Verkehrsverein Fürth und Umgebung: Unterschied zwischen den Versionen

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Erstellt am 21.09.2015, Peter Frank.
 
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Version vom 24. August 2021, 16:57 Uhr

Der Verkehrsverein Fürth und sein Wirken von 1923 bis 1993

Vorbemerkung

Ein Verkehrsverein bezweckt die Förderung des Fremdenverkehrs. Bei einem Kurort oder einer Stadt mit Sehenswürdigkeiten ist es keine Frage, dass ein Fremdenverkehrsbüro existiert. Wie aber war das in Fürth? Da gab es seit jeher keine oder wenig Werbung. Weil Fürth im Schatten von Nürnberg eher Durchgangsort war. Und es galt als „Industrie- und Handelsstadt“. Werbeprospekte erübrigten sich daher.

Erste Gründung 1923

Erste Gründung des Verkehrsvereins für Fürth und Umgebung am 26. Februar 1923 im Parkhotel. Vorsitzender war der Fabrikbesitzer Bernhard Winkler. Im Ausschuss saßen Honoratioren der Stadtverwaltung und Wirtschaft, Industrie, Handel, Gewerbe, Handwerk. Der Verein kam auf Bestreben von Bürgermeister Müller zustande. Winkler führte den Verein bis zur Niederlegung im März 1932. 2. Vorsitzender war Karl Löhner, Großkaufmann und Handelsrichter, der den Verein nach Winkler weiterführte. Löhner betrieb ein Geschäft für Haus- und Küchengeräte in der Schwabacher Straße 45 und war „Führer“ des Fürther Einzelhandels. Aktivitäten in der NS-Zeit Ab Juni 1934 kam der Verein unter den neuen Führer Oberbürgermeister Franz Jakob. Als Geschäftsführer wurde Rechtsrat Dr. Kempfler eingesetzt. Besprochen wurde dies in einer Mitgliederversammlung am 6. Juni 1934 im Kulturverein, Zunftstube. Zu einem „Neuaufbau des Fürther Verkehrsvereins“ berief man eine Versammlung im Parkhotel-Saal am 22.6.1934 ein. Jakob hielt eine einstündige Rede. In die neue Mitliederliste trugen sich dann 91 Personen ein. Für die Verkehrswerbung und seine Belebung sprachen sich viele aus: Fräulein Bauer als 1. Vorsitzende von „Treu Fürth“, Herr Kamm als Führer der Gastwirtsinnung, Herr Wölfel für den Fürther Einzelhandel und Buchdruckereibesitzer L. Kraus. Fritz Bernet vom Stadttheater war der Ansicht, wir Fürther hätten genug Anziehungspunkte. Im Verkehrsverein müsse sich die Werbung für alles konzentrieren, für die Kerwa, für den Pokulator, für die Schießhauskerwa, für Theater, für alles, was Verkehr verspreche. Es müsse mit dem Teufel zugehen, wenn uns das nicht gelänge! (Bravo-Rufe). 1934 betätigte sich Kempfler als Organisator des Fürther Faschings. Ein Faltprospekt wurde herausgegeben; dieser stellte die Bedeutung der Stadt als Industrie- und Handelsstadt heraus. Auf dem Umschlag das Rathaus und der Kunstbrunnen am Bahnhof. Zu Weihnachten gab es geschmückte Auslagen in den Geschäften, große Adventskränze in der Innenstadt; 1937 am Königsplatz einen „Christbaum für Alle“ mit Lichtern. Ab Februar 1934 wirkte im Rathaus ein städtisches Presse- und Werbeamt mit Inspektor Eder. Es stand unter der Leitung von Bürgermeister Schied. Nach einem Rundschreiben Nr. 4/1934 vom 23.2.1934 waren die Verkehrsvereine nach Mustersatzungen und Vorgaben für die Werbetätigkeit umzugestalten. 1936 wechselte die Zuständigkeit für sämtliche Fragen des Fremdenverkehrs zum Referenten IX, dem Beigeordneten Hans Sandreuter. Pg. Fritz Eder übernahm die Werbung. Dazu kam ein Prospektschrank ins Presse- und Werbeamt. Einen Aushängekasten am ehemaligen Ludwigsbahnhof-Gebäude betreute Herr Haber. Die neue Vereinsführung bestand nun aus OB Jakob als 1. Vorsitzender, Beigeordneter Johann Sandreuter als 2. Vorsitzender, Kaufmann Georg Haber als 3. und geschäftsführender Vorsitzender sowie Sparkassendirektor Roth als Kassier. Im Juli 1937 hieß es, die zwingende Vorschrift mit Reichsgesetz vom 26.3.1936 zur Durchführung des Fremdenverkehrs schaffe umwälzende Reformen; die Leitung der Verkehrsvereine sei durch die Gemeinde zu übernehmen. Das hatte Fürth bereits erfüllt. Ein Mitgliederverzeichnis des VV von 1936 wies 173 Mitglieder nach. 1938 machte Hans Lang, Sternstraße 5/Büro Gartenstraße 6 Vorschläge zu einer Werbeaktion. 1940 zählte der Verein zum 1.10.1940 bereits 224 Mitglieder. OB Jakob hatte am 30.8.1940 aus Thorn geschrieben, dass er den Vorsitz niederlege auf Grund seiner endgültigen Berufung als OB und Kreisleiter der alten Ordensstadt Thorn.

