung angepasster Anbau, in dem sich heute der Sitzungssaal befindet, der sich auch in seiner zusätzlichen Nutzung als Trausaal großer Popularität erfreut. An seiner Westseite befindet sich ein Portrait des sitzenden Prinzregenten [[Luitpold von Bayern]], welches im Dritten Reich zeitweise einem Standbild Adolf Hitlers weichen musste.
    
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Nach Meinung Franks "''... bedarf es keines weiteren Beweises für die Zuschreibung der Urheberschaft des Planfertigers und Rathaus-Architekten, wenn sich die Akteure selbst in dieser eindeutigen Weise geäußert haben''."<ref>Peter Frank: Wer ist denn nun der Architekt bzw. Erbauer des Fürther Rathauses?; Homepage Dr. Alexander Mayer, abgerufen am 20. März 2016 | 23.57 Uhr - [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/gastbeitraege-frank-03.pdf online abrufbar]</ref> Prominente Unterstützung erhält Frank im Jahr [[2013]], zum 200. Geburtstag [[Friedrich Bürklein]]s. Keine geringere als die Ururenkelin, Heidrun Proschenk aus Grafenau, bittet die Stadt: "''Es sei endlich an der Zeit, diesen Irrtum zu korrigieren.''"<ref name="Alles">Johannes Alles: Das Bürklein-Problem: Wer hat das Rathaus gebaut? In: Fürther Nachrichten vom 1. April 2013 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-burklein-problem-wer-hat-das-rathaus-gebaut-1.2788871 online abrufbar]</ref> Auf die Bitte erwiderte der angeschriebene [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] gegenüber den [[Fürther Nachrichten]]: "''Eine Veranlassung, irgendwelche Tafeln am Rathaus zu ändern, besteht nicht... denn ... zum einen habe man dafür kein Geld, zum anderen gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen zur Urheberschaft''“.<ref name="Alles"/> Dabei bezieht sich der [[Oberbürgermeister]] [[Thomas Jung|Dr. Jung]] auf die Aussagen der ehem. [[Stadtheimatpfleger]]in [[Barbara Ohm]], die ebenfalls gegenüber den Fürther Nachrichten ihren Standpunkt erneuerte, dass nämlich Eduard Bürklein für sie weiterhin der eigentliche Erbauer ist. [[Barbara Ohm|Ohm]] sagte gegenüber der [[Fürther Nachrichten|Lokalpresse]]: "''Sie neige dennoch dazu, denjenigen als Erbauer zu bezeichnen, der den Entwurf gezeichnet habe. Es ist doch sehr relevant, wer den Plan macht''."<ref name="Alles"/> Abschließend lenkt im Interview Frau [[Barbara Ohm|Ohm]] ein und sagt gegenüber den [[Fürther Nachrichten]]: "''die „diplomatischste Lösung“ wäre wohl, beide zu erwähnen – erbaut von den Gebrüdern Bürklein. Im Grunde, so Ohm, könne man das Rathaus auch getrost als „Gärtner-Bau“ bezeichnen. Beide Brüder hätten sehr genau nach den Vorstellungen ihres Lehrmeisters gearbeitet.''"<ref name="Alles"/>
 
