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|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
 
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Der '''Fürther Hauptfriedhof''' an der [[Erlanger Straße]] wurde am [[29. Dezember]] [[1881]] eingeweiht. Die erste Beerdigung fand am [[3. Januar]] [[1882]] statt. Der Friedhof umfasst ca. 25 Hektar (entspricht etwa 36 Fußballfelder) und hat ca. 25 000 Begräbnisstätten, wovon ca. 350 unter Denkmalschutz stehen.
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Der '''Fürther Hauptfriedhof''' an der [[Erlanger Straße]] wurde am [[29. Dezember]] [[1881]] eingeweiht. Die erste Beerdigung fand am [[3. Januar]] [[1882]] statt.
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Der Friedhof umfasst ca. 25 Hektar (entspricht etwa 36 Fußballfelder) und hat ca. 25 000 Begräbnisstätten, wovon ca. 350 unter Denkmalschutz stehen, darunter finden sich bedeutsame Bildhauerarbeiten u. a. von [[Johannes Götz]] und [[Wilhelm Rögner]].
    
Im November 2016 wurde der städtische Friedhof von einer Jury des "bestattungen.de-Awards" auf Platz 7 der schönsten Friedhöfe in Deutschland gewählt. Jurymitglied Johannes Friedrich, ehem. Evang. Landesbischof in Bayern, lobte den Friedhof, weil sich hier „''eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden''“.<ref>Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016</ref>
 
Im November 2016 wurde der städtische Friedhof von einer Jury des "bestattungen.de-Awards" auf Platz 7 der schönsten Friedhöfe in Deutschland gewählt. Jurymitglied Johannes Friedrich, ehem. Evang. Landesbischof in Bayern, lobte den Friedhof, weil sich hier „''eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden''“.<ref>Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016</ref>
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Doch auch dieser Bereich wurde bald zu klein bzw. stand den Siedlungszielen der schnell wachsenden Stadt im Wege, so dass schon [[1876]] ein Umzug nach [[Ronhof]] geplant wurde. Allerdings erschien dem Magistrat der Preis, den die Gemeinde Ronhof für das Grundstück verlangte, extrem zu hoch, weshalb ein Enteignungsverfahren eingeleitet wurde. Es gab verschiedene Einsprüche und Petitionen gegen die Verlegung (z. B. von den Gemeinden Höfen, Dambach und Großreuth wegen der weiten Entfernung) sowie ein Gutachten pro Verlegung. Schließlich fiel in der Magistratsitzung am 19. September [[1878]] der einstimmige Beschluss, den Friedhof nach Ronhof zu verlegen.  
 
Doch auch dieser Bereich wurde bald zu klein bzw. stand den Siedlungszielen der schnell wachsenden Stadt im Wege, so dass schon [[1876]] ein Umzug nach [[Ronhof]] geplant wurde. Allerdings erschien dem Magistrat der Preis, den die Gemeinde Ronhof für das Grundstück verlangte, extrem zu hoch, weshalb ein Enteignungsverfahren eingeleitet wurde. Es gab verschiedene Einsprüche und Petitionen gegen die Verlegung (z. B. von den Gemeinden Höfen, Dambach und Großreuth wegen der weiten Entfernung) sowie ein Gutachten pro Verlegung. Schließlich fiel in der Magistratsitzung am 19. September [[1878]] der einstimmige Beschluss, den Friedhof nach Ronhof zu verlegen.  
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[[1894]] fand die letzte Beerdigung an der Nürnberger Straße statt. (Es war die Beerdigung des Fabrikbesitzers [[Karl Segitz]] am 28. Februar 1894.<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015,  S. 46</ref> ) 1910/11 wurde der Alte Friedhof aufgelassen zu Gunsten des heutigen Friedhofs an der Erlanger Straße. Der Alte Friedhof wurde zum Stadtpark umgewandelt, die Billing'sche Gruft blieb allerdings noch lange erhalten.
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[[1894]] fand die letzte Beerdigung an der Nürnberger Straße statt. (Es war die Beerdigung des Fabrikbesitzers [[Karl Segitz]] am 28. Februar 1894.)<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015,  S. 46</ref> 1910/11 wurde der Alte Friedhof aufgelassen zu Gunsten des heutigen Friedhofs an der Erlanger Straße. Der Alte Friedhof wurde zum Stadtpark umgewandelt, die Billing'sche Gruft blieb allerdings noch lange erhalten.
    