Außerhalb des Rathauses übernahm Karl Walk, der Inhaber der staatlichen Lotterie-Einnahme im Haus Schwabacher Straße 12, neben der Fahrkartenausgabe für die Straßenbahn und Karten für Theater, Konzerte und sonstige Veranstaltungen auch die Erteilung von Auskünften sowie das Verteilen von Prospekten von Fürth. Für die Zeit nach 1940 gibt es keine Aufzeichnungen in den Archiv-Akten und Berichte in den Zeitungen. Erst 1950 kommt wieder Bewegung in die Wiederbelebung des Verkehrsvereins. Wiedergründung des Verkehrsvereins im Mai 1951 In der Gaststätte „Berg-Bräu“, Königstraße, fand die Versammlung statt. Zum Ersten Vorsitzenden wählte der neu konstituierte Verein den Geschäftsmann Peter Wagner. Der Seniorchef des Bekleidungshauses Hofmann & Wagner war langjähriger Vorsitzender des Vereins. Als stellvertretende Vorsitzende stellten sich Stadtrat Hanns Ulrich (CSU) und der Kaufmann Herrmann Fiedler zur Verfügung. Als Schatzmeister brachte sich Erwin Voelter ab 1951 ein. Er vom Park-Hotel führte aus, dass Fürths Hotels selten besser belegt waren als seit dem Beginn der Gartenschau. Sonst blieben 52 Prozent der Betten in seinem Haus frei. Wagner starb am 11. Mai 1969 mit 75 Jahren. Betätigt hatte er sich auch rege bei der Spielvereinigung Fürth und im Gebietsausschuss Rangau-Franken. Der Impuls für die Vereinsgründung und allgemein den Ausbau der Fremdenwerbung kam offensichtlich durch die Gartenschau „Grünen und Blühen“ im Jahr 1951. Diese Veranstaltung sei der erste und bedeutendste Schritt nach dem Dornröschenschlaf der Stadt gewesen. Es gelte nun, das Erreichte weiter auszubauen. Und es sei höchste Zeit, dass man sich vom Gedanken, im Schatten Nürnbergs zu leben und von der Angst vor der Konkurrenz mit der Nachbarstadt freimache. Die Initiative zur Wiedergründung des Verkehrsvereins ging von Rudolf Martin aus. Er war Obmann des Gebietsausschusses Rangau-Franken im Nordbayerischen Fremdenverkehrsverband. Er führte die Rangautage als Heimattage ein, erreichte eine bessere Verkehrserschließung des Hinterlandes durch Buslinien sowie Fahrplan-Verbesserungen bei der Bahn. Die Herausgabe von Werbeschriften ging auf ihn zurück. Als Krönung seines Werkes galt der Kirchweih-Festzug. Von Seiten der Stadt organisierte diesen Oberinspektor Fiedler im Gewerbeamt, das dem Rechtsrat Kurt Scherzer, zuständig für das Wirtschaftsreferat, unterstand.