Nach Meinung Franks "''... bedarf es keines weiteren Beweises für die Zuschreibung der Urheberschaft des Planfertigers und Rathaus-Architekten, wenn sich die Akteure selbst in dieser eindeutigen Weise geäußert haben''."<ref>Peter Frank: Wer ist denn nun der Architekt bzw. Erbauer des Fürther Rathauses?; Homepage Dr. Alexander Mayer, abgerufen am 20. März 2016 | 23.57 Uhr - [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/gastbeitraege-frank-03.pdf online abrufbar]</ref> Prominente Unterstützung erhält Frank im Jahr [[2013]], zum 200. Geburtstag [[Friedrich Bürklein]]s. Keine geringere als die Ururenkelin, Heidrun Proschenk aus Grafenau, bittet die Stadt: "''Es sei endlich an der Zeit, diesen Irrtum zu korrigieren.''"<ref name="Alles">Johannes Alles: Das Bürklein-Problem: Wer hat das Rathaus gebaut? In: Fürther Nachrichten vom 1. April 2013 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-burklein-problem-wer-hat-das-rathaus-gebaut-1.2788871 online abrufbar]</ref> Auf die Bitte erwiderte der angeschriebene [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] gegenüber den [[Fürther Nachrichten]]: "''Eine Veranlassung, irgendwelche Tafeln am Rathaus zu ändern, besteht nicht... denn ... zum einen habe man dafür kein Geld, zum anderen gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen zur Urheberschaft''“.<ref name="Alles"/> Dabei bezieht sich der [[Oberbürgermeister]] [[Thomas Jung|Dr. Jung]] auf die Aussagen der ehem. [[Stadtheimatpfleger]]in [[Barbara Ohm]], die ebenfalls gegenüber den Fürther Nachrichten ihren Standpunkt erneuerte, dass nämlich Eduard Bürklein für sie weiterhin der eigentliche Erbauer ist. [[Barbara Ohm|Ohm]] sagte gegenüber der [[Fürther Nachrichten|Lokalpresse]]: "''Sie neige dennoch dazu, denjenigen als Erbauer zu bezeichnen, der den Entwurf gezeichnet habe. Es ist doch sehr relevant, wer den Plan macht''."<ref name="Alles"/> Abschließend lenkt im Interview Frau [[Barbara Ohm|Ohm]] ein und sagt gegenüber den [[Fürther Nachrichten]]: "''die „diplomatischste Lösung“ wäre wohl, beide zu erwähnen – erbaut von den Gebrüdern Bürklein. Im Grunde, so Ohm, könne man das Rathaus auch getrost als „Gärtner-Bau“ bezeichnen. Beide Brüder hätten sehr genau nach den Vorstellungen ihres Lehrmeisters gearbeitet.''"<ref name="Alles"/>
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Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatte jedoch im Juli [[2014]] die Urheberschaft in der Denkmalliste von Eduard Bürklein nach Friedrich Bürklein abgeändert.<ref>E-Mail Schriftverkehr mit dem Landesamt für Denkmalschutz, Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth und Peter Frank, Juli 2014</ref> Lediglich die Hinweisschilder in der Stadt Fürth sind - mit Ausnahme der Tafel vor der Unteren Denkmalschutzbehörde - noch mit dem Hinweis versehen, dass der Erbauer des Rathauses ausschließlich [[Eduard Bürklein]] war.
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Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatte jedoch im Juli [[2014]] zwischenzeitlich die Urheberschaft in der Denkmalliste von Eduard Bürklein nach Friedrich Bürklein abgeändert.<ref>E-Mail Schriftverkehr mit dem Landesamt für Denkmalschutz, Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth und Peter Frank, Juli 2014</ref>. Im Jahr 2018 erschien die abschließende Abhandlung des Fürther Stadtarchivars, Dr. Martin Schramm, zum Thema Eduard oder Friedrich Bürklein <ref>Martin Schramm: Zum Erbauer des Fürther Rathaus - Eduard oder Friedrich Bürklein? In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2018, S. 97 - 108</ref>. In Rücksprache mit der Rechtsabteilung der Bayerischen Architektenkammer wurde hierin eindeutig festgestellt, dass beide Architekten als Urheber des Fürther Rathauses zu gelten haben. Die Landesamt für Denkmalpflege änderte daraufhin wieder den Eintrag auf der Homepage.
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Eduard Bürklein ist somit als ursprünglicher Architekt zu nennen, da der Original-Plan der Fassade seine Unterschrift trägt. Dies ist das entscheidende Kriterium für die Urheberschaft eines Gebäudes. Selbst wenn Friedrich den Hauptteil der Pläne angefertigt hätte, tragen sie die Unterschrift seines Bruders Eduard. Friedrich hat darüber hinaus als Urheber zu gelten, weil er die Pläne in wesentlichen Teilen abgeändert hat.
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Im Frühjahr 2018 wurde vom Ältestenrat der Stadt Fürth beschlossen, dass künftig Eduard und Friedrich Bürklein gleichwertig als Architekten bzw. Anfertiger der Pläne für den Rathausbau zu bezeichnen sind. Nach dieser amtlichen Festlegung wollen manche den "Historikerstreit" als beendet sehen. Die Entscheidung beruht auf einem Gutachten des Stadtarchivs. In Rücksprache mit der Rechtsabteilung der bayerischen Architektenkammer wurde festgestellt, dass als Urheber eines Gebäudes diejenige Person zu gelten hat, die die Originalpläne eines Bauwerks unterzeichnet hat. Dies ist Eduard Bürklein, der an den Plänen zudem zumindest mitgewirkt hat. Sein Bruder Friedrich ist als Architekt zu nennen, da er die Originalpläne maßgeblich gestaltete und im Laufe der Baubetreuung veränderte. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat ebenfalls beide Brüder in die Denkmalliste als Urheber des Fürther Rathauses aufgenommen.
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Im Frühjahr 2018 wurde vom Ältestenrat der Stadt Fürth diese Sichtweise übernommen und beschlossen, dass künftig Eduard und Friedrich Bürklein gleichwertig als Architekten bzw. Anfertiger der Pläne für den Rathausbau zu bezeichnen sind.
    