=== Heutiger Friedhof ===
 
=== Heutiger Friedhof ===
 
Der heutige Hauptfriedhof wurde auf Ronhofer Grund errichtet, der damals noch Gemeindewald war. Vielen Fürthern erschien das Gelände damals noch viel zu weit von der Stadt entfernt, und so war die Anlage des neuen Friedhofs nicht unumstritten. Im Jahr [[1878]] aber kaufte die Stadt Fürth ein großes Stück des Gemeindewaldes und am [[29. Dezember]] [[1881]] wurde der Friedhof von Kirchenrat [[Friedrich Lehmus]] eingeweiht. Um den weiten Weg von der Stadt aus abzukürzen, wurde [[1905]] der [[Friedhofsteg]] gebaut.  
 
Der heutige Hauptfriedhof wurde auf Ronhofer Grund errichtet, der damals noch Gemeindewald war. Vielen Fürthern erschien das Gelände damals noch viel zu weit von der Stadt entfernt, und so war die Anlage des neuen Friedhofs nicht unumstritten. Im Jahr [[1878]] aber kaufte die Stadt Fürth ein großes Stück des Gemeindewaldes und am [[29. Dezember]] [[1881]] wurde der Friedhof von Kirchenrat [[Friedrich Lehmus]] eingeweiht. Um den weiten Weg von der Stadt aus abzukürzen, wurde [[1905]] der [[Friedhofsteg]] gebaut.  
 
Ab [[1951]] wurde der Friedhof um über 52&nbsp;000 m<sup>2</sup> erweitert, neue Hauptwege sind entstanden und eine Wasserleitung wurde verlegt. Heute weist er eine Fläche von ca. 25 Hektar auf und beherbergt etwa 25&nbsp;000 Grabstätten, von denen rund 350 Gräber denkmalgeschützt sind. Auf dem Gelände stehen ca. 3&nbsp;600 ältere Bäume.
 
Ab [[1951]] wurde der Friedhof um über 52&nbsp;000 m<sup>2</sup> erweitert, neue Hauptwege sind entstanden und eine Wasserleitung wurde verlegt. Heute weist er eine Fläche von ca. 25 Hektar auf und beherbergt etwa 25&nbsp;000 Grabstätten, von denen rund 350 Gräber denkmalgeschützt sind. Auf dem Gelände stehen ca. 3&nbsp;600 ältere Bäume.
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Im Jahr [[2020]] wurde die ''Friedhofskultur in Deutschland'' auf Empfehlung der Deutschen [[wikipedia:UNESCO|UNESCO]]-Kommission in das bundesweite Kulturerbe-Verzeichnis aufgenommen. Damit zählt auch der Fürther Friedhof zum bundesweiten Kulturerbe. Ein entsprechend gestaltetes Hinweisschild wurde im Bereich des Haupteingangs angebracht.
 
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=== Alte Leichenhalle / Kolumbarium ===
 
=== Alte Leichenhalle / Kolumbarium ===
 
[[Datei:Kolumbarium Alte Leichenhalle März 2020.jpg|mini|rechts|Das Kolumbarium auf dem Fürther Friedhof, März 2020]]
 