Die Auflösung 1993 und neues Konzept

Dem Verkehrsverein Fürth geht die Luft aus, so titelte die FN am 13. März 1993. An der Jahreshauptversammlung hatten nur 13 Leute teilgenommen. Die Vorstandsmitglieder wollen nicht mehr, neue Leute boten sich nicht an. Am 1. April als letzter Versammlung soll die Auflösung beschlossen werden. Der Tenor der Berichte in der Veranstaltung: Die Organisation des Fremdenverkehrs solle die Stadt in eigene Hände nehmen oder den Verein besser ausstatten. Der Noch-Vorsitzende Heinrich Pelloth wies darauf hin, dass mit bescheidensten Mitteln seit den 1950er Jahren Prospekte und Aufkleber herausgegeben wurden. Unterkunfts- und Gaststättenverzeichnisse wurden auf den Weg gebracht, wozu aber der Zuschuss der Stadt (25.000 DM) und die Mitgliedsbeiträge der rund 150 Mitglieder kaum ausreichten. Seit 1985 habe der Verein nichts mehr selbst entscheiden können. Alt-Oberbürgermeister Scherzer hatte sein Nichterscheinen bei der Versammlung damit entschuldigt, er wolle bei diesem einst so rührigen Verein nicht auch noch aktive Sterbehilfe leisten. Im Februar 1993 gründete die Stadt Fürth einen „Verkehrsbeirat“ zur Förderung des Fremdenverkehrs und übertrug die Federführung dem Wirtschaftsreferenten Dr. Peter Iblher. In dem neuen Gremium saßen nun Vertreter aus Hotellerie, Gastronomie, Reisebüros, Einzelhandel, Kultur und städtischer Öffentlichkeitsarbeit. Zielsetzung: Die Stadt für Besucher attraktiver und nach außen hin bekannter machen. Dazu gehöre, das Informationsangebot und die Stadtwerbung zu verstärken sowie die Gäste besser zu betreuen. Für den in Fürth ankommenden Touristen gebe es keine zentral gelegene Informationsstelle; den Service der Zimmervermittlung gebe es nur für große Besuchergruppen. Regelmäßige Stadtführungen oder auf Bestellung werden nicht angeboten. Für die Präsentation der Stadt gebe es zu wenig Broschüren, Plakate und andere Werbemittel. Darunter leide das Image der Stadt nach innen und außen. Das Aus für den Verkehrsverein wurde schon im Dezember 1992 angekündigt: Neues Konzept nötig. Anlaufstelle für Touristen heißt künftig ´Stadt-Information´. Das Konzept für den Stadtratsbeschluss werde Dr. Iblher liefern, der die Geschäftsführung für das beim Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerberatung anzugliedernde Informationsbüro übernahm. 1991 hatte der Verkehrsverein sein 40-jähriges Bestehen seit der Wieder-Gründung im Mai 1951 in der Stadthalle gefeiert mit Ansprachen des Regierungspräsidenten Heinrich von Mosch und des Oberbürgermeisters Uwe Lichtenberg. Der Festredner, Lokalredaktionsleiter Wolfgang Stöckel las all denen, die für das Image der Stadt mitverantwortlich sind, kritisch aber konstruktiv die Leviten, während es in den Grußworten Streicheleinheiten gab. 1988 brachte der Verkehrsverein ein Faltblatt heraus: Spaziergang durch Fürth. Es sollte zum Bummeln durch die Kleeblattstadt verlocken. Als Stadtprospekt mit einer Auflage von 20.000 Stück sollte der den Fremden durch Stadt und Geschichte leiten. Auf der Mitgliederversammlung des Vereins im Mai 1988 wurde an die Stadtverwaltung appelliert, die Stadt für die Fremden attraktiver zu machen und sich für Fürth als Standort des Jüdischen Museums Franken einzusetzen. Auch die Pläne für ein Radio-Museum wurden begrüßt. Für „Fürth – Die liebenswerte Stadt in Franken“ warb ein vom Verkehrsverein herausgegebener Aufkleber ab Mai 1987. Es gab ihn gratis beim ABR und bei der Sparkasse. 1985 war dem Verkehrsverein die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt aberkannt worden. Spendengelder wurden nicht mehr zum Nutzen für die Allgemeinheit anerkannt. Der Zweck des Vereins, den örtlichen Fremdenverkehr zu fördern diene nicht ausschließlich dem Nutzen der Allgemeinheit, sondern fördere auch die privatwirtschaftliche Erwerbstätigkeit, hieß es in der Begründung.