== Gestalterische Anlehnung ==
 
== Gestalterische Anlehnung ==
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Auch mit dem Baukörper des Rathauses in [http://de.wikipedia.org/wiki/Opole#Bauwerke Oppeln] weist es erstaunliche Ähnlichkeiten auf, da auch bei ihm der Palazzo Vecchio in Florenz als Vorbild diente.
 
Auch mit dem Baukörper des Rathauses in [http://de.wikipedia.org/wiki/Opole#Bauwerke Oppeln] weist es erstaunliche Ähnlichkeiten auf, da auch bei ihm der Palazzo Vecchio in Florenz als Vorbild diente.
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== Beleuchtung ==
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[[Datei:Beleuchtung Rathaus.jpg|miniatur|links|LED-Glühbirne am Rathausturm, 2018]]
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[[Bild:Rathaus Festbeleuchtung.JPG|thumb|right|Rathaus in Festbeleuchtung]]
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Seit dem Kirchweihsamstag, dem ''[[2. Oktober]] [[1858]]'', wurde der ''Rathausturm und der obere Rand des Baukörpers'' zu festlichen Anlässen zuerst mit hunderten von Gasflammen und später mit hunderten Glühlampen als Lichterketten an den Kanten ''illuminiert''. Als einige diesen schönen Brauch im Jahr [[1989]] abschaffen wollten ("wegen Kitsch und Kosten"), kam es zu massenhaften Protesten in den [[Fürther Nachrichten]]. Diesem eindeutigen Votum widersetzte sich weise der Fürther Stadtrat nicht. Der weithin sichtbare, erleuchtete Rathausturm ist ein lieb gewordener Gruß zu festlichen Anlässen für die Einwohner und die Gäste der Stadt Fürth.
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Pünktlich zum Start der [[Michaelis-Kirchweih]] [[2009]] spart das Rathaus bei seiner Festbeleuchtung eine Menge Energie. Mit Einbruch der Dunkelheit beleuchten ab Samstagabend keine herkömmlichen Glühbirnen mehr das städtische Wahrzeichen, sondern 1900 LED-Lampen. Die 8.400 Euro teure Umrüstung, die die [[infra fürth gmbh]] im Sommer vorgenommen hat, auf die modernen, energieeffizienten Lämpchen spart bei einer Betriebszeit von etwa 400 Stunden rund 2.300 Euro Stromkosten pro Jahr und ist zudem weitaus weniger wartungsintensiv als die Vorgängermodelle. Im Jahr [[2018]] war jedoch eine Generalsanierung mit Kosten von etwa 100.000 Euro fällig, 500 m zum Teil schon über 30 Jahre alte Kabel - die letzte Sanierung fand 1990 statt - mussten ausgetauscht werden, ebenso wurden rund 2.000 LED-Lampen ausgewechselt.<ref>Presse-Information des BmPA vom 12. September 2018 / 396/18: Fürther Rathaus erhält neue Beleuchtung</ref>
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Die beliebte Rathausillumination wird traditionsgemäß während der [[Michaelis-Kirchweih]], in der Advents- und Weihnachtszeit und zu besonderen Anlässen eingeschaltet, so z. B. jährlich zur Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg.
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Unter nachts fliegenden Piloten hat das Fürther Rathaus wegen seiner aus vielen Kilometern Entfernung sichtbaren Lichterketten auch den Spitznamen "''Geisterschiff''".
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* Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: [[Robert Söllner]])
 
* Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: [[Robert Söllner]])
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* Foto alt: historische Postkarte
 
* Foto alt: historische Postkarte
 
* Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: [[Robert Söllner]])
 
* Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: [[Robert Söllner]])
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== Beleuchtung ==
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[[Datei:Beleuchtung Rathaus.jpg|miniatur|links|LED-Glühbirne am Rathausturm, 2018]]
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[[Bild:Rathaus Festbeleuchtung.JPG|thumb|right|Rathaus in Festbeleuchtung]]
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Seit dem Kirchweihsamstag, dem ''[[2. Oktober]] [[1858]]'', wurde der ''Rathausturm und der obere Rand des Baukörpers'' zu festlichen Anlässen zuerst mit hunderten von Gasflammen und später mit hunderten Glühlampen als Lichterketten an den Kanten ''illuminiert''. Als einige diesen schönen Brauch im Jahr [[1989]] abschaffen wollten ("wegen Kitsch und Kosten"), kam es zu massenhaften Protesten in den [[Fürther Nachrichten]]. Diesem eindeutigen Votum widersetzte sich weise der Fürther Stadtrat nicht. Der weithin sichtbare, erleuchtete Rathausturm ist ein lieb gewordener Gruß zu festlichen Anlässen für die Einwohner und die Gäste der Stadt Fürth.
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Pünktlich zum Start der [[Michaelis-Kirchweih]] [[2009]] spart das Rathaus bei seiner Festbeleuchtung eine Menge Energie. Mit Einbruch der Dunkelheit beleuchten ab Samstagabend keine herkömmlichen Glühbirnen mehr das städtische Wahrzeichen, sondern 1900 LED-Lampen. Die 8.400 Euro teure Umrüstung, die die [[infra fürth gmbh]] im Sommer vorgenommen hat, auf die modernen, energieeffizienten Lämpchen spart bei einer Betriebszeit von etwa 400 Stunden rund 2.300 Euro Stromkosten pro Jahr und ist zudem weitaus weniger wartungsintensiv als die Vorgängermodelle. Im Jahr [[2018]] war jedoch eine Generalsanierung mit Kosten von etwa 100.000 Euro fällig, 500 m zum Teil schon über 30 Jahre alte Kabel - die letzte Sanierung fand 1990 statt - mussten ausgetauscht werden, ebenso wurden rund 2.000 LED-Lampen ausgewechselt.<ref>Presse-Information des BmPA vom 12. September 2018 / 396/18: Fürther Rathaus erhält neue Beleuchtung</ref>
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Die beliebte Rathausillumination wird traditionsgemäß während der [[Michaelis-Kirchweih]], in der Advents- und Weihnachtszeit und zu besonderen Anlässen eingeschaltet, so z. B. jährlich zur Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg.
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Unter nachts fliegenden Piloten hat das Fürther Rathaus wegen seiner aus vielen Kilometern Entfernung sichtbaren Lichterketten auch den Spitznamen "''Geisterschiff''".
      
== »Vergegenwärtigung« ==
 
== »Vergegenwärtigung« ==
 
Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung ein historisches S/W-Foto mit einer kolorierten Fassung überlagert und damit gefühlsmäßig näher an die Jetztzeit herangeholt werden.
 
Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung ein historisches S/W-Foto mit einer kolorierten Fassung überlagert und damit gefühlsmäßig näher an die Jetztzeit herangeholt werden.
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{{ImageSlider|Bild1=Rathaus 1935 img468.jpg|Bild2=Rathaus 1935 img468 koloriert.jpg|width=900px}}
    
* Foto: Königstraße mit Rathaus im Hintergrund, Aufnahme von 1935 (Urheber: unbekannt, Kolorierung: [[Robert Söllner]])
 
* Foto: Königstraße mit Rathaus im Hintergrund, Aufnahme von 1935 (Urheber: unbekannt, Kolorierung: [[Robert Söllner]])
    
== Uhr ==
 
== Uhr ==
Das Rathausuhrwerk wurde von der ''J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik'' in München hergestellt und wegen Mängeln schon [[1887]] durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. [[1960]] wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit [[1964]]. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.<ref>Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37</ref>
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Das Rathausuhrwerk wurde von der ''J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik'' in München hergestellt und wegen Mängeln schon [[1887]] durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. [[1951]] Renovierung der Turmuhr, die Zeiger wurden neu mit Blattgold vergoldet. [[1960]] wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit [[1964]]. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.<ref>Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37</ref>
    
== Glockenspiel ==
 
== Glockenspiel ==
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[[Datei:Rathausglocken_1850.jpg|miniatur|Zeitungsbericht über die Ankunft der Rathausglocken, 1850]]
 
[[Datei:Mayer und Glockenspiel in Bayreuth.jpg|miniatur|[[Alexander Mayer]] entdeckte in Bayreuth ein Glockenspiel, das sich heute auf dem Rathausturm befindet]]
 
[[Datei:Mayer und Glockenspiel in Bayreuth.jpg|miniatur|[[Alexander Mayer]] entdeckte in Bayreuth ein Glockenspiel, das sich heute auf dem Rathausturm befindet]]
 
[[Datei:Rathaus Glockenspielsteuerung.jpg|miniatur|rechts|Glockenspiel-Steuerung mit Liedauswahlliste, 2018]]
 
[[Datei:Rathaus Glockenspielsteuerung.jpg|miniatur|rechts|Glockenspiel-Steuerung mit Liedauswahlliste, 2018]]
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== Tourismus ==
 
== Tourismus ==
*''Blickpunkt Rathaus, Turm und Co.'', Stadtspaziergang der Tourist-Information Fürth
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*''Blickpunkt Rathaus, Turm und Co.'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]]
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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