[[Datei:Kolumbarium Alte Leichenhalle März 2020.jpg|mini|rechts|Das Kolumbarium auf dem Fürther Friedhof, März 2020]]
Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von [[Albert Frommel]], erbaut von [[Johann Gran]], bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert, da durch die erfolgte Erweiterung des Friedhofs nach Norden die vorhandene Leichenhalle aus dem Mittelpunkt des Friedhofs aus der Mitte gerückt war. Die alte Leichenhalle wird inzwischen als sog. [[wikipedia:Kolumbarium|Kolumbarium]] genutzt, d.h. hier werden ausschließlich Urnenbestattungen vorgenommen.  
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Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von [[Albert Frommel]], erbaut von [[Johann Gran]], bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert, da durch die erfolgte Erweiterung des Friedhofs nach Norden die vorhandene Leichenhalle aus dem Mittelpunkt des Friedhofs aus der Mitte gerückt war. Die alte Leichenhalle wird inzwischen als sog. [[wikipedia:Kolumbarium|Kolumbarium]] genutzt, d.h. hier werden ausschließlich Urnenbestattungen vorgenommen.
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Die 1855 durch den Nürnberger Albert Frommel geplante und errichtete Leichenhalle gehört zu den bedeutendsten Bauwerken Fürths. Die Grundform ist ein langgestrecktes Rechteck, das von einem quer gerichteten Rechteck mit nördlich anschließender polygonaler Apsis rechtwinkelig so durchdrungen wird, dass sich ein Kreuz ergibt. Darüber erhebt sich ein eingeschossiger Sandsteinbau zu sieben Achsen, dem im Süden ein flachgiebeliger Mittelrisalit, bestehend aus einer dreijochigen Vorhalle mit dreistufiger Freitreppe vorgelagert ist. Drei profilierte Rundbogenarkaden gleicher Höhe öffnen ihre Vorderseite. Die Archivolten werden in der Mitte von Vollsäulen mit ein wenig an die Hirsauer Bauschule des 12. Jahrhunderts erinnernden Korbkapitellen, an den Seiten von Wandpfeilern getragen. Ein Kreuz bekrönt den Giebel. Rundbogenfenster durchbrechen die Flanken. Letztere werden wie der Frontispiz an den Ecken durch Lisenen betont, deren profilierte Basen auf dem umlaufenden Sockel stehen. Ein Bogenfries mit Deutschem Band strukturiert unterhalb der Dachtraufe die glatten Wandpartien. Auch die gekuppelten Rundbogenfenster, auch Biforienfenster genannt, der Apsis sind Reminiszenzen an den Baustil der Palastbauten des Quattrocento in Florenz.
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Durch ihre durchbrochene Fassung im Zwickelfeld verweisen sie auf die Fenster des Palazzo Ruccellai (1455-1460) von Leon Battista Alberti, wie sie auch in der Ludwigskirche 1829 und der Universität in München zum Ausdruck kommen. Sie lassen die geistige Urheberschaft der Architekten Friedrich von Gärtner und Leo von Klenze spüren.<ref>Dr. Robert Leyh, 2006 Friedhof-Kalender</ref>
 
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| [[Georg Friedrich von Langhans|OB von Langhans]] || 18 s
 
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| [[Friedrich Lehmus|Pfarrer Lehmus]] || U o
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| [[Friedrich Lehmus|Pfarrer Lehmus]] || U 8 s
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| Luftkriegsopfer || P w
 
| Luftkriegsopfer || P w
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* [[Meine Engel - Fürther Engelsstatuen (Buch)|Meine Engel - Fürther Engelstatuen]], [[2003]]
 
* [[Meine Engel - Fürther Engelsstatuen (Buch)|Meine Engel - Fürther Engelstatuen]], [[2003]]
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* Robert Leyh, Peter Frank: [[Der stille Begleiter (Broschüre)|Der stille Begleiter]]. Stadt Fürth, 2006
 
* ''Ratgeber für den Trauerfall''. Hrsg. inixmedia GmbH Marketing & Medienberatung Kiel im Auftrag der Stadt Fürth, 1. Auflage, 2015
 
* ''Ratgeber für den Trauerfall''. Hrsg. inixmedia GmbH Marketing & Medienberatung Kiel im Auftrag der Stadt Fürth, 1. Auflage, 2015
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* hän: ''Diebe stehlen Metall von 75 Gräbern''. In: Fürther Nachrichten vom 16. Oktober 2020 (Druckausgabe) bzw. ''75 Anzeigen: Diebe stehlen massenweise Metall von Fürther Gräbern''. In: nordbayern.de vom 15. Oktober 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10519796 online abrufbar]
 
* hän: ''Diebe stehlen Metall von 75 Gräbern''. In: Fürther Nachrichten vom 16. Oktober 2020 (Druckausgabe) bzw. ''75 Anzeigen: Diebe stehlen massenweise Metall von Fürther Gräbern''. In: nordbayern.de vom 15. Oktober 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10519796 online abrufbar]
 
* fn: ''Grabdieb auf frischer Tag ertappt''. In: Fürther Nachrichten vom 28. Oktober 2020 (Druckausgabe) bzw. ''Dieb parkt neben Streife - und wird festgenommen''. In: nordbayern.de vom 27. Oktober 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10553899 online abrufbar]
 
* fn: ''Grabdieb auf frischer Tag ertappt''. In: Fürther Nachrichten vom 28. Oktober 2020 (Druckausgabe) bzw. ''Dieb parkt neben Streife - und wird festgenommen''. In: nordbayern.de vom 27. Oktober 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10553899 online abrufbar]
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* ''Fürther Friedhof zählt nun zu bundesweitem Kulturerbe''. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 22 vom 2. Dezember 2020, S. 7 – [http://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2020/SZ_22_20.pdf PDF-Datei]
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* Hans-Joachim Winckler: ''Ein lebendiger Ort des Erinnerns''. In: Fürther Nachrichten vom 4. Januar 2021 (Druckausgabe)
    
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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