Ein Stadtplakat brachte der Verein im Januar 1984 heraus: Das Poster mit einer grafischen Komposition charakteristischer Gebäude (Rathaus, Theater, Michaelskirche, Stadthalle, Kirchturm St. Heinrich) warb mit „Fürth, die liebenswerte Stadt in Franken“ und der Fußnote „Man kommt nach Fürth und fühlt sich daheim“. 1983 gab es zwei Stadtprospekte als grüne Heftchen: ein Unterkunfts- und Adressenverzeichnis und eine Bildbroschüre mit Kurzporträts der Sehenswürdigkeiten. Gestaltung und Texte hatte die städtische Pressestelle unter Klaus Böhmetzrieder übernommen. 1976 beim 25jährigen Bestehen des Verkehrsvereins wurde der langjährige Geschäftsführer ab 1957 bis 1972 Gustav Noel gewürdigt . Er hatte für Verbesserungen der Verkehrsverbindungen gesorgt und die Festbeleuchtung – Lichtgirlanden in der Innenstadt – schon ab 1965 zur Kirchweih bis zu den Weihnachtsfeiertagen angeregt. 1971 hielt er zum 20jährigen Bestehen den Festvortrag. Wegen seiner Liebe zur Straßenbahn nannte man ihn „Der Autoschreck“. Ein neuer bunter Prospekt mit 25 Bildern und Kurztexten propagierte „Die Stadt im Grünen am Europakanal“ und zeigte Fürth im Verkehrsnetz. Die Werbeschrift gab auch ein zweites Motto vor: „Das Tor zum Rangau“. Der Gebietsausschuss „Rangau“ im Fremdenverkehrsverband Nordbayern e. V. hatte mitgewirkt; Valentin Fürstenhöfer, der Geschäftsführer, übernahm Gestaltung, Grafik und Text. Die Einleitung: Fürth ist eine in ihrer Eigenart sehenswerte und doch verkannte Stadt. (…) Die Geschäftsstelle des Vereins hatte der ADAC 1976 mit übernommen. Die Wartehalle der Straßenbahn-Haltestelle auf der Freiheit mit zwei hauptamtlichen Kräften wirkte auch für die Öffentlichkeitsarbeit. Damals zählte der Verein 173 Mitglieder: 80 Firmen, 52 Gastronomen, 23 Verbände, Organisationen und Brauereien sowie 18 Einzelpersonen. Vorsitzender des Vereins (seit 1966) war OB Kurt Scherzer; Zweiter Vorsitzender Werner Gemeinhardt vom Park-Hotel. Als Geschäftsführer fungierte Hans Hauswald, der ehemalige DAK-Dienststellenleiter. 1962 vereinbarte man eine Zusammenarbeit mit Nürnberg und Erlangen auf dem Gebiet der Unterkunftsvermittlung und Werbung in Form einer Arbeitsgemeinschaft. Sie begann ab der Reise- und Feriensaison 1963. Der monatlich erscheinende „Monatsspiegel“ brachte nun ein Hotel- und Gaststättenverzeichnis für alle drei Städte heraus, außerdem Veranstaltungsvorschauen und Berichte. Nürnbergs Bürgermeister Haas betonte, Fürth habe es im Schatten Nürnbergs schwer, für sich wirksam zu werben, man könne aber die Nachbarstadt nicht aus einer Arbeitsgemeinschaft ausschließen.

Unterschiedliche Ansichten über Werbung

1954 debattierte man über die Aufmachung eines neuen Werbeprospektes anstelle des Prospekts aus 1952 mit dem Silberumschlag . Letzterer fand zwar reißenden Absatz, war aber zu text-beladen. 1952 war er noch als guter Werbeprospekt und Spiegelbild des Kommunal-, Wirtschafts- und Kultur-Lebens, gekleidet in ansprechender Form gefeiert worden. Der Stadtinspektor Seybold, Leiter der Abteilung für Wirtschaft, meinte, ein Prospekt müsse nüchtern und sachlich die Besucher ansprechen, weil der Großteil der Besucher Fürths Geschäftsleute und nicht Vergnügungsreisende seien. Verkehrsvereins-Geschäftsführer Rudolf Martin vertrat den Standpunkt, wenn man die Herausgabe eines sachlichen Zweck-Prospektes durchaus würdige, dürfe nicht vergessen werden, als fünfte Speiche in das Wirtschaftsrad den Fremdenverkehr einzubauen. In den 1950er Jahren beklagte man immer wieder, dass es keine zentrale Fremden-Auskunftsstelle in Fürth gebe. Seit der Gründung sei man in dieser Sache nicht vorangekommen. Der Geschäftsführer Martin beklagte das Fehlen wenigstens eines Kiosks für Auskünfte; die Plakat- und Prospektwerbung allein genüge nicht. Martin betrieb am Haupteingang des Fürther Bahnhofs einen Kiosk mit Pacht an die Bundesbahn; dieser Standort fungierte auch als Geschäftsstelle des Verkehrsvereins. Das hatte in kleinem Rahmen sowohl der Bahn, als auch der Stadt genützt.

Erstellt am 21.09.2015, Peter Frank.

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